Der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 17. Juni 2013 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/1825 6. Wahlperiode 18.06.2013 KLEINE ANFRAGE des Abgeordneten Stefan Köster, Fraktion der NPD Vom Aussterben bedrohte Nutztierarten und ANTWORT der Landesregierung Unter anderem in Ostfriesland gibt es mittlerweile große landwirtschaft- liche Betriebe, die verstärkt wieder mit alten Nutztierrassen arbeiten. 1. Welche Bestrebungen, die dem Erhalt alter und vom Aussterben bedrohter Nutztierrassen dienen, gibt es in Mecklenburg-Vorpommern bzw. sind der Landesregierung bekannt (bitte, wenn möglich, auch die entsprechenden Rassen aufführen)? Folgende Zuchtverbände in Mecklenburg-Vorpommern setzen sich für den Erhalt der jeweils aufgeführten gefährdeten Nutztierrassen ein: - Verband der Pferdezüchter Mecklenburg-Vorpommern e. V. (VPZ): Rheinisch-Deutsche Kaltblut, Schwarzwälder Kaltblut, Schweres Warmblut; - Rinderzuchtverband Mecklenburg-Vorpommern e. G. (RZMV): Angler, Deutsches Schwarzbuntes Niederungsvieh, Gelbvieh, Pinzgauer; - Hybridschweinezuchtverband Nord/Ost Mecklenburg-Vorpommern e. V. (HSZV): Deutsches Sattelschwein; - Landesschaf- und Ziegenzuchtverband Mecklenburg-Vorpommern e. V. (LSZV): Braunes Bergschaf, Brillenschaf, Coburger Fuchsschaf, Graue gehörnte Heidschnucke, Ost- friesisches Milchschaf, Rauhwolliges Pommersches Landschaf, Skudde, Weiße hornlose Heidschnucke, Weißköpfiges Fleischschaf, Weiße Deutsche Edelziege. Die Zuchtverbände führen Zuchtbücher für die aufgeführten gefährdeten Nutztierrassen und setzen sich für die Zucht und Haltung dieser Rassen ein. Drucksache 6/1825 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 2 So existiert im VPZ die Interessengemeinschaft Kaltblut. Durch deren Mitglieder werden verschiedene Veranstaltungen organisiert, um das Rheinisch-Deutsche Kaltblut bekannt zu machen und die Nutzungsmöglichkeiten zu demonstrieren. Die im VPZ organisierten Kaltblutzüchter beteiligen sich an der zentralen Körung für das Rheinisch-Deutsche Kaltblut in Krumke (Sachsen-Anhalt) und führen jährlich im Gestüt Ganschow eine eigene Leistungsprüfung für Kaltblutpferde durch. Für die Landschafrassen, von denen das Rauhwollige Pommersche Landschaf den größten Bestand stellt, führt der LSZV jährlich eine eigenständige Körveranstaltung durch. Auf dieser Veranstaltung werden auch weibliche Tiere dieser Rasse zum Verkauf angeboten, um den Absatz und den Genaustausch zu fördern. Der HSZV ist länderübergreifend in der Arbeitsgemeinschaft Deutsches Sattelschwein tätig. 46 Sattelschweinzüchter aus fünf Bundesländern haben sich in dieser Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen. Im Übrigen wird auf die Antwort zu Frage 4 verwiesen. 2. Welche konkreten Erfolge sind diesbezüglich bislang erzielt worden? Die Bestände der geförderten einheimischen Nutztierrassen (siehe Antwort zu Frage 4) konnten weitgehend stabil gehalten werden. Tabelle: Herdbuchbestände in den Zuchtbüchern von VPZ, LSZV, HSZV 1991 2000 2010 2012 Mecklenburger Kaltblut 70 117 113 108 Rauhwolliges Pommersches Landschaf 650 1.526 1.518 1.953 Deutsches Sattelschwein/davon in M-V - -/4 107/10 234/34 3. Welche Bedeutung misst die Landesregierung dem Erhalt alter und vom Aussterben bedrohter Nutztierrassen bei? Nach Auffassung der Landesregierung hat die Erhaltung gefährdeter Hausstierrassen eine große ökonomische und ökologische Bedeutung. Nicht zuletzt wird der über Jahrtausende entstandenen Vielfalt bei den Haus- und Nutztieren auch ein kultureller Wert beigemessen. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/1825 3 4. Inwieweit unterstützt(e) das Land Mecklenburg-Vorpommern Bestrebungen, die dem Erhalt alter und vom Aussterben bedrohter Nutztierrassen dienen (bitte jahrweise und mit der jeweiligen Höhe der Zuwendung sowie dem Verwendungszweck aufführen)? Entsprechend dem „Nationalen Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung tiergenetischer Ressourcen in Deutschland“ und der Einteilung der in Deutschland einheimischen Rassen in Gefährdungskategorien werden in Mecklenburg-Vorpommern die Rassen gefördert, die für das Land typisch sind beziehungsweise eine Bedeutung haben. Das sind die Rassen „Deutsches Sattelschwein“, „Rauhwolliges Pommersches Landschaf“ und „RheinischDeutsches Kaltblut“. Das Land fördert die Zucht und Haltung der gefährdeten einheimischen Nutztierrassen im Rahmen von Erhaltungszuchtprogrammen seit 1991 mit jährlich circa 50.000 €, aktuell nach der „Richtlinie zur Förderung der Erhaltung tiergenetischer Ressourcen in der Landwirtschaft “ vom 20. Dezember 2010 (AmtsBl. M-V S. 11) aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ aus dem Titel 0803 683.17. Die Höhe der Zuwendung beträgt jährlich - bis zu 200 Euro je eingetragenes Pferd der Rasse Rheinisch-Deutsches Kaltblut - bis zu 20 Euro je eingetragenes Schaf der Rasse Rauhwolliges Pommersches Landschaf - bis zu 60 Euro je eingetragenes Schwein der Rasse Deutsches Sattelschwein 5. Mit welchen sonstigen Maßnahmen haben die jetzige Landesregierung und ihre Vorgänger Bestrebungen unterstützt, die dem Erhalt alter und vom Aussterben bedrohter Nutztierrassen dienen (bitte in chronolo- gischer Form aufführen)? Neben der zuvor aufgeführten Förderung partizipieren die Züchter der genannten Rassen auch an der Förderung, die die Tierzuchtverbände für die Zuchtbuchführung und die Durchführung der Leistungsprüfungen aus dem Titel 0802 684.04 erhalten. Darüber hinaus wird durch die finanzielle Unterstützung der Landesverbände aus dem gleichen Titel ein Beitrag zur Erhaltung eines weiten Rassespektrums geleistet und werden damit die Züchter alter heimischer Rassen, wie zum Beispiel Mecklenburger Schecke, Pommerngans, Rostocker Tümmler, Pommerscher Kröpfer, unterstützt. Eine besondere Würdigung fanden das Rauhwollige Pommersche Landschaf als „Tier der MeLa“ 2006 sowie in den Jahren 2004 die Pommernente, 2009 die Mecklenburger Schecke und 2011 der Rostocker Tümmler. Drucksache 6/1825 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 4 6. Wie positioniert sich die Landesregierung zu der Argumentation, wonach alte Nutztierrassen genügsamer seien, das Futter besser verwerten könnten, besser an die verschiedenen Landschaftstypen angepasst seien und es weniger Probleme bei den Geburten gebe, womit weniger Medikamente eingesetzt werden müssten? Da es eine Vielzahl von alten, gefährdeten Haustierrassen gibt, ist eine pauschale Aussage bezüglich der Genügsamkeit nicht möglich. Die Fähigkeit, auch mit suboptimalen Umwelt- bedingungen besser als intensive Wirtschaftsrassen klarzukommen, und die Anpassung an spezifische Umweltbedingungen („Landschaftstypen“) sind typische Merkmale der alten Nutztierrassen. Die Futterverwertung im Sinne von Zuwachs/Milcherzeugung aus einer bestimmten Futtermenge ist bei den intensiven Wirtschaftsrassen in der Regel besser. Geburtsprobleme sind bei den alten Nutztierrassen aufgrund niedrigerer Geburtsgewichte durchschnittlich sicher geringer als bei Intensivrassen. Auf den Medikamenteneinsatz haben viele Faktoren Einfluss, auch hier ist daher keine pauschale Aussage möglich.