Der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 3. September 2019 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 7/3986 7. Wahlperiode 04.09.2019 KLEINE ANFRAGE der Abgeordneten Karsten Kolbe und Torsten Koplin, Fraktion DIE LINKE Zukunft der Apotheken und der Pharmazeutischen Ausbildung in Mecklenburg-Vorpommern und ANTWORT der Landesregierung Die Nachrichtenagentur dpa berichtete am 9. August 2019 darüber, dass Apotheker in Ostdeutschland besorgt über das zunehmende Ausscheiden von ehemals in der DDR ausgebildeten Pharmazie-Ingenieuren seien: „Das verschärfe den bereits jetzt zu beobachtenden Mangel an Apothekern vor allem im ländlichen Raum, sagte der Geschäftsführer der Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern, Bernd Stahlhacke.“ Einige Apothekerverbände bzw. -kammern fordern deshalb mehr Pharmazie-Studienplätze . 1. Wie haben sich im Vergleich der Jahre 2010, 2014 und 2018 in Mecklenburg-Vorpommern die Anzahl der öffentlichen Apotheken sowie der zugelassenen Apothekerinnen und Apotheker entwickelt (bitte für das Land insgesamt sowie je Landkreis und kreisfreier Stadt angeben)? Die Entwicklung der Anzahl der öffentlichen Apotheken in der Zeit von 2010 bis 2018 ist der folgenden Tabelle zu entnehmen (da die zugrundeliegenden Daten lediglich auf Kreisebene aggregiert vorliegen, kann für das Jahr 2010 nur eine Untergliederung nach den ehemaligen Landkreisen und kreisfreien Städten angegeben werden): Drucksache 7/3986 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 2 Öffentliche Apotheken* 2010 Mecklenburg-Vorpommern gesamt 414 davon Greifswald 16 Neubrandenburg 21 Rostock 52 Schwerin 27 Stralsund 21 Wismar 15 Bad Doberan 26 Demmin 21 Güstrow 24 Ludwigslust 27 Mecklenburg-Strelitz 20 Müritz 16 Nordvorpommern 23 Nordwestmecklenburg 22 Ostvorpommern 24 Parchim 21 Rügen 20 Uecker-Randow 18 Öffentliche Apotheken* 2014 2018 Mecklenburg-Vorpommern gesamt 408 400 davon Rostock 48 47 Schwerin 26 26 Landkreis Mecklenburgische Seenplatte 76 72 Landkreis Rostock 51 51 Landkreis Vorpommern-Rügen 63 62 Landkreis Nordwestmecklenburg 33 33 Landkreis Vorpommern-Greifswald 62 62 Landkreis Ludwigslust-Parchim 49 47 * Quelle für die Jahre 2010 und 2014: https://www.regierung-mv.de/Landesregierung/wm/gesundheit/Zahlen% 2c-Daten%2c-Fakten/ Quelle für 2018: Datenlieferung der Apothekerkammer M-V. Über die im Land tätigen approbierten Apotheker gibt die folgende Übersicht Auskunft: Approbierte Apotheker* 2010 2014 2018 Mecklenburg-Vorpommern gesamt 864 1.008 1.060 davon In öffentlichen Apotheken 729 845 897 In Krankenhausapotheken 40 53 50 In sonstigen Bereichen 95 110 113 * Quelle für die Jahre 2010 und 2014: https://www.regierung-mv.de/Landesregierung/wm/gesundheit/ Zahlen%2c-Daten%2c-Fakten/. Quelle für 2018: Datenlieferung der Apothekerkammer M-V. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/3986 3 Die approbierten Apotheker, die in öffentlichen Apotheken tätig sind, verteilen sich wie folgt auf die Landkreise (da die zugrundeliegenden Daten lediglich auf Kreisebene aggregiert vorliegen, kann für das Jahr 2010 nur eine Untergliederung nach den ehemaligen Landkreisen und kreisfreien Städten angegeben werden): In öffentlichen Apotheken tätige approbierte Apotheker* 2010 Mecklenburg-Vorpommern gesamt 729 davon Greifswald 43 Neubrandenburg 36 Rostock 108 Schwerin 44 Stralsund 39 Wismar 27 Bad Doberan 43 Demmin 31 Güstrow 41 Ludwigslust 45 Mecklenburg-Strelitz 26 Müritz 26 Nordvorpommern 36 Nordwestmecklenburg 