Der Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 3. April 2013 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/1609(neu) 6. Wahlperiode 03.04.2013 KLEINE ANFRAGE der Abgeordneten Ulrike Berger, Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Gründe und Folgen von Vertretungsunterricht und Unterrichtsausfall und ANTWORT der Landesregierung Vorbemerkung Die Landesregierung erfasst den Vertretungsunterricht und den Unterrichtsausfall schuljah- resweise und schuljahreshalbweise und stellt diese jeweils in einem Bericht zur Situation des Vertretungsunterrichts in Mecklenburg-Vorpommern dar. In der Antwort auf meine Kleine Anfrage zu Vertretungsunterricht und Unterrichtsausfall (Drucksache 6/1502) listete die Landesregierung eine Reihe von Ursachen für Vertretungsfälle und Unterrichtsausfall auf, die ansonsten unter „Sonstige Gründe“ zusammengefasst werden. Gleiches gilt für Strategien zur Vermeidung vollständigen Ausfalls. 1. Wie häufig traten die einzelnen in der Auflistung der Antwort zu Frage 1 der Drucksache 6/1502 aufgelisteten „sonstigen Gründe“ im Schuljahr 2011/2012 jeweils auf? Sollte eine Aufschlüsselung nicht möglich sein, woran liegt das bzw. weswegen wird auf eine entsprechende Erfassung verzichtet? Die im Rahmen der Erhebung der Vertretungs- und Ausfalldaten für das Schuljahr 2011/2012 unter „sonstige Gründe“ zusammengefassten Ursachen für zur Vertretung angefallenen Stunden werden nach Gründen differenziert und in abschließender Aufzählung in der nachfolgenden Tabelle dargestellt: Drucksache 6/1609(neu) Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 2 Ursachen für zur Vertretung angefallene Unterrichtsstunden (im Schuljahr 2011/2012) zur Vertretung angefallene Stunden an allgemein bildenden Schulen zur Vertretung angefallene Stunden an beruflichen Schulen Sportveranstaltungen, Wettkämpfe, Ausscheide, Training 9.951,5 267,0 Olympiaden, Wettbewerbe (nicht sportlicher Art) 3.220,0 171,0 Einschulungsuntersuchung 2.017,5 0,0 Diagnostik (Diagnose-Förderklassen, Lese-Rechtschreib-Schwäche) 1.461,5 0,0 „statt Stunden“ 6.937,0 43,0 Schulleiterberatungen, Tagungen 4.389,0 317,0 Freizeitausgleich 7.179,5 1.048,0 Berufsorientierung, Schülerpraktikum 6.786,0 107,0 Comenius-, EU-Projekte 864,0 62,0 Personalrats-, Gewerkschafts- und Verbandstätigkeit 2.133,0 613,0 Einsatz an Stammschule, anderer Schule 3.152,0 60,0 Schwimmbegleitung 1.534,5 0,0 Projektarbeit 18.015,5 990,0 Urlaub, Kündigung 1.732,0 375,0 Versetzung, Abordnung 1.988,5 455,0 Referendarausbildung 3.110,0 379,0 Beratung 2.042,0 400,0 Externe Evaluation 149,0 234,0 Facharztbesuche 5.970,5 278,0 mehrstündige Klausu- ren/Klassenarbeiten/Vergleichsarbeiten 3.673,0 24,0 Bewerbergespräche 444,0 32,0 Einladung Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur 277,0 93,0 Einladung Staatliche Schulämter 758,5 294,0 Vorbereitung Prüfung, Nachprüfung 921,0 108,0 Erste Unterrichtswoche kein regulärer Stundenplan 2.244,0 145,0 Teilungslehrkräfte, Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer, andere Klassen 2.622,0 168,0 freiwillige Abminderung 73,0 10,0 fehlende Fachlehrkräfte 5.422,5 7.750,0 Aufgabenkommission 1.504,0 2.345,0 Hospitation 972,0 38,0 Rest 9.774,5 2.902,0 Gesamt 111.318,5 19.708,0 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/1609(neu) 3 2. Wie häufig wurden die einzelnen in der Auflistung der Antwort zu Frage 2 der Drucksache 6/1502 gelisteten „sonstigen Maßnahmen“ im Schuljahr 2011/2012 jeweils verfolgt? Sollte eine Aufschlüsselung nicht möglich sein, woran liegt das bzw. weswegen wird auf eine entsprechende Erfassung verzichtet? Die im Rahmen der Erhebung der Vertretungs- und Ausfalldaten für das Schuljahr 2011/2012 unter „sonstige Maßnahmen“ zusammengefassten Maßnahmen zur Vermeidung von Unterrichtsausfall werden in der nachfolgenden Tabelle nach Maßnahmen in abschließender Auflistung differenziert dargestellt: Maßnahmen der Schulen zur Vermeidung von Unterrichtsausfall (im Schuljahr 2011/2012) Vermiedener Unterrichtsausfall an allgemein bildenden Schulen Vermiedener Unterrichtsausfall an beruflichen Schulen fachbezogene Stillarbeit 31.918,0 8.923,0 statt Stunden Diagnose-Förderklassen, Gemeinsamer Unterricht, Klassen für besondere Förderung des Lesens und der Rechtschreibung (anstatt Förderunterricht wird Vertretungsunterricht durchgeführt) 43.163,0 151,0 durch abwesende Klassen (Lehrkräfte, die auf Grund der Abwesenheit von Klassen, in Folge von Wandertagen, Betriebspraktika und Ähnlichem anwesend sind, übernehmen Vertretungsunterricht) 37.492,0 1.215,0 Vorarbeit Freistellung (Lehrkräfte, die an einem späteren Tag freigestellt sind, übernehmen