Niedersächsischer Landtag − 17. Wahlperiode Drucksache 17/1411 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort Anfrage der Abgeordneten Almuth von Below-Neufeldt, Sylvia Bruns, Björn Försterling und Christian Dürr (FDP), eingegangen am 18.02.2014 Offene Hochschule Niedersachsen und Erwachsenenbildung Die Offene Hochschule in Niedersachsen (OHN) hat sich zum Ziel gesetzt, eine passgenaue Weiterbildungsförderung für Beschäftigte und Berufsqualifizierte, die Erhöhung der Weiterbildungsbeteiligung und die Erleichterung des Zugangs und des Übergangs vom Beruf in die Hochschule zu schaffen. In der Antwort auf die Anfrage von Abgeordneten der FDP-Landtagsfraktion „Die Offene Hochschule in Niedersachsen“ (Drs. 17/876) heißt es: „Im Jahr 2014 werden zunächst zwei neue Bildungsberatungsstellen eingerichtet.“ Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung: 1. Wo werden die beiden neuen Bildungsberatungsstellen eingerichtet? 2. Welchen Wert misst die Landesregierung der Erwachsenenbildung bei? 3. Welche Vorhaben plant die Landesregierung im Rahmen der Erwachsenbildung, damit die OHN ein Erfolgsmodell wird? 4. Wie stellt sich die Mittelverteilung im Bereich OHN, bezogen auf Strukturen, Ausstattung mit Technik, Materialien und dem, was wirklich beim Nutzer ankommt, dar? 5. Die Erwachsenenbildung, die Offene Hochschule und die Hochschulen stehen in der öffentlichen Wahrnehmung nebeneinander. Was plant die Landesregierung an Konzepten, Portalen, Netzwerken oder Ähnlichem, um Transparenz und Anregung zu schaffen, die OHN zu nutzen ? 6. Wie weit bindet die Landesregierung Verbände und Kammern der Wirtschaft vor dem Hintergrund des Fehlens qualifizierter Fachkräfte zur Weiterentwicklung der Erwachsenenbildung bis hin zum Besuch der OHN ein (bitte Gremien und Aufgabenstellung benennen)? (An die Staatskanzlei übersandt am 24.02.2014 - II/725 - 619) Antwort der Landesregierung Niedersächsisches Ministerium Hannover, den 26.03.2014 für Wissenschaft und Kultur - M - 01 420-5/619 - Vor dem Hintergrund der Zielsetzung und der daraus abzuleitenden Maßnahmen der Offenen Hochschule Niedersachsen kommt der Durchlässigkeit zwischen den unterschiedlichen Bildungsbereichen eine besondere Bedeutung zu. Die anerkannten Erwachsenenbildungsträger sind daher feste und kompetente Partner der Servicestelle Offene Hochschule Niedersachsen gGmbH und gleichzeitig mitgestaltende Akteure im Prozess der Öffnung der Hochschulen. Erfahrungsgemäß bringen Studieninteressierte oder Weiterbildungsinteressierte, die zur Zielgruppe der Offenen Hochschule gehören (insbesondere Berufsqualifizierte mit und ohne formale Hoch- 1 Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/1411 schulzugangsberechtigung, Berufstätige, Personen mit Familienpflichten, Personen mit ausländischen Bildungsnachweisen bis hin zu Studienabbrecherinnen und Studienabbrechern), neben den Berufsqualifikationen auch eine Reihe von individuellen Kompetenzen und Lebenserfahrungen mit, die sie in ihrer angestrebten Weiterbildung oder ihrem angestrebten Studium angemessen berücksichtigt und gewürdigt sehen wollen. Sie benötigen Unterstützungs- und Beratungsleistungen, die ihrer jeweils individuellen Berufs- und Bildungsbiografie entsprechen und die vor allem durch die Vermittlung passgenauer Bildungsangebote ihre berufliche Weiterentwicklung ermöglichen. In der Regel suchen sie Orientierungshilfen und Vorbereitungsangebote im Hinblick auf die Studienaufnahme zunächst außerhalb der Hochschulen. An dieser Stelle baut die niedersächsische Erwachsenenbildung mit ihrem umfangreichen Informations- und Bildungsangebot sowohl vor dem Studium als auch während des Studiums sinnvolle Brücken. Sie hat in