Der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 4. Juni 2019 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 7/3550 7. Wahlperiode 06.06.2019 KLEINE ANFRAGE des Abgeordneten Henning Foerster, Fraktion DIE LINKE Entwicklung der Call-Center-Branche in Mecklenburg-Vorpommern und ANTWORT der Landesregierung Diese Kleine Anfrage versteht sich als Ergänzung und Fortschreibung der Kleinen Anfragen und Antworten der Landesregierung auf Drucksache 6/57 vom 3. November 2011, Drucksache 6/116 vom 5. Dezember 2011, Drucksache 6/2918 vom 2. Juni 2014, Drucksache 6/3956 vom 27. Mai 2015 sowie Drucksache 7/1750 vom 7. März 2018. 1. Wie haben sich a) die Zahl der Call-Center und b) die Zahl der dort Beschäftigten in Mecklenburg-Vorpommern seit 2015 entwickelt (bitte die Zahl der Beschäftigten insgesamt sowie nach Frauen und Männern getrennt angeben)? Die Fragen a) und b) werden zusammenhängend beantwortet. Die Angaben der Statistik der Bundesagentur für Arbeit sind der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen. Drucksache 7/3550 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 2 Wirtschaftsgruppe (WZ08) Call Center Stichtag Anzahl Betriebe* Anzahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Insgesamt Männer Frauen 30.06.2015 74 12.683 4.507 8.176 30.06.2016 73 12.495 4.472 8.023 30.06.2017 77 12.313 4.426 7.887 30.06.2018 81 12.388 4.522 7.866 * Betriebe mit mindestens einem sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Angaben nach dem Arbeitsortprinzip. 2. Wie viele der in Mecklenburg-Vorpommern ansässigen Call-Center- Unternehmen mit wie vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fielen 2018 unter den Geltungsbereich eines Tarifvertrages? a) In wie vielen in Mecklenburg-Vorpommern ansässigen Call- Center-Unternehmen mit wie vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gab es betriebliche Arbeitnehmervertretungen? b) Falls der Landesregierung zu beiden Sachverhalten keine Daten oder Kenntnisse vorliegen, warum bemüht sie sich nicht um diese? 3. Wie viele der in Mecklenburg-Vorpommern ansässigen Firmen sind Mitglied im Call Center Verband Deutschland e. V. (CCV)? a) Wie viele Beschäftigte umfassen diese Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern? b) Falls der Landesregierung keine Kenntnisse vorliegen, warum bemüht sie sich nicht um diese? Die Fragen 2, a), b), 3, a) und b) werden zusammenhängend beantwortet. Der Landesregierung liegen hierzu keine Erkenntnisse vor. Aufgrund fehlender Rechtsgrundlage werden keine Daten erhoben. 4. Wann hat die Landesregierung Gespräche mit dem Call Center Verband Deutschland e. V. (CCV) oder einzelnen Mitgliedern geführt? a) Was war Inhalt dieser Gespräche? b) Mit welchen Ergebnissen bzw. Verabredungen endeten die Gespräche? Die Fragen 4, a) und b) werden zusammenhängend beantwortet. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/3550 3 Der Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung hat am Rande der Call Center World Messen in Berlin in den vergangenen Jahren mehrfach Gespräche mit dem Vorstand der Telemarketing Initiative Mecklenburg-Vorpommern e. V. zur Geschäftsentwicklung geführt, ebenso bei einem gesonderten Besuch des Vorstandes im Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung. Hierbei ging es wiederholt um den Stand der Digitalisierung in der Branche und konkrete Informationsbedarfe der Branche nach dem Stand der Umsetzung des (Festnetz-) Breitbandausbaus im Lande. Ferner hat der Chef der Staatskanzlei am 19. April 2018 ein Gespräch mit Vertretern der Telemarketing Initiative M-V geführt. Dabei ging es jedoch nicht um Fragen der Tarifbindung , sondern um allgemeine politische Fragen, insbesondere um die Auswirkungen des damals neuen Koalitionsvertrages auf Bundesebene. 5. Welche Erkenntnisse hat die Landesregierung bezüglich der Existenz eines tariffähigen Arbeitgeberverbandes bzw. zum Vorhaben, einen solchen für die Call-Center-Branche zu gründen? Falls der Landesregierung keine Kenntnisse vorliegen, warum bemüht sie sich nicht um diese? Die Landesregierung hat keine Erkenntnisse über die Existenz eines tariffähigen Arbeitgeberverbandes oder zu einem Vorhaben, einen solchen für die Call-Center-Branche zu gründen. Die Landesregierung begrüßt die Bildung und Existenz tariffähiger Arbeitgeberverbände, geht aber vor dem Hintergrund der Koalitionsfreiheit und der Tarifautonomie nicht von sich aus mit diesen Themen auf die Call-Center-Branche zu. 6. Wie hoch ist aktuell der Durchschnittslohn in den Call-Center- Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern? a) Wie hoch ist aktuell die Zahl der Call-Center-Beschäftigten, deren Verdienst unter der ostdeutschen und der bundesdeutschen Niedriglohnschwelle liegt? b) Wie viele Beschäftigte waren 2018 in Teilzeit, Vollzeit oder geringfügig beschäftigt? c) Wie hat sich die Anzahl der in den Call-Center-Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit 2015 entwickelt, die zugleich Leistungen nach dem SGB II beziehen? Nach Angaben der Statistik der Bundesagentur für Arbeit betrug am Stichtag 31. Dezember 2017 in Mecklenburg-Vorpommern das Medianarbeitsentgelt in der Wirtschaftsgruppe Call Center 1.762 Euro. Drucksache 7/3550 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 4 Zu a) Nach Angaben der Statistik der Bundesagentur für Arbeit lag am Stichtag 31. Dezember 2017 in Mecklenburg-Vorpommern in der Wirtschaftsgruppe Call Center bei 3.025 Vollzeitbeschäftigten das Arbeitsentgelt unter der ostdeutschen Niedriglohnschwelle in Höhe von 1.733 Euro und bei 4.760 Vollzeitbeschäftigten unter der bundesdeutschen Niedriglohnschwelle in Höhe von 2.139 Euro. Aktuellere Daten liegen der Landesregierung derzeit nicht vor. Zu b) Nach Angaben der Statistik der Bundesagentur für Arbeit waren am Stichtag 30. Juni 2018 in Mecklenburg-Vorpommern in der Wirtschaftsgruppe Call Center insgesamt 12.388 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gemeldet, davon 6.633 in Vollzeit und 5.755 in Teilzeit. Zudem waren 171 geringfügig entlohnte Beschäftigte registriert. Zu c) Die Angaben der Statistik der Bundesagentur sind der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen. Anzahl sozialversicherungspflichtig beschäftigte erwerbsfähige Leistungsberechtigte im SGB II Anzahl geringfügig beschäftigte erwerbsfähige Leistungsberechtigte im SGB II Juni 2015 740 246 Juni 2016: 597 205 Juni 2017 530 156 Juni 2018 452 146 Angaben nach dem Wohnortprinzip. Quelle: Bundesagentur für Arbeit. 7. In welchem Umfang wurden Call-Center-Unternehmen seit dem Jahr 2015 vonseiten der Landesregierung gefördert? Aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ erfolgte die Förderung eines Vorhabens mit einem Zuschuss in Höhe von 121.000 Euro. Weiterhin erfolgte mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds eine Förderung der Call Center in Höhe von 46.048,26 Euro. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/3550 5 8. Welche Erkenntnisse hat die Landesregierung bezüglich der Fachkräftesituation im Bereich der Call-Center-Branche? a) Wie haben sich die Anzahl der Auszubildenden als Servicefachkraft oder Kauffrau/Kaufmann für Dialogmarketing seit dem Jahr 2015 sowie die diesen gezahlte, durchschnittliche Ausbildungsvergütung in diesen Ausbildungsberufen entwickelt? b) Wie viele Arbeitslose wurden seit 2015 durch die Arbeitsagentur mit dem Ziel der dauerhaften Beschäftigung in einem Call-Center in Mecklenburg-Vorpommern gefördert und wie viele von ihnen haben im Anschluss an die Förderung