Vertretungs- unterricht) 1.041,0 487,0 für elementare Ereignisse (Unterrichtsstunden, die auf Grund von elementaren Ereignissen ausfallen würden, werden zur Unterrichtsvertretung genutzt, Beispiel: Sperrung der Turnhalle) 137,0 0,0 Stundentausch 14.255,5 1.559,0 Betreuung durch Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter 3.608,0 134,0 Betreuung durch Personal mit sonderpäda- gogischer Aufgabenstellung 14.756,0 0,0 Honorarlehrkräfte 214,0 2.131,0 Einsatz von Praktikantinnen und Praktikanten, externe Fachdozentinnen und Fachdozenten 1.146,0 224,0 offene Stunden 3.915,5 758,0 Betriebspraktikum 9.097,0 526,0 Drucksache 6/1609(neu) Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 4 Maßnahmen der Schulen zur Vermeidung von Unterrichtsausfall (im Schuljahr 2011/2012) Vermiedener Unterrichtsausfall an allgemein bildenden Schulen Vermiedener Unterrichtsausfall an beruflichen Schulen über das Vertragsmaß hinaus geleistete Stunden 920,0 1.180,0 durch Schulleitung, stellvertretende Schulleitung (im Rahmen der Anrechnungs- stunden für Leitungstätigkeit wird durch Schulleitungen beziehungsweise stell- vertretende Schulleitungen Vertretungs- unterricht durchgeführt) 6.068,0 347,0 Verzicht auf Freizeitausgleich 438,0 167,0 Rest 9.468,5 1.814,0 Gesamt 177.637,5 19.616,0 3. Ist der in der Auflistung der Antwort zu Frage 1 der Drucksache 6/1502 aufgeführte Grund der „fehlenden Fachlehrerkräfte“ als Folge einer generellen Unterversorgung in bestimmten Fächern zu verste- hen? a) Welche Fächer sind von diesem Problem betroffen und in wel- chem Maße? b) Teilt die Landesregierung die Auffassung, dass die hier skizzierte Unmöglichkeit einer fachlichen Vertretung im Resultat mit einem vollständigen Ausfall des Fachunterrichts gleichzusetzen ist? Nein. Zu 3a) Eine Erhebung nach fachspezifischer Vertretung erfolgt durch die Landesregierung nicht. Zu 3b) Nein. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Ursachen für eine fehlende Fachlehrkraft zum Beispiel durch eine längerfristige Erkrankung oder regionale Besonderheiten bedingt sein können und es nicht immer sofort gelingt, eine notwendige Fachlehrkraft vor Ort einzusetzen. Die im Rahmen der sogenannten Ausfallstatistik erhobenen Daten geben keinen Aufschluss darüber, welche Unterrichtsstunden zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden konnten. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/1609(neu) 5 4. Wie wird in Fällen der in der Antwort zu Frage 2 der Drucksache 6/1502 genannte Umwandlung von Förderunterricht in Vertretungs- unterricht gewährleistet, dass dem festgestellten Förderbedarf dennoch entsprochen werden kann? a) Teilt die Landesregierung die Auffassung, dass die genannte Umwandlung von Förderunterricht in Vertretungsunterricht im Resultat mit einem vollständigen Ausfall des Förderunterrichts gleichzusetzen ist? b) Wie wird der so ausgefallene Förderunterricht erfasst? c) Welchem Anteil am ursprünglich vorgesehenen Förderunterricht entsprechen die so umgewandelten Stunden? Die Fragen 4 und 4 a) werden zusammenhängend beantwortet. Von einem vollständigen Unterrichtsausfall kann deshalb nicht gesprochen werden, weil an die Stelle des Förderunterrichts der Vertretungsunterricht tritt. Zu Gunsten von Fachunterricht verzichten Schulen zumindest teilweise auf Förderunterricht. Daher kann nicht generell von einem vollständigen Ausfall des Förderunterrichtes ausgegangen werden. Hier handelt es sich auch um Einzelförderungen, Gruppenförderungen und auch Förderunterricht im Klassenverband. Die Bandbreite der durch die Schulen des Landes genutzten Möglichkeiten zur Vermeidung von Unterrichtsausfall ist sehr vielfältig. Im Rahmen von Binnendifferenzierung oder Verlegung des Förderunterrichtes kann trotz der Vermeidung von Unterrichtsausfall durch sogenannte „Statt-Stunden“ dem festgestellten Förderbedarf zumindest teilweise entsprochen werden. Zu 4 b) Ziel aller Beteiligten ist die Vermeidung von Unterrichtsausfall. Dem zu Folge fällt Unterricht erst dann tatsächlich aus, wenn alle verfügbaren Möglichkeiten zur Vertretung oder Absicherung des Unterrichts ausgeschöpft sind. Eine Erhebung nach fachspezifischem Unterrichtsausfall, weil die Vertretung nicht abgesichert werden konnte, erfolgt durch die Landesregierung nicht. Zu 4 c) Im Schuljahr 2011/2012 waren gemäß Stundenplan 618.500 Förderstunden zu erteilen (pauschale Angabe gemäß Schulberichtssystem, ausgehend von 40 Unterrichtswochen pro Schuljahr). Anstatt Förderunterricht wurden 43.163 Stunden Vertretungsunterricht durchgeführt. Dies entspricht einem Anteil von sieben Prozent. Eine Aussage darüber, welche Stunden nachgeholt wurden, ist nicht möglich.