Die Ministerin für Arbeit, Gleichstellung und Soziales hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 21. November 2011 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/107 6. Wahlperiode 22.11.2011 KLEINE ANFRAGE der Abgeordneten Regine Lück, Fraktion DIE LINKE Stand der Nachwuchsoffensive und ANTWORT der Landesregierung Das Ausbildungsjahr 2011/2012 ist angelaufen. Die Wirtschaft ringt um Nachwuchs und lockt zum Teil mit höheren Ausbildungsvergütungen, dennoch sind viele Ausbildungsstellen unbesetzt geblieben. 1. Wie hat sich das Verhältnis (prozentual und absolut) zwischen der Anzahl der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in MecklenburgVorpommern und der Anzahl derjenigen, die hier im Land entweder eine Ausbildung begannen bzw. ein Studium aufnahmen seit 2005 entwickelt (um jährliche Aufschlüsselung wird gebeten)? Jahr Schulabgängerinnen und Schulabgänger Auszubildende mit neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen Anteil in Prozent 2005 23.540 16.313 69,3 2006 23.738 16.278 68,6 2007 20.062 16.103 80,3 2008 20.806 13.946 67,0 2009 13.009 11.152 85,7 2010 10.486 9.956 94,9 Quelle: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern. Drucksache 6/107 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 2 Jahr Schulabgängerinnen und Schulabgänger Schulabgängerinnen und Schulabgänger mit Hochschul- zugangsberechtigung (HZB)* Studienanfänger 1. Hochschul- semester mit HZB aus Mecklenburg- Vorpommern Anteil an der Gesamtzahl der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in Prozent 2005 23.540 6.010 2.966 12,60 2006 23.738 6.434 2.951 12,43 2007 20.062 6.493 3.134 15,62 2008 20.806 11.440 3.757 18,06 2009 13.009 5.649 3.463 26,62 2010 10.486 3.994 2.675 25,51 Quelle: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern, letzte Spalte eigene Berechnung. * mit HZB sind die Schulabgängerinnen und Schulabgänger mit allgemeiner Hochschulreife sowie Fachhochschulreife zusammengefasst. In der nachfolgenden Tabelle sind die Zahlen der Absolventen/Abgänger der allgemein bildenden Schulen eines Jahres und die Zahlen der Neuanfänger an den Beruflichen Schulen des gleichen Jahres gemäß der Frage gegenübergestellt. Eine solche Gegenüberstellung berücksichtigt jedoch nicht, ob die als Zahl der Neuanfänger ausgewiesenen Schüler der Beruflichen Schulen unmittelbar nach dem Verlassen der allgemein bildenden Schulen eine Ausbildung aufgenommen haben oder ob in der Zwischenzeit zum Beispiel ein freiwilliges soziales Jahr oder im Falle der Abiturienten Wehr- oder Zivildienst geleistet wurde. Jahr Absolventen/Abgänger der allgemein bildenden Schulen Anzahl der Neuanfänger in den Beruflichen Schulen (einschließlich BVJ und BVB) Anteil in Prozent 2005 23.540 27.634 117,4 2006 23.738 27.628 116,4 2007 20.062 25.410 126,7 2008* 20.806 21.611 103,9 2009 13.009 17.864 137,3 2010 10.486 16.206 154,5 Quelle: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern, amtliche Schulstatistik. * doppelter Abiturjahrgang. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/107 3 2. Ist eine Trendwende dahingehend erkennbar, dass prozentual mehr junge Leute im Land bleiben bzw. aus anderen Bundesländern hierher kommen und welche Schlussfolgerungen werden gezogen? Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Nord, ist in den letzten Jahren prozentual ein leichter Anstieg bei den Auszubildenden, deren Wohngemeinde mit dem gemeindebezogenden Sitz des Ausbildungsbetriebes übereinstimmt, zu verzeichnen (von 88,7 % im Jahr 2005 bis 90,8 % im Jahr 2010). Damit ist prozentual die Anzahl der sogenannten Auspendler leicht rückläufig. Die Zahl der Jugendlichen, die zur Ausbildung aus anderen Bundesländern nach Mecklenburg -Vorpommern kommen (sogenannte Einpendler), ist in den letzen Jahren prozentual leicht angestiegen (von 3,0 % im Jahr 2005 bis 4,4 % im Jahr 2010). Dies ist allerdings auch durch die demografische Entwicklung bedingt. Die Fachkräftekampagne „Dein Land - Deine Chance - Durchstarten in MV“ wird weitergeführt. Mit der Kampagne werden junge Schulabgängerinnen und -abgänger ermutigt, ihren beruflichen Weg im eigenen Land zu gehen. Angesprochen werden darin sowohl Ausbildungs-, Studiums- und Berufsperspektiven. 