Der Minister für Landwirtschaft und Umwelt hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 24. April 2017 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 7/448 7. Wahlperiode 25.04.2017 KLEINE ANFRAGE des Abgeordneten Ralf Borschke, Fraktion der AfD Wiederherstellung ehemaliger Moorflächen in Mecklenburg-Vorpommern und ANTWORT der Landesregierung 1. In welchem Umfang wurden ehemalige Moorflächen seit 1990 renaturiert ? Welcher Nutzungsform unterlagen diese Flächen vorher (Bitte nach Flächenanteilen aufschlüsseln)? Seit 1990 wurden circa 24.000 Hektar (ha) renaturiert. Davon waren 59 Prozent vor Wiedervernässung Grünland und Grünlandbrachen, 25 Prozent Wald und 11 Prozent ungenutzt. Die restlichen fünf Prozent waren bebaute Flächen, Gräben, Gewässer und Wege. 2. Sind durch die angestiegenen Wasserstände Ertragseinbußen auf anliegenden landwirtschaftlichen Nutzflächen zu beobachten oder zu erwarten? Dies wird in jedem Einzelfall im Rahmen des wasserrechtlichen Zulassungsverfahrens geprüft. Sofern eine Betroffenheit prognostiziert wird, werden die Ertragseinbußen, die Wertminderung und gegebenenfalls entstehende Erschwernisse entschädigt. Eine Förderung von Moorschutzprojekten durch das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg- Vorpommern (LUNG) erfolgt nur, wenn die Eigentümer und Nutzer der betroffenen Flächen freiwillig zustimmen. Drucksache 7/448 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode 2 3. In welcher Höhe wurden seit 1990 Mittel für die Wiederherstellung von Moorflächen aufgewendet? Dazu liegen der Landesregierung keine vollständigen Zahlen vor. Für zahlreiche Projekte, zum Beispiel Kompensationsmaßnahmen von Vorhabenträgern, sind die Kosten nicht bekannt. Durch das LUNG wurden in den letzten beiden EU-Förderperioden (2001 bis 2006/2007 bis 2013) circa 32,3 Millionen Euro für Moorschutzprojekte bewilligt. 4. Wieviel Prozent der Landesfläche sind heute als Moorstandorte deklariert? Wo liegt die Zielvorgabe (Flächenumfang und Zeitansatz) hinsichtlich einer Umwandlung? Rund 12 Prozent der Landesfläche (ohne Küstenmeer) ist als Moorstandort deklariert (= 271.219 ha gemäß Konzeptbodenkarte). Zielwerte für Moorschutzmaßnahmen sind im Moorschutzkonzept veröffentlicht (http://service.mvnet.de/_php/download.php?datei_id=11159). 5. Ist mit einer Zunahme oder Abnahme der Artenvielfalt durch die Rückwandlung von beispielsweise Grünlandstandorten in Moorflächen zu rechnen? Wenn ja, wie erfolgte die dahingehende Bewertung? Die Artenvielfalt vor und nach einer Wiedervernässung unterscheidet sich nach der Intensität der jeweiligen Flächennutzung, den Wasserständen und weiteren standörtlichen Bedingungen und kann nicht allgemein dargestellt werden. Im Fall einer intensiven Landnutzung und niedrigen Wasserständen ist sie allgemein gering, im Fall extensiver Landnutzung und flurnaher Wasserstände allgemein relativ hoch. Bei einer Anhebung von Wasserständen kommt es regelmäßig zu einer Verschiebung der Arthäufigkeiten: Arten des intensiv genutzten Grünlandes gehen deutlich zurück, moortypische Arten nehmen zu. Die Gesamtbilanz ist dabei meistens deutlich positiv (= Zunahme der Artenvielfalt). Der jeweilige Untersuchungsansatz und das Bewertungsverfahren hängen von der untersuchten Artengruppe ab (siehe z. B. Gelbrecht, J, Zak, D. & Augustin, J. 2008: Phosphor- und Kohlenstoff -Dynamik und Vegetationsentwicklung in wiedervernässten Mooren des Peenetals in Mecklenburg-Vorpommern. - Berichte des Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) 26/Herold, B. 2012: Neues Leben in alten Mooren. - Bern: Haupt-Verlag AG). Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 7. Wahlperiode Drucksache 7/448 3 6. Gibt es Studien, die einem Moorstandort einen höheren ökologischen Stellenwert bescheinigen, als beispielsweise extensiv genutzten Grünlandstandorten ? Durch die Wiederanhebung der Wasserstände in entwässerten Mooren lassen sich grundsätzlich positive ökologische Effekte auf den Ausstoß von Treibhausgasen, das Wasserrückhaltevermögen , den Nährstoffhaushalt und den Erhaltungszustand schützenswerter Arten und Biotope erzielen. Entsprechende Literatur wird unter anderem im Moorschutzkonzept (siehe Link in der Antwort zu Frage 4) zusammengefasst und in der Literaturliste zitiert (Stand: 2009). Aktuelle Studien finden sich zum Beispiel in Tiemeyer, B., Bechtold, M., Belting, S., Freibauer, A., Förster, C., Schubert, E., Dettmann, U., Fuchs, D., Frank, S., Gelbrecht, J., Jeuther, B., Laggner, A., Rosinski, E., Leiber-Sauheitl, K., Sachteleben, J., Zak, D. & M. Drösler: Instrumente und Indikatoren zur Bewertung von Biodiversität und Ökosystemleistungen von Mooren, Braunschweig sowie in den Literaturlisten des Informationsportals www.moorschutzdeutschland .de sowie unter https://www.bfn.de/0311_moore-oekosystemleistungen.html. 7. Ist in arrondierten Wohngebieten zu Moorflächen mit einer erhöhten Belastung durch Stechmücken zu rechnen? Im Fall potenzieller Betroffenheit durch von der Landesregierung geförderte Vorhaben wird in der Regel eine medizinisch-entomologische Risikoanalyse durchgeführt. Gegebenenfalls werden geeignete Vermeidungsmaßnahmen getroffen.