Niedersächsischer Landtag  17. Wahlperiode Drucksache 17/2293 1 Antwort auf eine Kleine schriftliche Anfrage - Drucksache 17/1935 - Wortlaut der Anfrage des Abgeordneten Jan-Christoph Oetjen (FDP), eingegangen am 04.09.2014 Haltung der Niedersächsischen Landesregierung zu der Bewerbung Hamburgs für die Aus- richtung der Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2024 oder 2028 In Niedersachsen ist der Sport ein wichtiger Bestandteil der eigenen Kultur, ein Drittel der Nieder- sachsen ist in Sportvereinen aktiv. Der Sport hat aufgrund seiner positiven gesellschaftlichen Funk- tionen in Niedersachsen Verfassungsrang. Im Breiten- und Leistungssport wird gesellschaftliches Engagement unbezahlt und zugleich unbezahlbar gelebt. Erfolge und Niederlagen werden im Sport in Gemeinschaft erlebt, Werte werden spielend vermittelt. Um den Sporttreibenden in Vereinen und darüber hinaus sportliche Aktivitäten zu ermöglichen, hat unser Bundesland zahlreiche Sportstätten mit hervorragendem internationalem und nationalem Ruf. In der Nachwuchsförderung werden u. a. die Sportkader vom Land unterstützt. Beispielhaft sei der Olympiastützpunkt in Hannover genannt. Niedersachsen ist ein Sportland und bietet optimale Voraussetzungen für die Beteiligung an Olym- pischen Spielen. Olympische und Paralympische Spiele haben immer auch Strahlkraft auf den Breitensport. Nicht selten zeigt sich das an der positiven Mitgliederentwicklung in den Fachverbänden. Der Leistungs- und Breitensport bedingen und ergänzen einander - auch in Niedersachsen. Bei der letzten Bewerbung Hamburgs für Olympische und Paralympische Sommerspiele wurden niedersächsische Sportstätten in das Bewerbungsprogramm mit aufgenommen, und auch in den jetzt veröffentlichten Fragenkatalogen der Bewerbungsstädte werden niedersächsische Sportstät- ten für die Austragung einzelner Wettkämpfe genannt. Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung: 1. Hat es Gespräche zwischen den Landesregierungen bzw. dem Innenminister und Innensena- tor über die Bewerbung Hamburgs gegeben, wenn ja, auf welcher Ebene, und wurde dabei über eine Unterstützung Niedersachsens für die Hamburger Bewerbung gesprochen? 2. Hat es Gespräche zwischen den Landesregierungen bzw. dem Innenminister und Innensena- tor über die Bewerbung Berlins gegeben, wenn ja, auf welcher Ebene, und wurde dabei über eine Unterstützung Niedersachsens für die Berliner Bewerbung gesprochen? 3. Welche Sportstätten in welchen Kommunen bewertet die Niedersächsische Landesregierung als olympiafähig, und welches sind die in den Fragenkatalogen beider Bewerberstädte ange- sprochenen Sportstätten? 4. Welche Wettkämpfe können nach Meinung der Landesregierung in Niedersachsen stattfin- den, über welche wurde bereits gesprochen? 5. Wurde einmal über die „Bewerbung Norddeutschlands“, sprich der Bundesländer Hamburg, Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein, diskutiert, sich als Region um die Ausrich- tung der Olympischen und Paralympischen Sommerspiele zu bewerben, und wenn ja, mit welchem Ergebnis? 6. Wurden - und wenn ja, mit welchen Ergebnissen - mit den jeweiligen Betreibern der Sportstät- ten, den Landesfachverbänden und dem Landessportbund bereits Vorbereitungsgespräche geführt? 7. Niedersachsen wäre aufgrund seiner geografischen Lage auch verkehrlich von Olympischen und Paralympischen Spielen in Hamburg betroffen. Ist die hierfür benötigte Infrastruktur in der jetzigen Form ausreichend, oder sollen hier noch Verbesserungen/Erweiterungen geschaffen Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/2293 2 werden, wenn ja, in welchem Umfang auf der Straße, zu Wasser, in der Luft und auf der Schiene? Sind entsprechende Überlegungen durch die Landesregierung in den Bundesver- kehrswegeplan eingebracht worden? 8. Welche nachhaltigen Entwicklungen erwartet die Landesregierung von der Durchführung olympischer und paralympischer Wettbewerbe in Niedersachsen in sportlicher, gesellschafts- politischer und wirtschaftlicher Hinsicht? 