den letzten Jahren Leistungen zur Weiterentwicklung der Offenen Hochschule erbracht und die Kooperationen mit den Hochschulen in unterschiedlichen Arbeitsfeldern systematisch auf- und ausgebaut. Gemeinsam mit den niedersächsischen Hochschulen und in Kooperation mit weiteren Partnern aus der Wirtschaft und den berufsständischen Verbänden in Niedersachsen haben die Einrichtungen der Erwachsenenbildung die Weiterentwicklung der Offenen Hochschule begleitet. Die Verbesserung der Durchlässigkeit zwischen den Bildungsbereichen Hochschule und Erwachsenenbildung sichert auf lange Sicht die bedarfsgerechte und nutzerorientierte Umsetzung der Offenen Hochschule Niedersachsen sowie eine rege Nachfrage ihrer Angebote. Deshalb werden die zahlreichen Aktivitäten zur Verbesserung der Durchlässigkeit und zur Weiterentwicklung des Angebotes für Studien- und Weiterbildungsinteressierte von der Landesregierung systematisch weiterentwickelt und hierzu eine Reihe unterschiedlicher Fördermöglichkeiten auf- und ausgebaut. Dies vorausgeschickt werden die Fragen namens der Landesregierung wie folgt beantwortet: Zu 1: Zwei neue Bildungsberatungsstellen in der Erwachsenenbildung werden in den Regionen Emsland und Nordost eingerichtet, um dem aktuellen Beratungsbedarf in der Weiterbildung nachzukommen und ein flächendeckendes Beratungsangebot in Niedersachsen sicherzustellen. Zu 2: Im Kontext der Öffnung von Hochschulen spielt die niedersächsische Erwachsenenbildung eine bedeutende Rolle, insbesondere für den Übergang vom Beruf in die Hochschule sowie für die Studienvorbereitung . Die niedersächsische Erwachsenenbildung ist ein wichtiger Partner im Aufsichtsrat der Servicestelle OHN gGmbH. Dort werden gemeinsam mit weiteren Partnern aus den Hochschulen, der Wirtschaft , den Kammern sowie den Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden strategische Entscheidungen für die Weiterentwicklung der Offenen Hochschule Niedersachsen getroffen. Erwachsenenbildungsträger initiieren und gestalten beispielsweise in engem Kontakt mit der Servicestelle lokale Netzwerke „Offene Hochschule“ u. a. in Lüneburg und Hannover. An beiden Orten ergriffen Erwachsenenbildungsträger (Verein niedersächsischer Bildungsinitiativen e. V. sowie Bildungsberatungsstelle Hannover) die Initiative, weitere lokale Träger der Erwachsenenbildung, Vertreter der Hochschulen vor Ort sowie Vertreter von Kammern, Verbänden und Institutionen an einen Tisch zu bringen. So findet ein Austausch über die unterschiedlichen Aktivitäten der lokalen Akteure im Bereich Öffnung der Hochschulen statt. Wichtig ist, über die Servicestelle und ihre Netzwerke in Hochschule und Erwachsenenbildung die notwendige Aufklärungs- und Informationsarbeit zu den erweiterten Hochschulzugangsmöglichkeiten sowie rund um Fragestellungen zur Öffnung der Hochschulen voranzutreiben. Die Nutzung von Bildungsangeboten der Erwachsenenbildung im Bereich der Studienvorbereitung und -begleitung ist zudem ein fester Bestandteil des Hochschulentwicklungsvertrags, welcher den Ausbau von Kooperationen zwischen den Hochschulen und Einrichtungen der Erwachsenenbildung im Sinne des Niedersächsischen Erwachsenenbildungsgesetzes (NEBG) vorsieht. 