Der Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 8. März 2013 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/1554 6. Wahlperiode 11.03.2013 KLEINE ANFRAGE des Abgeordneten Henning Foerster, Fraktion DIE LINKE Maßnahmen des Übergangs Schule-Beruf in Mecklenburg-Vorpommern und ANTWORT der Landesregierung 1. Wie viele Jugendliche nahmen in Mecklenburg-Vorpommern in den Jahren 2009 bis 2012 an den Maßnahmen Berufsberatung nach § 30 SGB III, Eignungsfeststellung nach § 32 SGB III, Berufsorientierung nach § 33 SGB III, Vertiefte Berufsorientierungsmaßnahmen nach § 48 SGB III, Berufseinstiegsbegleitung nach § 49 SGB III, Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen nach § 51 SGB III, Vorbereitung auf einen Hauptschulabschluss nach § 53 SGB III und Einstiegsqualifizierung nach § 54a SGB III teil (bitte die Teilnehmerzahlen je Maßnahme sowie nach Mädchen und Jungen auflisten)? Schülerinnen und Schüler in den Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen/Teilzeit (schulischer Teil) in den Schuljahren 2009/2010 bis 2012/2013 an den öffentlichen beruflichen Schulen in Mecklenburg-Vorpommern: Drucksache 6/1554 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 2 Schulart/ Schuljahr 2009/2010 Schuljahr 2010/2011 Schuljahr 2011/2012 Schuljahr 2012/2013 Bildungsgang/ Zeitform insge-samt weib-lich insge-samt weib-lich insge-samt weib-lich insge-samt weib-lich Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen / Teilzeit Daten liegen noch nicht vor. 2.375 958 1.960 778 1.737 728 1.500 (Quelle: Schulstatistik der beruflichen Schulen). Daten zu weiteren oben genannten SGB III-Maßnahmen liegen der Landesregierung nicht vor. 2. Wie viele Jugendliche haben die unter Frage 1 dargestellten jeweiligen Maßnahmen erfolgreich absolviert (Erfolgsquote)? Nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick der Absolventinnen und Absolventen beziehungsweise der Abgängerinnen und Abgänger der Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen/Teilzeit (schulischer Teil) an den öffentlichen beruflichen Schulen in den Schuljahren 2009/2010 bis 2011/2012: Absolventinnen und Absolventen beziehungsweise Abgängerinnen und Abgänger Davon Schuljahr Abgangszeugnis Abschlusszeugnis darunter zusätzlich Berufsreife erworben insgesamt weiblich insgesamt weiblich insgesamt weiblich insgesamt weiblich 2009/2010 2.314 922 1.044 391 1.270 531 352 135 2010/2011 2.014 829 1.015 391 999 438 292 108 2011/2012 1.366 586 558 230 808 356 236 107 (Quelle: Schulstatistik der beruflichen Schulen) Weitere Daten liegen der Landesregierung nicht vor. 3. Wie viele Jugendliche haben die jeweilige Maßnahme nicht erfolgreich absolviert (Misserfolgsquote) und welche Gründe sind dafür ursächlich? Entsprechende Angaben liegen der Landesregierung nicht vor. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/1554 3 4. Welche finanziellen Mittel sind für die jeweiligen Maßnahmen im genannten Zeitraum vom Bund, vom Land und von möglichen Dritten jährlich aufgewendet worden? Für die Beschulung der Schülerinnen und Schüler in den Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen/Teilzeit (schulischer Teil) wurden in den Schuljahren 2009/2010 bis 2011/2012 an den öffentlichen beruflichen Schulen in Mecklenburg-Vorpommern circa nachfolgende anteilige Personalkosten für den Unterricht aufgewendet: Schuljahr Personalkosten in Euro (ohne Personalgemeinkosten) 2009/2010 4.204.000 2010/2011 3.470.000 2011/2012 3.075.000 Für die Jugendlichenmaßnahmen können für die Jahre 2009 bis 2012 folgende finanziellen Mittel (in Euro) benannt werden: Maßnahme 2009 2010 2011 2012 vertiefte