Der Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 26. September 2013 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/2161 6. Wahlperiode 26.09.2013 KLEINE ANFRAGE des Abgeordneten David Petereit, Fraktion der NPD Ganztagsschul-Problematik und ANTWORT der Landesregierung Vorbemerkung Bei der Beantwortung der Fragen 1 bis 6 wurden für die Ermittlung der Daten zum Ganztagsschulbetrieb an den allgemein bildenden Schulen für das Schuljahr 2012/2013 die Eintragungen im Schulberichtssystem herangezogen. Diese Daten sind auch die Grundlage für die Meldung des Landes Mecklenburg-Vorpommern zum Ganztagsschulbetrieb an die Kultusministerkonferenz. Hinsichtlich der Regelungen für die Bereitstellung von zusätzlichen Lehrerwochenstunden für an Ganztagsangeboten teilnehmende Schülerinnen und Schüler wird auf die Verordnung über die Unterrichtsversorgung für das Schuljahr 2012/2013 verwiesen. Wie aus einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung hervorgeht, wünschen sich mittlerweile mehr als zwei Drittel aller Eltern Ganztags- schulen. Im Bundesdurchschnitt lernen aber nur 30,6 Prozent aller Schüler an Ganztagsschulen oder zumindest an Schulen, die sich nach einer Definition der KMK so bezeichnen dürfen. Auf die Länder bezogen, ergeben sich große Unterschiede. So besuchten im Freistaat Bayern im Schuljahr 2011/2012 lediglich 11,4 Prozent der Schüler eine Ganztags- schule, während es in Sachsen 78,5 Prozent waren. In Mecklenburg- Vorpommern waren es in besagtem Schuljahr 39,8 Prozent. Laut Focus (05.08.2013) würde der republikweite Ausbau der Ganztags- schulen bis 2020 jährlich acht Milliarden Euro kosten, wobei als Quelle eine DIHK-Berechnung herangezogen worden ist. Drucksache 6/2161 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 2 1. Wie hoch war im Schuljahr 2012/2013 in Mecklenburg-Vorpommern der Anteil der Ganztagsschulen an allen Schulen in öffentlicher und privater Trägerschaft (Primar- und Sekundarstufe I)? Der Anteil der Schulen mit Ganztagsbetrieb an den allgemein bildenden Schulen insgesamt betrug 41,9 Prozent. 2. Wie hoch war im Schuljahr 2012/2013 in Mecklenburg-Vorpommern der Anteil der Schüler im Ganztagsbetrieb an allen Schülern an den allgemein bildenden Schulen in öffentlicher und privater Trägerschaft (Primar- und Sekundarstufe I)? Der Anteil der am Ganztagsschulbetrieb teilnehmenden Schülerinnen und Schüler an den allgemein bildenden Schulen betrug 44,1 Prozent. 3. Wie hoch war im Schuljahr 2012/2013 in Mecklenburg-Vorpommern der Anteil der am gebundenen Ganztagsschulbetrieb teilnehmenden Schüler an allgemein bildenden Schulen in öffentlicher und privater Trägerschaft (Primar- und Sekundarstufe I)? Der Anteil der am gebundenen Ganztagsschulbetrieb teilnehmenden Schülerinnen und Schüler an den allgemein bildenden Schulen betrug 29,8 Prozent. 4. Wie hoch waren im Schuljahr 2012/2013 in Mecklenburg- Vorpommern die Anteile der Schüler im Ganztagsbetrieb (Primar- und Sekundarstufe I) nach Schularten (öffentliche und private Schulen; bitte aufschlüsseln nach Grundschulen, Schularten mit mehreren Bildungsgängen, Gymnasien, Gesamtschulen, Freien Waldorfschulen, Förderschulen und insgesamt)? Der Anteil der am Ganztagsschulbetrieb teilnehmenden Schülerinnen und Schüler an den allgemein bildenden Schulen betrug - im Grundschulbereich 2,1 Prozent, (Der Anteil der Schülerinnen und Schüler in vollen Halbtagsgrundschulen an den Schüle- rinnen und Schülern der Grundschulen, ohne Schülerinnen und Schüler in Diagnose- förderklassen, betrug insgesamt 48,3 Prozent.) - an den Regionalen Schulen 63,1 Prozent, Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/2161 3 - im Sekundarbereich I der Gymnasien 88,6 Prozent, - im Sekundarbereich I der Integrierten Gesamtschulen 96,2 Prozent, - in den Jahrgangsstufen 1 bis 10 der Waldorfschulen 71,6 Prozent und - an den Förderschulen 26,3 Prozent. Der Anteil der am Ganztagsschulbetrieb teilnehmenden Schülerinnen und Schüler betrug im Vergleich zur Gesamtschülerzahl des Primarbereichs, des Sekundarbereichs I und der Förderschulen 40,9 Prozent. 