Niedersächsischer Landtag − 17. Wahlperiode Drucksache 17/1458 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort Anfrage der Abgeordneten Burkhard Jasper und Martin Bäumer (CDU), eingegangen am 18.03.2014 Ohne Professoren keine Landärzte - Wo bitte geht’s zum Professor für Allgemeinmedizin? Schon seit vielen Jahren wird in der Politik über den zunehmenden Mangel an sogenannten Landärzten diskutiert. Viele auf dem Land praktizierende Hausärzte werden in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen. Ersatz ist kaum in Sicht; denn angehende Ärzte lassen sich entweder zum Facharzt ausbilden oder ziehen städtische Ballungszentren gegenüber dem ländlichen Raum vor. Generell entscheidend für die Ausbildung von Studierenden zu Allgemeinmedizinern ist aber die Anzahl von Professuren für Allgemeinmedizin in Niedersachsen. Wir fragen die Landesregierung: 1. Wie viele Professuren für Allgemeinmedizin gibt es in Niedersachsen, und wie hat sich diese Zahl seit 1990 entwickelt (bitte für jedes Jahr einzeln aufführen)? 2. Wie viele Studierende können im Rahmen einer Professur für Allgemeinmedizin gleichzeitig betreut werden, um eine gute Ausbildungsqualität zu gewährleisten? 3. Mit welchen Maßnahmen unterstützt die Landesregierung eine Erhöhung der Anzahl von Professuren für Allgemeinmedizin in Niedersachsen? (An die Staatskanzlei übersandt am 20.03.2014 - II/725 - 657) Antwort der Landesregierung Niedersächsisches Ministerium Hannover, den 16.04.2014 für Wissenschaft und Kultur - M - 01 420-5/657 - Die allgemeinmedizinische Versorgung erhält zunehmende Bedeutung im Studium der Humanmedizin . Das Studium an den universitären Einrichtungen ist darauf ausgerichtet, den Studierenden einen Überblick über alle Bereiche der Medizin zu verschaffen. In diesem Rahmen wird allen angehenden Ärztinnen und Ärzten auch ein allgemeinmedizinisches Grundverständnis vermittelt, um sie auch für das spätere Berufsfeld Allgemeinmedizin zu begeistern. Auch die neue Approbationsordnung für Ärzte (ÄApprO), die die Ausbildungsinhalte vorgibt, bietet ausreichende Möglichkeiten für allgemeinmedizinische Ausbildungsabschnitte. Die Stärkung eines Faches im Praktischen Jahr (PJ) führt jedoch nicht automatisch zu einer ansteigenden und gut verteilten Zahl von Ärztinnen und Ärzten mit dem entsprechenden Schwerpunkt. Die endgültige Spezialisierung erfolgt erst nach Abschluss des Studiums im Rahmen der Weiterbildung zur Fachärztin bzw. zum Facharzt. Bei der Wahl der fachlichen Spezialisierung spielen auch die späteren Arbeits- und Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle. 1 Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/1458 Dies vorausgeschickt, werden die Fragen namens der Landesregierung wie folgt beantwortet: Zu 1: Aufgelistet werden die Professuren aller entsprechenden universitären Einrichtungen in Niedersachsen : – Medizinische Hochschule Hannover (MHH), – Universitätsmedizin Göttingen (UMG), – European Medical School Oldenburg-Groningen (EMS). Dabei sind außerplanmäßige Professorinnen und Professoren sowie Honorarprofessuren nicht erfasst . Jahr EMS MHH UMG 1990 - 1 1 1991 - 1 1 1992 - 1 1 1993 - 1 1 1994 - 1 1 1995 - 1 1 1996 - 1 1 1997 - 1 1 1998 - 1 1 1999 - 1 1 2000 - 1 1 2001 - 1 1 2002 - 1 1 2003 - 1 1 2004 - 1 1 2005 - 1 1 2006 - 1 1 2007 - 1 1 2008 - 1 1 2009 - 1 2 2010 - 1 1 2011 - 1 01 1 In der UMG vakant bis Okt.2011; danach kommissarische Leitung 2012 - 1 1 2013 - 1 1 2014 -2 1 1 2 Berufungsverfahren läuft Zu 2: Zur Frage, welche Betreuungsrelation zwischen allgemeinmedizinischen Professorinnen und Professoren und Studierenden notwendig oder gar optimal wäre, gibt es keine allgemein anerkannte Richtgröße. Die optimale Betreuungsrelation ist von mehreren Faktoren abhängig. Um eine qualitativ hochwertige medizinische Ausbildung gewährleisten zu können, spielt neben der Professur für Allgemeinmedizin samt den ärztlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts für Allgemeinmedizin auch die Zahl geeigneter Patientinnen und Patienten eine Rolle. Ebenso sind für die ambulante Ausbildung die Kapazitäten der Lehrkrankenhäuser und -praxen von Bedeutung. Die Studierendenzahlen der Hochschulen sind so ausgelegt, dass das zu bewältigende Kontingent an Ausbildungsplätzen vollends ausgeschöpft ist. Zu beachten ist, dass allgemeinmedizinische Lehre nicht nur den direkten Kontakt zu Studierenden umfasst. Allgemeinmedizinische Lehre findet nicht nur an der Universität selber statt, sondern auch in Form von Blockpraktika oder im PJ in akkreditierten allgemeinmedizinischen Lehrpraxen. Als eine Sondersituation gegenüber allen anderen medizinischen Fächern muss daher eine große Zahl externer Lehrpraxen sowie Lehrärztinnen und Lehrärzte koordiniert, für die Lehre qualifiziert, supervidiert und fortgebildet werden. 2 Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/1458 Zu 3: Niedersachsen ist im Hinblick auf die Allgemeinmedizin an den universitären Standorten gut aufgestellt . An allen drei Standorten wurden Lehrstühle für Allgemeinmedizin samt dazugehöriger Professur eingerichtet bzw. befinden sich diese im Aufbau. So wurde die Abteilung Allgemeinmedizin der MHH bereits 1976 gegründet und war damit die erste universitäre allgemeinmedizinische Einrichtung in Deutschland. Die niedersächsischen Universitätsklinika sind bestrebt, allgemeinmedizinische Inhalte durchgängig zu vermitteln und die Studierenden kontinuierlich mit der Allgemeinmedizin in Kontakt zu bringen. Die Studiengänge sind unter Beachtung der Vorgaben der ÄApprO darauf ausgerichtet, die Studierenden frühzeitig an das Fach Allgemeinmedizin heranzuführen und deren Interesse für eine spätere Weiterbildung zur Fachärztin bzw. zum Facharzt für Allgemeinmedizin sowie eine anschließende hausärztliche Tätigkeit zu wecken. In diesem Zusammenhang ist auch auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit der medizinischen Fakultäten mit den akademischen Lehrpraxen in Niedersachsen zu verweisen, wodurch ein Teil der medizinischen Ausbildung bereits jetzt im ambulanten Bereich stattfindet. Das Studium der Humanmedizin ist jedoch darauf ausgelegt, den Studierenden einen Überblick über das gesamte Fächerspektrum der Medizin zu ermöglichen. Wie die Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner sind auch die anderen Fachbereiche darauf angewiesen, hierüber den Nachwuchs für ihre Fachdisziplin zu gewinnen. Eine Förderung der Ausbildung zur Fachärztin bzw. zum Facharzt für Allgemeinmedizin ist grundsätzlich sinnvoll. Formal ist die Abteilung Allgemeinmedizin der Hochschule aber nur für die Ausbildung innerhalb des Studiums zuständig. Diese Aufgabe ist von der Facharzt-Weiterbildung nach erfolgreichem Abschluss des Studiums abzugrenzen. Die ärztliche Weiterbildung ist vorrangig Aufgabe der berufsständischen Selbstverwaltung (Ärztekammern), in die die allgemeinmedizinischen Universitätsabteilungen in Niedersachsen nicht formal involviert sind. Bestimmte Weiterbildungsinhalte können darüber hinaus nahezu nur noch ambulant vermittelt werden, weil die entsprechenden Leistungen immer weniger stationär angeboten werden, sodass angehende Fachärztinnen und Fachärzte in den grundversorgenden Fächern einen Teil ihrer Weiterbildung in der Regel eher in der ambulanten Praxis von Krankenhäusern und gegebenenfalls allgemeinmedizinischen Universitätsabteilungen absolvieren können. Die Weiterbildungszeit zur Fachärztin bzw. zum Facharzt für Allgemeinmedizin beträgt weitere fünf Jahre im Anschluss an das Medizinstudium. In Vertretung Andrea Hoops 3 (Ausgegeben am 09.05.2014) Drucksache 17/1458 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort Anfrage der Abgeordneten Burkhard Jasper und Martin Bäumer (CDU), eingegangen am 18.03.2014 Ohne Professoren keine Landärzte - Wo bitte geht’s zum Professor für Allgemeinmedizin? Antwort der Landesregierung