Niedersächsischer Landtag  17. Wahlperiode Drucksache 17/2084 1 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort Anfrage des Abgeordneten Burkhard Jasper (CDU), eingegangen am 16.07.2014 Welche Maßnahmen plant die Landesregierung zur Weiterentwicklung der maritimen Hoch- schulausbildung in Niedersachsen? Die maritime Wirtschaft ist in Niedersachsen von großer Bedeutung. In unserem Bundesland gibt es für diesen Bereich eine hervorragende Ausbildung, die sich auch für eine Weiterentwicklung der Internationalisierung eignet. Der Forschungsbereich ist ebenfalls erfolgreich. So konnte die Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth in einem beachtlichen Umfang Drittmittel akquirie- ren. Dies vorausgeschickt, frage ich die Landesregierung: 1. Wie hoch ist der Anteil ausländischer Studierender in maritimen Studiengängen in Nieder- sachsen? 2. Ist dieser Anteil höher oder niedriger als in anderen Studiengängen? 3. Ist geplant, durch besondere Aktivitäten die Internationalisierung in maritimen Studiengängen voranzutreiben? 4. Bietet solch eine Internationalisierung auch die Möglichkeit, verstärkt Drittmittel aus dem Aus- land zu akquirieren? 5. Durch welche Maßnahmen soll die maritime Forschung an niedersächsischen Hochschulen und anderen Einrichtungen unterstützt werden? (An die Staatskanzlei übersandt am 21.07.2014 - II/725 - 846) Antwort der Landesregierung Niedersächsisches Ministerium Hannover, den 29.09.2014 für Wissenschaft und Kultur - M - 01 420-5/846 - Die maritime Wirtschaft gehört aus Sicht der Landesregierung zu den niedersächsischen Schwer- punktbranchen und wird auch in den kommenden Jahren ihren Beitrag zu einer profilierten und leis- tungsstarken niedersächsischen Gesamtwirtschaft leisten. Trotz der bestehenden Nachwirkungen der wirtschaftlichen Krise, die auch niedersächsische Reedereien, Schiffbaubetriebe, Zulieferer oder Dienstleistungsbetriebe des Sektors in ihrem unternehmerischen Handeln beeinträchtigt, wird die Bedeutung der maritimen Verbundwirtschaft langfristig zunehmen. Eine besondere Entwick- lungschance sieht die Landesregierung u. a. im Bereich der ressourcenschonenden Schifffahrt („green shipping“). Eine wachsende maritime Wirtschaft erfordert auch in der Zukunft hervorragend ausgebildete Fachkräfte im beruflichen und akademischen Bereich. Zu den benötigten akademischen Abschlüssen zählen dabei zum einen Qualifikationen, die nicht auf maritime Themen im engeren Sinne abzielen (müssen), etwa betriebswirtschaftliche und inge- nieurwissenschaftliche Hochschulabschlüsse. Daneben sind jedoch auch spezifische Studienange- bote erforderlich, die den maritimen Bereich im engeren Sinne adressieren, so z. B. die Nautik oder Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/2084 2 das Schiffs- und Reedereimanagement, wie sie an den Fachbereichen Seefahrt der Hochschule Emden/Leer und der Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth angeboten werden. Dies vorausgeschickt werden die Fragen namens der Landesregierung wie folgt beantwortet: Zu 1: Bei der statistischen Auswertung wurden unter den Begriff „maritime Studiengänge“ die von den beiden Seefahrt-Lehreinheiten in Elsfleth und Leer angebotenen Studienfächer subsumiert. Aus Gründen des Datenschutzes wurde auf die tiefergehende Betrachtung von einzelnen Studiengän- gen (Kombination aus Studienfach und angestrebtem Abschluss) verzichtet. Der prozentuale Anteil ausländischer Studierender an der Gesamtzahl der Studierenden im WS 2013/2014 lag in den ma- ritimen Studienfächern zwischen 0,7 und 5,7 %; die Auswertung nach Studienfächern an den bei- den Standorten ist der Anlage zu entnehmen. Zu 2: Der prozentuale Anteil der ausländischen Studierenden an der Gesamtzahl der Studierenden im Wintersemester 