Der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 19. März 2018 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 7/1841 7. Wahlperiode 19.03.2018 KLEINE ANFRAGE des Abgeordneten Holger Arppe, fraktionslos Auswirkungen von Onlinehandel/E-Commerce auf den Einzelhandel in Mecklenburg-Vorpommern und ANTWORT der Landesregierung 1. Wie hat sich die Zahl der Unternehmen im Einzelhandel in Mecklenburg-Vorpommern in den Jahren 2010 bis 2017 entwickelt (wenn möglich bitte nach stationärem Einzelhandel und Onlinehandel sowie nach Branchen und Betriebsformen aufschlüsseln)? Unternehmen des Einzelhandels (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) davon Steuerpflichtige Einzelunternehmen Personengesellschaften Kapitalgesellschaften Übrige Anzahl 2015 6.107 5.072 489 . . 2014 6.231 5.169 493 550 19 2013 6.338 5.270 . 548 . 2012 6.439 5.379 . 532 . 2011 6.535 5.494 514 500 27 2010 6.615 5.566 537 485 27 Quelle: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern, Ergebnisse der Umsatzsteuerstatistik Angaben für 2016 und 2017 liegen noch nicht vor. Eine weitere Aufschlüsselung der Unternehmen liegt nicht vor. Drucksache 7/1841 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 2 2. Wie hat sich nach Kenntnis der Landesregierung in den Jahren 2010 bis 2017 die Zahl der Beschäftigten im Einzelhandel von Mecklenburg- Vorpommern entwickelt (bitte sowohl die Gesamtzahl angeben als auch nach Vollzeit/Teilzeit/geringfügiger Beschäftigung, Geschlecht und Alter sowie nach stationärem Einzelhandel und Onlinehandel, Branchen und Betriebsformen aufschlüsseln)? Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Unternehmen des Einzelhandels (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) Insgesamt männlich weiblich Teilzeitbeschäftigte Anzahl 30.06.2017 45.664 11.137 34.527 24.913 30.06.2016 45.054 10.838 34.216 24.174 30.06.2015 44.529 10.593 33.936 23.249 30.06.2014 43.335 10.372 32.963 21.671 30.06.2013 43.283 10.400 32.883 21.414 30.06.2012 42.971 10.331 32.640 kA 30.06.2011 42.840 10.114 32.726 16.669 30.06.2010 41.496 9.743 31.753 15.673 Quelle: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern, Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit Arbeitsort Eine weitere Aufschlüsselung der Beschäftigten liegt nicht vor. 3. Wie haben sich Gesamtverkaufsfläche und Lagerfläche des Einzelhandels in den Jahren 2010 bis 2017 in Mecklenburg-Vorpommern verändert (bitte nach Branchen, Betriebsformen und Jahren aufschlüsseln )? Der Landesregierung liegen dazu keine Angaben vor. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/1841 3 4. Wie haben sich nach Kenntnis der Landesregierung die Umsätze sowie die Gewinne des Einzelhandels in Mecklenburg-Vorpommern in den Jahren 2010 bis 2017 entwickelt? In welchem Verhältnis stehen Umsätze und Gewinne des stationären Einzelhandels sowie des Onlinehandels zu den Umsätzen und Gewinnen des Einzelhandels insgesamt? Steuerbarer Umsatz der Unternehmen des Einzelhandels (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen ) Steuerbarer Umsatz insgesamt in 1.000 Euro 2015 5.282.102 2014 5.202.516 2013 5.006.712 2012 4.912.588 2011 4.809.617 2010 4.691.333 Quelle: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern, Ergebnisse der Umsatzsteuerstatistik Angaben für 2016 und 2017 liegen noch nicht vor. Eine Aufschlüsselung des Umsatzes liegt nicht vor. 5. Wie hat sich der Anteil der großen internationalen Internethändler wie Amazon, Zalando oder Ebay am Gesamtumsatz des Onlinehandels in den Jahren 2010 bis 2017 in Mecklenburg-Vorpommern entwickelt? Der Landesregierung liegen dazu keine Informationen vor. 6. Wie hat sich der wachsende Onlinehandel auf die Flächenproduktivität im Einzelhandel und die Werthaltigkeit der Handelsimmobilien in Mecklenburg-Vorpommern in den Jahren 2010 bis 2017 ausgewirkt? Der Landesregierung liegen dazu keine Informationen vor. Drucksache 7/1841 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 4 7. Wie bewertet die Landesregierung den Strukturwandel im Einzelhandel ? Was will sie künftig tun, um beispielsweise einer Verödung von Ortszentren bzw. des ländlichen Raumes entgegenzuwirken? Der Einzelhandel unterliegt seit Jahren einem Strukturwandel. Kennzeichen der Marktveränderungen sind der stetige Wandel der Betriebsformen, zum Beispiel die Änderungen der Standortpräferenz von Shoppingcenter-Betreibern von städtischen Randlagen in die Innenstädte oder neue Konzepte von Nahversorgern mit größeren Flächen. Das starke Wachstum des Online- Handels bewirkt teilweise erhebliche Umsatzverluste an den bisherigen stationären Standorten. Der Online-Handel wird auch in den nächsten Jahren weiter wachsen, deshalb gilt es, Strategien zur Verbindung von Online- und stationärem Handel (Multi-Channel-Handel) zu finden. Der Strukturwandel im Handel wird die Städte und Dörfer verändern, wenn auch in Abhängigkeit von Größe, Funktion und Lage unterschiedlich. Kommunen, die sich den verändernden Bedingungen nicht anpassen, werden an Attraktivität