Der Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 3. November 2017 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 7/1151 7. Wahlperiode 03.11.2017 KLEINE ANFRAGE des Abgeordneten Sandro Hersel, Fraktion der AfD Sassnitzer Hafen und ANTWORT der Landesregierung 1. Bemüht sich die Landesregierung um eine Förderung der Wiedereinrichtung der Fährverbindung von Sassnitz nach Klaipeda? a) Wenn ja, in welcher Form? b) Wenn ja, mit welchen bisherigen Erfolgen? c) Wenn nicht, warum nicht? 2. Bemüht sich die Landesregierung um die Förderung einer regelmäßigen Fährverbindung von Sassnitz nach Baltijsk bzw. nach Ust-Luga? a) Wenn ja, in welcher Form? b) Wenn ja, mit welchen bisherigen Erfolgen? c) Wenn nicht, warum nicht? Die Fragen 1, a), b) und c) sowie 2, a), b) und c) werden zusammenhängend beantwortet. Fährverbindungen sind in erster Linie Angelegenheit der Wirtschaft und nach den einschlägigen Bestimmungen in Mecklenburg-Vorpommern nicht förderfähig. Die Landesregierung begrüßt Bestrebungen, regelmäßige Dienste von und nach Mukran einzurichten beziehungsweise wieder aufzunehmen und hat dafür die hafeninfrastrukturellen Voraussetzungen durch Förderungen mit Bundes- und Landesmitteln geschaffen. Auch wirbt die Landesregierung im Rahmen von Auslands- und Delegationsreisen ins Baltikum und in die Russische Föderation anlassbezogen für die Potenziale des Hafens in Mukran. Drucksache 7/1151 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 2 3. Wie bewertet die Landesregierung die Sanktionen gegen Russland im Rahmen des Ukraine-Konfliktes im Hinblick auf die Wirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns und im Hinblick auf den Ostseeraumschwerpunkt Mecklenburg-Vorpommerns? Der Außenhandel zwischen der Russischen Föderation und Mecklenburg-Vorpommern unterlag in den vergangenen Jahren insbesondere bei den Exporten starken Schwankungen und entwickelte sich zuletzt wie folgt: Wurden zwischen Mecklenburg-Vorpommern und der Russischen Föderation 2014 Güter im Wert von zirka 1,1 Milliarden Euro und 2015 Güter mit einem Wert von rund 0,7 Milliarden Euro ausgetauscht, waren es in 2016 Waren im Wert von rund 0,6 Milliarden Euro. Im 1. Halbjahr 2017 betrug der Außenhandel mit der Russischen Föderation 0,5 Milliarden Euro. Vor allem im Jahr 2016 sank der Export im Vergleich zu den Vorjahren deutlich, wohingegen der Import russischer Waren seit 2015 wieder ansteigt. Das 1. Halbjahr 2017 zeigt die Tendenz einer Erholung des Außenhandels mit der Russischen Föderation, die jedoch insbesondere auf den starken Import zurückzuführen ist. 2016 wurden aus Mecklenburg-Vorpommern Waren im Wert von 154 Millionen Euro in die Russische Föderation exportiert, was im Vergleich zum Vorjahr eine Verminderung um rund 50 Prozent bedeutet. Die wichtigsten Exportgüter waren Nahrungsmittel pflanzlichen Ursprungs (23 Prozent), Kaffee (20 Prozent) und Eisen, Blech- und Metallwaren (14 Prozent). Der Export des 1. Halbjahres 2017 ist mit 99 Millionen Euro um über 50 Prozent gegenüber dem Export des 1. Halbjahres 2016 (64 Millionen Euro) gestiegen. Diese Zuwächse betreffen insbesondere die Warengruppen Hebezeuge und Fördermittel (unter anderem Flaschenzüge, Krane und Rolltreppen), Nahrungsmittel pflanzlichen Ursprungs sowie Fahrzeuge (unter anderem Beiwagen für Krafträder, Teile und Zubehör für Rollstühle, Behindertenfahrzeuge). Im Bereich Tourismus ist ein leichter Rückgang bei den Ankünften und Übernachtungen von Gästen aus Russland zu verzeichnen. Von Januar bis Juli 2017 wurden 1.743 (-10,8 Prozent zum Vorjahreszeitraum) Ankünfte und 4.158 (-7,7 Prozent zum Vorjahreszeitraum) Übernachtungen verzeichnet. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lag bei 2,4 Nächten. Im Jahr 2016 waren es von Januar bis Juli 1.982 (3,3 Prozent) Ankünfte und 4.572 (0,4 Prozent) Übernachtungen . Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lag bei 2,3 Nächten. Da russische Gäste für den Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern jedoch eher von geringer Bedeutung sind, sind die Auswirkungen auf die Wirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns insgesamt eher unbedeutend. Inwiefern es sich bei den Veränderungen im Außenhandel insbesondere in 2015 und 2016 jedoch um direkt sanktionsbedingte Auswirkungen handelt, kann durch die Landesregierung nicht abschließend beurteilt werden. Der Außenhandel wird auch maßgeblich durch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen innerhalb der Russischen Föderation bestimmt. Es ist anzunehmen, dass neben der politischen Lage der schwache Rubel und die zuletzt schlechte Konjunktur das Geschäft belasten. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/1151 3 Der (niedrige) Ölpreis, Sanktionen und Gegensanktionen, teure Kredite und eine hohe Inflation haben insgesamt zu Unsicherheit und Zurückhaltung bei russischen Unternehmen geführt, was wiederum die Exporte in die Russische Föderation vermindert. Der Ostseeraum wird auch weiterhin einen Schwerpunkt insbesondere in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit des Landes Mecklenburg-Vorpommern darstellen. (Quelle: Gutarten und Außenhandelszahlen: Statistisches Bundesamt, vorläufige Zahlen für 2016 und 2017.) 4. Setzt sich die Landesregierung für ein Ende der Sanktionen ein? a) Wenn ja, in welcher Form? b) Wenn ja, mit welchen bisherigen Erfolgen? c) Wenn nicht, warum nicht? Die Fragen 4, a), b) und c) werden zusammenhängend beantwortet. Eine Beendigung der bestehenden Sanktionen liegt nicht in der Zuständigkeit und Verantwortung des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Das Interesse der Landesregierung an wirtschaftlicher Zusammenarbeit besteht auch in Zeiten der Sanktionen fort. Den Dialog mit der Russischen Föderation unterstützt die Landesregierung durch verschiedene Maßnahmen, wie Delegationsreisen oder Russlandtage sowohl in Mecklenburg-Vorpommern als auch in der Russischen Föderation. Erst kürzlich fand eine Unternehmensdelegationsreise in das Leningrader Gebiet unter Leitung der Ministerpräsidentin statt. 5. Wie viele Güter (in 1.000 Tonnen) wurden 2013, 2014, 2015 und 2016 von und nach Finnland, Russland, Estland, Lettland und Litauen über den Hafen von Sassnitz-Mukran transportiert (bitte jeweils getrennt nach Herkunftsland bzw. Bestimmungsland und Jahr aufschlüsseln)? Die Güterbeförderung (in 1.000 Tonnen) über Mukran Port ist in der nachfolgenden Tabelle dargestellt: von und nach: 2013 2014 2015 2016 Finnland 8,5 9,7 7,8 19,9 Russland 8,2 44,6 25,5 6,5 Estland 10,7 8,4 0 4,4 Lettland 3,3 0 0 0 Litauen 262,2 20,9 1,2 0 Quelle: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern. Drucksache 7/1151 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 4 6. Wie hoch waren die Umsätze der Fährhafen Sassnitz GmbH aus dem Gütertransport von und nach Finnland, Russland, Estland, Lettland und Litauen in den Jahren 2013, 2014, 2015 und 2016 (bitte jeweils nach Herkunfts- bzw. Bestimmungsland und Jahr aufschlüsseln)? Der Landesregierung liegen derart detaillierte unternehmensinterne Daten nicht vor. 7. Wie viele Personen wurden 2013, 2014, 2015 und 2016 von und nach Klaipeda, Baltijsk und Ust-Luga über den Hafen von Sassnitz-Mukran befördert (bitte jeweils getrennt nach Ort und Jahr aufschlüsseln)? Die Anzahl der beförderten Personen über Mukran Port ist in der nachfolgenden Tabelle dargestellt : von und nach: 2013 2014 2015 2016 Klaipeda 15.218 4 0 0 Baltijsk 0 2 6 280 Ust Luga 17 38 2 0 Quelle: Fährhafen Sassnitz GmbH. 8. Wie viele Fahrzeuge wurden 2013, 2014, 2015 und 2016 von und nach Klaipeda, Baltijsk und Ust-Luga über den Hafen von Sassnitz-Mukran befördert (bitte jeweils getrennt nach Ort und Jahr aufschlüsseln)? Die Anzahl der beförderten Fahrzeuge (Lkw, Busse, Pkw, Kleintransporter) über Mukran Port ist in der nachfolgenden Tabelle dargestellt: von und nach: 2013 2014 2015 2016 Klaipeda 7.445 18 0 0 Baltijsk 0 131 47 272 Ust Luga 187 37 4 0 Quelle: Fährhafen Sassnitz GmbH. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/1151 5 9. Wie hoch waren die Umsätze der Fährhafen Sassnitz GmbH aus der Personen- und Fahrzeugbeförderung von und nach Klaipeda, Baltijsk und Ust-Luga in den Jahren 2013, 2014, 2015 und 2016 (bitte jeweils getrennt nach Ort und Jahr aufschlüsseln)? Siehe Antwort zu Frage 6. 10. Wie bewertet und schätzt die Landesregierung die Zukunft des Sassnitzer Hafens bei anhaltenden Sanktionen gegen Russland ein? Mukran Port hat sich seit einigen Jahren von einem reinen Fährhafen zu einem Hafen-, Industrie-, Fertigungs- und Logistikstandort, unter anderem im Bereich der Offshore-Windenergie , weiterentwickelt. Durch dieses breitere Spektrum des Angebotes können Einbußen in einzelnen Geschäftszweigen besser kompensiert werden.