2013/2014 lag - über alle Fächer und Studiengänge hinweg - in Niedersachsen im Durchschnitt bei 9,2 %. Die Anteile der ausländischen Studierenden in den „maritimen Studiengän- gen“ liegen insofern unterhalb dieses Durchschnitts (vgl. Antwort zu Frage 1). Zu 3: Die Internationalisierung der maritimen Studiengänge ist bereits jetzt weit vorangeschritten und eingebunden in die jeweilige Internationalisierungsstrategie an den Standorten. Dabei ist zu be- rücksichtigen, dass sich der Grad der Internationalisierung von Studiengängen nicht allein am pro- zentualen Anteil der ausländischen Studierenden ablesen lässt. So werden die Nautik-Studien- gänge wesentlich durch die internationale berufsrechtliche Reglementierung geprägt, die von der International Maritime Organization (IMO) - einer Einrichtung der Vereinten Nationen - vorgegeben, in regelmäßigen Abständen überprüft und modifiziert wird. Maßgeblich ist dabei das internationale Abkommen über die Ausbildung von Seeleuten (STCW: Standards for Training, Certification and Watchkeeping of Seafarers). Internationalisierung orientiert sich in diesem Fall somit an den Regeln der internationalen Seeschifffahrt, um global eine sichere und umweltfreundliche Fahrt auf den stark befahrenen Weltmeeren zu ermöglichen. Damit sind die Studiengänge der Nautik per se in hohem Maße internationalisiert. Hinzu treten z. B. sprachliche Anforderungen wie das technische, maritime oder Wirtschaftsenglisch. Auch bei den eher management-orientierten oder logistisch an- gelegten Studiengängen wie der „Seeverkehrs- und Hafenwirtschaft“ oder dem „Schiffs- und Reedereimanagement “ finden sich Komponenten, die in vielfältiger Weise internationale Bezüge her- stellen, etwa Aspekte der internationalen Verkehrspolitik oder des internationalen Qualitätsmana- gements. Schließlich ist darauf hinzuweisen, dass viele Studierende die guten internationalen Ko- operationen der Fachbereiche Seefahrt nutzen und einen Teil ihres Studiums im Ausland absolvie- ren. Am Fachbereich Seefahrt in Elsfleth wird diese Möglichkeit des Auslandsstudiums von rund 80 % der Studierenden regelmäßig genutzt. Zurzeit bestehen dort Kooperationen mit folgenden maritimen Hochschulen: – Australien: Australian Maritime College (University of Tasmania), – Estland: Estonian Maritime Academy, – Finnland: Novia University of Applied Sciences, – Irland: National Maritime College of Ireland, – Lettland: Latvian Maritime Academy, – Neuseeland: New Zealand Maritime School, – Polen: Maritime University of Szczecin, – Spanien: Universidad de Oviedo, Departamento de Ciencia y Tecnología Náutica, – Südafrika: Cape Peninsula University of Technology. Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/2084 3 Die internationale Kooperation und die Möglichkeit zum Auslandsstudium gilt in gleicher Weise für den Fachbereich Seefahrt am Standort Leer, der gegenwärtig mit den folgenden Partnereinrichtun- gen kooperiert: – Dänemark: SIMAC - Svendborg International Maritime Academy in Svendborg (Nautical Science ), – Finnland: Åland University of Applied Sciences in Mariehamn (Nautical Science, Marine Engi- neering), – Frankreich: Université de Bretagne Occidentale - U. B. O. in Brest/Quimper (Transport Services (SRM), – Irland: Cork Institute of Technology in Cork/Ringiskiddy (Nautical Science), – Lettland: Latvian Maritime Academy in Riga (Maritime Studies (Nautik/SRM), – Norwegen: Stord/Haugesund University in Haugesund (Maritime Studies (Nautik/SRM), – Spanien: Universidade da Coruña in A Coruña (Nautical Science, Marine Engineering) Universidad de La Laguna in San Cristóbal de La Laguna on Tenerife (Nautical Science). Die Landesregierung wird die Bemühungen der Hochschulen um eine über alle Fächer hinweg breit angelegten