Der Minister für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 17. September 2012 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/1072 6. Wahlperiode 18.09.2012 KLEINE ANFRAGE des Abgeordneten Jutta Gerkan, Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Raumordnungsverfahren in Mecklenburg-Vorpommern und ANTWORT der Landesregierung Für verschiedene raumbedeutsame Vorhaben von überörtlicher Bedeu- tung müssen auch in Mecklenburg-Vorpommern Raumordnungsverfahren durchgeführt werden (z. B. nach § 1 Raumordnungsverordnung). 1. Welche Raumordnungsverfahren wurden (und werden derzeit) in den Legislaturperioden ab 2006 von den zuständigen Ämtern für Raum- ordnung und Landesplanung durchgeführt [bitte tabellarische Über- sicht mit Benennung des Vorhabens, der betroffenen Fläche in Hektar, dem zuständigen Amt für Raumordnung und Landesplanung und dem Ergebnis der landesplanerischen Beurteilung (Vorhaben stimmt mit den Erfordernissen der Raumordnung überein/stimmt nicht überein)]? 2. Welche Raumordnungsverfahren wurden (und werden derzeit) in den Legislaturperioden ab 2006 vom Ministerium für Energie, Infra- struktur und Landesentwicklung (früheres Bau- und Verkehrs- ministerium) als oberste Landesplanungsbehörde selbst durchgeführt [bitte tabellarische Übersicht mit Benennung des Vorhabens, der betroffenen Fläche in Hektar und dem Ergebnis der landes- planerischen Beurteilung (Vorhaben stimmt mit den Erfordernissen der Raumordnung überein/stimmt nicht überein)]? Die Fragen 1 und 2 werden zusammenhängend beantwortet. Die Antworten zu den Fragen 1 und 2 sind der Anlage 1 zu entnehmen. Drucksache 6/1072 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 2 3. In welche Fällen in den Legislaturperioden ab 2006 wurde (und wird derzeit) für raumbedeutsame Vorhaben ein Zielabweichungsverfahren nach § 5 Absatz 6 Landesplanungsgesetz M-V unter Beteiligung der jeweils berührten Fachministerien durchgeführt [bitte tabellarische Übersicht mit Benennung des Vorhabens, der betroffenen Fläche in Hektar, der Begründung für die Einleitung eines Zielabweichungs- verfahrens und des Ergebnisses des Zielabweichungsverfahrens)]? Derzeit liegen der obersten Landesplanungsbehörde keine Anträge auf Durchführung eines Zielabweichungsverfahrens nach § 5 Absatz 6 Landesplanungsgesetz Mecklenburg- Vorpommern vor. Für die in der Anlage 2 aufgeführten Vorhaben wurde ab 2006 ein Zielabweichungsverfahren durchgeführt. 4. In welchen Fällen in den Legislaturperioden ab 2006 wurde (und wird derzeit) für raumbedeutsame Vorhaben auf ein Raumordnungs- verfahren verzichtet, ohne ein Zielabweichungsverfahren nach § 5 Absatz 6 Landesplanungsgesetz M-V durchzuführen [bitte tabella- rische Übersicht mit Benennung des Vorhabens, der betroffenen Fläche in Hektar, der Begründung für den Verzicht auf ein Raum- ordnungsverfahren und der Nennung der jeweiligen gesetzlichen Grundlage für die Entscheidung des Ministeriums)]? Die Vorhaben, bei denen ein Raumordnungsverfahren entbehrlich ist, werden nicht statistisch erfasst. 5. Im Petitionsverfahren zur geplanten Hähnchenmastanlage Wattmanns- hagen schreibt das Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landes- entwicklung in einer Stellungnahme, dass ein Raumordnungs- verfahren nur eingesetzt wird, wenn „gravierende Raumnutzungskonflikte bestehen“. a) Ist es aus Sicht der Landesregierung aufgrund zahlreicher Bürger- anfragen zu Fragen der Raumordnung notwendig, nachvoll- ziehbare Kriterien für die Einleitung von Raumordnungsverfahren zu erarbeiten und diese zu veröffentlichen? b) Wenn eine solche Veröffentlichung nachvollziehbarer Kriterien aus Sicht der Landesregierung nicht notwendig ist, warum nicht? Zu 5 a) und 5 b) Die Fragen 5 a) und 5 b) werden zusammenhängend beantwortet. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/1072 3 Die Entscheidung über die Durchführung eines Raumordnungsverfahrens erfolgt auf der Grundlage der Raumordnungsverordnung des Bundes unter Würdigung der konkreten Umstände des Einzelfalls. Es wird dabei insbesondere geprüft, welche Ziele und Grundsätze der Raumordnung für den Standort und das Vorhaben maßgeblich sind. Da es sich hierbei um eine standortspezifische Prüfung handelt, ist es nicht möglich, allgemeingültige Kriterien aufzustellen. Drucksache 6/1072 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 4 Anlage 1 Standort Gemeinde Kreis Verfahrens- träger Vorhaben Fläche Kapazität Betten Golf Cam- ping- plätze Eröffnung Ruht ab Wieder- aufnahme