Niedersächsischer Landtag − 17. Wahlperiode Drucksache 17/1769 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort Anfrage der Abgeordneten Frank Oesterhelweg, Martin Bäumer, Christian Calderone, Dr. HansJoachim Deneke-Jöhrens, Otto Deppmeyer, Hans-Heinrich Ehlen und Ingrid Klopp (CDU), eingegangen am 05.06.2014 Ein Pilz bedroht die Weizenernte In der Ausgabe vom 20.05.2014 berichtet die Wolfenbütteler Zeitung in dem Artikel „Ein Pilz bedroht die Weizenernte“ über Funde von Schwarzrost in Deutschland. Der Pilz habe in früheren Jahren verbreitet zu Missernten geführt und stelle die Landwirtschaft in einigen Teilen der Welt auch heute wieder vor große Probleme. Laut Bericht hat das Julius Kühn-Institut (JKI) innerhalb weniger Wochen über 90 befallene Proben des Pilzes, der auch als „Polio der Landwirtschaft“ bezeichnet werde, gesammelt. Die gefundene aggressive Variante sei in der Lage, die bestehenden Resistenzen in den Weizenpflanzen zu überwinden und diese zu befallen. Dennoch sei aufgrund des hohen Entwicklungsstands der heimischen Landwirtschaft nicht mit totalen Ernteausfällen zu rechnen, weil diese durch vermehrten Einsatz von Fungiziden abgewendet werden könnten. Diese Möglichkeit bestünde jedoch nicht in der ökologischen Landwirtschaft. Daher werde mithilfe von molekularen Markern verstärkt an der Entwicklung resistenter Sorten gearbeitet, diese Forschung werde jedoch etwa zehn Jahre in Anspruch nehmen. Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung: 1. Wie beurteilt die Landesregierung das Problem des Schwarzrostbefalls in Niedersachsen? 2. Wie wird sich der Befall mit Schwarzrostpilzen in niedersächsischen Weizenbeständen nach Einschätzung der Landesregierung künftig entwickeln, und welche Gefahren sieht die Landesregierung insbesondere differenziert nach konventionellen und ökologischen Betrieben? 3. Welche wirtschaftlichen Folgen hätte ein vermehrtes Auftreten von Schwarzrost für die niedersächsischen Betriebe (bitte ebenfalls unterteilt nach konventionellen und ökologischen Betrieben )? 4. Welche Erkenntnisse zu den Gründen des erneuten Auftretens von Schwarzrost hat die Landesregierung ? 5. Welche Möglichkeiten und Verfahren sieht die Landesregierung, um die Gefahren durch den Schwarzrostbefall an niedersächsischen Weizenbeständen einzudämmen? 6. Welche Maßnahmen ergreift die Landesregierung, um die Weizenbestände in Niedersachsen vor einem Schwarzrostbefall zu schützen? (An die Staatskanzlei übersandt am 12.06.2014 - II/725 - 780) Antwort der Landesregierung Niedersächsisches Ministerium Hannover, den 08.07.2014 für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz - 103-01425/3 - 348 - Die Kleine Anfrage beantworte ich namens der Landesregierung wie folgt: Zu 1: Im Frühsommer 2013 trat in Deutschland zum ersten Mal seit Jahrzehnten Schwarzrost bei Weizen auf. Die Ursache lag nach Einschätzung von Experten an den hohen Temperaturen im Juni 2013 1 Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/1769 und an der ungewöhnlich späten Entwicklung des Winterweizens aufgrund des kühlen Frühjahrs. Aus dem erstmaligen Auftreten von Schwarzrost in Deutschland im Jahr 2013 seit Jahrzehnten lassen sich keine Prognosen für einen künftigen Befall in Niedersachsen ableiten. Zu 2: Der Schwarzrost hat von den auf Getreide vorkommenden Rostarten den höchsten Wärmeanspruch . Wie sich Schwarzrost möglicherweise in Niedersachsen in Zukunft ausbreitet, lässt sich nicht vorhersagen. Im konventionellen Anbau kann die Bekämpfung von Schwarzrost durch Sortenwahl oder durch Fungizide erfolgen. Im ökologischen Landbau ist der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln nicht zugelassen. Zu 3: Da Schwarzrost in Niedersachsen im vergangenen Jahr nicht vermehrt aufgetreten ist, lässt sich diese Frage nur hypothetisch in Analogie zum Braunrost beantworten. Dieser kann sich bei entsprechender Witterung rasant in anfälligen Sorten ausbreiten und schnell zum Totalverlust des Blattapparats führen, wenn keine Gegenmaßnahmen durchgeführt werden. Geeignete Fungizidmaßnahmen führen bei Befall zu hoch wirtschaftlichen Mehrerträgen bis zu 30 % gegenüber unbehandelten Varianten. Wurde im ökologischen Anbau die Sortenwahl nicht beachtet, ist bei einem Schwarzrostbefall mit entsprechenden Ertragsverlusten zu rechnen. Zu 4: Siehe Antwort zu Frage 1. Zu 5: Die Sporen des Schwarzrostes können aus wärmeren Regionen über weite Entfernungen mit dem Wind nach Niedersachsen übertragen werden. Diese Übertragung der Sporen lässt sich nicht verhindern . Für die ökologisch wirtschaftenden Betriebe bleibt bei der Bekämpfung gegenüber Rostkrankheiten allein die Nutzung resistenter Sorten bei der Aussaat. Im konventionellen Ackerbau können zur Bekämpfung von Rosten zusätzlich Fungizide der Wirkstoffklassen Azole, Strobilurine und Carboxamide eingesetzt werden. Aufgrund der kurativen und lang anhaltenden protektiven Wirkung entsprechender Präparate kann ein Rostbefall unter Beachtung der Empfehlungen und Warnhinweise sehr gut bekämpft bzw. verhindert werden. Zu 6: Mit dem Anbau resistenter Sorten und dem möglichen Einsatz von Fungiziden stehen den Landwirtinnen und Landwirten ausreichend Möglichkeiten zur Bekämpfung von Schwarzrost zur Verfügung. Die Zuchtunternehmen werden an weiteren resistenten Sorten arbeiten. In der Landwirtschaft ist ständig mit wechselnden und auch neuen Schadorganismen zu rechnen. Diesen Herausforderungen wird sich die Landwirtschaft auch in Zukunft erfolgreich stellen und u. a. gemeinsam mit den Universitäten, der Wirtschaft und den Beratungsorganisationen nach Lösungen suchen. Die Landesregierung steht nicht in der Pflicht Maßnahmen zur Bekämpfung von Schwarzrost zu veranlassen. Christian Meyer 2 (Ausgegeben am 21.07.2014) Drucksache 17/1769 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort Anfrage der Abgeordneten Frank Oesterhelweg, Martin Bäumer, Christian Calderone, Dr. Hans-Joachim Deneke-Jöhrens, Otto Deppmeyer, Hans-Heinrich Ehlen und Ingrid Klopp (CDU), einge-gangen am 05.06.2014 Ein Pilz bedroht die Weizenernte Antwort der Landesregierung