Der Minister Wirtschaft, Bau und Tourismus hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 7. November 2014 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/3399 6. Wahlperiode 10.11.2014 KLEINE ANFRAGE des Abgeordneten Helmut Holter, Fraktion DIE LINKE Ergebnisse aus dem „Landeswassertourismuskonzept Seen- und Flusslandschaft Mecklenburg-Vorpommern“ und ANTWORT der Landesregierung 1. Welche konkreten Ziele wurden seitens der Landesregierung mit dem Landeswassertourismuskonzept verfolgt? 15 Jahre nach der letzten Erhebung war es erforderlich, die Grundlagen insbesondere im Bereich der Binnengewässer zu untersuchen. Mit dem Landeswassertourismuskonzept wurden Potentiale erkennbar gemacht, um den Wassertourismus in diesem Bereich weiter entwickeln zu können. Ziel der Untersuchung war neben der sinnvollen Zusammenführung regionaler und kommunaler Standortplanungen im wassertouristischen Bereich unter Berücksichtigung der Erfordernisse der Landesplanung, der verschiedenen Formen des Wassertourismus (Bootstourismus inklusive Kanutourismus, Marinas, Chartern von Booten, Wassersport) und des Naturschutzes, den Aspekt der nachhaltigen Nutzung der Binnengewässer und deren entsprechende Vermarktung herauszuarbeiten. Weiterhin wurde die aktuelle wirtschaftliche Bedeutung des Wassertourismus im Binnenland ermittelt. Drucksache 6/3399 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 2 2. Welche Zielsetzungen wurden dem Auftragnehmer für die Erstellung des Konzeptes übermittelt? Dem Auftragnehmer wurde als Zielsetzung für die Erstellung des Konzeptes übermittelt, Schlussfolgerungen und Empfehlungen für die weitere Entwicklung des Wassertourismus im Binnenland auf der Grundlage der Erfassung und Analyse des Bestandes sowie einer Marketinganalyse zu geben. 3. Wurden die Ansprüche aus Sicht der Landesregierung vollumfänglich erfüllt, ggf. auch im Hinblick auf a) die Zusammenführung regionaler Landeswassertourismuskon- zepte, b) Darstellung von Handlungsempfehlungen, c) Prognosen über die Entwicklung der unterschiedlichen wasser- touristisch bedeutenden Segmente? Aus Sicht der Landesregierung wurden diese erfüllt. 4. Konnte die Landesregierung aus den Ergebnissen des Konzepts eine Strategie zur Weiterentwicklung des Wassertourismus in Mecklenburg -Vorpommern ableiten? a) Wenn ja, welche konkreten Schwerpunkte beinhaltet die Landes- strategie? b) Wenn nicht, aus welchen Gründen konnte die Landesregierung bisher keine solche Strategie erarbeiten? Zu 4, a) und b) Die Landesregierung konnte aus den Ergebnissen der Untersuchung Handlungsempfehlungen zur Weiterentwicklung des Wassertourismus in Mecklenburg-Vorpommern ableiten. Dies sind unter anderem die weitere Entwicklung der Bundeswasserstraßen, der Wassersportanlagen und der wassertouristischen Infrastruktur, die Entwicklung und Nutzung nachhaltiger und innovativer Technologien, die Entwicklung touristischer Angebote, die Optimierung der Kommunikation und Vermarktung, die Vermarktung barrierefreier Angebote (zum Beispiel Rolli-Segler, Trimaran) sowie die Erarbeitung konzeptioneller Grundlagen in den Revieren. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/3399 3 5. Gibt es bereits konkrete Projekte bzw. Vorhaben, die zur Weiterent- wicklung des Wassertourismus dienen und sich ggf. in die Strategie der Landesregierung einfügen (bitte Vorhaben tabellarisch aufführen und Ziel, Zeitplan sowie ggf. Förderung des Landes mit auflisten)? Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgt in vielfältiger Art und Weise auf regionaler Ebene. Daher liegt der Landesregierung keine entsprechende Liste der konkreten Projekte und Vorhaben vor. 6. Welche statistischen Daten und Prognosen liegen der Landesregierung hinsichtlich der Bedeutung und Entwicklung der einzelnen wassertouristischen Segmente vor (soweit vorhanden bitte auch Prognosen zur Nutzerentwicklung anfügen)? Der wassertouristische Bereich wird statistisch nicht erfasst. Laut der Fortschreibung des Gutachtens „Entwicklungschancen des Maritimen Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern“ (2009) vom Ostseeinstitut für Marketing, Verkehr und Tourismus an der Universität Rostock in Kooperation mit der dwif Consulting GmbH kam es zu einer Verdreifachung der Umsätze vom Jahr 1998 bis 2008 auf 474 Millionen Euro. Es wird mit weiteren Zuwächsen gerechnet. Die Umsätze und Beschäftigtenzahlen wurden hier