5. Wie viele Schüler haben im Schuljahr 2012/2013 in Mecklenburg- Vorpommern Ganztagsschulen besucht (bitte mit der Gesamtschüler- zahl in den Jahrgangsstufen 1 bis 10 darstellen, nach öffentlicher und privater Trägerschaft aufgliedern sowie jeweils absolut und in Prozent angeben)? Schülerinnen und Schüler im Primarbereich, Sekundarstufe I und in Förderschulen Schülerinnen und Schüler im Ganztagsbetrieb Angabe in Prozent Öffentliche Schulen 109.079 43.357 39,7 Schulen in freier Trägerschaft 11.856 6.119 51,6 6. Wie stellte sich im Schuljahr 2012/2013 die Verteilung der Schüler im Ganztagsschulbetrieb auf öffentliche und private Träger (Primar- und Sekundarstufe I) dar (bitte in Prozent angeben und dabei in öffentliche Träger, private Träger sowie „insgesamt“ aufschlüsseln)? Von den 46.674 an den allgemein bildenden Schulen am Ganztagsbetrieb teilnehmenden Schülerinnen und Schülern des Primarbereiches und der Sekundarstufe 1 waren 88,8 Prozent Schülerinnen und Schüler von öffentlichen Schulen und 11,2 Prozent Schülerinnen und Schüler von Schulen in freier Trägerschaft. Drucksache 6/2161 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 4 7. Jährliche Kosten in welcher Höhe würden dem Land Mecklenburg- Vorpommern bei einer vollständigen Umstellung auf das System Ganztagsschule bis 2020 voraussichtlich entstehen? Bei einer angenommenen Schülerzahl von 66.000 Schülerinnen und Schülern im Sekundar- bereich I an öffentlichen allgemein bildenden Schulen im Schuljahr 2020/2021 ergäben sich, ausgehend von durchschnittlichen Personalkosten von 72.000 Euro je Lehrerstelle, jährliche Kosten von circa 18 Millionen Euro. 8. Sind zumindest die gebundenen Ganztagsschulen in Mecklenburg- Vorpommern dafür ausgestattet, Schüler bei Sprachdefiziten oder Rechenschwächen, aber auch bei Spezialbegabungen zu fördern? Der Fördergedanke ist ein zentrales Anliegen von gebundenen Ganztagsschulen. Diese bieten durch den ausgeweiteten zeitlichen Rahmen mehr Möglichkeiten der Individualisierung und Differenzierung. Das Förderangebot soll sowohl zur Kompensation von Lernschwierigkeiten als auch zur Förderung spezieller Begabungen geeignet sein und unterrichtsergänzende sowie unterrichtserweiternde Bildungsangebote beinhalten. 9. Mit welchen Problemen sehen sich die Lehrer an den Ganztagsschulen konfrontiert? a) Welche gegensteuernden Maßnahmen ergreift die Landes- regierung? b) Wie viele zusätzliche Lehrerstellen wurden seit dem Schuljahr 2008/2009 nachweislich durch die Umstellung auf Ganztags- schulbetrieb geschaffen (bitte jahrweise aufführen)? Der Landesregierung ist bewusst, dass Ganztagsschulen, insbesondere in der gebundenen Form, eine gute Ausstattung benötigen. Zu a) Um die Selbstständige Schule weiter zu stärken, ist ab dem Schuljahr 2014/2015 beabsichtigt, die Möglichkeit der Inanspruchnahme der zusätzlichen Lehrerwochenstunden für unterrichts- ergänzende Angebote auch in Form von finanziellen Mitteln (Budget) zu ermöglichen. Diese Maßnahme ist aus Sicht der Landesregierung geeignet sowohl für eine quantitative als auch für eine qualitative Verbesserung der ganztagsspezifischen Angebote. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/2161 5 Zu b) Für die Umsetzung des Ganztagsschulbetriebes an öffentlichen allgemein bildendenden Schulen des Sekundarbereiches I wurden seit dem Schuljahr 2008/2009 nachfolgend aus- gewiesene Lehrerstellen im Rahmen des Landeshaushaltes zur Verfügung gestellt: Schuljahr eingesetzte Lehrerstellen im Ganztagsschulbetrieb 2008/2009 123 2009/2010 135 2010/2011 138 2011/2012 154 2012/2013 161