2 Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/1411 Zu 3: In Ergänzung zu den bestehenden Förderinstrumenten des NEBG fördert die Landesregierung im Rahmen des im Jahr 2011 neu eingestellten Sonderfonds zur Unterstützung des lebenslangen Lernens bedarfsgerechte Bildungsangebote in der Erwachsenenbildung für nicht-traditionelle Studieninteressierte als Teil des Gesamtkonzeptes Offene Hochschule Niedersachsen. Darüber hinaus hat die Landesregierung einen neuen, an die Hochschulen und die Erwachsenenbildung in gleichem Maße gerichteten Förderschwerpunkt in der Förderperiode 2014 bis 2020 des Europäischen Sozialfonds (ESF) zur Verbesserung von Bildungszugängen und -übergängen eingebracht . Im Zusammenwirken der Hochschulen und der Erwachsenenbildung sollen deutlich mehr bedarfsgerechte, berufsbegleitende und berufsbezogene (Weiter-)Bildungsangebote (z. B. Mentorenprogramme , Module, Studienangebote, Anpassungsqualifizierungen) entwickelt und aus dem ESF gefördert werden. Zudem sollen Vorhaben in der Erwachsenenbildung zur Unterstützung des Übergangs vom Beruf in die Hochschule gefördert werden. Gleiches gilt für Vorhaben zur Verbesserung des Beratungsangebots und des Einstiegs in ein Hochschulstudium in Zusammenarbeit zwischen den Studienberatungsstellen der Hochschulen und den Bildungsberatungsstellen der Erwachsenenbildung . Zu 4: Angesichts der umfangreichen Aufgabenstellung der Offenen Hochschule Niedersachsen im Hinblick auf die Entwicklung von bedarfsgerechten Bildungsangeboten, die Notwendigkeit einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit, die Bereitstellung von adäquaten Informationen rund um das Studium mit beruflicher Qualifikation (Zugangsvoraussetzungen, Studienangebot, Anrechnungsmöglichkeiten , etc.), der Weiterentwicklung einer zielgruppenorientierten Beratung und einer gezielten Vorbereitung und Begleitung während des Studiums hat die Landesregierung unterschiedliche Fördermöglichkeiten geschaffen. Für die institutionelle Förderung der Servicestelle OHN gGmbH stellt das Land Mittel bis zu 350 000 Euro im Jahr bereit. Aufgabe der Servicestelle ist die landesweite Koordination, die zielgruppenorientierte Öffentlichkeitsarbeit und Werbung. Diese Förderung umfasst u. a. auch die Ausstattung mit Technik und (Werbe-)Materialien. Für die Entwicklung eines bedarfsgerechten Studienvorbereitungs- und Weiterbildungsangebots für beruflich Qualifizierte, das von den Einrichtungen der Erwachsenenbildung entwickelt und durchgeführt wird, stellt das Land Mittel i. H. v. 400 000 Euro jährlich bereit (siehe auch Antwort zu Frage 3). Für die Entwicklung von geeigneten „Instrumenten“ zur Anrechnung von im Beruf erworbenen Kompetenzen sowie zur Anrechnung von im Studium erbrachten Leistungen auf eine mögliche Berufsausbildung bei den Personen, die ihr Studium vorzeitig ohne einen Studienabschluss beenden, stellt das Land derzeit für zwei entsprechende Projekte an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und der Technischen Universität Braunschweig Mittel i. H. v. rund 150 000 Euro p. a. bereit . Aus dem ESF werden in der Förderperiode 2014 bis 2020 für die Öffnung der Hochschulen Mittel bis zu 6 Mio. Euro bereitgestellt (siehe auch Antwort zu Frage 3). Mit dieser Mittelverteilung hat das Land mit Blick auf die vielfältigen Zielgruppen der Offenen Hochschule ein nutzerorientiertes Förderpaket zusammengestellt. Zu 5: Die Entwicklung gemeinsamer und zielgruppenorientierter Kommunikations- und Informationsaktivitäten wird seitens aller beteiligten Hauptakteure aus den Hochschulen, der Erwachsenenbildung, der Wirtschaft, den Kammern sowie den Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden als ein wichtiger Handlungsansatz im Rahmen der Offenen Hochschule Niedersachsen gesehen. Inzwischen haben sich regional und überregional eine Reihe von Netzwerken diverser Projekte und Initiativen rund um die Offene Hochschule entwickelt, um vor Ort die Transparenz und die Anregung zu schaffen, die Angebote der Offenen Hochschule zu nutzen. Sie werden u. a. von der Ser- 3 Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/1411 vicestelle Offene Hochschule Niedersachsen gGmbH und der Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung unterstützt. Die Servicestelle Offene Hochschule Niedersachsen gGmbH hat im Auftrag des Landes eine von allen Partnern gemeinsam getragene und zielgruppenorientierte Werbekampagne unter dem Motto „Geben Sie Ihrem Job mehr Gehalt! - Willkommen an der Offenen Hochschule Niedersachsen“ gestartet sowie ihren Internetauftritt mit den notwendigen Informationen aufgebaut: www.offenehochschule -niedersachsen.de. Dort werden für alle Studieninteressierten mit beruflicher Qualifikation ausführliche Informationen rund um die Offene Hochschule Niedersachsen bereitgestellt, um auf die umfangreichen Unterstützungsleistungen des Landes und der beteiligten Partner aus den Hochschulen, der Erwachsenenbildung, den Kammern und der Wirtschaft aufmerksam zu machen. Die im Aufbau befindliche niedersächsische Plattform mit Online-Weiterbildungs- und -Vorbereitungskursen bindet ebenfalls alle Partner der Offenen Hochschule ein und soll perspektivisch den Studien- und Weiterbildungsinteressierten ermöglichen, unabhängig von regionalen Standorten auf die Bildungsangebote zuzugreifen sowie ihnen das umfangreiche Bildungsangebot transparenter zu machen. Hierbei entwickeln drei Realisierungsteams bestehend aus Expertinnen und Experten niedersächsischer Hochschulen unter Leitung der Servicestelle Offene Hochschule Niedersachsen ein Portal für interaktive Online-Vorbereitungskurse, mit denen beruflich Qualifizierte Lücken in den schulischen Inhalten der Sekundarstufe 2 schließen können sollen, zunächst in den Bereichen Mathematik und Anfertigen einer Facharbeit. Die Kursinhalte werden unter Beteiligung von Expertinnen und Experten aus der Erwachsenenbildung entwickelt, beispielsweise Mathematik mit der Volkshochschule Osnabrück und deren Lehrenden, die jahrelange Erfahrung in der Umsetzung von Mathematikvorbereitungskursen für die dortigen Hochschulen haben. Die niedersächsischen (Weiter-)Bildungsberatungsstellen bringen auch viele Vorteile für die Offene Hochschule Niedersachsen, indem sie durch ihren individuellen Beratungsansatz u. a. zur Transparenz der Anbieterlandschaft beitragen und ihren Kundinnen und Kunden einen ersten Überblick über die Angebotsvielfalt der Offenen Hochschule Niedersachsen geben. Auf der Internetseite des MWK ist die Offene Hochschule Niedersachsen mit ihren umfangreichen Handlungsfeldern dargestellt, um die öffentliche Wahrnehmung diverser Vernetzungsaktivitäten der Hochschulen und der Erwachsenenbildung weiter zu stärken. Zu 6: Die Landesregierung bindet die Partner aus der Wirtschaft, den Kammern sowie der Arbeitgeberund Arbeitnehmerverbände über den Aufsichtsrat der Servicestelle Offene Hochschule Niedersachsen gGmbH ein, der an der Weiterentwicklung der Offenen Hochschule und an der strategischen Planung der Servicestelle aktiv mitwirkt. Der Aufsichtsrat berät die Umsetzung gemeinsamer Aufgaben im Rahmen der Offenen Hochschule Niedersachsen und entscheidet über die Förderung und Unterstützung laufender Projekte der Servicestelle. Die Verbände und Kammern der Wirtschaft sowie die maßgeblichen Arbeitsmarktpartner werden zudem in die Erarbeitung und Umsetzung einer gemeinsamen Fachkräfteinitiative Niedersachsen eingebunden. Diese wird von einer im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr angesiedelten Lenkungsgruppe koordiniert. Dr. Gabriele Heinen-Kljajić 4 (Ausgegeben am 03.04.2014) Drucksache 17/1411 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort Anfrage der Abgeordneten Almuth von Below-Neufeldt, Sylvia Bruns, Björn Försterling und Christi-an Dürr (FDP), eingegangen am 18.02.2014 Offene Hochschule Niedersachsen und Erwachsenenbildung Antwort der Landesregierung