Der Minister für Landwirtschaft und Umwelt hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 27. März 2018 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 7/1871 7. Wahlperiode 29.03.2018 KLEINE ANFRAGE des Abgeordneten Dr. Matthias Manthei, Fraktion der BMV LIFE-Projekt in Bugewitz, Ortsteil Rosenhagen und ANTWORT der Landesregierung 1. Über welchen Zeitraum läuft das obengenannte LIFE-Projekt? Das Projekt LIFE Limicodra (Förderkennzeichen LIFE16 NAT/DE/000592) ist für einen Zeitraum von acht Jahren bewilligt, vom 1. Oktober 2017 bis zum 30. September 2025. 2. Welches ist das Ziel des Projektes? Das Projekt LIFE Limicodra dient zum Schutz der Wiesenbrüter (vor allem Watvögel = Limikolen ) in der Küstenregion von Vorpommern (insbesondere im Odermündungsraum) und ist daher mit dem Akronym Limicodra betitelt. Im Projektgebiet sollen durch Optimierung von Feuchtgrünland (Küstenüberflutungsräume und Salzgrasland) die Lebensbedingungen von Wiesenbrütern wesentlich verbessert werden. Insbesondere Salzgrasland ist das bevorzugte Bruthabitat der Zielarten des LIFE-Projektes. Über Landkauf sollen 30 bis 40 Hektar (ha) Fläche dauerhaft gesichert werden. Drucksache 7/1871 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 2 Folgende Ziele werden verfolgt: 1. Sicherung der Brutvorkommen von Uferschnepfe, Großer Brachvogel, Rotschenkel, Kiebitz und Bekassine innerhalb ihres Verbreitungsgebietes entlang des Odermündungsraumes mittels Schaffung geeigneter Brutlebensräume; 2. Schaffung der Bedingungen für die Wiederbesiedlung durch Alpenstrandläufer und Kampfläufer als Brutvögel innerhalb der Projektgebiete; 3. Optimierung der Agrarumweltmaßnahmen für Grünlandflächen in Mecklenburg- Vorpommern für Wiesenbrüter; 4. Schaffung und Verbreitung von Expertenwissen zum Thema Wiesenbrüterschutz im Ostseeraum ; 5. Verringerung von Schäden an den Zielarten durch Raubsäuger (Fuchs, Dachs, Marderhund, Waschbär, Marder) und anderen Prädatoren (Raben, Krähen, Großmöwen); 6. Stärkung des öffentlichen Bewusstseins für den Naturschutz, insbesondere zum Wiesenbrüterschutz ; 7. Ausbildung ehrenamtlicher Gebietsbetreuer (Jäger, Landwirte, Naturschützer, Anwohner) für eine intensive Betreuung der Projektflächen während der Brutsaison; 8. Erhöhung der Artenvielfalt durch Vegetationsumbau und artengerechte Grünlandbewirtschaftung ; 9. Verminderung der CO2-Emissionen durch Moor- und Feuchtgrünlandschutz. 3. Welche Fläche ist von dem Projekt betroffen (bitte geographische Bezeichnung und Quadratkilometer der Fläche angeben)? Die Projektflächen werden unterteilt in Gebiete, die sich in der natürlichen Vorflut befinden [Insel Struck (160 ha), Freesendorfer Wiesen (320 ha), Großer Wotig (180 ha), Halbinsel Cosim (20 ha)) sowie gepolderte Flächen (Suchkulisse 850 ha: Polder Rosenhagen, Polder Bugewitz, Polder Leopoldshagen, Polder Mönkebude]. 4. Warum wurde dieser Standort für das Projekt ausgewählt? Die Freesendorfer Wiesen, die Inseln Struck und Großer Wotig sowie die Halbinsel Cosim sind die letzten noch verbliebenen natürlichen Küstenüberflutungsgebiete. Sie besitzen durch ihre naturräumliche Ausstattung ein hohes Potenzial für die Wiederbesiedlung durch Wiesenbrüter. Für die Polderflächen Rosenhagen, Leopoldshagen, Mönkebude und Bugewitz wurde im Rahmen einer Vorstudie eine potentielle Eignung als Bruthabitat für Wiesenbrüter ermittelt. Die Polderflächen grenzen unmittelbar an das Referenzgebiet der Haffwiesen bei Leopoldshagen an, wo seit 2011 erfolgreicher Wiesenbrüterschutz betrieben wird. Die Polderflächen sind einige von wenigen Polderflächen in Mecklenburg-Vorpommern, auf denen halbnatürliche Bedingungen in Verbindung mit einer relativ ungestörten Hydrologie großflächig auftreten und die damit für die Zielarten geeignet sind. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/1871 3 5. Wie hoch sind die Kosten des Projektes (bitte nach EU- und Landesmitteln aufschlüsseln)? Das Projektvolumen umfasst 4,08 Millionen Euro. Die EU fördert das Projekt mit rund 2,4 Millionen (58,28 Prozent). Die Ko-Finanzierung durch das Land beträgt 1,0 Millionen Euro (24,52 Prozent). Ferner erfolgt eine Ko-Finanzierung durch die Kurt-Lange-Stiftung (2,45 Prozent ) und durch Eigenmittel des Projektträgers, der Stiftung Umwelt- und Naturschutz Mecklenburg-Vorpommern (0,98 Prozent) sowie durch die beteiligten Projektpartner (Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Mecklenburg-Vorpommern (Naturpark „Am Stettiner Haff“ und Naturpark „Insel Usedom“), Amphi International sowie Naturschutzstiftung Deutsche Ostsee (13,77 Prozent). 6. Wer ist der Träger des Projektes? Hauptträger des Projektes neben den oben genannten Beteiligten ist die Stiftung Umwelt- und Naturschutz Mecklenburg-Vorpommern (StUN). 7. Wie viele Mitarbeiter sind mit dem Projekt betraut (bitte jeweils die Dienstbezeichnung angeben)? Mit dem Projekt sind vier Mitarbeiter der StUN betraut. Es handelt sich um einen Projektleiter (vollzeitbeschäftigt) sowie um eine Projektassistentin und zwei Gebietsbetreuer, die jeweils halbzeitbeschäftigt sind. Zusätzlich arbeitet ein Sachbearbeiter auf einer Halbzeitstelle bei der Naturschutzstiftung Deutsche Ostsee an dem Projekt. 8. Wie werden die Einwohner des Ortsteils Rosenhagen über das Projekt informiert? Die Einwohner des Ortsteils Rosenhagen werden mittels verschiedener Möglichkeiten in den aktuellen Status des LIFE-Projektes eingebunden. Die für die Gemeinde Bugewitz relevanten Informationen werden in den Sitzungen der Gemeindevertretung bekanntgegeben. Die Bürger der Gemeinde wurden auf einer Einwohnerversammlung am 13. Februar 2018 über das Projekt informiert. Weiterhin wird zum 1. April 2018 die Internetseite des Projektes freigeschaltet (www.life-limicodra.de), über die sich jeder Besucher zu den Projektzielen, den Projektflächen und ihren Zielarten, den angestrebten Habitaten und notwendigen Maßnahmen informieren kann. Drucksache 7/1871 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 4 Ein bedeutender Anteil an Projektarbeitszeit wird für die Öffentlichkeitsarbeit aufgewendet, die in Form von Informationstafeln, Faltblättern, Exkursionen, Führungen und Vorträgen stattfindet . Darüber hinaus ist das Projekt mit einem täglich zu den regulären Arbeitszeiten besetzten Projektbüro in der Dorfstraße 25 in Bugewitz präsent. Interessierten oder auch besorgten Bürgern stehen die Projektmitarbeiter für Anfragen und Anregungen zur Verfügung. 9. Wie werden die Einwohner in das Projekt eingebunden? Bevor LIFE Limicodra in den nächsten zwei Jahren in die Umsetzungsphase von Maßnahmen gelangt, sind hydrogeologische und vegetationskundliche Gutachten für die Auswahl geeigneter Teilflächen in den Poldern notwendig und vorgesehen. Sofern es zukünftig zur Umsetzung von Maßnahmen im Polder Rosenhagen kommen sollte (Ertüchtigung oder Verschluss von Gräben, Errichten kleinräumiger Verwallungen, Erhalt oder Rückbau von kleinen Staubauwerken ), von denen potenziell Auswirkungen für die Ortslage Rosenhagen zu erwarten sind, werden die Einwohner Rosenhagens über die Gemeindevertretung und in Einwohnerversammlungen informiert und einbezogen. Die Eigentümer der Flurstücke in den Poldern werden innerhalb der Planungsphase angeschrieben und beteiligt. Direkt in die Planungen involviert sind die Landwirte als gegenwärtige und zukünftige Nutzer/Pächter der Feuchtgrünländer und langjährige Kenner der Wiesen. 10. Welche Folgen hat das Projekt für die Einwohner? Die im Projekt avisierten Maßnahmen haben das Ziel, die Bewirtschaftung der Flächen langfristig zu sichern. Die Optimierung der Wiesenbewirtschaftung (andere Mähtechnik, wechselnder Mährhythmus) soll zu einer signifikanten Steigerung der Artenvielfalt in den Feuchtgrünländern führen (Blühreichtum der Wiesen, Zunahme der Brutvogelarten). Die gesteigerte Attraktivität der Wiesen als Lebensraum kann zu einer Zunahme von Naturerlebnis-Touristen führen.