Der Minister für Landwirtschaft und Umwelt hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 9. August 2018 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 7/2408 7. Wahlperiode 09.08.2018 KLEINE ANFRAGE des Abgeordneten Ralf Borschke, Fraktion der BMV Insektenpopulation in Mecklenburg-Vorpommern und ANTWORT der Landesregierung Vorbemerkung Die sogenannte „Krefelder Studie“ sowie darauf aufbauende Untersuchungen weisen erhebliche Verluste der Insektenbiomasse für verschiedene Regionen Deutschlands aus, ohne dabei auf konkrete Arten einzugehen. Nicht hinreichend geklärt sind die Ursachen und die flächenmäßige Verbreitung der Verluste sowie die artenspezifische Relevanz. Um zukünftig die Forschung und daraus abzuleitende Maßnahmen zum Insektenschutz besser zu bündeln, hat die Bundesregierung durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) ein Aktionsprogramm Insektenschutz gestartet. Das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern möchte mit der Initiative „Mehr Respekt vor dem Insekt“ nicht nur die Forschung und Ursachenanalyse intensivieren, sondern aufgrund der überragenden ökonomischen und ökologischen Bedeutung der Insekten auch zivilgesellschaftliche Akteure einbinden. Im Rahmen der Initiative sollen so unter anderen auch die bereits aufgeführten Kenntnislücken geschlossen werden. 1. Welche Informationen liegen der Landesregierung zum Bestand der Insektenpopulation in Mecklenburg-Vorpommern vor? a) Wie hat sich die Insektenpopulation zwischen 2010 bis 2017 entwickelt ? b) Welche Ursachen sieht die Landesregierung in der Entwicklung? Die Fragen 1, a) und b) werden zusammenhängend beantwortet. Drucksache 7/2408 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 2 Grundsätzlich ist zwischen verschiedenen Arten oder Artengruppen zu unterscheiden, die unterschiedliche Populationsentwicklungen durchlaufen. Ein allgemeiner (nicht artspezifisch betrachteter) Insektenrückgang ist bundesweit sowie auf europäischer und globaler Ebene dokumentiert1,2,3. Auch für Mecklenburg-Vorpommern liegen zu einigen Artengruppen ähnliche Ergebnisse vor4,5,6. Der Landesregierung liegen hingegen keine Hinweise dazu vor, dass der allgemeine Trend in Mecklenburg-Vorpommern grundsätzlich von der bundes- und europaweiten Entwicklung abweicht. Es muss daher davon ausgegangen werden, dass die Ergebnisse der aufgeführten Studien auch für Mecklenburg-Vorpommern Relevanz haben und die Insektenpopulation im Land abgenommen hat. Der Bestand und die Artenvielfalt der Insekten werden durch eine Vielzahl an Faktoren und kumulativen Wirkungen beeinflusst. Bei der Betrachtung von Gefährdungsursachen bedarf es daher einer artengruppenbezogenen Betrachtung, für die oftmals nur wenige Daten zur Verfügung stehen. Angaben finden sich unter anderen in der „Analyse der Gefährdungsursachen planungsrelevanter Tiergruppen in Deutschland“7 sowie in den Roten Listen (siehe Antwort zu Frage 2). Für Arten, die entsprechend der FFH-Richtlinie geschützt sind, bietet der nationale FFH- Bericht von 2013 einen weiteren Überblick zur Gefährdungseinschätzung8. 2. Welche Insektenarten sind besonders gefährdet? Die Gefährdungseinschätzung der einzelnen Insekten erfolgt anhand der Bestandsgröße und Bestandsentwicklung und wird in den Roten Listen veröffentlicht. 1 Dirzo, R. et al. (2014): Defaunation in the Anthropocene, Science 345, p. 401 - 406; DOI: 10.1126/ science.1251817. 2 Hallmann, C. A. et al. (2017): More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas, PLoS ONE 12 (10): e0185809. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0185809. 3 Van Swaay, C. et. al. (2016): The European Butterfly Indicator for Grassland species 1990 - 2015, Report VS2016.019, De Vlinderstichting, Wageningen. 4 Bönsel, A. & Frank, M. (2014): Verbreitungsatlas der Libellen Mecklenburg-Vorpommerns. 5 LUNG M-V (Hrsg.) (2008): Verbreitungsatlas der Heuschrecken Mecklenburg-Vorpommerns. 6 LUNG M-V (Hrsg.) (2012): Ephemeroptera, Plecoptera und Trichoptera (EPT) Mecklenburg-Vorpommerns. 7 Günther, A. et. al. (2005): Analyse der Gefährdungsursachen planungsrelevanter Tiergruppen in Deutschland, Naturschutz und Biologische Vielfalt Heft 21, Bonn - Bad Godesberg. 8 Ellwanger, G. et al. (Hrsg.) (2015): Der nationale Bericht 2013 zur FFH-Richtlinie - Ergebnisse und Bewertungen der Erhaltungszustände, BfN-Skripten 412/2, p. 316 - 389, Bonn - Bad Godesberg. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/2408 3 Relevant sind die Roten Listen des Bundes9,10 sowie die Roten Listen von Mecklenburg- Vorpommern, herausgegeben vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt (veröffentlicht unter https://www.lung.mv-regierung.de/insite/cms/umwelt/natur/artenschutz/ as_rote_listen.htm). Die Gefährdungseinschätzung einzelner besonders gefährdeter Arten erlaubt keine Rückschlüsse auf den Verlauf der Insektenpopulation insgesamt. 9 Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.) (2011): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1), Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), Bonn - Bad Godesberg. 10 Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.) (2011): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 4: Wirbellose Tiere (Teil 2), Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), Bonn - Bad Godesberg.