Niedersächsischer Landtag  17. Wahlperiode Drucksache 17/2655 1 Antwort auf eine Kleine schriftliche Anfrage - Drucksache 17/2378 - Wortlaut der Anfrage des Abgeordneten Axel Miesner (CDU), eingegangen am 19.11.2014 Internationale Wirtschaftsförderung - Nutzt die Landesregierung die Potenziale in Latein- amerika? Die durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderte „Germany Trade & Invest - Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH“ prognostiziert für Brasilien im kommenden Jahr ein Wirtschaftswachstum in Höhe von 2,7 %. Deutschland gehört zu den wichtigsten Handelspartnern der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas. Doch auch der Außenhandel mit der gesamten Wirtschaftsregion ist nach Informationen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie in den letzten Jahren stärker gestiegen als der deutsche Außenhandel insgesamt. Brasilien verfügt im Jahr 2014 mit 18,1 % über eine hohe Investitionsquote. Potenziale ergeben sich insbesondere in den Bereichen der Herstellung chemischer Erzeugnisse sowie im Maschinen- und Anlagenbau. Viele niedersächsische Unternehmen investieren in den Staaten von Lateiname- rika. Die Volkswagen AG gilt hinsichtlich der vor diesem Hintergrund geplanten Investitionen in Hö- he von 3,6 Mrd. Euro bis zum Jahr 2018 allein in Brasilien als vorbildlich. Neben den großen Kon- zernen gibt es jedoch auch zahlreiche kleine und mittelständische Unternehmen in exportorientier- ten Branchen, die als „hidden champions“ am lateinamerikanischen Absatzmarkt interessiert sind. In diesem Zusammenhang werden unterstützende Maßnahmen durch die Instrumente der interna- tionalen Wirtschaftsförderung notwendig. Ich frage die Landesregierung: 1. Wie hoch sind die Export- und Importumsätze durch den Handel zwischen Niedersachsen und den jeweiligen Staaten Lateinamerikas? 2. Welche Maßnahmen der internationalen Wirtschaftsförderung ergreift die Landesregierung in den Staaten Lateinamerikas? 3. Welche Maßnahmen der internationalen Wirtschaftsförderung ergreift die Landesregierung speziell für kleine und mittelständische Unternehmen? 4. Wie unterscheiden sich die Maßnahmen der internationalen Wirtschaftsförderung hinsichtlich regionaler Kriterien? 5. Welche niedersächsischen Branchen profitieren besonders von Maßnahmen der internationa- len Wirtschaftsförderung in den Staaten Lateinamerikas? 6. Hat sich die Landesregierung an der Durchführung des 65. Lateinamerikatages des Bundes- ministeriums für Wirtschaft und Energie in Köln beteiligt? Wenn ja, welche Anstrengungen wurden unternommen? Wenn nein, warum nicht? (An die Staatskanzlei übersandt am 26.11.2014) Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/2655 2 Antwort der Landesregierung Niedersächsisches Ministerium Hannover, den 17.12.2014 für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr - Z3-01424/0020/2378/ Internationale Wirtschaftsförderung - Internationalisierung ist ein zentrales Thema für die niedersächsische Wirtschaft und zählt zu den Schwerpunkten der Landesregierung. Wesentliche Kriterien zur Auswahl der für die niedersächsi- sche Außenwirtschaftsförderung relevanten Zielregionen sind neben der Einschätzung der wirt- schaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten des Landes die Interessen der Unternehmen. Lateinamerika gehört zu den Regionen, in denen Potenziale für niedersächsische Unternehmen gesehen werden. Dies zeigt sich auch daran, dass nach der im März 2014 unter der Leitung von Ministerpräsident Weil als amtierender Bundesratspräsident durchgeführten Delegationsreise nach Brasilien für 2015 zwei Wirtschaftsdelegationsreisen nach Lateinamerika geplant sind. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Fragen namens der Landesregierung wie folgt: Zu 1: Die nachstehende Tabelle listet Export- und Importsätze Niedersachsens in 2013 mit den jeweili- gen Staaten Lateinamerikas in 1 000 Euro auf. Land Exporte Importe Argentinien 298 223 300 436 Bolivien 9 722 5 842 Brasilien 813 091 1 392 344 Chile 150 863 360 590 Costa Rica 9 173 18 713 Dominikanische Republik 20 390 1 323 Ecuador 32 172 12 337 El Salvador 6 706 1 261 Guatemala 12 240 10 714 Honduras 25 005 11 183 Kolumbien 81 650 44 441 Kuba 15 535 6 789 Mexiko 1 021 824 1 435 672 Nicaragua 3 024 529 Panama 15 804 1 248 Paraguay 8 948 6 961 Peru 58 144 49 133 Uruguay 27 835 38 365 Venezuela 56 802 3 886 Zu 2 und 3: Die Teilnahme an den Angeboten der Außenwirtschaftsförderung wie Delegationsreisen, Informati- onsveranstaltungen und Auslandsvertretungen stehen grundsätzlich allen niedersächsischen Un- ternehmen offen. Durch die niedersächsische Außenwirtschaftsförderung sollen aber insbesondere niedersächsische KMU an die internationalen Märkte herangeführt werden. Ausschließlich KMU können eine besondere finanzielle und organisatorische Unterstützung für die Beteiligung an Mes- sen im In- und Ausland erhalten. Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/2655 3 Maßnahmen der internationalen Wirtschaftsförderung in Lateinamerika sind: – Niedersachsen Business Center in Sao Paulo/Brasilien Business Center sollen niedersächsische kleine und mittlere Unternehmen beim Markteinstieg in den Zielregionen unterstützen, den Wirtschaftsstandort Niedersachsen vermarkten sowie Un- ternehmen aus der Zielregion für Investitionen in Niedersachsen gewinnen. – Partner in Panama und Kuba Partner werden projektbezogen gefördert und haben die Aufgabenstellung, sowohl niedersäch- sische kleine und mittlere Unternehmen mit Interesse am Zielland zu beraten und zu unterstüt- zen als auch an Investitionen in Niedersachsen interessierten Unternehmen im Zielland an die zuständigen Akteure in Niedersachsen zu vermitteln. – Förderung der Beteiligung an Auslandsmessen. – Delegationsreisen nach Lateinamerika; geplant für 2015: Chile/Peru und Kolumbien/gegebene- nfalls Brasilien. – Informationsveranstaltungen, z. B. Niedersächsische Beratertage. Zu 4: Die zur Verfügung stehenden Instrumente der niedersächsischen Außenwirtschaftsförderung sind grundsätzlich für alle Regionen der Welt vergleichbar. Um die vorhandenen Ressourcen optimal einzusetzen, ist jedoch eine Fokussierung der Förderung auf wichtige Zielmärkte für die nieder- sächsischen Schwerpunktbranchen und Schwerpunkttechnologiefelder unerlässlich, die hier eine besonders hohe Nachfrage bzw. ein besonders hohes Kooperationspotenzial erwarten lassen. Die Förderinstrumente, beispielsweise Delegationsreisen, Messebeteiligungen und Informationsveran- staltungen, werden daher an den niedersächsischen Schwerpunktbranchen und den ausgewählten Zielregionen ausgerichtet. Wesentliche Kriterien zur Auswahl der für die niedersächsische Außenwirtschaftsförderung relevan- ten Zielregionen sind neben der Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten des Landes die Interessen der Unternehmen, die von den Partnern eingebracht und im Außenwirt- schaftsrat beraten werden. Zu den aktuellen Länderschwerpunkten der niedersächsischen Außenwirtschaftsförderung zählt auch Lateinamerika. Zu 5: Das hängt wesentlich vom jeweiligen Marktpotenzial in den einzelnen Branchen ab, variiert mithin von Land zu Land. Vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation in Lateinamerika insgesamt und den in der Region zu beobachtenden Entwicklungen können zurzeit insbesondere niedersächsische Unternehmen aus den nachfolgenden Branchen profitieren: Maschinenbau, Bauwirtschaft, IKT, in einigen Ländern auch Kfz, Chemie, Umwelt- und Medizintechnik sowie Zulie- ferer für die Öl- & Gasindustrie. Zu 6: Nein. Der Lateinamerikatag ist die Jahreshauptkonferenz des Lateinamerika Vereins und wird jähr- lich von dieser Institution organisiert. Die Konferenz findet immer abwechselnd in Hamburg und ei- ner anderen deutschen Großstadt statt. In Abhängigkeit vom Veranstaltungsort treten Vertreter der jeweiligen Landesregierung als Partner und/oder Schirmherren auf. Veranstaltungsort 2014 war Köln, sodass eine Beteiligung der niedersächsischen Landesregierung nicht zur Diskussion stand. Olaf Lies (Ausgegeben am 08.01.2015) Drucksache 17/2655 Antwort auf eine Kleine schriftliche Anfrage - Drucksache 17/2378 - Wortlaut der Anfrage des Abgeordneten Axel Miesner (CDU), eingegangen am 19.11.2014 Internationale Wirtschaftsförderung - Nutzt die Landesregierung die Potenziale in Lateinamerika? Antwort der Landesregierung