Der Minister für Wirtschaft, Bau und Tourismus hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 12. August 2013 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/2088 6. Wahlperiode 13.08.2013 KLEINE ANFRAGE des Abgeordneten Torsten Koplin, Fraktion DIE LINKE „Rote Biotechnologie“ und Gesundheitswirtschaft und ANTWORT der Landesregierung Vorbemerkung Biotechnologie und Gesundheitswirtschaft sind Schwerpunkte der Technologiepolitik in Mecklenburg-Vorpommern. Der Bereich Gesundheit wurde als eins von sechs Zukunftsfeldern ausgewählt. Die Auswahl der Zukunftsfelder erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Technologie- und Innovationskreis Wirtschaft - Wissenschaft (TIWW), dem eine Vielzahl relevanter Akteure aus der Landesregierung, den Wirtschaftskammern, den Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und anderen angehören. Für die zukünftige Förderperiode 2014 - 2020 arbeitet das Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus unter aktiver Einbeziehung des TIWW an einer „Regionalen Innovationsstrategie für intelligente Spezialisierung“ (RIS), in der alle sechs Zukunftsfelder betrachtet werden. Diese Betrachtung enthält auch konkrete Handlungs- und Maßnahmevorschläge. Weiterhin hat das Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus bereits im Februar 2013 für die neue Förderperiode 12 Technologieschwerpunkte bekannt gegeben. Dazu gehören unter anderem die Konzentration auf die sechs ausgewählten Zukunftsfelder sowie die Etablierung von zwei Kompetenzzentren im Bereich Life Science/Gesundheitswirtschaft. Für den gesamten Bereich Gesundheitswirtschaft wurde 2011 der „Masterplan Gesundheitswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern 2020“ inklusive des Gestaltungsfeldes „Life Science“ veröffentlicht. Drucksache 6/2088 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 2 1. Welche Bedeutung misst die Landesregierung der sogenannten „roten Biotechnologie“ zu? Die rote Biotechnologie bildet einen Schwerpunkt in der Life Science Branche in Mecklenburg-Vorpommern, der eine immer größere Bedeutung als Motor für Innovationen in der Gesundheitswirtschaft zukommt. Zusammen mit der Medizintechnik gehört die rote Biotechnologie zu den wachstumsstärksten Branchen im Land und generiert die höchsten Umsätze innerhalb des Life Science Sektors. Die wirkungsvolle Kompetenzbündelung und Clusterbildung unter Beteiligung von Hochschulen und weiteren Akteuren mit regionalen Schwerpunkten in Rostock und Greifswald versprechen zudem eine weiterhin erfolgreiche Entwicklung. 2. Worin sieht die Landesregierung Entwicklungspotentiale im Bereich der sogenannten „roten Biotechnologie“ für MecklenburgVorpommern ? Die Entwicklung und Umsetzung innovativer und international wettbewerbsfähiger Produkte und Dienstleistungen der modernen Life Science, die sich unter anderem auf die Kernkompetenz der roten Biotechnologie konzentriert, besitzt ausgesprochen großes Potenzial sowohl zur Sicherung und zum Ausbau der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der jungen Life Science Branche in der Region als auch zur Überwindung der Gefahren der demografischen Entwicklung. Zukünftige technologiepolitische Schwerpunkte des Landes liegen daher besonders im weiteren Ausbau der Verbundforschungsförderung Wirtschaft-Wissenschaft sowie einer entsprechenden Forschungsinfrastruktur an den Hochschulen des Landes und in zwei Kompetenzzentren in Mecklenburg und Vorpommern. Ebenso wird ein weiterer Ausbau von Technologiezentren (zum Beispiel geplantes Plasmatechnikum in Greifswald) und Technologieparks zentral in den Focus ernsthafter Prüfungen gestellt. Die rote Biotechnologie als Teil der modernen Life Sciences ist bereits heute ein wesentlicher Treiber einer beginnenden Industrialisierung der Region. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/2088 3 3. Wie stellt sich die Anzahl der registrierten Unternehmen auf dem Gebiet der Biotechnologie in Mecklenburg-Vorpommern seit dem Jahr 2000 insgesamt dar? Wie viele hierunter sind auf dem Gebiet der Gesundheitswirtschaft und im Bereich der sogenannten „roten Biotechnologie“ tätig? Die dem Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus vorliegenden Zahlen basieren auf dem Ausgangsjahr 1996. Seit dem Jahr 1996 ist die wirtschaftliche Nutzung der Biotechnologie und verwandter Bereiche ein Entwicklungsschwerpunkt in Mecklenburg-Vorpommern. Die Anzahl der Unternehmen aus dem Life Science Bereich hat sich seitdem mehr als verdreifacht; von 45 im Jahr 1996 auf über 150 im Jahr 2013. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Mitarbeiter von etwa 750 auf über 3.600 gestiegen. Die Mehrheit der Unternehmen im Life Science Sektor in Mecklenburg-Vorpommern sind in den eng verknüpften Bereichen der roten Biotechnologie und der Medizintechnik (einschließlich Diagnostik) aktiv. 4. In welchem Umfang stellte die Landesregierung seit 2000 gezielt Mittel zur Forschungsförderung von Unternehmen der sogenannten „roten Biotechnologie“ zur Verfügung? Die Landesregierung fördert Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus MecklenburgVorpommern im Rahmen der technologieoffenen „Richtlinie zur Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovation“ (Verwaltungsvorschrift des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus vom 16.04.2008). Hiernach sollen diejenigen Forschungs- und Entwicklungs (FuE)-Projekte gefördert werden, die zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft des Landes beitragen, die wirtschaftliche Effizienz fördern und damit eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung und Beschäftigung begünstigen. Als Schwerpunkte der Förderung haben sich die Biotechnologie und Medizintechnik entwickelt. Im Rahmen der Richtlinie wurden in den Jahren von 2000 bis 2012 insgesamt 2.157 Projekte mit einem Fördervolumen von 251,8 Mio. Euro unterstützt. Davon sind 248 Projekte (11,5 %) mit einem Fördervolumen von 78,4 Mio. Euro (31,1 %) der Biotechnologie und Medizintechnik zuzuordnen. Auf den Bereich der roten Biotechnologie (Medikamentenentwicklung, Regenerative Medizin, Apherese/Adsorber) entfallen davon 42 (16,9 %) Projekte mit einem Fördervolumen von 18,9 Mio. Euro (24,1 %). Drucksache 6/2088 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 4 Forschungsförderung „rote Biotechnologie“ Jahressumme 2000 Zuschüsse 860.360 Euro Anzahl FuE-Projekte 4 2001 Zuschüsse 2.125.936 Euro Anzahl FuE-Projekte 3 2002 Zuschüsse 1.511.710 Euro Anzahl FuE-Projekte 4 2003 Zuschüsse 411.350 Euro Anzahl FuE-Projekte 2 2004 Zuschüsse 3.722.850 Euro Anzahl FuE-Projekte 6 2005 Zuschüsse 1.659.585 Euro Anzahl FuE-Projekte 3 2006 Zuschüsse 0 Euro Anzahl FuE-Projekte 0 2007 Zuschüsse 63.628 Euro Anzahl FuE-Projekte 1 2008 Zuschüsse 2.955.334 Euro Anzahl FuE-Projekte 6 2009 Zuschüsse 3.279.026 Euro Anzahl FuE-Projekte 6 2010 Zuschüsse 1.274.734 Euro Anzahl FuE-Projekte 3 2011 Zuschüsse 159.390 Euro Anzahl FuE-Projekte 1 2012 Zuschüsse 843.492 Euro Anzahl FuE-Projekte 3 Zuschüsse 2000 bis 2012 18.867.395 Euro FuE-Projekte 2000 bis 2012 42 5. Wie bewertet die Landesregierung die Verzahnung der Gesundheits-, Wirtschafts- und Forschungspolitik im Land? Das Zusammenwirken von Gesundheits-, Wirtschafts- und Forschungspolitik wird von der Landesregierung ausschließlich positiv beurteilt. Die Gesundheitswirtschaft im Land profitiert sowohl von der bestehenden Forschungs- und Hochschullandschaft mit Exzellenzzentren in Verbindung mit bestehenden Netzwerk- und Kooperationsstrukturen wie auch von der Firmenkompetenz in vielen Bereichen mit zahlreichen international wettbewerbsfähigen Produkten, teilweise mit weltweiter Alleinstellung. Durch das Kuratorium Gesundheitswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern ist eine übergreifende Kooperation gegeben. Die Strategiegruppe Life Science des Kuratoriums arbeitet zudem aktiv an der Gestaltung des technologiepolitischen Zukunftsfeldes Gesundheit mit.