3. Verfügt die Landesregierung über eine Übersicht, die den gegenwärtigen Bedarf an Auszubildenden/Ausbildungsplätzen dem gegenwärtigen Stand des angelaufenen Ausbildungsjahres - aufgeschlüsselt nach Branchen bzw. Berufen - gegenüberstellt? Wenn ja, was ergibt sich aus dieser Übersicht? Nach den Daten der Bundesagentur für Arbeit zum Ausbildungsstellenmarkt – Bewerber und Berufsausbildungsstellen, Land Mecklenburg-Vorpommern, September 2011 - für das Berichtsjahr vom 01.10.2010 bis 30.09.2011 (abrufbar unter http://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Statistik-nachThemen /Ausbildungsstellenmarkt/Ausbildungsstellenmarkt-Nav.html) wurden mehr Berufsausbildungsstellen angeboten als Bewerber gemeldet waren. Aus der Übersicht 6.1.2 - Bewerber für Berufsausbildungsstellen und Berufsausbildungsstellen nach Berufsbereichen und -gruppen - ergibt sich, dass in fast allen Berufsbereichen mehr Ausbildungsplätze als Bewerber gemeldet wurden. Ausnahmen sind z. B. in den Bereichen Pferdewirtschaft, Tierpflege, Farb- und Lacktechnik sowie Technische Mediengestaltung zu verzeichnen. Insbesondere in den folgenden - farblich untersetzten - Ausbildungsberufen konnte das Angebot an Ausbildungsplätzen nicht mit geeigneten Bewerbern besetzt werden. Drucksache 6/107 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 4 Unbesetzte Berufsausbildungsstellen, Stand Ende September 2011 Berufe Anzahl Anteil in Prozent unbesetzte Berufsausbildungsstellen 1.193 100,0 Koch/Köchin 184 15,4 Restaurantfachmann/Restaurantfachfrau 181 15,2 Hotelfachmann/Hotelfachfrau 140 11,7 Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel 80 6,7 Verkäufer/Verkäuferin 61 5,1 Fachkraft im Gastgewerbe 60 5,0 Fachverkäufer/Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk, Schwerpunkt Bäckerei 46 3,9 Kraftfahrzeugmechatroniker/Kraftfahrzeugmechatronikerin Schwerpunkt Personenkraftwagentechnik 22 1,8 Fachverkäufer/Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk Schwerpunkt Fleischerei 19 1,6 Hauswirtschafter/Hauswirtschafterin 19 1,6 Übrige Berufe 381 31,9 Die größten Stellenbesetzungsprobleme bestehen im Hotel- und Gaststättenbereich. Von den insgesamt 1.193 offenen Stellen konnten im Hotel- und Gaststättenbereich 565 Stellen (rund 47 %) nicht besetzt werden. 4. Liegen der Landesregierung Informationen oder Studien vor, wie sich in den einzelnen Branchen bzw. Berufen der Bedarf an Auszubildenden entwickeln wird? Wenn nicht, ist vorgesehen sich diese Informationen zu beschaffen und wie soll das erfolgen? Im Rahmen des Bündnisses für Arbeit und Wettbewerbsfähigkeit Mecklenburg-Vorpommern ist die Fachkräftesicherung der Wirtschaft ein zentrales Thema. Die Landesregierung hat mit den Sozialpartnern, den Kammern und der Bundesagentur für Arbeit das Fachkräftebündnis Mecklenburg-Vorpommern vom 31.01.2011 abgeschlossen. Im Handlungsfeld 2 des Fachkräftebündnisses haben sich die Bündnispartner darauf verständigt, dass die Datenbasis für die Einschätzung des Neubedarfs bzw. Ersatzbedarfs verbessert werden soll. Dazu gehören die Fortführung des IAB-Betriebspanels Mecklenburg-Vorpommern und die Fortführung des Arbeitsmarktmonitors zur Früherkennung des Arbeitskräftebedarfs und Ermittlung kurzfristiger Qualifizierungserfordernisse in den Unternehmen und Ausweitung auf weitere Branchen (z. B. Tourismus und Nahrungsgüterwirtschaft). Außerdem besteht Übereinstimmung, demografiefeste Personalstrukturen in Betrieben sicherzustellen. Dazu gehört die Förderung von Demografiechecks in Unternehmen, um den tatsächlichen Fachkräftebedarf zu konkretisieren. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/107 5 5. Welcher Handlungsbedarf leitet sich für die Landesregierung aus der Entwicklung des Ausbildungsbedarfs für die Entwicklung der Berufsschulstrukturen und der Ausbildungsangebote ab? Die neuen Landkreise und die kreisfreien Städte sind Träger der Schulentwicklungsplanung. Diese Aufgabe nehmen sie nach den Festlegungen des Kreisstrukturgesetzes vom 12.07.2010 nunmehr im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung war. Die bisherigen Schulentwicklungspläne gelten bis zum 31.07.2013 fort. Bis dahin werden die Planungsträger neue Schulentwicklungspläne aufstellen. Das Schulgesetz schreibt die Entwicklung der Beruflichen Schulen zu Regionalen Beruflichen Bildungszentren vor. Über die Einzelheiten dieser Entwicklung entscheiden die Landkreise und die kreisfreien Städte auf der Grundlage der schulgesetzlichen Vorschriften im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung . 6. Wie ist die Resonanz (Zugriffsstatistik) auf den „Azubi-Atlas“ auf der Internetseite www.durchstarten-in-mv.de? Seit dem Start der Kampagne am 12.10.2009 bis zum 31.10.2011 wurden 120.685 Besucher auf der Internetseite www.durchstarten-in-mv.de gezählt. 715.997-mal wurde der Azubi-Atlas aufgerufen und darin nach Ausbildungsplätzen gesucht. 7. Wie intensiv nutzen die Wirtschaft, Ausbildungsstätten, IHK`s und andere Institutionen diese vorher genannte Plattform und wie viele Schulabgängerinnen und Schulabgänger fanden nachweislich auf diesem Wege ihren Ausbildungsplatz? Die ausbildenden Unternehmen nutzen die Plattform, indem sie ihre Ausbildungsmöglichkeiten im Azubi-Atlas kostenlos präsentieren. Inzwischen (Stand: 31.10.2011) haben sich 965 Unternehmen mit ihren Ausbildungsangeboten in 275 Berufen eintragen lassen. Ein Nachweis, wie viele Schulabgängerinnen und Schulabgänger ihren Ausbildungsplatz auf diesem Wege fanden, wird nicht geführt. Drucksache 6/107 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 6 8. Was unternimmt die Landesregierung derzeit und was ist für diese Legislatur vorgesehen, um die Attraktivität einer Ausbildung im Land zu erhöhen? Die Attraktivität einer Ausbildung im Land zu erhöhen ist eine gemeinsame Aufgabe aller Akteure des am 31.01.2011 abgeschlossenen Fachkräftebündnisses MecklenburgVorpommern . Die Ausbildung junger Menschen muss attraktiv gestaltet werden. Ein Stichwort ist hier ein gutes Image der Ausbildungsbetriebe. Die Wirtschaftskammern leisten mit Unterstützung der Landesregierung mit Aktionen wie z. B. der Auszeichnung von „TOP-Ausbildungsbetrieben“ oder dem Wettbewerb „TOP-Azubi“ einen erheblichen Beitrag zur Erhöhung der Attraktivität der Berufsausbildung. Weiterhin sind eine angemessene und leistungsgerechte Bezahlung, geregelte Arbeitszeiten /Überstundenausgleich bzw. -vergütung, Bereitstellung von bezahlbaren Unterkünften, Übernahme nach der Ausbildung usw. wichtige Kriterien, um die Ausbildung attraktiv zu machen. Die Wirtschaft reagiert auf die geänderten Bedingungen. So ist in einigen Handwerksberufen zu Beginn des Ausbildungsjahres 2011 die Ausbildungsvergütung erhöht worden. Die weitere Entwicklung Mecklenburg-Vorpommerns zu einem attraktiven Wirtschafts-, Arbeits- und Lebensstandort und seine Bewerbung werden das Handeln der Bündnispartner bestimmen. Durch geeignete Marketingmaßnahmen werben die Bündnispartner für den Wirtschafts-, Arbeits- und Lebensstandort Mecklenburg-Vorpommern. Dazu gehören seitens der Landesregierung u. a. die „Meisterkampagne“ und die Fachkräftekampagne „Dein Land - Deine Chance - Durchstarten in MV“. 9. Wie arbeiten die Bündnispartner in den Gremien des Bündnisses für Arbeit und Wettbewerbsfähigkeit Mecklenburg-Vorpommern zusammen in Bezug auf die Nachwuchssicherung und wie ist diesbezüglich der aktuelle Umsetzungsstand des Fachkräftebündnisses für Mecklenburg -Vorpommern zu bewerten? Die Umsetzung des Fachkräftebündnisses für Mecklenburg-Vorpommern stellt auch in Bezug auf die Nachwuchssicherung einen laufenden Prozess für alle Beteiligten dar. Folgende Maßnahmen wurden u. a. umgesetzt: - Einführung des JungsTag MV am 05.10.2011 in Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern, - Einführung des Berufswahlpasses an den allgemein bildenden Schulen, - bedarfsgeberechte Förderung der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) im Handwerk und der Verbundausbildung zur Stärkung der Ausbildungsqualität im dualen System der beruflichen Bildung bis 2013 gesichert. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/107 7 10. Ist eine Unterrichtung des Landtages zum Umsetzungsstand der im Fachkräftebündnis für Mecklenburg-Vorpommern ausgewiesenen Leitsätze und Handlungsfelder vorgesehen? Wenn ja, wann, wenn nicht, aus welchen Gründen? Im Fachkräftebündnis für Mecklenburg-Vorpommern heißt es: „ … Zum aktuellen Umsetzungsstand berichten die Bündnispartner in den Gremien des Bündnisses für Arbeit und Wettbewerbsfähigkeit Mecklenburg-Vorpommern.“ Eine formale Unterrichtung des Landtages zum Umsetzungsstand ist nicht vorgesehen. Die Landesregierung wird aber selbstverständlich bei Bedarf die Ausschüsse des Landtages informieren.