Der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 31. Mai 2013 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/1764 6. Wahlperiode 31.05.2013 KLEINE ANFRAGE der Abgeordneten Beate Schlupp, Fraktion der CDU Wiedervernässung von Mooren und ANTWORT der Landesregierung 1. Wie hoch ist der Bestand an Mooren an der Gesamtfläche des Landes Mecklenburg-Vorpommern? Wie hoch ist der Bestand an unterschiedlichen Moortypen in Mecklenburg-Vorpommern (bitte ha-Zahlen und Prozent an der Landesfläche angeben)? Zur Beantwortung der Frage wird auf die nachfolgende Tabelle verwiesen. Moortyp Moorfläche (in Hektar) Flächenanteil an Gesamtmoorfläche (in Prozent) Flächenanteil an Gesamtlandesfläche (in Prozent) Regenmoor 2 929 1,0 0,13 Überflutungsmoor 33 980 11,6 1,5 Durchströmungsmoor 107 799 36,8 4,7 Kesselmoor 1 172 0,4 0,05 Quellmoor 3 808 1,3 0,16 Hangmoor 586 0,2 0,03 Versumpfungsmoor 49 799 17,0 2,1 Verlandungsmoor 92 860 31,7 4,0 Gesamt 292 933 100 12,6 Drucksache 6/1764 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 2 2. Wie viele Moorflächen wurden seit dem Jahre 1990 in welchen Berei- chen renaturiert (wiedervernässt)? Wie viele der renaturierten Flächen stehen einer landwirtschaftlichen Weiternutzung zur Verfügung? Bis einschließlich 1999 wurden insgesamt mehr als 11.000 ha wiedervernässt. Für die Jahre ab 2000 wird auf das aktuelle Moorschutzkonzept verwiesen. Dies ist im Internet unter http://www.lung.mv-regierung.de/insite/cms/umwelt/natur/moorschutz.htm veröffentlicht. Danach wurden im Zeitraum von 2000 - 2008 knapp 30.000 ha wiedervernässt, wovon gut 11.500 ha als Grünland weiter der landwirtschaftlichen Nutzung zur Verfügung stehen. In der aktuellen Förderperiode 2007 - 2013 laufen insgesamt 23 Moorschutzprojekte auf einer Fläche von circa 6.600 ha. Die landwirtschaftliche Nutzung ist dabei nur in sehr wenigen Projekten betroffen. Konkrete Zahlenangaben hierzu sind jedoch erst nach Abschluss der Projekte möglich. 3. Mit welchen Maßnahmen, Förderprogrammen oder Konzepten wurde eine Wiedervernässung von Mooren in Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt? Seit dem Jahr 2000 verfügt das Land über ein „Konzept zum Bestand und zur Entwicklung der Moore in Mecklenburg-Vorpommern“ (kurz: Moorschutzkonzept 2000). Im Jahr 2009 erfolgte mit dem Konzept zum Schutz und zur Nutzung der Moore die Fortschreibung des Moorschutzkonzeptes 2000. Zu weiteren Einzelheiten wird auf das aktuelle Moorschutzkonzept verwiesen. Dort findet sich auch eine Übersicht der geförderten Projekte für den Zeitraum 2000 - 2008. Für Revitalisierungsmaßnahmen von Mooren standen beziehungsweise stehen insbesondere folgende Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung: - Europäischer Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft (EAGFL; Förderperiode 2000 - 2006): Förderung von Maßnahmen zum Schutz und zur Entwicklung von Mooren (FöRi-Moorschutz) - Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER; Förderperiode 2007 - 2013): Förderung der nachhaltigen Entwicklung von Gewässern und Feuchtlebensräumen (FöRiGeF) - EU-Förderprogramme „LIFE“ - Landeshaushalt Mecklenburg-Vorpommern - Förderprogramm „chance.natur - Bundesförderung Naturschutz“ - Haushalte der Landkreise Zudem wurden Moore im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen für Eingriffe in Natur und Landschaft und mit Mitteln von Privateigentümern, Naturschutzverbänden und -organisationen und Stiftungen revitalisiert. Seit 2011 gibt es die Moorfutures als ein weiteres privates Finanzierungsinstrument. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/1764 3 4. Welche finanziellen Aufwendungen wurden für die Wiedervernässung von Mooren bisher in Mecklenburg-Vorpommern aufgewendet (bitte nach EU-, Bundes- und Landesmitteln aufschlüsseln)? Welche Mittel stehen für künftige Renaturierungsmaßnahmen von Mooren zur Verfügung? Die Wiedervernässung von Mooren wurde beziehungsweise wird weit überwiegend mit Mitteln aus dem EAGFL (2000 - 2006) bzw. dem ELER (2007 - 2013) finanziert, die mit entsprechenden Landesmitteln kofinanziert werden. Hierzu wird auf die nachfolgende Tabelle verwiesen: Förderperiode EU-Mittel (in Mio. Euro) Landesmittel (in Mio. Euro) Gesamt (in Mio. Euro) 2000 - 2006 15,9 5,3 21,2 2007 - 2013* 15,45 5,15 20,6 * Stand Mai 2013 Darüber hinaus wurden mit Bundesmitteln einzelne Naturschutzgroßprojekte finanziert, die auch die Wiedervernässung von Mooren beinhalteten. Eine eindeutige Bilanzierung der dabei für die Wiedervernässung von Mooren aufgewendeten Bundesmittel ist nicht möglich. Über die Höhe der in der neuen Förderperiode zur Verfügung stehenden Fördermittel für Revitalisierungsmaßnahmen von Mooren können zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Angaben gemacht werden. 5. Welche Erkenntnisse liegen der Landesregierung über Phosphat- und Nitratausträge in Gewässern aus wiedervernässten Mooren vor? Welche Erkenntnisse liegen der Landesregierung über Methanausträge aus wiedervernässten Mooren vor? Die Nährstoffausträge aus Moorböden sind im Zusammenhang der verschiedenen Vorkommen beziehungsweise Nutzungsformen zu beurteilen. Natürliche (wachsende) Moore und Feuchtgebiete wirken als Senke für aus der Umgebung zufließende Nährstoffe. So können Moore und Feuchtgebiete 100 bis 150 kg Stickstoff sowie 55 kg Phosphor pro Hektar und Jahr aus dem hydrologischen Einzugsgebiet aufnehmen. Eine Nutzung von Mooren geht in der Regel mit künstlicher Flächenentwässerung einher. Die Nährstoffausträge korrespondieren mit der Intensität der Nutzung, die sich vor allem über die Intensität der künstlichen Flächenentwässerung und der Zufuhr von Düngemitteln ausdrückt. Nachfolgend sind Mittelwerte für die vereinfachte Ermittlung von Stickstoff- und Phosphorausträgen aus Moorböden (nach Trepel 2007 und DWA 2012) zusammengestellt. Drucksache 6/1764 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 4 Zu erkennen sind vier Kategorien (mittlerer jährlicher Austrag): - ungenutzte Flächen, nicht gedränt: 7 kg N/ha, < 0,2-2 kg P/ha, - extensives Grünland, wenig entwässert, wenig gedüngt: 14 kg N/ha, 2-4 kg P/ha, - intensives Grünland, gedränt, gedüngt: 20 kg N/ha, 4,5-10 kg P/ha, - Acker (gedränt oder tiefe Grabenentwässerung, regelmäßige Bodenbearbeitung und Düngung): 25-80 kg N/ha, 6,3 kg P/ha. Wiedervernässte Moore können anfangs Methan emittieren. Skizzenhaft ist folgendes Szenario zu erwarten: Phase 1: hohe Methanemission, gegebenenfalls netto negative Klimawirkung, (kann bereits nach wenigen Jahren verlassen oder durch geeignete Wieder- vernässungsmethoden weitgehend vermieden werden) Phase 2: Methanemissionen stark reduziert, maximale Kohlenstofffestlegung, netto leicht positive Klimawirkung, Phase 3: geringe Methanemission, geringe Kohlenstofffestlegung, klimatisch weitestgehend neutral. 6. Beabsichtigt die Landesregierung, weiterhin Moorflächen wiederzuvernässen ? a) Wenn ja, in welchen Bereichen? b) Wenn ja, in welchen Größenordnungen? Ja, das Konzept zum Schutz und zur Nutzung der Moore sieht unter anderem folgende Maßnahmen vor: - Umsetzung von Maßnahmen zur Erhöhung der Grundwasserstände auf land- und forstwirtschaftlich genutzten, tief entwässerten Moorflächen beziehungsweise Wiedervernässung aufgelassener, tief entwässerter Moore auf 49 000 ha - Verbesserung der Wasserrückhaltung sowie Wiedervernässung von geeigneten Moorstandorten mit Schwerpunktsetzung auf Senkung der Nährstoffbelastung zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie auf bis zu 1 000 ha 7. Liegen der Landesregierung Erkenntnisse über die Trockenlegung intakter Moore zum Zwecke des Torfabbaus in anderen EU-Mitgliedstaaten vor? Wenn ja, in welchen Ländern und wie bewertet die Landesregierung diese? Hierzu liegen der Landesregierung keine Erkenntnisse vor.