Niedersächsischer Landtag − 17. Wahlperiode Drucksache 17/1439 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort Anfrage des Abgeordneten Adrian Mohr (CDU), eingegangen am 27.03.2014 Erdbebenerfassung in Niedersachsen Die Verdener Nachrichten berichteten am 28. Februar 2014 über den vom LBEG seit 2013 eingerichteten Niedersächsischen Erdbebendienst (NED). Der NED überwacht als staatlicher seismologischer Dienst die Erdbebenaktivität in Niedersachsen. Die fachlichen Arbeiten des NED werden in Kooperation mit dem Seismologischen Zentralobservatorium der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) durchgeführt. Der Pressebericht beinhaltet Kritikpunkte eines Ingenieurs aus Thedinghausen, der sich beruflich seit über 20 Jahren mit Seismik befasste. Die Umsetzung des Anspruchs auf verbesserte Erdbebenüberwachung durch das LBEG sei kritisch zu sehen, weil das LBEG über keine eigenen Messstationen verfüge, sondern ausschließlich Bohrlochstationsmessungen der BGR nutze. Jene unterirdischen Geofone hätten den Vorteil, dass die Stationen Erdbeben erkennen und deren Analyse ermöglichten. Allerdings sei das Netzwerk der BGR nicht in der Lage, Oberflächenwellen messtechnisch zu erfassen sowie Schwinggeschwindigkeiten an der Oberfläche festzuhalten, was mit Blick auf Gebäudeschäden - z. B. beim Erdbeben nahe der Ortschaft Völkersen im Landkreis Verden am 22. November 2012 - wichtige Erkenntnisse für Bürgerinnen und Bürger sowie für die Kommunen bringen würde. Ich frage die Landesregierung: 1. Ist es zutreffend, dass der NED als staatlicher seismologischer Dienst mit Blick auf Erdbebenaktivitäten in Niedersachsen ausschließlich Messstationen und Messergebnisse externer Stellen verarbeitet und analysiert, oder werden vom NED bzw. vom LBEG auch eigene Messstationen in Niedersachsen betrieben? 2. In welchem Umfang und mit welchen Ergebnissen arbeitet das LBEG zur Erfassung und Bewertung von Erschütterungen auch mit dem Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung zusammen? 3. Wie stellt das LBEG sicher bzw. wie beabsichtigt das Landesamt künftig sicherzustellen, dass auch die für Bürgerinnen und Bürger sowie für die Kommunen interessanten Daten zu Oberflächenwellen sowie zu Schwinggeschwindigkeiten an der Erdoberfläche erfasst, analysiert und für die interessierte Öffentlichkeit niedrigschwellig zugänglich gemacht werden können? (An die Staatskanzlei übersandt am 01.04.2014 - II/725 - 675) Antwort der Landesregierung Niedersächsisches Ministerium Hannover, den 15.04.2014 für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr - Z3-01424/0020/675/ Erdbebenerfassung - Mit dem Niedersächsischen Erdbebendienst (NED) wurde zum 1. Januar 2013 beim Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) ein eigener Erdbebendienst eingerichtet, der die fachliche Bewertung seismischer Ereignisse ermöglicht. Die fachlichen Arbeiten erfolgen in enger Zusam- 1 Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/1439 menarbeit mit dem Seismologischen Zentralobservatorium der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), die ihren Sitz - wie das LBEG - im Geozentrum Hannover hat. Zu den Aufgaben des NED gehört es u. a., die Erdbebentätigkeit in Niedersachsen und den angrenzenden Gebieten zu überwachen und zu bewerten sowie detaillierte seismologische Auswertungen zu erstellen. Dabei sind für die Einordnung von Erdbeben die Beobachtungen aus der Bevölkerung von großer Bedeutung. Betroffene haben die Möglichkeit ihre Wahrnehmungen bei seismischen Ereignissen auf der Internetseite des LBEG mittels eines Fragebogens direkt mitzuteilen. Bei spürbaren seismischen Ereignissen stellt der NED die Information von Behörden und der Öffentlichkeit sicher. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Fragen namens der Landesregierung wie folgt: Zu 1: Für die Überwachung von Erdbeben steht dem NED die Dateninfrastruktur der BGR zur Verfügung. Der NED nutzt die seismologischen Stationen des von der BGR koordinierten Deutschen Regionalnetzes sowie weitere Messstationen, die im Rahmen von Forschungsprojekten durch die BGR und verschiedene Universitäten u. a. im Landkreis Verden betrieben werden. Das LBEG unterhält keine eigenen Messstationen. Zu 2: Der Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung e. V. (WEG) betreibt ein Beweissicherungssystem (Immissionsnetzwerk) aus Oberflächenstationen. Die Messdaten aus dem Überwachungssystem des WEG sowie die der zusätzlichen Messstationen der RWE Dea AG u. a. im Raum Langwedel werden dem LBEG zur Verfügung gestellt. In Verbindung mit den Daten der Stationen der BGR nutzt das LBEG diese für eigene Analysen (vgl. u. a. Bericht LBEG, BGR vom Juni 2013: Untersuchungsergebnisse zum Erdbeben bei Völkersen [Landkreis Verden] am 22. November2012). Zu 3: Die seismologischen Stationen der BGR im Bereich der Erdgasfelder in Niedersachsen sind mit Oberflächen-Messstationen ausgestattet. Im Falle von Erdbeben informiert der NED öffentliche Stellen, die Bevölkerung, die Industrie und die Medien. So wurden beispielsweise die Registrierungen der Erdbeben am 22. November 2012 (ML = 2,9) und am 1. November 2013 (ML = 1,9) im Raum Langwedel sowie die daraus abgeleiteten Schwinggeschwindigkeiten den örtlichen Bürgerinitiativen und der Gemeinde Langwedel vom LBEG zur Verfügung gestellt. In Vertretung Daniela Behrens 2 (Ausgegeben am 29.04.2014) Drucksache 17/1439 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort Anfrage des Abgeordneten Adrian Mohr (CDU), eingegangen am 27.03.2014 Erdbebenerfassung in Niedersachsen Antwort der Landesregierung