Der Minister für Landwirtschaft und Umwelt hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 5. September 2019 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 7/3946 7. Wahlperiode 09.09.2019 KLEINE ANFRAGE des Abgeordneten Dr. Wolfgang Weiß, Fraktion DIE LINKE Wildbestand und Waldschäden in Mecklenburg-Vorpommern und ANTWORT der Landesregierung Vorbemerkung Genaue Zahlen zur jeweiligen Wilddichte von Rot-, Dam- und Rehwild existieren nicht. Für diese Schalenwildarten ist nach den Vorgaben des Bundes- und des Landesjagdgesetzes ein jährlicher Abschussplan zu erstellen. Die Jagdausübungsberechtigten in den Eigenjagd- oder gemeinschaftlichen Jagdbezirken ermitteln im Frühjahr möglichst genau die Wildbestände in ihren Revieren und leiten daraus in Verbindung mit Wildschäden im jeweiligen Revier die Abschusspläne für ein Jagdjahr (1. April bis 31. März des Folgejahres) ab. Dabei wird nicht unterschieden zwischen der Bestandsentwicklung in und außerhalb von Wäldern. Schließlich besteht ein Jagdbezirk nach den jagdrechtlichen Regelungen aus zusammenhängenden Grundflächen mit einer land-, forstoder fischereiwirtschaftlich nutzbaren Fläche. Hinzu kommt, dass in den Revieren im Allgemeinen Wald und landwirtschaftliche Fläche in enger Verzahnung vorliegen und beide Bereiche gleichermaßen im Tages- sowie im Jahresverlauf durch das Wild genutzt werden. Es liegen daher keine detaillierten Angaben für die Wirtschaftswälder vor. In Mecklenburg-Vorpommern hat die Landesregierung ein Wildwirkungsmonitoring etabliert, welches wichtige Hinweise für die Abschussplanung im Landeswald liefert. So wird eine ergänzende Datenbasis gesichert, um die gesetzliche Verpflichtung zu waldverträglichen Wildbeständen besser bewerten zu können. Die Landesregierung ist seit längerer Zeit bestrebt, im Einvernehmen mit den betroffenen Akteuren das Wildwirkungsmonitoring auch auf den gesamten Waldbestand auszuweiten. Drucksache 7/3946 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 2 1. Wie haben sich die Bestände von Rot-, Dam- und Rehwild in Mecklenburg-Vorpommern in den letzten zehn Jahren entwickelt (bitte nach Wildart tabellarisch in Jahresscheiben darstellen)? 2. Wie hat sich die Wilddichte von Rot-, Dam- und Rehwild in den Wirtschaftswäldern in Mecklenburg-Vorpommern in den letzten zehn Jahren entwickelt (bitte nach Wildart tabellarisch in Jahresscheiben darstellen)? Die Fragen 1 und 2 werden zusammenhängend beantwortet. Mit Verweis auf die Vorbemerkung werden im Folgenden die Abschusszahlen für die in Mecklenburg-Vorpommern heimischen Schalenwildarten Rot-, Dam-, und Rehwild für die vergangenen zehn Jahre dargestellt. Jagdjahr Rotwild Damwild Rehwild 2009/2010 6.073 9.520 63.413 2010/2011 6.549 11.223 55.382 2011/2012 6.314 11.432 54.078 2012/2013 7.986 12.457 56.783 2013/2014 7.275 10.080 54.102 2014/2015 7.675 11.583 54.824 2015/2016 7.991 12.261 54.515 2016/2017 7.844 11.126 57.572 2017/2018 7.530 12.186 53.582 2018/2019 8.200 13.866 60.661 Die Abschüsse sollen den jährlichen Zuwachs der Schalenwildarten abschöpfen, um ein Anwachsen der Wildbestände zu verhindern. Insofern geben sie einen Trend des vorhandenen Wildbestandes wieder. Die ansteigenden Abschusszahlen bei Rot- und Damwild weisen auf einen Anstieg der Wilddichte hin. Beim Rehwild ist trotz stärkerer Fluktuation ein negativer Trend erkennbar, der auch auf eine tendenziell abnehmende Rehwild-Dichte hindeutet. 