Niedersächsischer Landtag − 17. Wahlperiode Drucksache 17/1182 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort Anfrage der Abgeordneten Björn Försterling, Almuth von Below-Neufeldt, Sylvia Bruns, Christian Dürr und Jan-Christoph Oetjen (FDP), eingegangen am 18.11.2013 Zusammenarbeit zwischen Ganztagsschulen und Sportvereinen Ein Artikel auf ZEIT-Online fragt: „Macht die Ganztagsschule den Sport kaputt?“. Dem Artikel zufolge , gibt es heute keine gewohnte Tageseinteilung mehr, was bei den Sportvereinen zu großen Schwierigkeiten führt. Laut der sogenannten MedikuS-Studie 2013, die sich mit den Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen im Bereich Medien, Kultur und Sport befasst, „wirkt sich die Präsenzzeit in der Schule auf die sportlichen Betätigungen insbesondere in den Vereinen aus. Die Quote der Vereinssportler ist bei den Halbtagsschulbesuchern um 10 % höher als bei Ganztagsunterricht: 60,9 zu 50,3 %.“ Der Direktor des sportwissenschaftlichen Instituts der Universität Heidelberg, Professor Rüdiger Heim, kommt zu dem Schluss, dass Veränderungen innerhalb des Bildungssystems Einflüsse auf die Aktivitäten im Sportverein haben. Für die Vereine sind aber auch Chancen durch den Ganztagsausbau zu erkennen. In Niedersachsen gibt es das Aktionsprogramm „Schule und Sportverein“. Das Kultusministerium und der LandesSportBund Niedersachsen (LSB) vereinbarten ein Antragsverfahren für das Aktionsprogramm . Der LSB stellt seinen Mitgliedsvereinen Zuschüsse für die Durchführung von Kooperationsgruppen zur Verfügung. Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung: 1. Teilt die Landesregierung die Aussagen des Artikels, dem zufolge die Ganztagsschule den Sport kaputt macht? 2. Welchen Chancen sieht die Landesregierung für Sportvereine und Ganztagsschulen? 3. Wie viele Schulen und Sportvereine in Niedersachsen nutzen das Aktionsprogramm „Schule und Sportverein“, und wie viele Mittel wurden in den letzten fünf Jahren bewilligt? 4. Wie viele Mittel wurden im Jahr 2013 bisher bewilligt? 5. Wie bewertet die Landesregierung die bisherige Zusammenarbeit, und sieht sie noch „Potenzial nach oben“? 6. Gab es Maßnahmen, die ordentlich angemeldet worden sind, aber nicht bezuschusst werden konnten, und, wenn ja, warum? 7. Gibt es Erhebungen zum Konzept „Schule und Verein“ in Bezug auf den Bekanntheitsgrad bei Schulen und auch bei Vereinen? 8. Welche genauen Planungen verfolgt die Landesregierung für die aktuelle Richtlinie, die mit Ablauf des Schuljahres 2014/2015 endet? 9. Plant die Landesregierung innerhalb ihrer „Zukunftsoffensive Bildung“ anderweitige Aktionsprogramme oder Aktivitäten, um Schulen und Sportvereine im Ganztagsbetrieb zusammenzubringen ? (An die Staatskanzlei übersandt am 09.12.2013 - II/725 - 509) 1 Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/1182 Antwort der Landesregierung Niedersächsisches Kultusministerium Hannover, den 29.01.2014 - 01-0 420/5-509 - Mit dem Ausbau der Ganztagsschule stellen sich durch die Verlängerung des Schultags neben schulkonzeptionellen Fragen zur Rhythmisierung, zur Verzahnung von Vor- und Nachmittag etc. auch Fragen zur Kooperation mit außerschulischen Partnern. In diesem Kontext haben die Schulen bei der Erarbeitung ihres jeweiligen pädagogischen Konzepts zu berücksichtigen, dass die Schülerinnen und Schüler im Sinne einer ganzheitlichen Förderung in genügendem Maße Möglichkeiten für Bewegungs- und Sportaktivitäten erhalten. Die Landesregierung ist der Auffassung, dass ausreichende Bewegungserfahrungen eine gesunde körperliche Entwicklung unterstützen, das Selbstbewusstsein stärken und somit wesentliche Voraussetzungen für die Ausbildung geistiger und sozialer Fähigkeiten schaffen. Hinsichtlich der Kooperationen von Ganztagsschulen mit Vereinen wird in diesem Zusammenhang häufig die Befürchtung geäußert, dass ganztägige Angebote, die im Organisationsrahmen der Schule stattfinden, gerade im Bereich des Sports durch veränderte Hallenbelegungszeiten sowie ein verändertes Freizeitverhalten der Kinder und Jugendlichen zu Problemen sowie einem Verlust an Mitgliedern führen. Es sollte allerdings nicht übersehen werden, dass eine Ursache für einen solchen Rückgang durchaus auch altersbedingte Faktoren verbunden mit einer Verlagerung der Interessen sein können . Auch spüren die Vereine Auswirkungen des demografischen Wandels. Es