Der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 14. April 2015 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/3835 6. Wahlperiode 15.04.2015 KLEINE ANFRAGE des Abgeordneten Prof. Dr. Fritz Tack, Fraktion DIE LINKE Anbau von einheimischen Eiweißpflanzen in Mecklenburg-Vorpommern und ANTWORT der Landesregierung Am 29. Mai 2013 beschloss der Landtag Anträge der Fraktionen DIE LINKE, der CDU und SPD sowie Änderungsanträge der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zur Förderung des Anbaus von einheimischen Eiweißpflanzen in der Fassung der Beschlussempfehlung auf Drucksache 6/1925. 1. Welche Maßnahmen wurden eingeleitet, um einen eigenständigen Beitrag des Landes Mecklenburg-Vorpommern zur Eiweißstrategie des Bundes zu entwickeln (bitte einzeln aufführen nach Ziel und Maßnahme)? Im Rahmen der Eiweißpflanzenstrategie des Bundes sind unter anderem Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) zum Anbau von Soja, Lupinen, Erbsen/Ackerbohnen sowie von kleinkörnigen Leguminosen vorgesehen. Die MuD-Förderprojekte für den Soja- und Lupinenanbau sind bereits bewilligt worden. Mit der Ausschreibung für das MuD Erbse/Ackerbohne wird zeitnah und für das MuD Kleinkörnige Leguminosen für 2016 gerechnet. Für das MuD „Modellhaftes Demonstrationsnetzwerk zu Anbau und Verwertung von Lupinen“ wurden am 27.10.2014 die Bewilligungsbescheide übergeben. Das Vorhaben wird durch die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MecklenburgVorpommern (LFA) in der Laufzeit vom 01.10.2015 - 31.12.2017 federführend koordiniert. Für die Umsetzung wurden bei der LFA drei neue Beschäftigte eingestellt. Drucksache 6/3835 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 2 Das Hauptziel des Vorhabens ist es, den Wissenstransfer zum Anbau und zur Verwertung von Lupinen von der Forschung in die Praxis entlang relevanter Wertschöpfungsketten zu entwickeln und zu verbessern. Die im Prozess der Antragstellung entwickelten Netzwerkstrukturen werden während der Projektlaufzeit erweitert, vertieft und sollen über die Projektlaufzeit hinaus verstetigt werden. In dem Netzwerk sind viele Akteure aus Forschung, Beratung sowie Wirtschaft des Landes und darüber hinaus vertreten. In Tabelle 1 sind die wesentlichen Aktivitäten mit Bezug zu Mecklenburg-Vorpommern aufgelistet, die bereits im Netzwerk angelegt wurden. Dabei ist es erklärtes Ziel, durch die Vernetzung aller Akteure weitere dringende Fragestellungen zu Anbau und Verwertung von Lupinen zu identifizieren. Tabelle 1: Maßnahmen und Ziele im modellhaften Demonstrationsnetzwerk „Lupine“ mit Bezug zu Mecklenburg-Vorpommern Maßnahmen auf Netzwerkebene Ziel Leuchtturmbetriebe Demonstration der guten, fachlichen Praxis zu Anbau und Verwertung von Lupinen Datenerfassungsbetriebe betriebsindividuelle Beratung mit Bezug zu den einzelnen Stoffströmen (Food, Feed) Modellhafte Wertschöpfungsketten Vernetzung Landwirtschaft mit Unternehmen des vor- und nachgelagerten Bereichs, Definition und Sicherung von Mengen- und Qualitätsanforderungen Kompetenzstandorte-Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis (zum Beispiel Julius Kühn-Institut Groß Lüsewitz (JKI), LeibnizZentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), Universität Rostock, Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP), Deutsche Agrarforschungsallianz (DAFA), EVONIK, ProLupin, BayWa, Saatzucht Steinach, etc.) Anbauoptimierung, pflanzliche Produktivität, Gelbe und Weiße Lupine, Ressourcenschutz, Aufbereitung, Nutzung Humanernährung, Tierernährung (inklusive Aquakultur), Lupinennebenprodukte, Sozioökonomie, etc. Lupinenforum Informationsangebot für bestimmte Zielgruppen (Konsumenten, Landwirtschaft) 2. Welche Maßnahmen der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik können durch die Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern genutzt werden, um den Anbau und die Nutzung von einheimischen Eiweißpflanzen zu erhöhen? Im Rahmen der Umsetzung der neuen GAP-Reform haben landwirtschaftliche Unternehmen die Verpflichtung, auf mindestens 5 % ihrer Ackerfläche ökologische Vorrangflächen (ÖVF) anzulegen, um Direktzahlungen zu erhalten (ein Bestandteil des Greenings). Neben Brachflächen sowie Schon- beziehungsweise Feldstreifen besteht hier die Möglichkeit, sich auch den Anbau von Eiweißpflanzen in Reinkultur als ÖVF anrechnen zu lassen. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/3835 3 Darüber hinaus ist im Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum in MecklenburgVorpommern (EPLR MV) für die freiwilligen Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen (AUKM) ein Förderprogramm für den Anbau von vielfältigen Kulturpflanzen aufgelegt. Teilnahmevoraussetzung ist, dass die landwirtschaftlichen Unternehmen auf ihrer Ackerfläche mindestens fünf verschiedene Kulturen und auf mindestens 10 % der Ackerfläche kleinkörnige oder großkörnige Leguminosen oder jeweils beides anbauen. Aus der Entscheidung des Betriebsinhabers ergibt sich, wie hoch der jeweilige Fördersatz je Hektar Ackerfläche ist. Beim Anbau von kleinkörnigen Leguminosen sind es 65 Euro/ha Ackerfläche, beim Anbau von mindestens 5 % großkörniger Leguminosen beträgt die Förderung 75 Euro/ha, beim Anbau von 10 % sind es 85 Euro/ha. Artikel 35 ELER II bietet die Möglichkeit, die Zusammenarbeit verschiedener Partner zu unterstützen mit dem Ziel, Innovationen effektiver und schneller in der Landwirtschaft zu implementieren. Mecklenburg-Vorpommern setzt diesen Artikel im Rahmen des EPLR MV um und hat einen Wettbewerb durchgeführt, um geeignete Projekte zu identifizieren. Zwei dieser Projekte, die ab Mitte des Jahres umgesetzt werden sollen, beschäftigen sich mit dem Anbau beziehungsweise der Nutzung von Eiweißpflanzen. Das Projekt „Humusaufbau auf Sandböden“ soll die im Fachbereich Öko-Landbau der Landesforschungsanstalt gewonnenen Erkenntnisse zum Anbau von Futter- und Körnerleguminosen auf trockenen Sandböden demonstrieren. Die Frage der Nutzung dieser niederschlagsarmen und sommertrockenen Standorte ist für Mecklenburg-Vorpommern von besonderer Relevanz. Forschungsgegenstand in dem Projekt „Einheimische Eiweißfuttermittel in der Schweinefütterung“ ist, in der Erzeugung von Schweinefleisch Sojaextraktionsschrot durch heimische Eiweißfuttermittel in der Ration zu ersetzen. 3. Wie sollen die künftigen Förderprogramme ausgestaltet werden, um den Anbau, die Verarbeitung und Verwendung sowie die Versuchsanstellungen für den Einsatz von einheimischen Eiweißpflanzen in der Nutztierfütterung zu unterstützen? 4. Wie sollen die Forschungsarbeiten im Land im Rahmen der Eiweiß- strategie des Bundes verstärkt und die Züchtung geeigneter Eiweißpflanzensorten wieder angeregt werden? Zu 3 und 4 Durch die Reform der GAP (zum Beispiel Greening) und die Neuausgestaltung der Agrarumweltprogramme (Förderung vielfältiger Fruchtfolgen) ist in der aktuellen Förderperiode bis 2020 mit einer deutlichen Unterstützung des Anbaus und der Verwertung von einheimischen Eiweißpflanzen zu rechnen. Eine Förderung heimischer Eiweißpflanzen ist nur in der Wertschöpfungskette nachhaltig. Drucksache 6/3835 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 4 Neben der Züchtung leistungsfähiger Sortimente mit breiter Resistenz gegen Krankheiten und Schädlinge sowie abiotischen Stress und der Züchtung von Sorten mit neuen, erweiterten Qualitäten für die Tier- und Humanernährung, spielt die Entwicklung innovativer Verfahren zur Verarbeitung und Verwertung der Eiweißpflanzen eine wichtige Rolle. Die Landesforschungsanstalt (LFA) hat seit Jahren die Aufgabe, die klein- und großkörnigen Leguminosen als Anbaualternative für den ökologischen und konventionellen Landbau zu erhalten. Sie ist dabei eng in einem Forschungsnetzwerk regionaler und überregionaler Partner eingebunden. Die Aktivitäten der LFA sind darauf ausgerichtet, die Eiweißstrategie des Bundes zu flankieren und langfristig zu manifestieren. In der Tabelle 2 sind Themen aus der aktuellen Forschungsplanung der LFA mit engem Bezug zu Leguminosen aufgelistet. Tabelle 2: Auszug aus der aktuellen Forschungsplanung der LFA zu Themen mit engem Bezug zu Leguminosen Nr. Thema Bearbeiter Laufzeit 1.36 Ökonomische Auswertung von Anbau- verfahren der Lupine Ziesemer, A. 1/2016 - 6/2018 2.68 Maximale Reduzierung des Einsatzes von Soja durch heimische Eiweißträger in der Aufzucht von Schweinen Priepke, A. 1/2015 - 12/2017 2.69 Demonstration der Verfütterung lupinenbasierter Rationen in der Milchkuh-, Schweine- und Legehennenfütterung Priepke, A. 1/2015 - 12/2017 3.18 Senkung der Treibhausgas-Emissionen in landwirtschaftlichen Produktionsverfahren zur Erzeugung von Biokraftstoffen durch Leguminosenanbau und produktionstechnische Maßnahmen Schiemenz, K. 1/2012 - 3/2015 4.02 Auswirkungen einer langjährigen ökologischen Bewirtschaftung auf acker- und pflanzenbauliche sowie umweltrelevante Parameter am Standort Gülzow Gruber, H. seit 2005 4.07 Einfluss der Sorte auf Ertrag und Qualität verschiedener Feldkulturen unter den Bedingungen des ökologischen Landbaus Rutzen, C. (unbegrenzt) 4.22 Prüfung der Anbaueignung verschiedener Luzerneformen im Gemenge unter differenzierten Standortbedingungen Titze, A. 1/2011 - 3/2015 4.24 Optimierung der Anbauverfahren von Blauen Lupinen und Körnerfuttererbsen Gruber, H. 12/2012 - 5/2016 4.26 Einfluss der Schwefel-Düngung auf Ertrag und Qualität von Leguminosen Gruber, H. 1/2014 - 12/2017 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/3835 5 An der Universität Rostock, Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät befassen sich einzelne Forschungsprojekte mit Themen im Bereich des Eiweißpflanzenanbaus. So befinden sich aktuell zum Beispiel ein Projekt zur Entwicklung von Strategien zur Kontrolle von Blattrandkäfern an der Lupine und ein Projekt im Bereich der Rhizosphärenforschung zur Erschließung und effizienten Nutzung von Nährstoffen im Antragsverfahren für eine Förderung bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung.