Die Ministerin für Soziales, Integration und Gleichstellung hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 11. Mai 2018 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 7/2046 7. Wahlperiode 14.05.2018 KLEINE ANFRAGE des Abgeordneten Peter Ritter, Fraktion DIE LINKE Männerberatung und spezifische Angebote im Hilfesystem für Betroffene von häuslicher Gewalt Mecklenburg-Vorpommern und ANTWORT der Landesregierung Vorbemerkung Das Beratungs- und Hilfenetz für Betroffene von häuslicher und sexualisierter Gewalt in Mecklenburg-Vorpommern besteht aus neun Frauenhäusern, fünf Interventionsstellen gegen häusliche Gewalt und Stalking mit angeschlossener Kinder- und Jugendberatung, fünf Fachberatungsstellen für Betroffene von sexualisierter Gewalt, acht Beratungsstellen für Betroffene von häuslicher Gewalt, einer Beratungsstelle für Betroffene von Menschenhandel und Zwangsverheiratung , drei Täter- und Gewaltberatungsstellen sowie einer Landeskoordinierungsstelle. 1. An welche Beratungs- und Hilfeeinrichtungen im Land können sich Männer wenden, die Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind (bitte die einzelnen Beratungsstellen auflisten)? Männer, die Betroffene von häuslicher Gewalt geworden sind, können sich an folgende spezialisierte Beratungsstellen wenden: Die fünf Interventionsstellen gegen häusliche Gewalt und Stalking in Rostock, Neubrandenburg, Wolgast, Stralsund und Schwerin sowie an die acht Beratungsstellen für Betroffene von häuslicher Gewalt in Kröpelin, Waren, Demmin, Wolgast, Pasewalk, Bergen/Rügen, Grevesmühlen und Parchim. Drucksache 7/2046 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 2 2. Wie werden die Beratungs- und Hilfeeinrichtungen bzw. die speziellen Angebote für Männer als Betroffene von häuslicher Gewalt anteilig finanziert (bitte in absoluten und prozentualen Zahlen darstellen und nach Finanzierungsquellen unterscheiden)? Hinweis: Die Angaben basieren auf den Antrags- und Bewilligungszahlen von 2018. a) Interventionsstellen gegen häusliche Gewalt und Stalking Einrichtung Gesamtausgaben (in Euro) Landesmittel Kommunale Mittel Eigenmittel Drittmittel in Euro in % in Euro in % in Euro in % in Euro in % Interventionsstelle Neubrandenburg 135.250,00 135.250,00 100 0,00 0 0,00 0 0,00 0 Interventionsstelle Schwerin 131.258,72 131.250,00 99,99 0,00 0 8,72 0,01 0,00 0 Interventionsstelle Rostock 161.171,67 149.636,18 92,84 0,00 0 10.035,49 6,23 1.500,00 0,93 Interventionsstelle Stralsund 148.701,96 141.250,00 94,99 0,00 0 7.451,96 5,01 0,00 0 Interventionsstelle Anklam/Wolgast 144.250,00 144.250,00 100 0,00 0 0,00 0 0,00 0 b) Beratungsstellen für Betroffene von häuslicher Gewalt Einrichtung Gesamtausgaben (in Euro) Landesmittel Kommunale Mittel Eigenmittel Drittmittel in Euro in % in Euro in % in Euro in % in Euro in % Beratungsstelle Parchim 51.185,68 33.750,00 65,94 16.800,00 32,82 635,68 1,24 0,00 0 Beratungsstelle Grevesmühlen 41.437,53 32.227,59 77,77 9.209,94 22,23 0,00 0 0,00 0 Beratungsstelle Demmin 41.933,55 33.750,00 80,49 5.650,00 13,47 2.533,55 6,04 0,00 0 Beratungsstelle Kröpelin 64.003,14 40.083,75 62,63 23.400,00 36,56 519,39 0,81 0,00 0 Beratungsstelle Waren (Müritz) 61.100,37 37.094,22 60,71 15.200,00 24,88 5.506,15 9,01 3.300,00 5,40 Beratungsstelle Pasewalk 44.491,85 27.416,25 61,62 14.675,60 32,99 2.400,00 5,39 0,00 0 Beratungsstelle Bergen auf Rügen 89.295,30 46.417,50 51,98 33.000,00 36,96 7.277,80 8,15 2.600,00 2,91 Beratungsstelle Wolgast 56.484,91 33.750,00 59,75 13.500,00 23,90 9.234,91 16,35 0,00 0 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/2046 3 3. Wie viele Beraterinnen und Berater arbeiten in den Beratungs- und Hilfeeinrichtungen für Männer als Betroffene von häuslicher Gewalt? Hinweis: Die Angaben umfassen ausschließlich die über die Landesmittel geförderten Personalstellen . a) Interventionsstellen gegen häusliche Gewalt und Stalking (ohne Kinder- und Jugendberatung Einrichtung Anzahl der Mitarbeitenden Interventionsstelle Neubrandenburg 2 Interventionsstelle Schwerin 2 Interventionsstelle Rostock 2 Interventionsstelle Stralsund 2 Interventionsstelle Anklam/Wolgast 2 b) Beratungsstellen für Betroffene von häuslicher Gewalt Einrichtung Anzahl der Mitarbeitenden Beratungsstelle Parchim 1 Beratungsstelle Grevesmühlen 1 Beratungsstelle Demmin 1 Beratungsstelle Kröpelin 2 Beratungsstelle Waren (Müritz) 2 Beratungsstelle Pasewalk 2 Beratungsstelle Bergen auf Rügen 2 Beratungsstelle Wolgast 2 4. Wie viele Männer wandten sich in den Jahren 2011 bis 2017 an die Beratungs- und Hilfeeinrichtungen, weil sie Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind (bitte nach Beratungsstelle, Interventionsstelle sowie sonstigen Einrichtungen angeben)? Beratungs- und Hilfeeinrichtungen 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Interventionsstellen gegen häusliche Gewalt und Stalking 164 219 213 234 238 272 284 Beratungsstellen für Betroffene von häuslicher Gewalt k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. 21 20 Drucksache 7/2046 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 4 Hinweis: In den Jahren 2011 bis 2015 erfolgte in den Beratungsstellen für Betroffene von häuslicher Gewalt noch keine Erfassung nach Geschlecht. Wie viele Männer sich in den Jahren 2011 bis 2017 als Betroffene von häuslicher Gewalt an sonstige Einrichtungen, wie zum Beispiel Opferhilfen, Traumaambulanzen, Weißer Ring, Familienberatungsstellen, Schuldnerberatungsstellen, Telefonseelsorge wandten, ist der Landesregierung nicht bekannt. 5. Wie viele Schutzunterkünfte für Männer als Betroffene von häuslicher Gewalt gibt es in welchen Gebietskörperschaften des Landes? Keine. 6. Wie hoch schätzt die Landesregierung die Dunkelziffer der Männer ein, die von häuslicher Gewalt betroffen waren bzw. sind? Wie wird die Landesregierung dafür sorgen, dass die Dunkelziffer erhellt und mehr betroffene Männer durch niedrigschwellige und passgenaue Angebote erreicht werden? Zur Teilfrage 1 Seitens der Landesregierung kann derzeit keine Schätzung zur angefragten Dunkelziffer erfolgen. Im Rahmen der ersten Untersuchung zum Dunkelfeld der Kriminalität in Mecklenburg- Vorpommern, die im Auftrag des Ministeriums für Inneres und Europa gemeinschaftlich mit dem Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern, der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege des Landes Mecklenburg-Vorpommern und der Universität Greifswald durchgeführt wurde, wurde auch die Deliktsgruppe der häuslichen Gewalt mitbetrachtet . Die im Rahmen der Untersuchung gewonnene Stichprobe ist jedoch zu klein, um valide Aussagen zur Dunkelziffer der Männer, die von häuslicher Gewalt betroffen sind oder waren, ableiten zu können. Bei der Betrachtung der einzelnen im Rahmen der Untersuchung abgefragten Deliktsgruppen berichten mehr Frauen als Männer von Viktimisierungen durch schwere Straftaten. Insbesondere sind Frauen von Sexualstraftaten und häuslicher Gewalt deutlich häufiger betroffen. Der Abschlussbericht der Dunkelfelduntersuchung, Stand: 25. Juli 2017, ist im Internet unter http://www.fh-guestrow.de/forschung/dunkelfeld/ veröffentlicht. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/2046 5 Zur Teilfrage 2 Im Auftrag des Ministeriums für Inneres und Europa wird zurzeit eine zweite Dunkelfeldstudie durchgeführt. Die Landespolizei ist zuständig für die Abwehr von Gefahren und für die Aufklärung von Straftaten . Die Aufgabenwahrnehmung erfolgt in jedem Fall unabhängig vom Geschlecht der betroffenen Personen. Der Dritte Landesaktionsplan zur Bekämpfung von häuslicher und sexualisierter Gewalt berücksichtigt beiderlei Geschlechter. Während in den vorangegangenen Aktionsplänen der Fokus auf der Gewalt gegen Frauen und Kinder lag, werden im Dritten Landesaktionsplan nunmehr auch männliche Opfer von Gewalt erfasst. Darin sind beispielsweise Maßnahmen unter anderem zur Sensibilisierung von Berufsgruppen vorgesehen. Der Leitfaden zur Gesundheitlichen Versorgung erwachsener Betroffener von häuslicher und sexualisierter Gewalt wird derzeit in einer Arbeitsgruppe unter Federführung des Ministeriums für Soziales, Integration und Gleichstellung überarbeitet. Auch dieser trägt männlichen Opfern Rechnung, indem sich der Leitfaden nunmehr mit beiden Geschlechtern in Bezug auf die rechtsmedizinische Befunddokumentation befasst. 7. Wie sind die drei Täterberatungsstellen in Mecklenburg-Vorpommern jeweils personell und finanziell ausgestattet? Hinweis: Die Angaben umfassen ausschließlich die über die Landesmittel geförderten Personalstellen (VZÄ = Vollzeitäquivalent). Einrichtung Gesamtausgaben (in Euro) Landesmittel (in Euro) Anzahl der Mitarbeiter Stellenanteil (in VZÄ) Täterberatungsstelle Neubrandenburg 53.700,00 35.335,00 1 1 Täterberatungsstelle Greifswald 62.719,73 35.335,00 1 1 Täterberatungsstelle Güstrow 52.471,07 35.335,00 1 1 8. Sieht die Landesregierung das Angebot der Täterberatungsstellen als ausreichend, flächendeckend und bedarfsgerecht an (bitte begründen)? Im Rahmen der zu Verfügung stehenden Mittel fördert die Landesregierung in drei von vier Landgerichtsbezirken Täterberatungsstellen. Drucksache 7/2046 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 6 9. Wie viele Frauen und wie viele Männer aus welchen Landkreisen und kreisfreien Städten wurden in den Jahren 2011 bis 2017 in welchen jeweiligen Täterberatungsstellen betreut? Täterarbeit Arche e. V. Güstrow Jahr Landkreis Rostock Landkreis Ludwigslust- Parchim Hansestadt Rostock Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen 2011 76 0 9 0 16 0 2012 75 0 12 0 18 0 2013 66 5 14 0 16 2 2014 63 2 19 2 13 2 2015 65 3 17 0 15 0 2016 76 1 11 0 15 0 2017 73 1 10 0 20 0 Täterarbeit Quo Vadis e. V. Neubrandenburg Jahr Landkreis Mecklenburgische Seenplatte Männer Frauen 2011 99 0 2012 103 0 2013 57 16 2014 67 10 2015 50 12 2016 64 8 2017 70 13 Täterarbeit Kreisdiakonisches Werk Greifswald Jahr Landkreis Vorpommern-Greifswald Landkreis Vorpommern-Rügen Männer Frauen Männer Frauen 2011 - - - - 2012 - - - - 2013 25 3 3 7 2014 50 4 12 1 2015 52 9 9 0 2016 52 6 6 2 2017 42 7 7 1 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/2046 7 Hinweise: 1. Bis zum Jahr 2012 wurden die Gesamtzahlen pro Jahr mit Überhängen aus dem Vorjahr erfasst. Ab dem Jahr 2013 werden die neuen Fälle und die Überhänge aus dem Vorjahr getrennt erfasst. Die Zahlen ab dem Jahr 2013 bilden die neuen Fälle ab. 2. Bis zum Jahr 2012 erfolgte nach dem Gesamtkonzept der Gewaltberatung M-V nur die Beratung von männlichen Tätern. Seit der Änderung des Gewaltkonzeptes arbeiten die drei Gewaltberatungsstellen mit Tätern und Täterinnen. 3. Die Gewaltberatung in Greifswald begann ab dem 1. Juni 2013 mit der Arbeit. 10. Hat die Landesregierung Kenntnis über die Situation, das Angebot sowie die personelle und finanzielle Ausstattung a) der Beratungs- und Hilfeeinrichtungen und Schutzunterkünfte für Männer als Betroffene von häuslicher Gewalt, b) der Täterberatungsstellen in den anderen Bundesländern (bitte Situation, Angebot und Ausstattung nach Bundesländern darstellen)? Die Fragen 10 a) und 10 b) werden zusammenhängend beantwortet. Hierzu liegen der Landesregierung keine Übersichten vor.