Der Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 4. Juni 2015 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/3982 6. Wahlperiode 08.06.2015 KLEINE ANFRAGE des Abgeordneten Torsten Koplin, Fraktion DIE LINKE Erstellung der digitalen Landesbibliothek und ANTWORT der Landesregierung Die Digitalisierung von Literatur ist ein elementar wichtiger Bestandteil der Sicherung unseres kulturellen Erbes. Sie muss daher höchste Priorität bei der Projektierung der Bibliothek des 21. Jahrhunderts haben. Insbesondere in einem relativ bevölkerungsarmen Flächenland wie Mecklenburg -Vorpommern ist sie außerdem Bestandteil der öffentlichen Daseinsvorsorge , da sie im Zusammenspiel mit dem Netzausbau das Recht auf Bildung sicherstellt. 1. Welche privaten Initiativen einer Digitalisierung von Literatur vor der Projektierung der digitalen Landesbibliothek bzw. zu deren potenzieller Nutzung sind der Landesregierung seit wann bekannt (bitte Einzelauflistung vornehmen)? Der Landesregierung sind verschiedene Aktivitäten von Einrichtungen in kommunaler Trägerschaft bekannt, nicht zuletzt durch den „Tag der Bestandserhaltung“ 2013 in Stralsund und 2014 in Schwerin als Fachveranstaltung für Bibliothekare und Archivare aus Mecklenburg -Vorpommern. Zuletzt hat sich die Frühjahrstagung des Museumsverbandes in Mecklenburg-Vorpommern am 12. und 13. April 2015 in Mirow mit dem Thema „Kulturgut im Netz“ befasst. Vertreter des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur haben an dieser Tagung teilgenommen und sich über verschiedene Initiativen im Bereich der Digitalisierung von Fotos, Texten und anderen musealen Sammlungsgegenständen informiert. Drucksache 6/3982 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 2 2. Welche Privatinitiativen sind seit 2006 im Zusammenhang mit der Erstellung der digitalen Landesbibliothek unterstützt worden bzw. sollen es demnächst? Das Land stellt als Träger des Landesarchivs und der Landesbibliothek, der Universitätsarchive und -bibliotheken sowie weiterer Einrichtungen mit Archiv- und Bibliotheksbeständen , wie zum Beispiel dem Staatlichen Museum Schwerin, Mittel für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts zur Verfügung. Bisher sind daneben vor allem Digitalisierungsprojekte von Einrichtungen in kommunaler Trägerschaft unterstützt worden. 3. Greift die Landesregierung bei der Projektierung der digitalen Landesbibliothek auf internationale Erfahrungswerte, einschließlich diverser Onlineplattformen bzw. digitaler Bibliotheken mit ähnlicher bibliothekarischer Ausrichtung zurück? Wenn ja, auf welche und wenn nicht, womit wird dies begründet? Digitale Bibliotheksangebote in Mecklenburg-Vorpommern sind im öffentlichen Bereich unter anderem in der Digitalen Bibliothek der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern Günther Uecker sowie bei den Universitäten in Rostock und Greifswald zu finden. Diese Einrichtungen nutzen verschiedene Informationssysteme, um den Service einer Digitalen Bibliothek anzubieten. Zu nennen sind speziell die Elektronische Zeitschriftenbibliothek und das Datenbankinformationssystem. Diese enthalten sowohl freie als auch lizenzierte Volltext-Inhalte, sind fachlich universal ausgerichtet und werden von den Bibliotheken Deutschlands kooperativ betrieben. Andere Verbundprojekte dieser Art laufen über den Gemeinsamen Bibliotheksverbund, an dem sieben Länder, darunter Mecklenburg-Vorpommern, partizipieren. Hier hat die Landesbibliothek einen nennenswerten Anteil an der sogenannten Bilddatenbank zur Präsentation von Bild- und Mediensammlungen. So gibt es eine Porträtsammlung zum Theater- und Musikleben Mecklenburg-Schwerins, die 3.500 digitalisierte Objekte der Landesbibliothek umfasst, welche auch über die Europeana, die virtuelle Bibliothek für das wissenschaftliche und kulturelle Erbe Europas, recherchierbar und auffindbar sind. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/3982 3 4. Welche konzeptionellen Vorstellungen gibt es im Zusammenhang mit der Erstellung der digitalen Landesbibliothek, die auf die Digitalisierung von deutschsprachigen Büchern in Frakturschrift im Allgemeinen und auf derartige Bücher zur Landesgeschichte im Speziellen abzielen? Die Landesbibliothek hat den gesamten Textkorpus der Mecklenburgischen Jahrbücher von 1836 bis 1940 in einem Umfang von 30.000 Seiten mit Hilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft digitalisiert, von Fraktur zu Antiqua gewandelt und mit Unterstützung der Universitätsbibliothek Rostock im dortigen Rechenzentrum als Bestandteil der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern gehostet. Ein Referenzobjekt zur Wandlung historischer Zeitungen sind seitens der Landesbibliothek auch die „Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg“. In diesem Segment der Digitalen Bibliothek des Landes können derzeit 39 Jahrgänge im Volltext durchsucht werden. An der Universitätsbibliothek Rostock läuft derzeit ein auf drei Jahre angelegtes und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Projekt „Digitalisierung mecklenburgischer Drucke des 17. Jahrhunderts“. Mit dem Ausbau der Digitalisierungsinfrastruktur der Universitätsbibliothek bieten sich neue Möglichkeiten, die wertvollen historischen Sammlungen mit Hilfe des Internets für Forschung und Lehre in Rostock und weltweit zu aktivieren.