41 Ostvorpommern 51 Parchim 34 Rügen 31 Uecker-Randow 27 In öffentlichen Apotheken tätige approbierte Apotheker * 2014 2018 Mecklenburg-Vorpommern gesamt 845 897 davon Rostock 119 136 Schwerin 52 60 Landkreis Mecklenburgische Seenplatte 135 143 Landkreis Rostock 99 111 Landkreis Vorpommern-Rügen 129 128 Landkreis Nordwestmecklenburg 76 82 Landkreis Vorpommern-Greifswald 147 149 Landkreis Ludwigslust-Parchim 88 88 * Quelle: Datenlieferung der Apothekerkammer M-V. Zusammenfassend ist festzustellen, dass sich die Anzahl öffentlicher Apotheken seit 2010 leicht verringert hat. Die Anzahl der in öffentlichen Apotheken tätigen Apothekerinnen und Apotheker ist seit 2010 gestiegen. Damit sind statistisch keine signifikanten Änderungen zu verzeichnen. Drucksache 7/3986 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 4 2. Wie haben sich an der Universität Greifswald die Anzahl der Studierenden je Semester bzw. Studienjahr und die Anzahl der Absolventinnen und Absolventen des Studienganges Pharmazie seit dem Jahr 2014 bis heute entwickelt? Die Entwicklung der Anzahl der Studierenden und der Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs Pharmazie an der Universität Greifswald stellt sich wie folgt dar: Wintersemester Pharmazie Studierende insgesamt 2014/2015 528 2015/2016 555 2016/2017 553 2017/2018 537 2018/2019 567 Studienjahr Pharmazie Absolventinnen und Absolventen insgesamt 2014 138 2015 87 2016 140 2017 104 2018 92 Quelle: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern 3. Welche Kenntnis hat die Landesregierung über den Verbleib der Absolventinnen und Absolventen des Studienganges Pharmazie an der Universität Greifswald? In der Landesverwaltung werden keine Statistiken im Sinne der Fragestellung geführt. Es gibt daher keinen Überblick über den Verbleib der Pharmaziestudierenden nach Abschluss des Studiums. 4. Wie haben sich die Anzahl der arbeitslos gemeldeten Apothekerinnen und Apotheker sowie die Anzahl der offenen gemeldeten Stellen für Apothekerinnen und Apotheker in den Jahren 2014 bis heute entwickelt (bitte insgesamt für Mecklenburg-Vorpommern sowie getrennt nach offenen Stellen in Apotheken bzw. in der Industrie oder Verwaltung angeben)? Die Angaben können unter folgendem Link aufgerufen werden (Tabelle 2.16): https://statistik.arbeitsagentur.de/nn_31892/SiteGlobals/Forms/Rubrikensuche/Rubrikensuche _Form.html?view=processForm&resourceId=210368&input_=&pageLocale=de&topicId=28 7986&year_month=201907&year_month.GROUP=1&search=Suchen Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/3986 5 5. In welcher Anzahl werden Apothekerinnen und Apotheker sowie DDR-Pharmazie-Ingenieure in den Jahren 2019 bis 2030 in Mecklenburg-Vorpommern durch das Erreichen des Renteneintrittsalters voraussichtlich aus dem Beruf ausscheiden (bitte für das Land insgesamt sowie je Landkreis und kreisfreier Stadt angeben)? Der Landesregierung liegen keine Informationen über die Anzahl des in den nächsten Jahren aus dem Beruf ausscheidenden pharmazeutischen Personals vor. Die im Bereich der Apothekerversorgung der Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern erfassten Apothekerinnen und Apotheker haben aktuell folgende Altersstruktur: Alter Bis 30 30-35 35-40 40-45 45-50 50-55 55-60 über 60 Anzahl 154 193 137 137 130 114 100 65 Die Mitgliederbestände von Apothekerkammer und Versorgungswerk sind nicht vollkommen deckungsgleich, da bei einem Kammerwechsel bis zum Jahr 2005 die Möglichkeit bestand, weiterhin im bisherigen