Der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 27. September 2012 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/1071 6. Wahlperiode 27.09.2012 KLEINE ANFRAGE des Abgeordneten Jutta Gerkan, Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Mögliche Gefährdung Umweltbildungsarbeit, Müritz-Nationalpark und Weltnaturerbe Alte Buchenwälder und ANTWORT der Landesregierung Seit Jahren leidet die Wasserqualität im Grünower See (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) unter erheblichen, nicht natürlichen Nähr- stoffeinträgen. Im Sommer entwickeln sich dort regelmäßig Teppiche aus Blaualgen (Cyanobakterien), die eine giftige und allergische Wirkung auf den Menschen haben können. Ein Baden für die Kinder und Jugend- lichen, die das Jugendwaldheim Steinmühle bei Carpin besuchen, ist nicht möglich. Die Kinder und Jugendlichen müssen immer wieder über die Gefahren, die vom See ausgehen, informiert werden. 1. Sieht die Landesregierung durch den beeinträchtigten Gewässer- zustand des Grünower Sees eine Beeinträchtigung der Umwelt- bildungsarbeit der landeseigenen Umweltbildungsstätte Jugendwald- heim Steinmühle bei Carpin? Nein, die Landesregierung sieht keine entsprechende Beeinträchtigung der Umweltbildungs- arbeit. Das Jugendwaldheim Steinmühle liegt am Müritz-Nationalpark. Die Umweltbildungs- arbeit des Nationalparkamtes mit Kindern und Jugendlichen beinhaltet vorrangig die Vermitt- lung von Kenntnissen über die natürlichen Entwicklungen im Nationalpark (Wald, Moore). Der außerhalb des Nationalparks liegende Grünower See wird zur Umweltbildung mit Bezug auf die Gewässerökologie genutzt. So wird durch die Kinder- und Jugendgruppen im Jugend- waldheim regelmäßig der Gewässerstatus (Temperatur, Sichttiefe, Nährstoffwerte, Algen etc.) erhoben und in einem Schaukasten vor Ort öffentlich gemacht. Die Kinder und Jugendlichen lernen dabei sehr anschaulich die Auswirkungen von Nährstoffeinträgen in natürliche Gewäs- ser und deren Ursachen kennen. Für diese Art der Umweltbildung ist der Gewässerzustand folglich von untergeordneter Bedeutung. Drucksache 6/1071 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 2 2. Welchen Zusammenhang sieht die Landesregierung zwischen dem regelmäßigen Ausbringen von Gülle und Gärrückständen einer Biogasanlage in der nahen Bergfelder Dorfmark und dem schlechten Zustand des Grünower Sees? Die Belastungssituation im Einzugsgebiet des Grünower Sees stellt sich verhältnismäßig komplex dar. Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft spielen eine Rolle für die derzeitige Wasserbeschaffenheit des Sees, sind aber nicht die einzigen Belastungsfaktoren. Wegen der Komplexität der Belastungssituation des Grünower Sees ist vorgesehen, im Jahr 2013 die Erarbeitung einer umfangreichen Studie auszuschreiben, um Maßnahmen für die nachhaltige Sanierung des Seeeinzugsgebietes zu ermitteln und darauf aufbauend effektive Möglichkeiten zur Restaurierung des Gewässers zu finden. 3. Hält die Landesregierung die Ausbringung von Gülle und Gärrück- ständen im Winter auf tief gefrorenen Boden in der Bergfelder Dorfmark für eine Maßnahme, die im Einklang mit einer ordnungs- gemäßen Landwirtschaft steht? Gülle und Gärreste dürfen gemäß Düngeverordnung auf Ackerland vom 01.11. bis 31.01. eines Jahres und auf Grünland vom 15.11. bis 31.01. eines Jahres nicht ausgebracht werden. Darüber hinaus darf eine Ausbringung nicht erfolgen, wenn der Boden überschwemmt, wassergesättigt, gefroren oder durchgängig höher als fünf Zentimeter mit Schnee bedeckt ist. Ein Verstoß gegen diese Vorgaben steht nicht im Einklang mit einer ordnungsgemäßen Landwirtschaft und ist entsprechend zu ahnden. 4. Welche weitere Gefährdung sieht die Landesregierung durch den permanenten Nährstoffzufluss für a) die Umweltbildungsarbeit am Ufer des Grünower Sees, b) die angrenzenden Gewässer im Müritz-Nationalpark (Teilgebiet Serrahn), c) das UNESCO Weltnaturerbe „Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands“, Teilgebiet Serrahn? Zu a) Eine Beeinträchtigung der Umweltbildungsarbeit am Grünower See durch den Nährstoff- eintrag wird nicht gesehen. Es wird auf die Antwort zu Frage 1 verwiesen. Zu b) Die Landesregierung sieht keine Gefährdung der angrenzenden Gewässer im Müritz-Nationa- lpark (Teilgebiet Serrahn). Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/1071 3 Der Grünower See entwässert über den Godendorfer Mühlenbach in Richtung Nationalpark Müritz (Teilgebiet Serrahn), ohne dessen Hauptseen (Schweingartensee, Großer Fürstenseer See, Zwirnsee) zu berühren, in den Mühlenteich Goldenbaum, dessen Ablauf in den Grammentiner Teich fließt. Dieser liegt allerdings schon nicht mehr im Nationalpark. Eine Belastung der angrenzenden Gewässer durch den Grünower Sees ist unwahrscheinlich und wurde im angrenzenden Mühlenteich auch nicht registriert, da der Grünower See wie eine Vorsperre wirkt und die eingetragenen Nährstoffe zurückhält. Zu c) Das UNESCO Weltnaturerbe „Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands“, Teilgebiet Serrahn liegt ca. 6 km entfernt und wird durch den Zustand des Grünower Sees nicht beeinflusst. 5. Welche Maßnahmen hat die Landesregierung bisher unternommen, die Situation zu verbessern bzw. welche Maßnahmen sind geplant? Zur Minderung der diffusen Nährstoffeinträge in Oberflächengewässer und das Grundwasser wurden seit Anfang der 1990er-Jahre zahlreiche wasserwirtschaftliche Maßnahmen ergriffen, wie beispielsweise die Umsetzung der ordnungsgemäßen Abwasserbeseitigung. Darüber hinaus wurde und wird fortlaufend die Erfüllung der Vorgaben aus der Düngeverordnung und der Klärschlammverordnung sowie die Einhaltung der anderweitigen Verpflichtungen (Cross Compliance) überwacht und Verstöße werden entsprechend geahndet. Des Weiteren wurde vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz im November 2011 ein Konzept zur Minderung diffuser Nährstoffeinträge in die Oberflächen- gewässer und das Grundwasser herausgegeben. Das Konzept ist auf der Internetseite des Ministeriums veröffentlicht. Bezüglich der konkret geplanten Maßnahmen zur Sanierung des Grünower Sees müssen die Ergebnisse der im Jahr 2013 vorgesehenen Studie abgewartet werden. Es wird auf die Antwort zu Frage 2 verwiesen.