Die Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 24. November 2017 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 7/1192 7. Wahlperiode 24.11.2017 KLEINE ANFRAGE des Abgeordneten Thomas de Jesus Fernandes, Fraktion der AfD Wirtschaftslehre an Schulen und Universitäten und ANTWORT der Landesregierung Eine aktuelle Studie von Professoren und Mitarbeitern der Universität Siegen im Auftrag von „Die Familienunternehmer e. V./Die jungen Unternehmer “ kam zu dem Ergebnis, dass ökonomische Bildung in Schulen unbefriedigend vermittelt wird und oft nur fragmentiert vorhanden ist. Schulbücher, die nicht rein wirtschaftsbezogen sind, vermitteln oft marktskeptische Narrative. Das Thema Leistungsgerechtigkeit wird kaum erwähnt (Familienunternehmer-Studie: Globalisierungs- und Marktskepsis in deutschen Schulbüchern). 1. An welchen Universitäten und Hochschulen des Landes werden wirtschaftswissenschaftliche und philosophische Studiengänge angeboten (bitte auflisten nach Hochschule und Studiengang)? Welche öffentlichen und privaten Schulen in Mecklenburg- Vorpommern bieten Wirtschaft als Unterrichtsfach an? 2. Im Rahmen welcher Studiengänge aus Frage 1 wird in welchen Pflichtvorlesungen oder Seminaren über wirtschaftspolitische und wirtschaftsphilosophische Fragen, Denkschulen und Theorien diskutiert (bitte auflisten nach Hochschule, Studiengang, Vorlesung, Zeitstunden )? In welchem Maße wird über die unterschiedlichen Wirtschaftsordnungskonzepte der verschiedenen Wirtschaftstheoretiker debattiert? Die Fragen 1 und 2 werden zusammenhängend beantwortet. Dabei wird für die Hochschulen nach Studiengängen und Lehrveranstaltungen, wo möglich auch nach deren Zeitmaß (in Semesterwochenstunden oder Zeitstunden) differenziert. Drucksache 7/1192 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 2 Hochschulen Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (EMAU) Studiengänge Zugehörige Lehrveranstaltungen Betriebswirtschaftslehre, Diplom Einführung in die Volkswirtschaftslehre Wettbewerb Außenwirtschaft Konjunktur und Wachstum Pflichtvorlesungen mit jeweils 13 Zeitstunden Philosophie, Bachelor/Master Wirtschaftsphilosophische Fragen, Denkschulen und Theorien werden im Bachelorstudium im Rahmen verpflichtender philosophiegeschichtlicher Einführungsveranstaltungen mitbehandelt. Im Masterstudium können sie je nach Wahlpflichtbereich vertieft werden. Universität Rostock Studiengänge Zugehörige Lehrveranstaltungen Wirtschaftswissenschaften, Bachelor Wirtschaftspädagogik, Bachelor Sozialkunde, Lehramt an Gymnasien Arbeit-Wirtschaft-Technik (AWT), Lehramt an Gymnasien Sozialkunde, Lehramt an Regionalen Schulen AWT, Lehramt an Regionalen Schulen AWT, Beifach im Lehramt Finanzsystem und Wirtschaftspolitik, Vorlesung, Übung und Blockseminar Wirtschaftswissenschaften, Bachelor Wirtschaftspädagogik, Bachelor Sozialkunde, Lehramt an Gymnasien AWT, Lehramt an Gymnasien Sozialkunde, Lehramt an Regionalen Schulen AWT, Lehramt an Regionalen Schulen AWT, Beifach im Lehramt Ökonomie des Sozialstaats (Grundlagen der Sozialpolitik), Vorlesung und Übung Volkswirtschaftslehre, Master Aktuelle Themen der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, Vorlesung Wirtschaftswissenschaften, Bachelor Wirtschaftspädagogik, Bachelor Grundbegriffe der Volkswirtschaftslehre, Vorlesung Grundlagen der Mikroökonomik, Vorlesung und Übung Grundlagen der Makroökonomik, Vorlesung und Übung Sozialkunde, Lehramt an Gymnasien AWT, Lehramt an Gymnasien