Der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 11. April 2018 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 7/1910 7. Wahlperiode 16.04.2018 KLEINE ANFRAGE der Abgeordneten Christel Weißig, Fraktion der BMV Mediensucht und ANTWORT der Landesregierung Vorbemerkung Da Mediensucht keine Diagnosekategorie der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10 GM) ist, können sowohl zum ambulanten als auch zum stationären Bereich keinerlei Aussagen zur Anzahl der von Medien Abhängigen in Mecklenburg-Vorpommern (siehe Frage 1), der Altersstruktur Betroffener (siehe Frage 2) sowie der Fallentwicklung in den vergangenen Jahren (siehe Frage 3) getroffen werden. 1. Wie viele Menschen sind in Mecklenburg-Vorpommern von der sogenannten Mediensucht betroffen? Frage 1 kann aus dem in der Vorbemerkung aufgeführten Grund nicht beantwortet werden. Es existieren zwar einige Studien zu den Themen Umgang mit digitalen Medien und Umgang mit Abhängigkeit von digitalen Medien auf Bundesebene - für Mecklenburg-Vorpommern liegen jedoch mit einer Ausnahme keine repräsentativen und belastbaren Daten vor. Eine vom Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2015 in Auftrag gegebene landesrepräsentative Datenerhebung zum „Konsum von Glücksspielen, Medien, Cannabis, Alkohol und Tabak bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in beruflichen Schulen und Produktionsschulen Mecklenburg-Vorpommern“ erbrachte folgende Ergebnisse: Drucksache 7/1910 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 2 Die Prävalenz der problematischen Internetnutzung in der betrachteten Population lag bei 16,6 Prozent (Meyer et al., 2016). Für 6,2 Prozent der im Rahmen der Studie insgesamt 2.584 befragten Auszubildenden ergab sich ein Hinweis auf eine Internetabhängigkeit. Die Kriterien für eine Störung durch Spielen von Internetspielen erfüllten 3,4 Prozent der Auszubildenden . Problematisches Computerspielen lag bei 9,6 Prozent der Auszubildenden vor. 16,8 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler erfüllten das Kriterium einer möglichen Smartphone-Abhängigkeit. 2. Wie gestaltet sich der Altersdurchschnitt? Eine Beantwortung dieser Frage ist aus dem in der Vorbemerkung aufgeführten Grund nicht möglich. 3. Ist der Landesregierung bekannt, ob eine Zunahme der Fälle im Bereich Mediensucht in Mecklenburg-Vorpommern in den letzten Jahren zu verzeichnen ist? Wenn ja, in welchem Umfang? Aufgrund der nicht vorhandenen ambulanten und stationären Daten zum Thema (vergleiche Vorbemerkung) kann zu dieser Frage keine Aussage getroffen werden. 4. Welche Programme zur Prävention der Mediensucht wurden in den Jahren 2014 bis heute vom Land Mecklenburg-Vorpommern gefördert (bitte nach Zweck, Empfänger und Höhe der Förderung aufschlüsseln)? Die Landesregierung fördert im Bereich der Mediensuchtprävention beispielsweise seit vielen Jahren das Kompetenzzentrum und die Beratungsstelle für exzessive Mediennutzung und Medienabhängigkeit in Schwerin sowie alle im Rahmen der Tätigkeit der Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen Mecklenburg-Vorpommern durchgeführten Aktivitäten und Maßnahmen zu dieser Thematik. Beide Strukturen sind sowohl regional als auch landesweit aktiv und verfügen über eine ausgesprochene Expertise in diesem Bereich. Der Tabelle 1 können die zentralen von der Landesregierung geförderten Projekte zum Thema Mediensuchtprävention entnommen werden. Aufgeführt in diesem Kontext ist auch die Thematik Glücksspielsuchtprävention, weil diese beiden Themen inhaltlich eine große Schnittmenge zueinander aufweisen, so findet Glücksspiel mittlerweile häufig online statt. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/1910 3 Tabelle 1: Empfänger, Zuwendungszweck, Jahr und Höhe der Förderung 2014 bis 2018 Empfänger: Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen Mecklenburg-Vorpommern (LAKOST M-V) Jahr Zuwendungszweck Höhe der Förderung in Euro 2014 Mediensuchtprävention, Glücksspielsuchtprävention 25.000 2015 Mediensuchtprävention und Landesfachstelle Glücksspielsucht (Glücksspielsuchtprävention) 36.000 2016 Mediensuchtprävention und Landesfachstelle Glücksspielsucht (Glücksspielsuchtprävention) 40.000 2017 Mediensuchtprävention und Landesfachstelle Glücksspielsucht (Glücksspielsuchtprävention) 40.000 2018 Mediensuchtprävention und Landesfachstelle Glücksspielsucht (Glücksspielsuchtprävention) 45.000 Empfänger: Evangelische Suchtkrankenhilfe Mecklenburg-Vorpommern Jahr Zuwendungszweck Höhe der Förderung in Euro 2014 Kompetenzzentrum und Beratungsstelle für exzessive Mediennutzung und Medienabhängigkeit in Schwerin 25.000 2015 Kompetenzzentrum und Beratungsstelle für exzessive Mediennutzung und Medienabhängigkeit in Schwerin 20.000 2016 Kompetenzzentrum und Beratungsstelle für exzessive Mediennutzung und Medienabhängigkeit in Schwerin 25.000 2017 Kompetenzzentrum und Beratungsstelle für exzessive Mediennutzung und Medienabhängigkeit in Schwerin 25.000 2018 Kompetenzzentrum und Beratungsstelle für exzessive Mediennutzung und Medienabhängigkeit in Schwerin 25.000 Die Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen Mecklenburg-Vorpommern begleitet und berät im Rahmen ihrer Tätigkeit im Themenbereich Mediensuchtprävention beispielsweise das Projekt Medienscouts MV. Es handelt sich dabei um ein Gemeinschaftsprojekt des Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit, des Landeskriminalamtes, der Medienanstalt M-V, der LAKOST M-V, der Computerspielschule Greifswald sowie des Landesjugendringes . Basierend auf einem „Peer-to-Peer“-Ansatz werden Jugendliche zu Medienscouts ausgebildet, die gut über die Chancen und Risiken der digitalen Welt informiert sind und dieses Wissen an ihre Freunde, Mitschüler und Gleichaltrige weitergeben. Ziel ist ein selbstbestimmter , kreativer, aber auch vor allem kritischer Umgang mit digitalen Medien (siehe www.medienscouts-mv.de). Die Landesregierung unterstützt im Bereich der Mediensuchtprävention auch die landesweite Kampagne „Medien, Familien, Verantwortung“, die von der LAKOST M-V in Kooperation mit dem Verband der Ersatzkassen durchgeführt wird. Drucksache 7/1910 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 4 TEO („Tage ethischer Orientierung“) ist ein kooperatives Bildungskonzept in Mecklenburg- Vorpommern. Involviert sind die Kirchen, die Schulen des Landes sowie das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, das die Fortbildung der Lehrkräfte bezüglich einzelner Module finanziert. Ein Modul des Konzeptes mit Bezug zu digitalen Medien ist „TEO protect privacy - Mein Klick, meine Verantwortung?!“. Thematisiert wird dabei der Umgang mit neuen Medien. Workshops zu diesem Thema bieten als Projektpartner der Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, die LAKOST M-V, die Beratungsstelle für exzessive Mediennutzung und die Computerspielschule Greifswald an. Die LAKOST M-V schult beispielsweise im Rahmen von TEO 100 Schülerinnen und Schüler pro Jahr zum Umgang mit dem Smartphone. 5. Gibt es flächendeckende Projekte zur Prävention der Mediensucht an den Schulen in Mecklenburg-Vorpommern, die fest in den Lehrplan integriert sind? Wenn nicht, sind derartige Projekte beabsichtigt? Dem Thema „problematisches Medienverhalten“ wird auf verschiedene Weise im Unterricht an den Schulen des Landes Rechnung getragen. Im Kontext der Reflexion von problematischem Medienverhalten formuliert der gültige fächerübergreifende Rahmenplan für Medienerziehung (alle Schularten) unter anderem die Forderung einer Bereitschaft und Fähigkeit für einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem Internet (Seite 16), ohne dass er explizit mit dem Begriff Mediensucht arbeitet. Indirekt fördert der Rahmenplan die kritische Sicht auf eigenes Verhalten, beispielsweise auch in verschiedenen Medien-Projekten zu Daily Soaps (Seite 21 fortfolgende) und Werbung (Seite 25 fortfolgende). An anderer Stelle stellt der Rahmenplan ausdrücklich alternative Möglichkeiten der Freizeitgestaltung in den Fokus von Diskussionen im Unterricht (Seite 15). Beispiele für die Verankerung eines reflektierten Umganges mit Medien als Voraussetzung zur Prävention von Mediensucht in den Rahmenplänen der Schulen in Mecklenburg-Vorpommern sind: Rahmenplan Grundschule im Fach Sachkunde Seite 4 Zur grundlegenden Bildung gehören insbesondere : …reflektierte und produktive Nutzung von Medien und Gestaltung eigener Medienbeiträge. Seite 37 „Medien nutzen“ Inhalte: Medien verwenden, bewerten und produzieren Beeinflussung des Tagesablaufs durch Medien Rahmenplan Gymnasium, Gesamtschule Klasse 7 - 10 im Fach Sozialkunde Seite 21 fortfolgende Jahrgangsstufe 8 unter 3. psychosoziale Besonderheiten des Jugendalters - Risikoverhaltensweisen im Jugendalter - Rolle der Medien, Umgang mit den Inhalten, Rahmenplan Gymnasium im Fach Informatik Seite 52 unter Punkt 6.11 Nutzen und Gestalten von Multimedia Selbstkompetenz - reale und virtuelle Welt unterscheiden Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/1910 5 Gemäß Koalitionsvereinbarung 2016 - 2021 zwischen SPD und CDU für die 7. Wahlperiode des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern ist vorgesehen, unter Einbeziehung fächerübergreifender Ansätze ein eigenständiges Fach „Informatik und Medienbildung“ einzurichten, um den Schülerinnen und Schülern die erforderlichen Medienkompetenzen zu vermitteln und damit auch präventiv tätig zu werden. Die Erprobungsphase der curricularen Vorgaben für das Fach „Informatik und Medienbildung“ hat an 21 Schulen des Landes mit dem Schuljahr 2017/2018 begonnen. Mit der am 8. Dezember 2016 beschlossenen KMK-Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ verpflichten sich die Länder, dafür Sorge zu tragen, dass alle Schülerinnen und Schüler, die zum Schuljahr 2018/2019 in die Grundschule eingeschult werden oder in die Sekundarstufe I eintreten, bis zum Ende der Pflichtschulzeit die in diesem Rahmen formulierten Kompetenzen erwerben können. Es handelt sich um Kompetenzen die „individuelles und selbstgesteuertes Lernen fördern, Mündigkeit, Identitätsbildung und das Selbstbewusstsein stärken sowie die selbstbestimmte Teilhabe an der digitalen Gesellschaft ermöglichen“ (siehe Seite 15 der KMK-Strategie). Diese für eine aktive, selbstbestimmte Teilhabe in der digitalen Welt erforderlichen und gleichzeitig als Prävention zu begreifenden Fähigkeiten sind künftig als integrativer Bestandteil aller Fächer in den Rahmenplänen zu berücksichtigen. In der Fortschreibung der Rahmenpläne für Mecklenburg-Vorpommern ist dieses Thema zum einen curricular verankert. Zum anderen steht es im Zentrum vielfältiger Aktivitäten der Schulen bei der Zusammenarbeit mit externen Partnern (Medienpädagogen, Präventionsbeamte der Polizei, Familien- und Suchtberatungsstellen). Eine sehr gute Übersicht dazu bietet die Seite www.medienkompetenz-in-mv.de. 6. Welche Bestrebungen hat die Landesregierung, die Prävention der Mediensucht zeitnah stärker zu fördern und auszubauen? Das Thema Mediensuchtprävention wird von der Landesregierung seit vielen Jahren als wichtig erachtet und entsprechend gefördert. Dies soll auch weiterhin erfolgen.