nach einzelnen Segmenten aufgegliedert erfasst: Segment Gesamtumsatz in Mio. Euro Beschäftigte der Unternehmen Bootstourismus, Marinas, Wassersport 217,6 3.800 Fährschifffahrt 117,0 385 Kreuzschifffahrt 13,6 27 Flusskreuzschifffahrt 1,2 - Fahrgastschifffahrt 51,0 500 Maritime Veranstaltungen 50,0 - Traditionsschifffahrt 5,3 - Maritime Museen 18,2 153 Gesamt 473,9 4.865 Zu Prognosen zur Nutzerentwicklung sind folgende Aussagen in dem oben genannten Gutachten enthalten: Das Nachfragepotenzial der verschiedenen Wasseraktivitäten betreffend kann vor allem für die Fahrgastschifffahrt eine positive Prognose gegeben werden. Für 50 % der Befragten kommt die Fahrgastschifffahrt als Urlaubsaktivität in den nächsten fünf Jahren in Betracht und 17 % planen diese fest als Bestandteil ein. Ziemlich sicher eingeplant wird von 10 % das Angeln und für weitere 25 % kommt das Angeln generell in Frage. Beliebte Aktivitäten werden voraussichtlich der Besuch maritimer Großveranstaltungen, das Motorbootfahren, Rudern, Tauchen, Kanu fahren, Jet Ski fahren sowie Segeln sein. Drucksache 6/3399 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 4 Insgesamt bleibt festzuhalten, dass für 83 % zumindest eine Aktivität in den nächsten fünf Jahren eine Rolle spielt: für 46 % kommt generell zumindest eine Aktivität in Frage und 38 % beziehen zumindest eine Aktivität ziemlich sicher in ihre Urlaubsplanung für die nächsten fünf Jahre ein. 7. Wie wird die Landesregierung auf schwerwiegende Veränderungen im Wassertourismus, beispielsweise in Bezug auf eine älter werdende Nutzergruppe und eine sich ggf. ändernde Nutzungsintensität einzelner wassertouristischer Segmente, reagieren? a) Welche Ableitungen konnte die Landesregierung diesbezüglich aus dem Landeswassertourismuskonzept vornehmen? b) In welcher Art und Weise werden altersgerechte Angebote in den kommenden Jahren eine besondere Förderung erfahren? Zu 7, a) und b) Klassische Wasserwanderer unternehmen Reisen von im Durchschnitt knapp vier Wochen. Anhand dieser Zeitspanne wird deutlich, dass es sich häufig um Personen handelt, die sich bereits im Ruhestand befinden. Sie übernachten überwiegend auf dem Boot, aber insbesondere aufgrund des Alters und des Komfortanspruches der Zielgruppe besteht ein großes Potenzial für feste Unterkünfte an Land. Für das Bootsbaugewerbe ergeben sich aus der demografischen Entwicklung Potenziale im Hinblick auf den Um- und Neubau barrierefreier Boote und Ausstattungsdetails, wie zum Beispiel höher liegende Kajüten und stufenlose Einstiege. Altersgerechte Angebote werden in den kommenden Jahren im Rahmen der bestehenden Förderung von touristischen Infrastrukturmaßnahmen durch die Landesregierung unterstützt. 8. Wie bewertet die Landesregierung die wasser- und landseitige Vernetzung von Angeboten in Mecklenburg-Vorpommern? a) Wie fördert die Landesregierung bislang die Vernetzung von wasser- und landseitigen Angeboten in MecklenburgVorpommern ? b) Plant die Landesregierung eine Veränderung und Steigerung der Förderung dieser Vernetzung? Die wasser- und landseitige Vernetzung von Angeboten wird durch den Tourismusverband MV e.V. mit regionalen Akteuren erarbeitet. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/3399 5 Zu a) Eine Förderung der Vernetzung von wasser- und landseitigen Angeboten erfolgt im Rahmen der Förderung der touristischen Infrastruktur. Zu b) Eine Veränderung und Steigerung der Förderung der Vernetzung kann nach Antragslage entschieden werden. 9. Wurde an die Landesregierung Kritik in Bezug auf das Landeswassertourismuskonzept herangetragen, wenn ja, was beinhaltete diese und wie ist die Landesregierung damit umgegangen? An das Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus wurde Kritik durch Herrn Prof. Dr. Haass, Hochschule Anhalt (FH), Forschungsgruppe Wassersport/Wassertourismus , aus Bernburg herangetragen. Die Kritik beinhaltete, dass beispielsweise die Vernetzung der vorhandenen regionalen und kommunalen Konzepte fehle und die große Bedeutung und Potenziale der Flusskreuzschifffahrt und Fahrgastschifffahrt nicht erkannt worden seien. Die Kritik wurde entgegengenommen. Es war beabsichtigt, diese an den Gutachter weiterzuleiten. Hierfür gab es kein Einverständnis von Prof. Dr. Haass. Die Kritik wurde entgegengenommen. Es war beabsichtigt, diese an den Gutachter weiterzuleiten. Hierfür gab es kein Einverständnis von Prof. Dr. Haass.