Landes- planerische Beurteilung Ergebni s Usedom/ Petersberg Usedom Stadt Vorpommern- Greifswald Greifswald Golfplatz 187 ha 18-Loch- Golfplatz 250 18 Loch 02.03.2005 11.05.2005 Goldberg Goldberg, Stadt Parchim Schwerin Sport-und Feriendorf "Discovery Resort" 1800-2000 Betten 1.800- 2.000 23.03.2007 31.07.2007 positiv Redewisch Boltenhagen Nordwest- mecklenburg Schwerin Swin-Golfplatz, Bebauungsplan 30a 100 ha Golfanlagen, Hotel zirka 360 18 Loch 07.09.2009 10.03.2010 positiv Lancken Dranske Rügen Greifswald Golfanlage 122 ha Golfanlage mit Hotel (200 Zimmer) 440 18+6 Loch 04.12.2006 19.04.2007 positiv Granitz Binz, Ostseebad Rügen Greifswald Golfplatz 136 ha 18-Loch 18 Loch 20.02.2006 12.07.2006 positiv Wackerow Wackerow Ostvorpommern Greifswald Golfpark 165 ha Hotel, Golfanlage 32 18+9 Loch 30.07.2007 27.12.2007 Varnkevitz Putgarten Rügen Greifswald Caravan- und Campingplatz 300 Stellplätze 300 27.08.2007 30.01.2008 negativ DierhagenKörkwitz Dierhagen, Ostseebad Nordvorpommern Greifswald Campingplatz Boddenwiesen 15 ha 600 Stellplätze 600 25.08.2008 01.04.2009 positiv Hagenow Hagenow, Stadt Ludwigslust Schwerin Ortsumfahrung Bundstraße 321 23.03.2007 21.09.2007 05.11.2009 06.01.2010 positiv Neustrelitz Neustrelitz MecklenburgStrelitz Neubrandenburg Ferienpark am Domjüchsee 1.500 300 06.11.2006 25.04.2007 positiv Ventotec Ost 1 (alt) Ministerium Arcadis Ost 1 (neu) 01.04.2011 Boltenhagen Boltenhagen Nordwestmecklenburg Schwerin Tarres-Resort 550 30.11.2007 28.04.2008 positiv Ranzow Lohme Rügen Greifswald Schloss Ranzow, Erweiterung 18-Loch 53 ha 18 Loch 09.06.2008 08.09.2008 positiv Trasse Ministerium Erdgastransportleitung NEL 08.10.2007 30.07.2008 positiv Putbus Putbus Rügen Greifswald Golfplatz Golfanlage, Clubeinrichtungen 18 Loch 13.07.2009 10.02.2010 positiv Dwasieden Sassnitz, Stadt Rügen Greifswald Kurstadt "Dwasieden" 84,5 ha ursprünglich 2931 Betten 2.000 02.06.2008 18.02.2009 positiv Peenemünde Peenemünde Ostvorpommern Greifswald Ferienhaussiedlung neu: Gesundheitspark 25,5 ha 2.000 neu: 1.000 18.04.2011 14.12.2011 positiv Trasse Rostock Netzanbindung 04.03.2011 09.09.2011 positiv Netzanbindung Ministerium Kabelverbindung 29.06.2010 14.10.2010 21.03.2011 15.06.2011 positiv Klinken/Göthen Tramm/Lewitzrand Parchim Schwerin Photovoltaikanlage 200 ha 39,46 MWp 10.05.2012 Gallin Gallin-Kuppentin Parchim Schwerin Hähnchenmastanlage 300.000 Tierplätze 24.10.2011 02.03.2012 Klein Laasch Neustadt-Glewe Ludwigslust Schwerin Schweine- und Ferkelzuchtanlage 21.595 Tierplätze 15.03.2011 12.07.2011 positiv Passee Passee Nordwest- mecklenburg Schwerin Sauen- und Ferkelaufzucht 2.500 Sauen 9.300 Ferkel 16.07.2012 Barth Stadt Barth Nordvorpommern Greifswald Hafenquartier Barth 3,1 ha 70 Liegeplätze, 250 Ferien-wohnungen 1.000 01.03.2012 21.05.2012 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/1072 5 Anlage 2 Vorhaben Fläche Begründung für die Einleitung des ZAV Ergebnis des ZAV Errichtung von 4 Testwindenergieanlagen südlich der Ortslage Grevesmühlen durch die Firma Kenersys GmbH 4 ha (zirka 1 ha pro WEA*) Verbesserung der Arbeitsmarktsituation (Ansiedlung eines Produktionsstandortes in der Hansestadt Wismar) Landesplanerische Zustimmung vom 05.08.2009 Errichtung von 28 Windenergieanlagen im Zusammenhang mit dem Demonstrations- und Innovationsprojekt RH2-Werder-Kessin- Altentreptow der WIND- WASSERSTOFF-projekt GmbH Co. KG, Börgerende zirka 550 ha Erhöhung der Wettbe- werbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes M-V Verbesserung der Arbeitsmarkt- situation (Errichtung eines Service- und Turmbaustützpunktes in Altentreptow) Förderung von Innovationen Landesplanerische Zustimmung vom 19.11.2010 Errichtung einer 1. temporären Testanlage zur Erprobung von Höhenwinden in der Gemeinde Datzetal durch die NTS Energiesysteme GmbH Berlin zirka 2 ha Förderung von Innovationen Landesplanerische Zustimmung vom 22.06.2011 (zeitlich begrenzt bis zum 31.05.2013) Errichtung von Windenergieanlagen außerhalb des marinen Eignungsgebietes nördlich Rügen (Arcadis Ost 1) durch die KNK Wind GmbH, Frankfurt zirka 12 km 2 Interesse des Landes an der Nutzbarmachung von Flächen für die Offshore- Windenergienutzung Landesplanerische Zustimmung vom 13.03.2012 Errichtung einer 2. temporären Testanlage zur Erprobung von Höhenwinden in der Gemeinde Datzetal durch die NTS Energiesysteme GmbH Berlin zirka 4 ha Förderung von Innovationen Landesplanerische Zustimmung vom 10.07.2012 (zeitlich begrenzt bis zum 28.02.2015) * WEA = Windenergieanlage