verlieren. Es besteht jedoch auch die Chance, dass etwaige Angebotslücken durch Online-Angebote geschlossen werden können und sich alternative Handelsformen entwickeln. Für die Landesregierung sind stabile Einzelhandels- und Versorgungstrukturen im Land von hoher Bedeutung. Deshalb wird das Thema auch im Landesraumentwicklungsprogramm 2016 (LEP 2016) - unter anderem im Kapitel 4.3.2 - aufgegriffen. Um den Strukturwandel zu begleiten und zu gestalten, wurde 2016 das „Dialogforum Einzelhandel“ mit Partnern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ins Leben gerufen. Die bereits bestehende Landesinitiative „Neue Dorfmitte“ dient der Verbesserung der Nahversorgung und des Zusammenlebens im ländlichen Raum. Mit Hilfe der Städtebauförderprogramme werden städtebauliche und funktionelle Missstände in förmlich festgelegten Sanierungsgebieten und abgegrenzten Fördergebieten (städtebauliche Gesamtmaßnahmen) mit dem Ziel beseitigt, Entwicklungsdefizite abzubauen, die Attraktivität der Quartiere zu steigern und die Lebensbedingungen allgemein zu verbessern. Die Städtebauförderrichtlinien Mecklenburg-Vorpommern regeln die Voraussetzungen, nach denen die Gemeinden Finanzhilfen für städtebauliche Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen vom Land erhalten. An der Finanzierung der Städtebauförderung beteiligen sich Bund, Länder und Gemeinden. Im Rahmen der Städtebauförderung stehen mit Blick auf die Verbesserung der Situation von Stadt- und Ortsteilzentren beziehungsweise des ländlichen Raumes insbesondere die nachfolgenden Programme zur Verfügung. Mit dem Programm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ soll die Stärkung der Zentren intensiviert werden. Das Programm zielt auf den Erhalt und die Weiterentwicklung zentraler innerörtlicher Versorgungsbereiche als Standorte für Wirtschaft, Kultur, Wohnen, Arbeiten und Leben. Die Fördermittel sind bestimmt für Investitionen zur Profilierung und Standortaufwertung von Ortszentren, innerstädtischen Quartieren und Stadtteilzentren. Ziel ist es, von Funktionsverlusten betroffene zentrale Versorgungsbereiche im Rahmen einer städtebaulichen Gesamtmaßnahme nachhaltig zu stärken. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/1841 5 Das Programm „Kleinere Städte und Gemeinden“ unterstützt kleinere Städte und Gemeinden mit zentralörtlicher Funktion in dünn besiedelten, ländlich geprägten, von Abwanderung bedrohten oder vom demografischen Wandel betroffenen Räumen. Ziel ist es, die Gemeinden darin zu unterstützen, die zentralörtlichen Versorgungsfunktionen öffentlicher Daseinsvorsorge dauerhaft, bedarfsgerecht und auf hohem Niveau für die Bevölkerung der gesamten Region für die Zukunft zu sichern und zu stärken. Klein- und Mittelstädte in ländlichen Räumen sollen als Ankerpunkte der Daseinsvorsorge für die Zukunft handlungsfähig gemacht werden. 8. Wie bewertet die Landesregierung die Auswirkungen des Strukturwandels im Einzelhandel auf die Beschäftigten? Der Strukturwandel im Einzelhandel bringt Herausforderungen und Chancen für die Unternehmen und ihre Beschäftigten. Er führt wie jeder Strukturwandel einerseits zu Beschäftigungsabbau und zugleich Beschäftigungsaufbau an anderer Stelle, hier insbesondere im Onlinehandel und den dabei genutzten Logistikdienstleistungen. Zudem entwickeln sich die Anforderungen an das Personal im Handel bei zunehmender Digitalisierung und verändertem Kundenverhalten stetig. Der Stellenwert der bedarfsgerechten Weiterbildung wird weiter steigen, um die Zukunftsfähigkeit sowie die Beratungs- und Servicequalität des stationären Handels im digitalen Zeitalter zu erhalten. 9. Welche Maßnahmen plant die Landesregierung, um Klein- und mittelständische Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern dabei zu unterstützen , auf den Strukturwandel im Einzelhandel vor dem Hintergrund eines weiteren Vormarsches des E-Commerce angemessen zu reagieren? Die Landesregierung hat Ende 2017 eine Studie zum Thema „Bedeutung der Digitalisierung für die Einzelhandels- und Versorgungsstruktur in Mecklenburg-Vorpommern“ in Auftrag gegeben. Dadurch sollen vertiefte Erkenntnisse gewonnen werden zu den Fragen, ob und in welchem Ausmaß sich die zunehmende Online-Nutzung auf städtischen Zentren, auf die zentralen Orte und auf die Versorgungsstrukturen des Landes insgesamt auswirken. Ergebnisse hierzu werden Ende 2018 erwartet. Diese Ergebnisse können dann zur fundierten Ableitung von Maßnahmen genutzt werden. Darüber hinaus findet am 9. April 2018 im Rahmen des Dialogforums Einzelhandel Mecklenburg-Vorpommern eine Handels-Fachtagung unter der Überschrift „Der Kunde ist digital, ist es der Einzelhandel M-V auch?“ statt. Diese Veranstaltung findet in Kooperation mit den Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg- Vorpommern, dem Handelsverband Nord e. V. und dem Ostdeutschen Sparkassenverband statt. Das Forum richtet sich an alle, die an zukunftsfähigen Handels- und Versorgungsstrukturen in Mecklenburg-Vorpommern interessiert sind.