3. Welche Wilddichte von Rot-, Dam- und Rehwild hält die Landesregierung für die Wirtschaftswälder in Mecklenburg-Vorpommern für tragbar? Für die Herleitung von Zielbeständen nach der Wildbewirtschaftungsrichtlinie des Landes Mecklenburg-Vorpommern werden die Einstandsgebiete als Basis angesetzt. Dies sind vorrangig die Wälder und weiterhin auch große Verlandungsbereiche von Seen (Schilf) sowie Renaturierungsgebiete (Moore). Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/3946 3 Als Orientierung für die Einstandsgebiete gilt als tragbare Wilddichte 2,5 Stück Rotwild je 100 Hektar oder 4 Stück Damwild je 100 Hektar. Bei Vorkommen beider Wildarten sollten insgesamt 5,5 Stück je 100 Hektar nicht überschritten werden. Die Erkenntnisse aus dem Wildwirkungsmonitoring können darüber hinaus wichtige Hinweise geben, inwiefern die hergeleitete Definition von Zielbeständen anzupassen ist. 4. Wie haben sich die Strecken von Rot-, Dam- und Rehwild in Mecklenburg -Vorpommern in den letzten zehn Jahren entwickelt (bitte nach Wildart tabellarisch in Jahresscheiben darstellen)? Es wird auf die Beantwortung der Fragen 1 und 2 verwiesen. 5. Wie haben sich die Verbiss- und Schälschäden durch Rot-, Dam- und Rehwild in den Wäldern in Mecklenburg-Vorpommern in den letzten zehn Jahren entwickelt (bitte tabellarisch in Jahresscheiben darstellen)? Für die Wälder von Mecklenburg-Vorpommern liegen zu den Verbiss- und Schälschäden keine Angaben vor, weil eine eigentumsartenübergreifende Erfassung gesetzlich nicht vorgesehen ist. Die Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommern führt im dreijährigen Turnus Verbiss- und teilweise Schälinventuren in den von ihr bewirtschafteten Wäldern durch. Die Verwaltungsjagdfläche der Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommern umfasst nur acht Prozent der Gesamtjagdfläche in Mecklenburg-Vorpommern. Die durchgeführte Stichprobeninventur erfasst dabei Zustand und Tendenz des Wildverbisses an Kunst- und Naturverjüngungen. Die Verbissinventuren in der Landesforstanstalt haben folgendes Ergebnis: 2004: 15 % Verbiss an der vorgefundenen Waldverjüngung 2007: 9 % Verbiss an der vorgefundenen Waldverjüngung 2010: 29 % Verbiss an der vorgefundenen Waldverjüngung 2013: 24 % Verbiss an der vorgefundenen Waldverjüngung 2016: 11 % Verbiss an der vorgefundenen Waldverjüngung Die Ergebnisse zeigen, dass der durchschnittliche Verbiss von Jahr zu Jahr schwankend ist und stark von den Witterungsbedingungen im Winterhalbjahr abhängt. So haben die kalten und schneereichen Winter 2009/2010 und 2012/2013 die Ergebnisse beeinflusst. Drucksache 7/3946 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 4 Erwähnenswert ist darüber hinaus, dass das Verfahren der Begutachtung systematisch nicht den Einfluss des Wildes auf die Verjüngung durch Verbeißen und damit Entfernen der Keimlinge aus der Naturverjüngung erfassen kann. Begutachtet werden können nur die verbleibenden Pflanzen auf der Fläche. Die Schälschadensinventur wurde in ausgewählten Gebieten mit einem hohen Anteil an Einstandsfläche für Rot- und Damwild (Forstämter Rothemühl, Lüttenhagen, Torgelow, Jägerhof, Schuenhagen, Nossentiner Heide, Friedrichsmoor, Jasnitz, Schildfeld) durchgeführt. Es handelt sich um eine temporäre Stichprobeninventur. Die Ergebnisse weisen im Schnitt eine Neuschäle von 5,8 % der untersuchten Baumindividuen und eine Altschäle von im Schnitt 29,2 % auf. Baumarten-Gruppe Neuschäle (in Prozent) Altschäle (in Prozent) Buchen 0,3 9,4 Eichen 3,1 11,3 Eschen 15,6 60,2 Fichten/Tanne 6,2 42,7 Douglasien 5,9 27,2 Kiefern 3,8 24,3 Durchschnitt 5,8 29,2