Die Ministerin für Arbeit, Gleichstellung und Soziales hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 5. September 2016 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/5894 6. Wahlperiode 07.09.2016 KLEINE ANFRAGE der Abgeordneten Karen Stramm, Fraktion DIE LINKE Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive Altenpflege und ANTWORT der Landesregierung Von Ende 2012 bis Ende 2015 gab es die „Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive Altenpflege“ von Bund, Ländern und Verbänden. Mit ihr sollten die Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Altenpflege gefördert und die Attraktivität des Berufs- und Beschäftigungsfeldes erhöht werden. Die übergreifenden Zielsetzungen waren die Gewinnung von mehr Fachkräften durch Akquise und Qualifizierung, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Steigerung der gesellschaftlichen Wertschätzung der Altenpflege. 1. Wie schätzt die Landesregierung die Ergebnisse der Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive für die Altenpflege in Mecklenburg- Vorpommern ein? Mit der Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive des Bundes wurden Vereinbarungen mit Selbstverpflichtungen aller in der Pflege tätigen Akteure geschlossen und in Mecklenburg- Vorpommern wurden gemeinsam zahlreiche Initiativen auf den Weg gebracht. Ein Ziel der Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive für die Altenpflege war die jährliche stufenweise Steigerung der Eintritte in die Altenpflegeausbildung. Diese Steigerung konnte von 2011/2012 zu 2013/2014 erreicht werden. Allerdings haben im Schuljahr 2014/2015 im Vergleich zum Vorjahr weniger Schüler eine Altenpflegeausbildung begonnen. Die durch die Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive verabredete Bereitstellung zusätzlicher Schulplätze für die Altenpflegeerstausbildung gilt fort. Drucksache 6/5894 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 2 Ein wichtiger Erfolg ist die Änderung des Schulgesetzes und damit verbunden eine Erhöhung der Finanzhilfe des Landes für Schulen in freier Trägerschaft von 65% auf 80%. Hierdurch ist eine Reduzierung des Schulgeldes zu erwarten. Zur Entlastung der Pflegekräfte von pflegefernen Tätigkeiten wurde das Projekt des Strukturmodells zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation (Ein-STEP) in Mecklenburg -Vorpommern eingeführt. Es handelt sich dabei um ein Projekt für stationäre und ambulante Pflegeinrichtungen mit dem Ziel, die Pflegedokumentation zu vereinfachen, um mehr Zeit für die Pflegebedürftigen zu haben. Es gibt bereits eine Vielzahl von Einrichtungen, die sich daran beteiligen. Zur Verbesserung der Karriere-Chancen in der Altenpflege wurde im Zusammenhang mit der Modularisierung der Verordnung für die Fachweiterbildung in der Intensivpflege auch Altenpflegern der Zugang zu dieser Fachweiterbildung ermöglicht. Es gibt noch weitere Initiativen, wie zum Beispiel die Imagekampagne für den Pflegeberuf, die über das Norddeutsche Zentrum zur Weiterentwicklung der Pflegeberufe (NDZ) läuft, sowie die Bemühungen, bereits über die Berufsorientierung für den Pflegeberuf zu interessieren. In der Gesamtschau sind durch die Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive Fortschritte erzielt worden. Das Thema bedarf allerdings auch in den nächsten Jahren der weiteren Optimierung. 2. Wie viele Fachkräfte waren 2010, 2011, 2012, 2013, 2014 und 2015 in der Altenpflege in Mecklenburg-Vorpommern beschäftigt? Es wird auf die Angaben der Bundesagentur für Arbeit in der Anlage 1 verwiesen. 3. Wie viele Schülerinnen und Schüler begannen in den Schuljahren 2010/2011, 2011/2012, 2012/2013, 2013/2014, 2014/2015 und 2015/2016 in Mecklenburg-Vorpommern eine Erstausbildung zur Pflegefachkraft oder eine entsprechende Umschulung? Jahrgang Altenpflege Neuanfänge Erstausbildung Altenpflege Neuanfänge Umschulung Gesamtanzahl Schüler 2010/2011 287 263 550 2011/2012 281 96 377 2012/2013 keine Angabe 204 -- 2013/2014 312 271 583 2014/2015 266 193 459 2015/2016 278 Daten liegen noch nicht vor Quelle für die Anzahl Schüler in Erstausbildung: Statistisches Amt M-V. Quelle für die Anzahl Schüler in Umschulung: Abfrage bei den Schulen. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/5894 3 4. Wie viele Schülerinnen und Schüler erhielten in den Schuljahren 2010/2011, 2011/2012, 2012/2013, 2013/2014, 2014/2015 und 2015/2016 in Mecklenburg-Vorpommern ihren Abschluss als examinierte Pflegefachkraft? Jahrgang Anzahl Schüler Abschlüsse 2010/2011 319 2011/2012 421 2012/2013 631 2013/2014 592 2014/2015 438 2015/2016 Daten liegen noch nicht vor Quelle: Landesamt für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern. 5. Wie viele der von 2010 bis 2016 in Mecklenburg-Vorpommern ausgebildeten examinierten Pflegefachkräfte fanden einen Arbeitgeber in Mecklenburg-Vorpommern? Der Landesregierung liegen hierzu keine Kenntnisse vor. 6. Wie viele Pflegefachkräfte verließen in den Jahren 2010, 2011, 2012, 2013, 2014 und 2015 die Arbeit in der Altenpflege? Es wird auf die Angaben der Bundesagentur für Arbeit in der Anlage 2 verwiesen. 7. Wie haben sich die Arbeitsbedingungen in der Altenpflege in Mecklenburg-Vorpommern verändert? Als Rahmenbedingung für die Zahlung von Löhnen gilt in der Altenpflege bereits seit längerem ein besonderer Mindestlohn. Der Pflege-Mindestlohn wurde zum 1. Januar 2016 und wird zum 1. Januar 2017 nochmals angehoben. Er wird dann 9,50 Euro/Stunde betragen. Altenpflegefachkräfte erhalten allerdings durch die Tarifvertragsparteien ausgehandelt zum Teil deutlich höhere Löhne als den Mindestlohn. Für drei Viertel der Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern stellt der Tarif die Basis beziehungsweise die grundlegende Orientierung zur Vergütung dar. Drucksache 6/5894 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 4 Nach der vom Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales beauftragten Sozialberichterstattung zur Situation der Pflegeberufe in Mecklenburg-Vorpommern aus dem Jahr 2015, in deren Mittelpunkt die Arbeits- und Rahmenbedingungen der Beschäftigten und der Unternehmen der Pflege standen, kann weiter Folgendes gesagt werden: Von den Beschäftigten , besonders in der stationären Pflege, werden unter anderem die Personalbemessungszahlen und ein zunehmender Personalkostendruck kritisiert. Außerdem werden enge Zeitvorgaben für die Arbeitsmodule in der Pflege bemängelt. Dies wird von den Beschäftigten auch als psychische Belastung empfunden. Eine deutliche Entlastung der Pflegekräfte wird durch die beabsichtigte Entbürokratisierung in der Pflegedokumentation erwartet, vergleiche auch Antwort zu Frage 1. Hinsichtlich der Arbeitsbedingungen in der Altenpflege in Mecklenburg-Vorpommern im Übrigen wird auf den Sozialbericht verwiesen, Seite 71 ff. Der Bericht ist veröffentlicht unter http://www.regierung-mv.de/Publikationen?id=10396&processor=veroeff. 8. Welche Kriterien nutzt die Landesregierung für die Einschätzung der Arbeitsbedingungen in der Altenpflege? Zur Einschätzung der Arbeitsbedingungen in der Altenpflege werden unter anderem die Kriterien Vergütung, Arbeitszeiten, Arbeitsdichte sowie Belastungen am Arbeitsplatz und Betriebliches Gesundheitsmanagement betrachtet. Bezüglich weiterer Kriterien wird auf die Sozialberichterstattung zur Situation der Pflegeberufe in Mecklenburg-Vorpommern aus dem Jahr 2015 verwiesen. 9. Welche Kriterien nutzt die Landesregierung für die Einschätzung der gesellschaftlichen Wertschätzung der Altenpflege? Neben den Arbeits- und Strukturbedingungen werden als weitere Kriterien für die Einschätzung der gesellschaftlichen Wertschätzung der Altenpflege die mit der Berufsausübung verbundene Anerkennung, die Freude und mit der Arbeit und dem Unternehmen verbundenen Gefühle genutzt, vergleiche Sozialberichterstattung S. 101 ff. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/5894 5 10. Wie hoch war die finanzielle Förderung der Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive für die Altenpflege in Mecklenburg- Vorpommern und wie viele Mittel davon kamen aus dem Landeshaushalt ? Das Land war durch die oben aufgeführten Aktivitäten finanziell an der Offensive beteiligt. Für die Ausbildung der Kranken- und Altenpflegehelferinnen und Kranken- und Altenpflegehelfer sowie der Altenpflegeschülerinnen und Altenpflegeschüler an öffentlichen beruflichen Schulen wurde den Schulen im Schuljahr 2015/2016 ein Budget an Lehrerwochenstunden in Höhe von 17 Lehrerstellen zur Verfügung gestellt. Auf der Basis der durchschnittlichen Personalausgaben für die Entgeltgruppe 13 gemäß den Planungsansätzen für die Veranschlagung von Personalausgaben für die Haushaltsjahre 2016 und 2017 gemäß dem Erlass „Haushaltsvoranschläge/Beiträge zum Entwurf des Haushaltsplans 2016/2017 sowie zum Finanzplan 2015 bis 2020 (Ergänzung zum Haushaltsrunderlass 2016/2017)“ des Finanzministeriums ergäben sich Personalausgaben für die 17 Stellen in Höhe von 1.273.300 Euro je Schuljahr. Für die Ausbildung an beruflichen Schulen in freier Trägerschaft werden vom Land Finanzhilfesätze gemäß § 128 Schulgesetz gewährt. In diesem Zusammenhang ist die Dritte Änderung des Schulgesetzes ein wichtiger Erfolg, da im Zuge dieser Anpassung für die Bildungsgänge Altenpflege und Kranken- und Altenpfleghilfe eine Erhöhung der Finanzhilfe des Landes von 65 Prozent (beziehungsweise 50 Prozent) auf 80 Prozent zum Schuljahr 2014/2015 erfolgte. Hierdurch ist eine Reduzierung des Schulgeldes zu erwarten. Durch diese Erhöhung des Finanzhilfesatzes stellte das Land den Schulen in freier Trägerschaft zum Beispiel im Schuljahr 2014/2015 insgesamt rund 1.392.758 Euro für die Erstausbildung von Kranken- und Altenpflegehelferinnen und Kranken- und Altenpflegehelfern sowie von Altenpflegeschülerinnen und Altenpflegeschülern zur Verfügung. Das waren rund 241.814 Euro mehr als im vorangegangenen Schuljahr. Außerdem gab und gibt es eine Imagekampagne für den Pflegeberuf durch das Norddeutsche Zentrum zur Weiterentwicklung in der Pflege (NDZ), in dem das Land Mitglied ist. Drucksache 6/5894 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 6 Anlage 1 Beschäftigungsstatistik Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (SvB) am Arbeitsort (AO) nach der Tätigkeit und dem Anforderungsniveau (KldB 2010) Mecklenburg-Vorpommern (Gebietsstand Juli 2016) Zeitreihe Tätigkeit nach KldB 2010 / Anforderungsniveau Stichtag 30. Juni 2010 31. Dezember 2010 30. Juni 2011 31. Dezember 2011 30. Juni 2012 31. Dezember 2012 30. Juni 2013 31. Dezember 2013 30. Juni 2014 31. Dezember 2014 30. Juni 2015 31. Dezember 2015 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Insgesamt 533.974 521.367 537.752 528.650 542.464 530.919 543.573 534.134 549.512 538.536 553.845 546.832 dar. 821 Altenpflege X X X X X 11.226 11.494 11.989 12.059 12.447 12.787 13.121 dar. Fachkräfte X X X X X 5.754 5.840 6.144 6.111 6.300 6.296 6.433 Ohne Angabe X X X X X 13.569 10.653 10.012 9.717 6.743 6.490 6.847 Erstellungsdatum: 09.08.2016, Statistik-Service Nordost, Auftragsnummer 229957 © Statistik der Bundesagentur für Arbeit X) Aufgrund der Umstellung im Meldeverfahren zur Sozialversicherung von der Klassifikation der Berufe (KldB) 1988 auf die KldB 2010 ist beim Merkmal "ausgeübte Tätigkeit (Beruf)" kein Datenausweis für Stichtage vor dem 31.12.2012 möglich. Daten nach der KldB 2010 sind aufgrund erheblicher Unterschiede der Systematiken nicht mit den Daten nach der KldB 1988 vergleichbar (siehe Methodische Hinweise). Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/5894 7 Anlage 2 Beschäftigungsstatistik Beendete sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse nach der Tätigkeit und dem Anforderungsniveau (KldB 2010) Mecklenburg-Vorpommern (Gebietsstand Juli 2016) Zeitreihe Aufgrund verbesserter Datenaufbereitungen hat sich die Anzahl der Beschäftigten und der Betriebe ohne Angabe zum Arbeitsort und zum Wirtschaftszweig reduziert. Deshalb können Abweichungen gegenüber früher veröffentlichten Ergebnissen auftreten. Tätigkeit nach KldB 2010 / Anforderungsniveau 4. Quartal 2012 1. Quartal 2013 2. Quartal 2013 3. Quartal 2013 4. Quartal 2013 1. Quartal 2014 2. Quartal 2014 3. Quartal 2014 4. Quartal 2014 1. Quartal 2015 2. Quartal 2015 3. Quartal 2015 4. Quartal 2015 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Insgesamt 50.634 46.840 33.299 44.003 47.465 44.443 32.835 47.844 46.065 46.385 33.221 45.219 45.407 dar. 821 Altenpflege 613 742 692 1.068 629 776 757 1.089 757 824 763 1.288 813 dar. Fachkräfte 308 365 344 534 310 413 401 568 400 394 372 634 390 Ohne Angabe 1.610 1.890 1.126 1.367 591 511 392 865 423 288 267 463 270 Erstellungsdatum: 23.08.2016, Statistik-Service Nordost, Auftragsnummer 229957 © Statistik der Bundesagentur für Arbeit