Der Minister für Umwelt und Landwirtschaft hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 5. Januar 2018 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 7/1384 7. Wahlperiode 08.01.2018 KLEINE ANFRAGE des Abgeordneten Bert Obereiner, Fraktion der AfD Sperrung des Abstiegs Königsstuhl auf Rügen und ANTWORT der Landesregierung 1. Ist die Sperrung des Abstieges am Königsstuhl durch das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt endgültig? 2. Welche Gründe gibt es für die Sperrung des Abstieges? Die Fragen 1 und 2 werden zusammenhängend beantwortet. Aus Sicht der Landesregierung gibt es aus den nachfolgend dargestellten Gründen keine Alternative zur Sperrung des Abstieges sowie zum Verzicht auf eine Sanierung beziehungsweise zu einem Neubau des Abstieges. a) Sicherheit Der jährliche mittlere Küstenrückgang von Jasmund beträgt circa 25 cm. Infolge des ständigen Küstenrückgangs und Küstenzerfalls besteht daher immer die Gefahr von Kliffabbrüchen und Hangrutschungen. Bei Sturmfluten mit hohen Wasserständen kann es zur Unterspülung des Hangfußes kommen, wodurch das Kliff instabil wird. Aber auch Perioden mit starken Niederschlägen und Frost-Tau-Wechseln sowie eine rasche Schneeschmelze bewirken häufig die plötzliche Verlagerung von Gesteinsmassen. Der Geologische Dienst führt seit 2006 ein Geogefahrenkataster zur Erfassung des Rutschungsinventars durch. An der Steilküste von Jasmund wurden bisher circa 300 Rutschungsereignisse nachgewiesen. Drucksache 7/1384 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 2 Der Strand ist im betroffenen Bereich nur wenige Meter breit, bei Sturm treffen die Wellen unmittelbar auf den Hangfuß. Dies führte in den letzten Jahren immer wieder zu Hangausbrüchen , die ein erhebliches und kaum kalkulierbares Risiko für die Standfestigkeit des Abstieges und die Sicherheit der Strandbesucher darstellen. Der Abstieg am Königsstuhl führt nicht nur zu einer starken Besucherkonzentration an einem der gefährlichsten Strandabschnitte der Insel Rügen, er verleitet Menschen auch immer wieder zu Strandwanderungen, deren Gefahren sie nicht abschätzen können. Die Sassnitzer Feuerwehr musste von 2013 bis November 2017 an der Steilküste im Nationalpark bei insgesamt 24 Einsätzen 23 Personen retten, die sich in einer akuten Notlage befanden. Mit zunehmender Besucherzahl steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Strandbesucher zu Schaden kommen. Die Rettungskräfte vor Ort empfehlen daher, den Abstieg nicht zu erneuern, um das Besucheraufkommen zukünftig auf dem gesamten Strandabschnitt zwischen dem Abstieg am Kieler Bach und dem am Königsstuhl stark zu reduzieren. b) Kosten Ein Neubau des Abstieges würde circa 2 Millionen Euro kosten. Aus den bereits dargestellten Gründen war bislang kein Unternehmen bereit, die Standsicherheit eines neuen Abstieges zu garantieren. Da der betroffene Hangbereich geologisch extrem instabil ist, muss immer damit gerechnet werden, dass eine Hangrutschung den neuen Abstieg zerstört. Es ist folglich im Voraus absehbar, dass diese Mittel nicht dauerhaft nutzbringend eingesetzt wären. 3. Gibt es Anzeichen für einen Rückgang der touristischen Attraktivität am Königsstuhl, die auf die durch Sperrung des Abstieges zurückzuführen ist? Der Landesregierung liegen keine Daten vor, die dies belegen würden. Für Besucher gibt es Alternativen, an den Strand der Steilküste zu gelangen. Wandernde, die von Lohme oder aus Hagen kommen, können bis zum Kieler Bach laufen und dort über eine Rettungsleiter den Strand verlassen. Von Sassnitz kommend gibt es drei Möglichkeiten, den Strand über einen Abstieg zu erreichen: gleich an der Nationalparkgrenze, etwas weiter nördlich an der Piratenschlucht und ebenfalls am Kieler Bach. Darüber hinaus bestehen umfangreiche Angebote der Fahrgastschifffahrt, die Kreideküste seeseitig gefahrlos zu besichtigen. 4. Gibt es Pläne für die Errichtung eines neuen Abstieges bzw. eine Wiederherstellung des bisherigen Abstieges? Auf die Antwort zu den Fragen 1 und 2 wird verwiesen. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/1384 3 5. Wurde die vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt im Frühjahr 2016 angekündigte Machbarkeitsstudie für die Errichtung eines neuen Abstieges bereits in Auftrag gegeben bzw. fertiggestellt? Wenn ja, a) wann ist mit den Ergebnissen zu rechnen? b) welche Ergebnisse wurden erzielt? c) wo ist die Machbarkeitsstudie einzusehen? 6. Wenn die Machbarkeitsstudie noch nicht in Auftrag gegeben wurde, warum nicht? Wann ist geplant, diese Studie in Auftrag zu geben? Die Fragen 5 und 6 werden zusammenhängend beantwortet. Es war und ist bekannt, dass der betroffene Kliffabschnitt geologisch instabil ist. Auch eine Machbarkeitsstudie für die Errichtung eines neuen Abstieges würde diesbezüglich zu keinem anderen Ergebnis kommen. Mit Blick auf die damit verbundenen Ausgaben in Höhe von rund 300.000 Euro wurde daher entschieden, eine Machbarkeitsstudie nicht in Auftrag zu geben. Im Übrigen wird auf die vorherigen Ausführungen verwiesen. 7. Gibt es außerdem Pläne zur Sperrung des Wanderweges zwischen Königsstuhl und Sassnitz? Es gibt keine Pläne, den Wanderweg zwischen dem Königsstuhl und der Stadt Sassnitz zu sperren. Dem Weg kommt eine Hauptbedeutung für die Besucherlenkung im Nationalpark Jasmund zu. Er wurde daher in den vergangenen Jahren vom Nationalparkamt Vorpommern aufwändig rekonstruiert.