tatsächlich eine reguläre, dauerhafte Beschäftigung in diesem Bereich angetreten? c) Wie viele offene Stellen entfallen aktuell auf die Call-Center- Branche? Die Angaben der Statistik der Bundesagentur für Arbeit sind nachfolgenden Link unter dem Registerreiter „Mecklenburg-Vorpommern - Bundesland“, Tabelle „SVB - Tabelle 2“, Wirtschaftsgruppe 822 Call Center, zu entnehmen: https://statistik.arbeitsagentur.de/nn_31966/SiteGlobals/Forms/Rubrikensuche/Rubrikensuche _Form.html?view=processForm&resourceId=210368&input_=&pageLocale=de&topicId=74 6698&year_month=201809&year_month.GROUP=1&search=Suchen Weitere Angaben liegen der Landesregierung nicht vor. Zu a) Die Angaben des statistischen Amtes Mecklenburg-Vorpommern sind der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen. Für das Jahr 2018 liegen noch keine Daten vor. Quelle: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern. Die durchschnittliche Ausbildungsvergütung der Auszubildenden als Servicefachkraft oder Kauffrau beziehungsweise Kaufmann für Dialogmarketing stellte sich in den Bereichen der Industrie- und Handelskammern im Jahr 2018 wie folgt dar: Anzahl Auszubildende am Stichtag 31.12. nach ausgewählten Berufen im Zeitvergleich Ausbildungsberuf 2015 2016 2017 Kaufmann/-frau im Dialogmarketing 80 65 70 Servicekraft im Dialogmarketing 17 12 13 Insgesamt 97 77 83 Drucksache 7/3550 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 6 Nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Schwerin betrug die Ausbildungsvergütung im Jahr 2018 durchschnittlich - für den Bereich Servicefachkraft für Dialogmarketing im 1. Ausbildungsjahr 870 Euro 2. Ausbildungsjahr 930 Euro - für den Bereich Kauffrau/Kaufmann für Dialogmarketing im 1. Ausbildungsjahr 870 Euro 2. Ausbildungsjahr 930 Euro 3. Ausbildungsjahr 980 Euro. Nach Angaben der IHK zu Rostock betrug die Ausbildungsvergütung im Jahr 2018 durchschnittlich - für den Bereich Servicefachkraft für Dialogmarketing im 1. Ausbildungsjahr 560 Euro 2. Ausbildungsjahr 610 Euro - für den Bereich Kauffrau/Kaufmann für Dialogmarketing im 1. Ausbildungsjahr 573 Euro 2. Ausbildungsjahr 645 Euro 3. Ausbildungsjahr 733 Euro. Nach Angaben der IHK Neubrandenburg für das östliche Mecklenburg-Vorpommern betrug die Ausbildungsvergütung im Jahr 2018 durchschnittlich - für den Bereich Servicefachkraft für Dialogmarketing im 1. Ausbildungsjahr 590 Euro 2. Ausbildungsjahr 665 Euro - für den Bereich Kauffrau/Kaufmann für Dialogmarketing im 1. Ausbildungsjahr 590 Euro 2. Ausbildungsjahr 665 Euro 3. Ausbildungsjahr 780 Euro. Auf die Antwort der Landesregierung zur Frage 8 der Kleinen Anfrage auf Drucksache 7/1750 wird verwiesen. Zu b) Nach Angaben der Statistik der Bundesagentur für Arbeit wurden im Zeitraum 2015 bis 2017 in der Wirtschaftsgruppe Call Center in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt 2.864 Arbeitslose in den Maßnahmearten „Maßnahmen bei einem Arbeitgeber“ und „Eingliederungszuschuss“ gefördert. Im Anschluss an die Förderung haben 1.887 Maßnahmeteilnehmer eine reguläre Beschäftigung in diesem Bereich angetreten. Daten für 2018 liegen noch nicht vor. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/3550 7 Zu c) Im April 2018 waren bei der Bundesagentur für Arbeit für Mecklenburg-Vorpommern 423 gemeldete Arbeitsstellen in der Wirtschaftsgruppe Call Center registriert. 9. Wie hat sich die Zahl der Krankheitstage bei Beschäftigten in der Call-Center-Branche in Mecklenburg-Vorpommern seit dem Jahr 2015 jährlich entwickelt? Welches sind die häufigsten Krankheitsgründe? Der Landesregierung liegen hierzu keine Erkenntnisse vor. Krankheitstage und Gründe für Krankheiten von Beschäftigten in der Call-Center-Branche werden statistisch nicht von der Bundesagentur für Arbeit erfasst.