Berufsorientierung - - 22.158 23.044 erweiterte vertiefte Berufsorientierung 607.688 575.027 639.773 718.353 Berufseinstiegsbegleitung 696.938 1.070.573 1.098.696 863.474 Berufseinstiegsbegleitung - Bildungsketten - - 877.242 1.163.809 Einstiegsqualifizierung 586.655 628.275 592.162 447.833 Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen 7.326.628 6.097.097 4.735.673 4.068.719 Für Maßnahmen der Berufsberatung nach § 30 Drittes Buch Sozialgesetzbuch (SGB III) und Eignungsfeststellung nach § 32 SGB III entstehen nur Personalkosten, aber keine Maßnahmekosten. Das Instrument Berufseinstiegsbegleitung nach § 49 SGB III wurde mit der Instrumentenreform 2012 eingeführt und wird erst seit Februar 2013 umgesetzt, so dass es hier in den Jahren 2009 bis 2012 keine Ausgaben gab. Daher wurden die Ausgabemittel für die Berufseinstiegsbegleitung nach § 421s SGB III und die Berufseinstiegsbegleitung im Rahmen des Bildungskettenprogramms des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, das die Bundesagentur für Arbeit umsetzt, eingefügt. In den Ausgabemitteln für Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen sind die Maßnahmekosten für Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die auf den Erwerb des Hauptschulabschlusses vorbereitet werden, enthalten. Eine Differenzierung gibt es hier nicht. Ausgabemittel für die Berufsausbildungsbeihilfe sind nicht aufgeführt. Drucksache 6/1554 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 4 5. Wie beurteilt die Landesregierung die Wirksamkeit der unter Frage 1 aufgeführten Maßnahmen - auch im Zusammenhang mit den dafür eingesetzten Finanzmitteln? Im Jahr 2010 gab es erstmals mehr betriebliche Ausbildungsplätze als gemeldete Bewerbungen. Diese Entwicklung setzte sich 2011 und 2012 fort. Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die die allgemein bildende Schule ohne Abschluss verlassen, ist seit 2010 kontinuierlich fallend. Die soziale Verantwortung, Partizipationsmöglichkeiten zu schaffen und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, wird vonseiten der Landesregierung angemessen berücksichtigt. Aufgrund des Fachkräftebedarfes und der demografischen Entwicklung ist es nicht möglich, langfristig auf Potenziale am Arbeitsmarkt zu verzichten. Ziel ist eine direkte und passgenaue Vermittlung von Ausbildungsplatzsuchenden. 6. Welche Maßnahmen des Übergangs Schule-Beruf hat die Landesregierung in den Jahren 2009 bis 2012 mit welchen Teilnehmerzahlen und mit welchem Ergebnis gefördert? In den Schuljahren 2009/2010 bis 2012/2013 besuchten nachfolgende Schülerinnen und Schüler das Berufsvorbereitungsjahr/Vollzeit an den öffentlichen beruflichen Schulen: Schulart/Bildungsgang/Zeitform Schuljahr 2009/2010 Schuljahr 2010/2011 Schuljahr 2011/2012 Schuljahr 2012/2013 Berufsvorbereitungsjahr/Vollzeit 814 648 616 605 - Normalfall (einjährig) 317 277 310 266 - für Aussiedlerinnen und Aussiedler sowie Ausländerinnen und Ausländer 17 - - - - Sonderpädagogik (zweijährig) 480 371 306 339 (Quelle: Schulstatistik der beruflichen Schulen). Nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick der Absolventinnen und Absolventen beziehungsweise Abgängerinnen und Abgänger des Berufsvorbereitungsjahres/Vollzeit an den öffentlichen beruflichen Schulen in den Schuljahren 2009/2010 bis 2011/2012: Absolventinnen und Absolventen beziehungsweise Abgängerinnen und Abgänger Davon Schuljahr Abgangs- zeugnis Abschluss- zeugnis darunter zusätzlich Berufsreife erworben insgesamt weiblich insgesamt weiblich insgesamt weiblich insgesamt weiblich 2009/2010 593 226 297 119 296 107 223 82 2010/2011 418 177 207 84 211 93 170 77 2011/2012 466 198 240 89 226 109 198 95 (Quelle: Schulstatistik der beruflichen Schulen). Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/1554 5 Produktionsschulen: Im Bereich des Übergangs von der Schule in Ausbildung werden seit 2004 unter anderem Produktionsschulen gefördert. Die sechs im Landesprogramm zusammengeschlossenen Produktionsschulen (Zeitraum 2009 bis 2012) in Mecklenburg-Vorpommern sind Einrichtungen zur Berufsvorbereitung und -orientierung für nicht ausbildungsreife junge Menschen im Alter nach Beendigung der Allgemeinschulpflicht. In diesen Produktionsschulen können junge Menschen auf Schulabschlüsse nach Landesrecht vorbereitet werden. Des Weiteren erhalten sie fachpraktische Unterweisung in unterschiedlichen Branchen und arbeiten betriebsgleich an verwertbaren Produkten und Dienstleistungen. Im Zeitraum 2009 bis 2012 arbeiteten und lernten insgesamt 1.676 junge Menschen an den Produktionsschulen des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Von diesen jungen Menschen haben bereits 1.371 die Produktionsschulen wieder verlassen. Die abgegangenen Produktionsschülerinnen und Produktionsschüler haben sechs Monate nach Verlassen der Einrichtungen folgenden Verbleib angegeben: - 30,9 Prozent in Ausbildung, - 11,9 Prozent in Arbeit, - 18,3 Prozent in weiterführenden Bildungs- und Berufsvorbereitungsmaßnahmen der Bundesagentur für Arbeit beziehungsweise der Jobcenter und - 4,5 Prozent in schulischen Bildungsgängen. Des Weiteren - verbleiben 9,6 Prozent aller Produktionsschülerinnen und Produktionsschüler in der Arbeitslosigkeit und - haben 24,6 Prozent der übrigen jungen Menschen einen unbekannten Verbleib (zum Beispiel Fortzüge), haben den Wehrdienst angetreten, befinden sich in der Elternzeit beziehungsweise in Maßnahmen einer Arbeitsgelegenheit oder haben sich zu einem Klinik- beziehungsweise Therapieaufenthalt (5,2 Prozent) entschlossen. Die oben angegebenen Zahlen und Vermittlungswerte stellen aus der Sicht der Landesregierung ein positives Ergebnis in der Arbeit mit diesen benachteiligten jungen Menschen, die größtenteils mehrfache Vermittlungshemmnisse auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt haben, dar. Drucksache 6/1554 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 6 Produktives Lernen: Schuljahr Teilnehmerzahl Ergebnisse 2009/2010 751 Schülerinnen und Schüler Von 225 Schülerinnen und Schülern, die das Produktive Lernen verließen, haben 177 Schülerinnen und Schüler (78,7 Prozent) die Berufsreife, drei Schülerinnen und Schüler (1,3 Prozent) die Berufsreife mit Leistungsfeststellung und zwei Schülerinnen und Schüler (0,9 Prozent) die Mittlere Reife erworben. 2010/2011 797 Schülerinnen und Schüler Von 181 Schülerinnen und Schülern, die das Produktive Lernen verließen, haben 146 Schülerinnen und Schüler (80,7 Prozent) die Berufsreife, vier Schülerinnen und Schüler (2,2 Prozent) die Berufsreife mit Leistungsfeststellung und fünf Schülerinnen und Schüler (2,8 Prozent) die Mittlere Reife erworben. 2011/2012 887 Schülerinnen und Schüler Von 409 Schülerinnen und Schülern, die das Produktive Lernen verließen, haben 240 Schülerinnen und Schüler (58,7 Prozent) die Berufsreife, vier Schülerinnen und Schüler (ein Prozent) die Berufsreife mit Leistungsfeststellung und 27 Schülerinnen und Schüler (6,6 Prozent) die Mittlere Reife erworben. 