Versorgungswerk zu bleiben. Seit der Einführung des Lokalitätsprinzips 2006 nähern sich die Zahlen an und stimmen weitgehend überein. Es ist zu beachten, dass bei älteren Apothekern der Wechsel von Anwärter zu Leistungsempfänger im Versorgungswerk nicht zwingend an die Beendigung der pharmazeutischen Tätigkeit gebunden ist. So kann einerseits die Beschäftigung beendet, der Rentenbeginn aber noch aufgeschoben werden. Andererseits ist der Rentenbezug bei Fortführung der Apotheke möglich. Es wird davon ausgegangen, dass mit einem Rentenbeginn von jährlich circa 20 Apothekerinnen und Apothekern zu rechnen ist. 6. Wie bewertet die Landesregierung die aktuelle Versorgungssituation mit Apotheken und die Personalausstattung im Land? Wie werden sich beide aus Sicht der Landesregierung in den nächsten Jahren entwickeln? Der Landesregierung liegen derzeit keine Erkenntnisse darüber vor, dass es bezogen auf die Anzahl der Apotheken im Land Lücken bei der Versorgung mit Arzneimitteln gibt. Die Dienstbereitschaft der Apotheken ist auch in ländlichen Bereichen abgesichert. Im Rahmen der Regelungen zur Dienstbereitschaft sorgt die Apothekerkammer dafür, dass flächendeckend dienstbereite Apotheken in zumutbarer Entfernung erreichbar sind. Die Apothekerkammer des Landes erwartet eine Abnahme der Apothekenzahl und ein vermindertes Interesse am Apothekerberuf . Die Entwicklung wird durch alle Beteiligten aufmerksam verfolgt. Drucksache 7/3986 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 6 7. Wie viele von den laut einer Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie bundesweit ca. 7.400 Apotheken, die am Rande der Wirtschaftlichkeit arbeiten, entfallen nach Kenntnis der Landesregierung auf Mecklenburg-Vorpommern? Eine Zuordnung der im Kontext mit dem Gutachten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie ermittelten Zahlen zu Apotheken, die am Rande der Wirtschaftlichkeit arbeiten, auf Mecklenburg-Vorpommern ist durch die Landesregierung nicht möglich. Der Apothekerverband des Landes weist auf Folgendes hin: Die in Bezug genommene Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie wird für keine angemessene Grundlage einer Diskussion über die wirtschaftliche Zukunft der Apotheken gehalten. Die dort genannten circa 7.400 Apotheken werden vor allem deshalb als gefährdet eingestuft, weil ihr Umsatz unter der Zahl von 2 Mio. Euro jährlich liegt. Die Umsatzgröße ist sicherlich ein Indiz für die Wirtschaftlichkeit einer Apotheke, als alleiniger Maßstab ist sie aber ungeeignet. 8. Welche Überlegungen gibt es seitens der Landesregierung bzw. welche Maßnahmen plant die Landesregierung, um die Versorgung mit Apotheken im Land im Allgemeinen und im ländlichen Raum im Besonderen zu sichern und einem drohenden Personalmangel, insbesondere im ländlichen Raum Mecklenburg-Vorpommerns, entgegen zu wirken? a) Inwieweit zieht die Landesregierung dazu ein Stipendienprogramm - ähnlich dem für Medizinstudentinnen und Medizinstudenten - in Erwägung oder mit welcher Begründung erwägt sie dies nicht? b) Inwieweit plant die Landesregierung dazu die Aufstockung der Studienplätze oder mit welcher Begründung erwägt sie dies nicht? Die Fragen 8, a) und b) werden zusammenhängend beantwortet. Aufgrund der vorliegenden Zahlen zum Apothekenpersonal im Land gab es bisher keine Notwendigkeit , ähnlich wie bei den Hausärzten, Förderprogramme auf den Weg zu bringen, um die Anzahl der Pharmaziestudenten zu erhöhen oder Apothekengründungen zu unterstützen.