und zugleich standortbezogenen, profilgebenden Internationalisierung auch in Zukunft unterstützen und weiterhin konstruktiv begleiten. So plant die Hochschule Emden/Leer gegenwärtig z. B. ein Masterangebot, das gemeinsam mit einer ausländischen Partnereinrichtung durchgeführt und vollständig englischsprachig angeboten werden soll. Zu 4: Grundsätzlich bieten bestehende internationale wissenschaftliche Kooperationen auch die Möglich- keit, Drittmittel für Forschungsprojekte von internationalen Einrichtungen der Forschungsförderung (etwa der EU) oder von Unternehmen zu akquirieren. Auch aktuell werden im Einzelfall bereits For- schungsprojekte in internationalen wissenschaftlichen Konsortien durchgeführt. Zu 5: Die Forschungsförderung der Landesregierung für niedersächsische Hochschulen setzt sich aus einer Vielzahl von Maßnahmen zusammen: Es werden beispielsweise Projektförderungen ausge- schrieben und wettbewerblich vergeben, Berufungs- und Bleibeverhandlungen unterstützt, For- schungsbauten und -geräte kofinanziert, Forschungsverbünde bestehend aus Wissenschaftlerin- nen und Wissenschaftlern mehrerer Hochschulen gefördert, Promotionsprogramme finanziert und Mittel für kooperative Forschungsprojekte zwischen Hochschulen und Unternehmen (vor allem klei- ne und mittlere Unternehmen) bereitgestellt. Dieses Förderangebot ist überwiegend themenoffen und steht somit zur Unterstützung der maritimen Forschung zur Verfügung. Überdies hält die Landesregierung die Meereswissenschaften für einen bedeutenden Wissen- schaftsbereich in Niedersachsen, dem eine wichtige Rolle bei einer nachhaltigen Entwicklung in ökonomischer wie in ökologischer Sicht zukommt. Dieser Wissenschaftsbereich soll daher gezielt weiter ausgebaut werden. Hierzu wurde im Auftrag der norddeutschen Länder von der Wissen- schaftlichen Kommission Niedersachsen eine Strukturanalyse der Meeresforschung in Nord- deutschland erstellt, deren Ergebnisse die Grundlage für zukünftige Maßnahmen bilden, die dabei die eingangs genannten Instrumente nutzen werden. Dr. Gabriele Heinen-Kljajić Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/2084 4 Anlage Deutsche und ausländische Studierende in den von den LE Seefahrt (Elsfleth und Leer) an- gebotenen Studienfächern im WS 2013/2014 ohne Berücksichtigung des angestrebten Abschlusses Lehrnachfrage Studierende WS 2013/2014 Deutsche und Ausl. insg. Deutsche Ausländer Hochschulen Namen Studienfächer (Nds) Anzahl(100) Anzahl Anzahl Prozent H Emden-Leer (FH) insg. Maritime Management - - - - Nautik/Seefahrt (StBA) 163 157 6 3,7 Schiffs- und Reedereimanagement 279 277 2 0,7 Transportmanagement, int. - - - - Seeverkehrs- u. Hafenwirtschaft - - - - H Wilhelmshaven -Oldenburg -Elsfleth (FH) insg. Maritime Management 28 27 1 3,6 Nautik/Seefahrt (StBA) 267 263 4 1,5 Schiffs- und Reedereimanagement - - - - Transportmanagement, int. 122 115 7 5,7 Seeverkehrs- u. Hafenwirtschaft 143 137 6 4,2 Zusammen Maritime Management 28 27 1 3,6 Nautik/Seefahrt (StBA) 430 420 10 2,3 Schiffs- und Reedereimanagement 279 277 2 0,7 Transportmanagement, int. 122 115 7 5,7 Seeverkehrs- u. Hafenwirtschaft 143 137 6 4,2 Quelle: Hochschulen, ICE Niedersachsen - = Kein Wert vorhanden. Bestand: 701 Auswertung aus der ICE-Datenbank des MWK Niedersachsen (ICE = Information, Controlling, Entscheidung) Ein System des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung, http://www.dzhw.eu Letzte Änderung: 22. Juli 2014 (Ausgegeben am 10.10.2014) Drucksache 17/2084 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort Anfrage des Abgeordneten Burkhard Jasper (CDU), eingegangen am 16.07.2014 Welche Maßnahmen plant die Landesregierung zur Weiterentwicklung der maritimen Hochschulausbildung in Niedersachsen? Antwort der Landesregierung