9. Wie soll nach Meinung der Landesregierung eine frühzeitige Einbeziehung der Bevölkerung bei den anstehenden Planungs-, Nutzungs- und Bauvorhaben für die Olympischen und Para- lympischen Spiele aussehen, damit hier ein breiter gesellschaftlicher Konsens erzielt werden kann? Inwieweit gibt es Überlegungen zur Nachnutzung eventuell neu zu errichtender Sport- stätten? 10. Wie würde die Landesregierung eine Beteiligung an den Olympischen und Paralympischen Spielen in den Bewerberstädten in ihr Landesmarketing einbeziehen? 11. Wie bewertet die Landesregierung die medialen und touristischen Potenziale der Olympi- schen und Paralympischen Spiele für Niedersachsen, und würde sich die Landesregierung in die Erarbeitung einer Kampagne zur Präsentation von Niedersachsens Qualitäten als Über- nachtungs- und Kulinarik-Standort einbringen? 12. Wie würde die Landesregierung einen ökologischen und barrierefreien Sportstättenbau für olympische und paralympische Wettkampfstätten sicherstellen? 13. Wie schätzt die Landesregierung die Chancen Hamburgs auf den Zuschlag für die Ausrich- tung der Olympischen und Paralympischen Sommerspiele im Vergleich zur Bewerbung ande- rer deutscher Städte, speziell im Vergleich zur geplanten Bewerbung Berlins, ein? 14. Wenn Niedersachsen sich nicht an der Durchführung Olympischer und Paralympischer Spiele beteiligen sollte, welche positiven Effekte erwartet die Landesregierung dennoch bei einer Ausrichtung - in der Freien und Hansestadt Hamburg, - in Berlin? 15. In welchem Umfang kann Niedersachsen an Olympischen und Paralympischen Spielen an deutschen Austragungsorten partizipieren? 16. Aus welchem Grund hat die Pressestelle der Staatskanzlei am 22. August 2014 ihre Aussage zu einer möglichen Unterstützung Hamburgs für eine Bewerbung um die Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Spiele relativiert und betont verhalten getätigt? Spiegelt der Tenor der Pressestelle den Stand der Meinungsfindung in der Landesregierung wieder? 17. Schätzt die Landesregierung die Beteiligung an einer Olympiabewerbung Berlins aus geogra- fischen Gründen überhaupt als realistisch ein? (An die Staatskanzlei übersandt am 15.09.2014) Antwort der Landesregierung Niedersächsisches Ministerium Hannover, den 28.10.2014 für Inneres und Sport - L 4.1-01425 - Olympische und Paralympische Spiele faszinieren seit Jahrzehnten wie kaum etwas die Öffentlich- keit. Sportarten, die bei Olympia erfolgreich sind, schaffen gerade für junge Menschen Vorbilder und Begeisterung für den Sport. Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/2293 3 Olympische Spiele, und dies gilt gleichermaßen für Paralympische Spiele, sind Feste der interkultu- rellen Begegnung. Nirgendwo sonst treffen Menschen aus mehr als 200 Nationen zusammen. Olympische und Paralympische Spiele dienen der Sportentwicklung. Wo sonst können sich die ver- schiedensten Sportarten, die nicht wie der Fußball omnipräsent sind, einem größeren Publikum zeigen und sich weiterentwickeln? Für die Sportler, die in diesen Disziplinen jahrelang hart trainie- ren, ist der Gewinn einer olympischen oder auch einer paralympischen Medaille der größtmögliche erreichbare sportliche Erfolg. Olympische Spiele können die städtische Entwicklung nachhaltig fördern. Vor diesem Hintergrund haben die Bundeshauptstadt Berlin und die Freie und Hansestadt Ham- burg ihre Bereitschaft erklärt, als deutsche Bewerber um die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 bzw. 2028 ins Rennen zu gehen. Sie haben dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) ihre Interessenbekundung mit Ausführungen zu einem 13 Fragen umfassenden Katalog vorgelegt. Das Präsidium des DOSB hat sich erstmals am 11.09.2014 eingehend mit den Antworten der Be- werberstädte befasst und wird sich am 28.10.2014 sowie in verschiedenen Sitzungen der Gremien der Mitgliedsorganisationen weiter ausführlich mit den Bewerbungen beschäftigen. Damit beginnt ein langer Prozess, an dessen Anfang der organisierte Sport aktuell in Deutschland steht. Sein Ziel ist es, die Olympischen Spiele und ihnen folgend die Paralympischen Spiele nach Deutschland zu holen. Grundvoraussetzung dafür wird zu Recht eine deutliche Zustimmung der be- troffenen Bürgerinnen und Bürger sowie aller gesellschaftlichen Gruppen sein. Eine mögliche Be- werbung für 2024 muss