zeichnet sich jedoch ab, dass die Vereine insgesamt gesehen von der Ausweitung der Bildungs -, Erziehungs- und Betreuungsangebote der Schulen auch am Nachmittag durch Kooperationsmaßnahmen profitieren, weil mehr Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit erhalten, sportliche Aktivitäten kennenzulernen, die sie sonst mangels Kenntnis oder mangels finanzieller Möglichkeiten nicht wahrnehmen und konkret erleben könnten. Neben den Kooperationsverträgen im Ganztagsbereich gibt es das Aktionsprogramm „Schule und Sportverein“, welches bereits seit Ende der 90er-Jahre besteht und losgelöst von den Kooperationsmaßnahmen mit Ganztagsschulen zu betrachten ist. Möglicherweise kommt es aufgrund der ähnlich lautenden Bezeichnungen hier immer wieder zu einer Vermengung der Begrifflichkeiten und Bestimmungen. Dies vorausgeschickt, beantworte ich namens der Landesregierung die Fragen im Einzelnen wie folgt: Zu 1 und 2: Die Aussage, dass die Ganztagsschule den Sport kaputt macht, wird seitens der Landesregierung nicht geteilt. Die Landesregierung teilt vielmehr die in deren Positionspapier niedergelegte Auffassung der Sportjugend und des LandesSportBundes Niedersachsen (LSB), dass Kooperationen zwischen Sportvereinen und Ganztagsschulen einen Gewinn für alle Beteiligten darstellen, nämlich für die Kinder und Jugendlichen, für die Schulen und die Sportvereine, für die Erziehungsberechtigten , Eltern sowie Familien und nicht zuletzt für die Bildungsbestrebungen des Landes. Zu 3: Die Anzahl der Schulen und Vereine kann laut Auskunft des LSB derzeit nicht genannt werden, da Schulen sowie Vereine teilweise parallel mehrere Maßnahmen durchführen. In den letzten fünf Jahren wurden 10 700 Maßnahmen bewilligt. Das finanzielle Volumen betrug 3 319 000 Euro. Zu 4: Im Jahr 2013 wurden 1 365 Maßnahmen mit einem Umfang von 448 000 Euro bewilligt. 2 Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/1182 Zu 5: Für das Aktionsprogramm gilt, dass immer „Potenzial nach oben“ gegeben ist. Es ist jedoch festzuhalten , dass die bisherige Zusammenarbeit zwischen Kultusministerium und LSB gut war. Das Interesse an konstruktiver Zusammenarbeit besteht weiterhin fort. Zu 6: Es ist nicht bekannt, dass Maßnahmen, die den jeweils gültigen Richtlinien entsprechend angemeldet wurden, nicht bewilligt worden sind. Zu 7: Derartige Erhebungen gibt es nicht. Der außerordentlich hohe Bekanntheitsgrad wird allerdings bereits in der Anzahl der durchgeführten Maßnahmen deutlich. Auf das Programm wird im Übrigen u. a. auf den Internetseiten des Kultusministeriums und des LSB hingewiesen, auch die Schulsportbeauftragten in der Niedersächsischen Landesschulbehörde machen immer wieder darauf aufmerksam. Als ein Modul des Aktionsplans 2011 bis 2014 „Lernen braucht Bewegung“ wurde das Aktionsprogramm für die Zusammenarbeit von Schule und Sportverein zudem zusätzlich durch Flyer und Anschreiben bekanntgegeben. Zu 8: Eine „genaue Planung“ ist noch nicht erfolgt. Gemeinsam mit dem LSB wird nach gangbaren, der Sache dienlichen Wegen gesucht werden. Zu 9: Der Ausbau der Ganztagsschule ist ein zentraler Schwerpunkt im Rahmen der Zukunftsoffensive Bildung. Die Bereitstellung zusätzlicher Ressourcen in erheblichem Umfang ermöglicht es, verstärkt Lehrkräfte im Ganztagsbereich einzusetzen. Aber gute Ganztagsschule sollte nicht allein von Lehrkräften gemacht werden. Durch die Öffnung der Schule zum regionalen Umfeld und die nach wie vor erwünschte Kooperation mit externen Partnern wie den regionalen Sportvereinen lässt sich das Bildungsangebot für die Schülerinnen und Schüler gewinnbringend erweitern. Der neue Ganztagserlass wird voraussichtlich zum 01.08.2014 in Kraft treten. Im Zuge des erweiterten pädagogischen Gestaltungsspielraums werden die Schulen ihr individuelles, regionsspezifisches Ganztagskonzept neu gestalten wollen. Damit eröffnen sich auch für die Vereine vor Ort neue Möglichkeiten der für beide Seiten gewinnbringenden Zusammenarbeit. In Vertretung des Staatssekretärs Jan ter Horst 3 (Ausgegeben am 03.02.2014) Drucksache 17/1182 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort Anfrage der Abgeordneten Björn Försterling, Almuth von Below-Neufeldt, Sylvia Bruns, Christian Dürr und Jan-Christoph Oetjen (FDP), eingegangen am 18.11.2013 Zusammenarbeit zwischen Ganztagsschulen und Sportvereinen Antwort der Landesregierung