Grundbegriffe der Volkswirtschaftslehre, Vorlesung Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/1192 3 Studiengänge Zugehörige Lehrveranstaltungen Sozialkunde, Lehramt an Regionalen Schulen AWT, Lehramt an Regionalen Schulen Sozialkunde, Beifach im Lehramt AWT, Beifach im Lehramt Finanzwissenschaften, Vorlesung und Übung Sozialkunde, Lehramt an Gymnasien Sozialkunde, Lehramt an Regionalen Schulen Veranstaltungen zu fortgeschrittenen Themen der Volkswirtschaftslehre (nicht näher spezifiziert) Sozialwissenschaften, Bachelor Good Governance, Bachelor Wirtschaftspädagogik, Bachelor Sozialkunde, Lehramt an Gymnasien AWT, Lehramt an Gymnasien Sozialkunde, Lehramt an Regionalen Schulen AWT, Lehramt an Regionalen Schulen AWT, Beifach im Lehramt Globalisierung, Vorlesung und Übung Darüber hinaus verweist die Universität Rostock auf Lehrveranstaltungen in den Bereichen Steuertheorie, Neue Politische Ökonomie, Intergenerational Economics, Wettbewerb und Geldtheorie, in denen grundlegende wirtschaftstheoretische Konzepte behandelt werden. Nähere Angaben zum Zeitumfang werden von der Universität Rostock nicht gemacht. Für den Bachelor- und Masterstudiengang Philosophie in Rostock gelten die Angaben der EMAU Greifswald entsprechend. Hochschule Stralsund Studiengänge Zugehörige Lehrveranstaltungen Betriebswirtschaftslehre, Bachelor Mikroökonomie und Wettbewerb Makroökonomie Ökonomie der Nachhaltigkeit Außenhandel Wirtschaftspolitik Gesundheitsökonomie Medizinische Entscheidungstheorie Leisure and Tourism Management, Bachelor Economics International Management Studies in the Baltic Sea Region, Bachelor Economics International Trade Comparative Country Studies Tourism Development Strategies, Master Tourism Economics Political Economy of Tourism Management von kleinen und mittleren Unternehmen, Master Mittelstandsökonomie Drucksache 7/1192 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 4 Für die Einzelheiten bei der Hochschule Stralsund wird auf die nach Studiengängen differenzierten Modulbeschreibungen unter https://hochschule-stralsund.de/host/fakultaeten/ wirtschaft/studienangebot/ verwiesen. Hochschule Wismar Studiengänge Zugehörige Lehrveranstaltungen Betriebswirtschaft, Bachelor Mikroökonomie, 4 Semesterwochenstunden (SWS) Makroökonomie, 4 SWS Wirtschaftspolitik 4 SWS Betriebswirtschaft, Master Wirtschaftsethik, 2 SWS Globalisierung der Wirtschaft, 4 SWS Betriebswirtschaft, Diplom Volkswirtschaftslehre I, 8 Stunden Volkswirtschaftslehre II, 8 Stunden Empirische Wirtschaftsanalyse I, 8 Stunden Betriebswirtschaft postgradual, Diplom Volkswirtschaftslehre, 8 Stunden International Management, Master State and Economy, 4 SWS - Wahlpflichtbereich Transport Management, 4 SWS - Wahlpflichtbereich Export Marketing, 4 SWS - Wahlpflichtbereich Gesundheitsmanagement, Master Grundlagen der Gesundheitsökonomie und -politik, 3 Stunden synchrone Onlinelehre Sportmanagement, Bachelor Mikroökonomische Grundlagen der Sportökonomie, 12 Stunden Ökonomie des Sports, 8 Stunden Sport und Gesellschaft, 8 Stunden Sportmanagement, Master Sozioökonomie von Sportgroßveranstaltungen, 8 Stunden Management sozialer Dienstleistungen , Bachelor Makroökonomie, 8 Stunden Sozialpolitik, 8 Stunden Management von Gesundheitseinrichtungen , Bachelor Grundlagen der Gesundheitsökonomie, 8 Stunden Business Systems, Master Economic Policy, 8 Stunden Wirtschaftsrecht, Bachelor Einführung in die Volkswirtschaftslehre, 4 SWS Unternehmensführung, 2 SWS Wirtschaftsrecht , Master Wirtschaft und Recht in Osteuropa, 4 SWS - Wahlpflichtbereich Wirtschaftsvölkerrecht, 4 SWS – Wahlpflichtbereich Berufsbetreuer, Bachelor Sozialpolitische Grundlagen und Inklusion, 8 Stunden synchrone Onlinelehre Ethik, 8 Stunden synchrone Onlinelehre Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/1192 5 Schulen In Mecklenburg-Vorpommern ist das durch die Fragestellung hauptsächlich betroffene Fach Arbeit-Wirtschaft-Technik verpflichtendes Unterrichtsfach an allen öffentlichen Regionalen Schulen, Gesamtschulen und Gymnasien. In der gymnasialen Oberstufe besteht für Schüler die Anwahlmöglichkeit des Faches Wirtschaft auf grundlegendem und erhöhtem Niveau. Anteile von Wirtschaftslehre sind zudem unter jeweils fachspezifischen Zugängen auch Thema der Fächer Geographie, Geschichte, Philosophie und Sozialkunde. Auch an allen allgemeinbildenden Schulen in freier Trägerschaft der Sekundarstufe I wird Wirtschaft im Rahmen des Faches Arbeit-Wirtschaft-Technik unterrichtet. In der Sekundarstufe II besteht ebenfalls grundsätzlich die Möglichkeit, Wirtschaft in der gymnasialen Oberstufe als Wahlfach zu belegen. Nachfolgende öffentliche berufliche Schulen bieten Wirtschaft (gemäß der jeweiligen Stundentafel die Fächer Betriebs- und Volkswirtschaftslehre, Wirtschaftslehre) als eigenständiges Fach an: - Regionales Berufliches Bildungszentrum des Landkreises Vorpommern- Greifswald in der Universitäts- und Hansestadt Greifswald - Regionales Berufliches Bildungszentrum des Landkreises Rostock - Regionales Berufliches Bildungszentrum des Landkreises Ludwigslust-Parchim in Parchim - Berufliche Schule des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte in Neubrandenburg für Wirtschaft und Verwaltung - Berufliche Schule des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte in Neubrandenburg für Wirtschaft, Handwerk und Industrie - Berufliche Schule der Hansestadt Rostock für Wirtschaft - Berufliche Schule der Landeshauptstadt Schwerin für Wirtschaft und Verwaltung - Berufliche Schule der Landeshauptstadt Schwerin für Technik - Regionales Berufliches Bildungszentrum des Landkreises Vorpommern-Rügen - Regionales Berufliches Bildungszentrum Müritz - Berufliche Schule des Landkreises Nordwestmecklenburg - Berufsschulzentrum Nord - Regionales Berufliches Bildungszentrum des Landkreises Vorpommern - Greifswald Wolgast-Torgelow Drucksache 7/1192 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 6 Nachfolgende berufliche Schulen in freier Trägerschaft bieten Wirtschaft (gemäß der jeweiligen Stundentafel die Fächer Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftslehre) als eigenständiges Fach an: - Berufliche Schule an der Wirtschaftsakademie Nord gGmbH Greifswald - Fachschule für Technik Rostock an der Techniker Fachschulen gGmbH - Ecolea Private Berufliche Schule Rostock - Designschule Schwerin an der Designschule 2.0 GmbH - medien colleg Rostock an der institut für neue medien freie Bildungsgesellschaft mbH 3. In welchem zeitlichen Maße wird über die ökonomischen Ansätze und Wirtschaftskonzepte von (Neo-)Klassikern, des Ordo- oder Neoliberalismus , des Marxismus/Leninismus, des (Post-)Keynesianismus, der Österreichischen Schule, des historischen Nationalsozialismus /Faschismus, historisch-realer Planwirtschaft, (Neuer) Institutionenökonomik und „Pluraler Ökonomik“ an den Hochschulen und Schulen gelehrt? Hochschulen In welchem zeitlichen Umfang innerhalb der oben genannten Lehrveranstaltungen im Einzelnen auf die vom Fragesteller genannten „ökonomischen Ansätze und Wirtschaftskonzepte“ eingegangen wird, unterfällt dem Grundrecht der Freiheit der Lehre gemäß Artikel 5 Absatz 3 des Grundgesetzes sowie § 5 Absatz 3 des Landeshochschulgesetzes und kann daher nicht normiert werden. Auch wird der zeitliche Umfang nicht durch die Landesregierung erfasst. Schulen Das zeitliche Ausmaß der Behandlung liegt in der pädagogischen Eigenverantwortung der Lehrkräfte (§ 100 Absatz 2 des Schulgesetzes). Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/1192 7 4. Welche Literaturempfehlungen gab es an den Universitäten aus Frage 1 für die Studenten im Rahmen wirtschaftsphilosophischer Diskussionen ? Die jeweils von den einzelnen Hochschullehrenden empfohlene Literatur unterfällt ebenso dem Grundrecht der Freiheit der Lehre. Diese gilt sowohl für den Inhalt als auch für die Wahl der Methode. Generell lässt sich nach kursorischer Durchsicht der entsprechenden Semesterapparate , sofern sie im Internet frei zugänglich sind, sagen, dass die wirtschaftstheoretische Standardliteratur Verwendung findet und damit die vom Fragesteller genannten Konzepte „lege artis“ behandelt werden. 5. Welche Schulbücher wurden in etwaigem Wirtschaftsunterricht in Mecklenburg-Vorpommern in den vergangenen zehn Jahren genutzt? Welche Kapitel daraus wurden überwiegend gelehrt? An den allgemeinbildenden Schulen werden Schulbücher zur Thematik aus dem Schulbuchkatalog verwendet. Siehe hierzu die Angaben unter http://www.bildung-mv.de/downloads/ schulbuchkatalog_07_17.html. Die allgemeinbildenden Schulen in freier Trägerschaft sind in der Wahl ihrer Lehr- und Lernmittel frei. Die jeweilige Literaturauswahl der einzelnen Schule wird von der Landesregierung nicht erfasst. Für den Bereich der öffentlichen beruflichen Schulen werden nur die Schulbücher für die Fächer Sozialkunde beziehungsweise Geschichte und Politische Bildung am Fachgymnasium vorgegeben. Siehe auch hierzu den oben genannten Schulbuchkatalog. Die beruflichen Schulen in privater Trägerschaft sind in der Wahl ihrer Lehr- und Lernmittel frei. 6. In welchem Rahmen findet Wirtschaftswissen oder Finanzmathematik im Mathematikunterricht an allgemeinen Schulen Verbreitung? Das Thema Prozent- und Zinsrechnung wird im Mathematikunterricht der Klassenstufe 7 angeboten. Hier werden Grundzüge der Finanzmathematik betrachtet. Wirtschaftswissen spielt in vielen Anwendungsaufgaben des Mathematikunterrichtes eine Rolle. Die tatsächliche Umsetzung im Unterricht liegt im Verantwortungsbereich der Lehrkräfte und hängt unter anderem auch von der Wahl des Schulbuches ab. Drucksache 7/1192 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 8 Grundlagen der Wirtschaftsmathematik werden im Rahmen des Mathematikunterrichts der Sekundarstufe II im Stoffgebiet „Anwendungen der Differentialrechnung“ vermittelt. Insbesondere geht es dort um Untersuchungen von Kosten-, Umsatz- und Gewinnfunktionen an vielfältigen Beispielen. Zu den privaten allgemeinbildenden Schulen liegen der Landesregierung diesbezüglich keine Informationen vor. Wirtschaftswissen und Finanzmathematik spielen in den Fächern beziehungsweise in den Modulen der einzelnen Bildungsgänge der öffentlichen beruflichen Schulen und der beruflichen Schulen in freier Trägerschaft immer spezifisch bezogen auf den einzelnen Ausbildungsberuf eine Rolle. Die tatsächliche Umsetzung im Unterricht liegt im Verantwortungsbereich der Lehrkräfte.