nach diesen Entscheidungen bis zum Herbst 2015 beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) eingereicht werden. Der DOSB hat zugesichert, dass in die Entscheidung über eine mögliche Bewerbung neben den Ergebnissen der Auswertung des Fragenkatalogs auch die Zustimmung der Bevölkerung, die welt- weite Ausgangssituation und die internationalen Erfolgsaussichten sowie die Ergebnisse des IOC- Reformprozesses „Agenda 2020“ einfließen werden. Am Ende des begonnenen Diskussionsprozesses ist zu entscheiden, ob sich Deutschland über- haupt und ob sich Deutschland mit Hamburg oder Berlin um die Olympischen Spiele 2024 bzw. 2028 bewerben wird. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Anfrage namens der Landesregierung wie folgt: Zu 1 und 2: Nein. Zu 3 und 4: Aus Sicht der Landesregierung ist denkbar, dass gegebenenfalls auch vorhandene, in internationa- len Wettbewerben bewährte niedersächsische Sportstätten in das endgültige Bewerbungskonzept Hamburgs mit einbezogen werden. Im Rahmen der Interessenbekundung ist dies bereits der Fall. So hat Hamburg in seinen Angaben zum Sportstättenkonzept Luhmühlen für die Vielseitigkeitsreite- rei, Garlstorf für die Schießwettbewerbe, die Stadien in Hannover, Wolfsburg und Braunschweig für die olympischen Fußballturniere, die TUI-Arena in Hannover für Basketball sowie Cuxhaven als möglichen Standort für die Segelwettbewerbe benannt. Gespräche diesbezüglich haben bisher nicht stattgefunden. Zu 5: Nein. Zu 6: Nein. Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/2293 4 Zu 7: Nein. Zu 8: Siehe Vorbemerkung. Zu 9: Siehe Vorbemerkung. Zu 10: Diese Frage kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantwortet werden. Zu 11: Diese Frage kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantwortet werden. Zu 12: Siehe Antwort zu 3 und 4. Zu 13: Eine abschließende Bewertung der Planungen und der Erfolgsaussichten einer Hamburger Olym- piabewerbung ist seitens der Landesregierung derzeit noch nicht möglich. Zu 14: Siehe Vorbemerkung. Zu 15: Siehe Vorbemerkung. Zu 16: In der Landespressekonferenz am 22. August 2014 war gefragt worden, ob das Land Niedersach- sen eine Bewerbung Hamburgs um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2024 unterstütze. Dies ist von der Pressestelle der Staatskanzlei im Hinblick auf die mögliche Nutzung von Sportstätten und Hotelkapazitäten - soweit verfügbar - positiv beantwortet worden. Nachdem es im Nachgang zu der LPK telefonische Nachfragen zu dieser Thematik gab, ist seitens der Staatskanzlei klargestellt worden, dass dies nicht im Umkehrschluss bedeute, dass sich Land oder Landesregierung zum damaligen Zeitpunkt bereits auf einen Favoriten für Olympia 2024 festgelegt oder gar weitergehen- de Überlegungen zu einem möglichen Olympia-Austragungsort Hamburg angestellt hatten. Zwischenzeitlich ist jedoch seitens der Landesregierung mehrfach verlautbart worden, dass Nie- dersachsen die Bewerbung Hamburgs - gemeinsam mit den anderen norddeutschen Ländern - nach Kräften unterstützt. Niedersächsische Sportstätten haben sich bereits in der Vergangenheit in internationalen Wettbewerben bewährt, eine Einbeziehung in das Bewerbungskonzept erscheint gut vorstellbar. Nach wie vor aber ist eine abschließende Bewertung der hier im Detail noch nicht bekannten Planungen der Freien und Hansestadt Hamburg für eine Olympiabewerbung seitens der Landesregierung nicht möglich. Zu 17: Aufgrund der Entfernung ist eine Einbeziehung niedersächsischer Sportstätten schwer zu realisie- ren. Es ist jedoch denkbar, dass in einem endgültigen Bewerbungskonzept Berlins z. B. auch die WM-Stadien in Hannover und Wolfsburg für die olympischen Fußballturniere einbezogen werden. Im Interessenbekundungskonzept Berlins sind beide Standorte genannt. Boris Pistorius (Ausgegeben am 05.11.2014) Drucksache 17/2293 Antwort auf eine Kleine schriftliche Anfrage - Drucksache 17/1935 - Wortlaut der Anfrage des Abgeordneten Jan-Christoph Oetjen (FDP), eingegangen am 04.09.2014 Haltung der Niedersächsischen Landesregierung zu der Bewerbung Hamburgs für die Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2024 oder 2028 Antwort der Landesregierung