7. Wie haben sich die absolute Anzahl und der prozentuale Anteil der Jugendlichen seit 2007 jährlich entwickelt, die in MecklenburgVorpommern die Schule ohne Abschluss verlassen haben? Entwicklung der Abgängerinnen und Abgänger der allgemein bildenden Schulen ohne Abschluss: Abgänge ohne Abschluss Abschlussjahr absolut Anteil an Absolventinnen und Absolventen beziehungsweise Abgängerinnen und Abgänger gesamt (in Prozent) 2007 980 4,9 2008* 919 4,4 2009 660 5,1 2010 489 4,7 2011 435 4,6 2012 384 3,8 * doppelter Abiturjahrgang. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/1554 7 8. Wie groß ist nach Einschätzung oder Erkenntnis der Landesregierung der Anteil der Jugendlichen im Land, die förderungsbedürftig im Sinne von nicht ausbildungsreif sind? a) Inwieweit gibt es nach Einschätzung oder Erkenntnis der Landes- regierung regionale Unterschiede in Bezug auf nicht ausbildungsreife Jugendliche im Land? b) Welche - möglicherweise auch regional unterschiedlichen - Handlungsbedarfe sieht die Landesregierung bezüglich der Senkung des Anteils der nicht ausbildungsreifen Jugendlichen? c) Mit welchen Maßnahmen will die Landesregierung bis wann den Anteil nicht ausbildungsreifer Jugendlicher um wie viele Prozentpunkte senken? Diesbezügliche Erkenntnisse liegen der Landesregierung nicht vor. Der Anteil der Abgängerinnen und Abgänger ohne Abschluss ist unter 7. dargestellt. Alle Schülerinnen und Schüler, die den Abschluss der Berufsreife, der Mittleren Reife oder des Gymnasiums erworben haben, gelten als ausbildungsreif. Zu a) Diesbezügliche Erkenntnisse liegen der Landesregierung nicht vor. Aufgrund der Praxiserfahrung können nach Einschätzung der Landesregierung keine beachtenswerten Unterschiede festgestellt werden. Zu b) Da fehlende Motivation als Hauptursache für die Vermittlung in Maßnahmen des Übergangs in der Statistik der Bundesagentur für Arbeit benannt wird, gilt es, eine engere Verzahnung des Unterrichts mit der Praxis und das Praxislernen als Unterrichtsprinzip umzusetzen. Eine individuelle Begleitung bei auftretenden Schulermüdungserscheinungen ist erforderlich. Im Landeskonzept Übergang Schule/Beruf wird dies ein Schwerpunkt sein. Es sollte keine Schülerin und kein Schüler die Schule ohne Abschluss und demzufolge nicht, ohne die Ausbildungsreife zu besitzen, verlassen. Zu c) Hierzu ist erst eine Auskunft möglich, wenn die Arbeitsergebnisse der aus dem Fachkräftebündnis heraus einberufenen Arbeitsgruppe zur Erstellung eines Landeskonzeptes zum Übergang von der Schule in den Beruf vorliegen werden. Sowohl die Flexible Schulausgangsphase als auch das Bilden von Vorlaufklassen ermöglichen Schülerinnen und Schülern von Förderschulen, sich auf den ersten anerkannten Abschluss vorzubereiten. Drucksache 6/1554 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 8 9. Wie plant die Landesregierung in Zusammenarbeit mit der Bundes- agentur für Arbeit, den Übergang Schule-Beruf künftig zu gestalten, um zu bestmöglichen Ergebnissen zu kommen und die Zahl der jungen Menschen ohne Schulabschluss, ohne Berufsausbildung und damit ohne gesicherte Perspektive zu verringern? Vonseiten der Landesregierung wurde eine Arbeitsgruppe innerhalb des Fachkräftebündnisses mit dem Ziel eingerichtet, ein Landeskonzept zum Übergang Schule/Beruf zu erarbeiten. In dieser Arbeitsgruppe wirkt die Agentur für Arbeit mit, vertreten durch den Geschäftsstellenleiter der Regionaldirektion Nord. Es ist vorgesehen, die Berufs- und Studienorientierung an den Schulen standardbezogen und gendersensibel zu gestalten. Dabei soll die Besonderheit des Flächenlandes berücksichtigt werden. Angedacht ist eine flächendeckende Übergangsbegleitung, um alle Schülerinnen und Schüler zum bestmöglichen Schulabschluss zu führen und sie direkt in die Ausbildung zu vermitteln. Die Verweildauer im Übergangssystem und die Fehlvermittlungen sollen abgebaut werden.