Der Minister für Landwirtschaft und Umwelt hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 4. Dezember 2017 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 7/1248 7. Wahlperiode 05.12.2017 KLEINE ANFRAGE der Abgeordneten Dr. Mignon Schwenke, Fraktion DIE LINKE Rückgang der Insektenpopulation und ANTWORT der Landesregierung Laut einer im Fachmagazins „PLOS ONE“ veröffentlichten Studie nahm die Gesamtmasse der Insekten in den letzten 27 Jahren um mehr als 75 Prozent ab. Der Entomologische Verein Krefeld hat seit 1989 in insgesamt 63 Gebieten mit unterschiedlichem Schutzstatus in Nordrhein- Westfalen, Rheinland-Pfalz und in Brandenburg mit Hilfe von Fallen Fluginsekten gesammelt und deren Masse bestimmt. Umweltverbände gehen davon aus, dass vom Rückgang der Biomasse der Insekten der gesamte europäische Kontinent betroffen ist. 1. Ist der Landesregierung diese Studie bekannt? Wenn ja, wie wertet sie die Ergebnisse dieser Studie? Die Studie ist der Landesregierung bekannt. Der darin aufgezeichnete Rückgang der Biomasse der Insektenfauna wird mit Besorgnis zur Kenntnis genommen. Angesichts der im Detail noch unklaren Ursachen ist eine abschließende Bewertung der in der Studie dargelegten Ergebnisse derzeit nicht möglich. Daher gilt es, schnellstmöglich zu fundierten Erkenntnissen der Bestandsentwicklung der einheimischen Insektenfauna zu gelangen, gleichzeitig die unterschiedlichen Ursachen für den Rückgang der Insektenfauna zu ermitteln und daraus entsprechende Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt sowie zum Anstieg der Biomasse der Insektenfauna abzuleiten. Drucksache 7/1248 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 2 2. Gibt es Erkenntnisse über den Rückgang der Biomasse der Insekten in Mecklenburg-Vorpommern? Wenn ja, welche Arten sind von diesem Rückgang besonders betroffen? Hierzu können seitens der Landesregierung keine validen Angaben gemacht werden, da entsprechende Erhebungen zur Bestandsentwicklung der einheimischen Insektenfauna in Mecklenburg-Vorpommern nicht vorliegen. 3. Worin sieht die Landesregierung die Ursachen für den Rückgang der Biomasse der Insekten in Deutschland? Wie in der Antwort zu Frage 1 dargestellt, ist die Ursachenforschung für den in der Studie dargelegten Verlust der Biodiversität sowie für den Rückgang der Insektenfauna noch nicht abgeschlossen. Als mögliche Ursachen gelten die Veränderung klimatischer Faktoren, die Intensivierung der Landwirtschaft und das Wachstum urbaner Räume sowie die damit verbundene Lebensraumzerschneidung, aber auch Schadstoffeinträge durch Industrie und Verkehr. 4. Plant die Landesregierung Maßnahmen, um den Rückgang der Biomasse der Insekten in Deutschland zu stoppen und umzukehren? Wenn ja, welche Maßnahmen sind das? Es wird auf die Beantwortung der Fragen 1 und 7 verwiesen. Ergänzend ist auf das im Jahr 2012 veröffentlichte Konzept „Erhaltung und Entwicklung der Biologischen Vielfalt in Mecklenburg-Vorpommern“ zu verweisen (http://service.mvnet.de/- _php/download.php?datei_id=70847). Darin sind diverse Ziele definiert und Maßnahmen geplant, die auch der Insektenfauna dienen. 5. Welche Auswirkungen hat der Rückgang der Biomasse der Insekten auf Umwelt und Mensch? 6. Gibt es Auswirkungen des Rückgangs der Biomasse der Insekten auf die Landwirtschaft? Wenn ja, welche sind Auswirkungen sind das? Die Fragen 5 und 6 werden zusammenhängend beantwortet. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/1248 3 Insekten haben eine zentrale Bedeutung für alle terrestrischen Ökosysteme. Sie erbringen mit der Bestäubung im Hinblick auf die Sicherstellung der Ernährung und die Sicherung genetischer Ressourcen eine wichtige ökologische Dienstleistung für die Landwirtschaft und für die Erhaltung von Wildpflanzen. Darüber hinaus haben sie weitere Funktionen und Wirkungen im Ökosystem. Insoweit kann ein Rückgang der Biomasse der Insekten weitreichende Auswirkungen auf Umwelt, Landwirtschaft und auf den Menschen haben. Es fehlen jedoch auch hierzu belastbare Erhebungen, mit denen sich negative Auswirkungen auf Umwelt, Landwirtschaft und auf den Menschen im Detail untersetzen ließen. 7. Spielt das Thema des Rückgangs der Biomasse der Insekten bei der Konferenz der Agrarminister und der Konferenz der Umweltminister des Bundes und der Länder eine Rolle? Die aktuelle Studie war Anlass der Befassung der 89. Umweltministerkonferenz am 17. November 2017 in Potsdam mit dem Thema Insektensterben. Der Bund wurde gebeten, zur nächsten Umweltministerkonferenz über bereits laufende Untersuchungen sowie zum aktuellen Kenntnisstand über das Insektensterben sowie dessen Ursachen unter besonderer Berücksichtigung der Auswirkung von Neonikotinoiden und Cyantraniliprolen zu berichten. Die Umweltministerkonferenz hält ein faktorenbezogenes Monitoring für erforderlich, um schnellstmöglich belastbare Hinweise auf Hauptursachen zu bekommen. Der Bund wurde daher gebeten, ein nationales Monitoringprogramm für die Erfassung der Insektenfauna in Deutschland zu installieren und zu finanzieren, um zu fundierten Ergebnissen zur Bestandsentwicklung der einheimischen Insektenfauna zu gelangen und gleichzeitig die unterschiedlichen Ursachen für den Rückgang der Insekten zu erforschen. Darüber hinaus werden die Länder bereits laufende beziehungsweise bereits geplante Maßnahmen zur Förderung der Insektenvielfalt zusammentragen und auf der 90. Umweltministerkonferenz über die weitere Verfahrensweise beraten. Ergänzend wird auf die Antwort zu Frage 8 verwiesen. 8. Sieht die Landesregierung ein Verbot hochwirksamer Neonikonitoide und einen geringeren Einsatz von Pestiziden als zielführend an, um den Rückgang der Biomasse der Insekten zu stoppen? Die Frage wird im Kontext der oben genannten Studie verstanden. Diese verweist darauf, dass die Ursachen des Rückgangs der Biomasse der Insekten noch nicht abschließend bekannt sind. Ungeachtet dessen haben sich Bund und Länder im Rahmen mehrerer Agrar- und Umweltministerkonferenzen mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (zum Beispiel mit dem Wirkstoff Glyphosat und Neonikotinoiden) befasst. Die Länder haben sich dabei gegenüber der Bundesregierung unter anderem einvernehmlich dafür ausgesprochen, national und europaweit für eine deutlich restriktivere Handhabung von Pflanzenschutzmitteln mit neonikotinoiden Wirkstoffen einzutreten und die verschiedenen Optionen, wie Anwendungsverbote , Anwendungsbeschränkungen und Anwendungsbestimmungen jeweils im Einzelnen zu prüfen. Drucksache 7/1248 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 4 Ziel soll es sein, einen schrittweisen Komplettausstieg aus der Anwendung bienengefährlicher Neonikotinoide ohne wesentliche Ertragseinbußen oder neue ökologische Problematiken zu erreichen. Das bedarf aber auch einer verstärkten Forschung nach alternativen Pflanzenschutzmitteln . 9. Sieht die Landesregierung einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Biomasse der Insekten und dem vom NABU festgestellten Rückgang der Zahl der Vogelbrutpaare in Deutschland zwischen 1998 und 2009 um 15 Prozent? Die Landesregierung hält einen entsprechenden Zusammenhang für möglich, jedoch liegen hierzu für Mecklenburg-Vorpommern keine belastbaren Erkenntnisse vor.