Die Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 30. März 2017 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 7/362 7. Wahlperiode 31.03.2017 KLEINE ANFRAGE der Abgeordneten Simone Oldenburg, Fraktion DIE LINKE Anerkennung der niederdeutschen Sprache als Fremdsprache und ANTWORT der Landesregierung Die Kleine Anfrage bezieht sich auf die Antworten der Landesregierung auf meine Kleinen Anfragen auf den Drucksache 6/5369 und 6/4732, in denen sie darstellte, dass die niederdeutsche Sprache eine Fremdsprache ist, sowie auf die Pressemitteilungen der Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur vom 3. März 2017. 1. Sind die im Heimatprogramm sowie in den Antworten auf die Kleinen Anfragen auf den Drucksachen 6/5369 und 6/4732 getätigten Aussagen, dass die niederdeutsche Sprache eine Fremdsprache ist, im Zusammenhang mit der Entscheidung der Kultusministerkonferenz, Niederdeutsch als Abiturfach anzuerkennen, noch zutreffend? Die im Landesprogramm „Meine Heimat - Mein modernes Mecklenburg-Vorpommern“ und in den benannten Drucksachen getätigten Aussagen, dass das Niederdeutsche aus sprachwissenschaftlicher und didaktischer Sicht eine Fremdsprache ist, sind auch im Zusammenhang mit der Entscheidung der Kultusministerkonferenz, Niederdeutsch als Abiturfach anzuerkennen, weiterhin zutreffend. Weder als Erst- noch als Zweitsprache wird Niederdeutsch in Mecklenburg-Vorpommern heute noch in nennenswertem Umfang erlernt. Als durch die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen anerkannte Regionalsprache ist Niederdeutsch in Mecklenburg-Vorpommern heute eine Fremdsprache im Sinne einer „fremd gewordenen“ Sprache. Um sie zu erhalten, muss ein verlässliches Angebot in der Schule durch den Unterricht nach einer Fremdsprachendidaktik unterbreitet werden. Drucksache 7/362 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 2 2. Ist die niederdeutsche Sprache in Mecklenburg-Vorpommern als Fremdsprache anerkannt? 3. Kann der Erwerb der niederdeutschen Sprache den Erwerb der ersten bzw. zweiten Fremdsprache ersetzen? Die Fragen 2 und 3 werden zusammenhängend beantwortet. Laut sprachwissenschaftlicher sowie didaktischer Einordnung ist Niederdeutsch als Fremdsprache anerkannt (vergleiche Antwort zu Frage 1). Als zweite Fremdsprache im Sinne der Nummern 7.3 und 7.4 der Vereinbarung der Kultusministerkonferenz zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe in der Sekundarstufe II kann nur mit einer weiteren Fremdsprache die Einbringungsverpflichtung zum Erlernen einer zweiten Fremdsprache erfüllt werden, was den Bildungszielen der Erhöhung der Internationalität und Mobilität entspricht. Aus diesem Grund kann und soll Niederdeutsch in der Schule weder den Erwerb der ersten, noch einer zweiten Fremdsprache ersetzen. In Abwägung genau dieser Gesichtspunkte hat die Kultusministerkonferenz in ihrem Beschluss Niederdeutsch auf Grundlage eines fremdsprachendidaktischen Rahmenplanentwurfes als Abiturprüfungsfach anerkannt. 4. Welche Anzahl von Fortbildungen werden a) für Erzieherinnen und Erzieher und b) für Lehrkräfte mit Beginn des Schuljahres 2016/2017 angeboten? Die Fragen a) und b) werden zusammenhängend beantwortet. Im laufenden Schuljahr 2016/2017 wurden und werden folgende Fortbildungsveranstaltungen realisiert: - sechs Veranstaltungen für Fachkräfte aus Kindertageseinrichtungen und - acht Veranstaltungen für Lehrerinnen und Lehrer. 5. Wie viele Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrkräfte nahmen bzw. nehmen an den in Frage 4 benannten Fortbildungen teil (bitte getrennt nach Schulamtsbereichen und Schularten angeben)? An den benannten Fortbildungen nahm folgende Anzahl an Personen teil: Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/362 3 a) Fachkräfte aus Kindertageseinrichtungen: 25 Schulamtsbereich Rostock 5 Schulamtsbereich Schwerin 1 Schulamtsbereich Neubrandenburg 2 Schulamtsbereich Greifswald b) Lehrerinnen und Lehrer: 9 Teilnehmer/innen berufliche Schule: 2 Schulamtsbereich Greifswald, 1 Schulamtsbereich Neubrandenburg, 6 Schulamtsbereich Rostock 38 Teilnehmer/innen Grundschule: 29 Schulamtsbereich Rostock, 9 Schulamtsbereich Schwerin 52 Referendarinnen/Referendare Lehramt Grund- und Hauptschule am Seminarstandort Rostock 8 Teilnehmer/innen Gesamtschule: 2 Schulamtsbereich Rostock, 5 Schulamtsbereich Neubrandenburg, 1 Schulamtsbereich Schwerin 3 Teilnehmer/innen Gymnasien: 2 Schulamtsbereich Schwerin, 1 Schulamtsbereich Neubrandenburg 6. Zu welchem Zeitpunkt wurde das Kompetenzzentrum der Didaktik des Niederdeutschen an der Universität Greifswald eingerichtet? Das Kompetenzzentrum der Didaktik der Niederdeutschen befindet sich in Gründung. Die Leiterin ist bestimmt. Eine zusätzliche Mitarbeiterstelle ist ausgeschrieben. Die Arbeitsfähigkeit des Zentrums wird spätestens für das Wintersemester 2017/2018 erwartet. 7. Wie viele Lehrkräfte, die über die Lehrbefähigung „Niederdeutsch“ verfügen, arbeiten im Schuljahr 2016/2017 an den öffentlichen allgemein bildenden Schulen des Landes Mecklenburg-Vorpommern (bitte getrennt nach Schulamtsbereichen und Schularten angeben)? Die Anzahl der Lehrkräfte im Schuljahr 2016/2017 an den öffentlichen allgemein bildenden Schulen des Landes Mecklenburg-Vorpommern mit einer Ausbildung für das Fach „Niederdeutsch“ ist in der nachfolgenden Tabelle dargestellt: Drucksache 7/362 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 4 Schularten Schulamtsbereich Greifswald Neubrandenburg Rostock Schwerin insgesamt Grundschule und Förderschule 6 0 2 3 11 Regionale Schule 17 0 4 7 28 Integrierte Gesamtschule und Kooperative Gesamtschule 5* Gymnasium 3 3 2 5 13 Es handelt sich um nicht plausibilisierte, vorläufige Daten für das Schuljahr 2016/2017. * Aus Gründen des Datenschutzes, hier insbesondere zur Vermeidung von Rückschlüssen auf Einzelpersonen, sind Einzelangaben in der Tabelle nicht ausgewiesen, sondern zusammengefasst worden.