Niedersächsischer Landtag − 17. Wahlperiode Drucksache 17/1820 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort Anfrage des Abgeordneten Hermann Grupe (FDP), eingegangen am 25.06.2014 Wie hoch ist der Schaden für Ökolandwirte durch Fusarien? Fusarium ist eine Gattung der Schlauchpilze. Ihre Teleomorphengattung ist Gibberella. Ihre Vertreter wachsen meist in pflanzlichem Gewebe, beispielsweise in Lebensmitteln oder Getreide. Viele Arten sind parasitär, wobei sie ihren Wirt töten. Die Erkrankung wird als Fusariose bezeichnet. Oft betrifft sie den Wurzel- oder Stängelbereich der Pflanze. Die Bindung der Fusarien an ihre Wirtspflanze ist oft sehr eng, weshalb manchmal der wissenschaftliche Name der Wirtspflanze in den Artnamen eingeflossen ist. Fusarien produzieren zum Teil wirkungsvolle Gifte (Fusarium-Toxine), sodass Kontamination im Prozentbereich (z. B. für Futtergetreide) bereits für einige Tiere tödlich ist. Sie gehören zu den Mykotoxinen, also sehr giftigen sekundären Stoffwechselprodukten aus Schimmelpilzen. Die farblosen Sporen der Fusarien sind kahnförmig und durch einige Querwände untergliedert. Die Verbreitung der Sporen erfolgt im Gegensatz zu vielen anderen Schimmelpilzarten nicht durch den Wind, sondern durch Tiere. Hierzu werden die Sporen in eine klebrige Flüssigkeit eingehüllt, wodurch sich größere, zusammenklebende Ansammlungen von Sporen bilden. Fusarienbefall ist besonders für den ökologischen Landbau problematisch, da Ökobauern kaum Möglichkeiten haben, ihr Getreide gegen Fusarium zu schützen. Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung: 1. Wie wirkt sich starker Fusarienbefall auf die Qualität des Getreides aus? 2. Inwieweit ist mit Fusarien befallenes Getreide für Menschen und Tiere genießbar bzw. gesundheitsgefährdend ? 3. Wie kann ein Ökolandwirt sein Getreide vor Fusarien schützen? (An die Staatskanzlei übersandt am 03.07.2014 - II/725 - 807) Antwort der Landesregierung Niedersächsisches Ministerium Hannover, den 23.07.2014 für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz - 103a-01425/3-348 - Fusarien sind Schimmelpilze, die vor allem Weizen, Mais, Gerste und Hafer befallen können. Fusarien bilden u. a. das Schimmelpilzgift (Mykotoxin) Deoxynivalenol (DON). Mykotoxine können während des Anbaus und bei der Lagerung gebildet werden. Es handelt sich um natürlich vorkommende Stoffe, die weder bei der ökologischen noch bei der konventionellen Produktion vollständig vermieden werden können. 1 Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/1820 Dieses vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage namens der Landesregierung wie folgt: Zu 1: Im Getreidebau kann starker Fusarienbefall zunächst zu deutlichen Ertragseinbußen führen. Sollte der Fusarienbefall zu einer hohen Belastung des Getreides mit Mykotoxinen führen, können diese Partien weder für den menschlichen Verzehr noch als Tierfutter genutzt werden. Zu 2: Für Lebensmittel und Futtermittel existieren auf europäischer Ebene Höchstgehalte für Toxine, die von Fusarien gebildet werden. Die Festlegung der Höchstgehalte erfolgt unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie der Exposition und beinhaltet zusätzliche Sicherheitsfaktoren . Die Höchstgehalte werden in regelmäßigen Abständen überprüft und gegebenenfalls angepasst . Lebensmittel und Futtermittel, bei denen die Kontamination mit Fusarientoxinen unterhalb der festgelegten Höchstgehalte liegt, sind verkehrsfähig und von ihnen geht keine Gesundheitsgefahr aus. Zu 3: Ökologisch wirtschaftende Betriebe können durch verschiedene Maßnahmen den Fusarienbefall des Getreides beeinflussen. Da Fusarien von den Ernteresten des Vorjahres übertragen werden können, kann durch eine sinnvolle Fruchtfolge dieser Übertragungsweg unterbunden werden, wenn z. B. Getreide nach einer Blattfrucht (Kartoffeln, Raps) angebaut wird. Infizierte Erntereste sollten gut zerkleinert werden, um den Rotteprozess zu fördern. Außerdem wird empfohlen, infizierte Erntereste unterzupflügen und weniger anfällige Sorten anzubauen. Christian Meyer (Ausgegeben am 31.07.2014) 2 Drucksache 17/1820 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort Anfrage des Abgeordneten Hermann Grupe (FDP), eingegangen am 25.06.2014 Wie hoch ist der Schaden für Ökolandwirte durch Fusarien? Antwort der Landesregierung