Niedersächsischer Landtag  17. Wahlperiode Drucksache 17/1960 1 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort Anfrage der Abgeordneten Anja Piel und Miriam Staudte (GRÜNE), eingegangen am 29.07.2014 Ist der Werkstoff Inconel X 750 noch immer in niedersächsischen Atomkraftwerken im Ein- satz? Bei der Revision im Atomkraftwerk Grohnde wurden mehrere schadhafte Druckfedern an Drossel- körpern festgestellt. Die Federn enthalten den nach Ansicht von Experten schadensanfälligen Werkstoff Inconel X 750. Die Hälfte der Druckfedern wurde nach Aufforderung durch die nieder- sächsische Aufsichtsbehörde bereits ausgetauscht, die verbleibenden Druckfedern sollen bei der Revision im Jahr 2015 ersetzt werden. Bereits 1990 berichtete die Bundesregierung auf Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion, dass in mehreren bundesdeutschen Atomkraftwerken Schäden an Bauteilen aus diesem Werkstoff aufge- treten waren. In den folgenden Jahren wurden Bauteile mit Inconel X 750 teilweise ausgetauscht. Vor diesem Hintergrund frage wir die Landesregierung: 1. Enthalten die neuen Druckfedern im AKW Grohnde ebenfalls den Werkstoff Inconel X 750? 2. Sind im AKW Grohnde und im AKW Emsland Bauteile im Einsatz, die den Werkstoff Inconel X 750 enthalten, und, wenn ja, welche? 3. Ist ein Austausch der Bauteile mit dem Werkstoff vorgesehen? (An die Staatskanzlei übersandt am 06.08.2014 - II/725 - 878) Antwort der Landesregierung Niedersächsisches Ministerium Hannover, den 09.09.2014 für Umwelt, Energie und Klimaschutz - MinBüro 01425/17/7/08-0016 - Wie bereits in der von den Fragestellern genannten Antwort der Bundesregierung vom 05.02.1990 (BT-Drs. 11/6335) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion DIE GRÜNEN (BT-Drs. 11/6235) erläutert, wird der auf einer Nickelbasislegierung gefertigte Werkstoff Inconel X 750 insbesondere im Bereich der Reaktordruckbehältereinbauten von Leichtwasserreaktoren eingesetzt. Nach den bereits 1990 vorliegenden Erfahrungen und Erkenntnissen können Werkstoffe wie Inconel X 750 in reinem Hochtemperaturwasser anfällig gegen interkristalline Spannungsrisskorrosion sein. Die Rissemp- findlichkeit hängt u. a. vom Wärmebehandlungszustand des Werkstoffs ab. Während seit 1990 ins- besondere Schrauben und obere Zentrierstifte der Brennelemente auf andere Werkstoffe umge- stellt wurden, hat sich Inconel X 750 laut Antwort der Bundesregierung auf die o. g. Kleine Anfrage für andere Konstruktionsteile wie z. B. Federelemente im langfristigen Betrieb als geeignet bewährt. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage namens der Landesregierung wie folgt: Zu 1: In den neuen Drosselkörpern ist dieser Werkstoff nicht enthalten. Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/1960 2 Zu 2: Der Werkstoff Inconel X 750 ist nach Aussage der Betreiber, die von dem durch das MU zugezo- genen Sachverständigen bestätigt wurde, in den Kernkraftwerken in folgenden Bauteilen enthalten. Im Kernkraftwerk Grohnde: – Federn in Doppelmagnetventilen, – Federn in Absperrschiebern, – Federn in Magnetanschlägen und Absperrarmaturen des Kugelmesssystems, – Federn in Sprühventilen des Druckhaltesystems, – Brennelement-Niederhaltefedern, – Steuerelementfedern, – Tellerfedern (Niederhaltefedern für Kerneinbauten), – Drosselkörperfedern, – unteren Zentrierstiften für Brennelemente. Im Kernkraftwerk Emsland: – Federn in Gehäusebruchsicherungen von Absperrarmaturen, – Federn in Sprühventilen des Druckhaltesystems, – Federn in Rückschlagventilblöcken der Frischdampfarmaturen-Station, – Federn in Doppelmagneten der Frischdampfarmaturen-Station, – Federn in Parallelplattenschiebern, – Federn in Magnetanschlägen und Absperrarmaturen des Kugelmesssystems, – Brennelement-Niederhaltefedern und weiteren Teilen des Brennelement-Niederhaltesystems, – Steuerelementfedern, – Tellerfedern (Niederhaltefedern für Kerneinbauten). Zu 3: Nach Auskunft der Betreiber ist ein Austausch der zu Frage 2 genannten Bauteile derzeit nicht vor- gesehen, da sich der Werkstoff wegen seiner hohen Festigkeit bei guter Korrosionsbeständigkeit weltweit in Druck- und Siedewasserreaktoren für mediumberührte Bauteile im Betrieb bewährt ha- be. Der Landesregierung liegen zurzeit keine Erkenntnisse vor, die die Forderung nach einem generel- len Austausch dieser Bauteile begründen könnten. Möglicherweise ergeben sich neue Erkenntnisse aus der „Sicherheitskonferenz zu Alterung, Ermüdungsverhalten und wiederkehrenden Prüfung von Komponenten der Kernkraftwerke in der Restlaufzeit“, die die Landesregierung noch in diesem Jahr veranstalten wird. Auf dieser Konferenz sollen insbesondere auch Werkstoffeigenschaften unter den besonderen Bedingungen im Reaktordruckbehälter betrachtet werden. Stefan Wenzel (Ausgegeben am 24.09.2014) Drucksache 17/1960 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort Anfrage der Abgeordneten Anja Piel und Miriam Staudte (GRÜNE), eingegangen am 29.07.2014 Ist der Werkstoff Inconel X 750 noch immer in niedersächsischen Atomkraftwerken im Ein-satz? Antwort der Landesregierung