Niedersächsischer Landtag  17. Wahlperiode Drucksache 17/2936 1 Antwort auf eine Kleine schriftliche Anfrage - Drucksache 17/2521 - Wortlaut der Anfrage der Abgeordneten Frank Oesterhelweg, Hans-Heinrich Ehlen, Hans-Joachim Deneke-Jöhrens, Ingrid Klopp, Helmut Dammann-Tamke und Lutz Winkelmann (CDU), eingegan- gen am 03.12.2014 Was unternimmt die Landesregierung, um Niedersachsens Obst- und Gemüsebauern die Angst vor der Kirschessigfliege zu nehmen? In diesem Jahr hat die Schädigung bei Obst und Wein durch die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) massiv zugenommen. Die begatteten Weibchen suchen nach reifen Früchten für die Eiab- lage, um anschließend ein bis drei ihrer Eier in jeweils eine Frucht zu legen. Nach zwei Tagen be- ginnen die geschlüpften Larven im Inneren der Frucht zu fressen. Durch ihre enorm schnelle Ver- mehrung können große Schäden verursacht werden. Der kurze Generationszyklus der Kirschessig- fliege macht sie zu einem mit heutigen Insektiziden schwer bekämpfbaren Insekt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat einen Runden Tisch ins Leben geru- fen, um mit Vertretern aus Politik, Forschung und Verbänden einen Maßnahmenkatalog zur Be- kämpfung des Schädlings zu erarbeiten. Im Rahmen dessen wurden bereits Forschungsansätze diskutiert und wurde über sogenannte Notzulassungen von Pflanzenschutzmitteln gesprochen. Neben den nationalen Weinbaugebieten sind auch Regionen des Obst- und Gemüsebaus beson- ders von der Verbreitung der Kirschessigfliege betroffen. So war in diesem Jahr ein flächendecken- der Befall der Kirschessigfliege in ganz Niedersachsen zu beobachten. Massive Schäden gab es bereits im Anbau von Himbeeren, Heidelbeeren, Brombeeren, Zwetschgen und Pflaumen. Nach Angaben der Versuchs- und Beratungsstation für Obst- und Gemüsebau Langförden besteht zu- dem die Befürchtung, dass im kommenden Jahr auch die Erdbeere von der Kirschessigfliege be- droht sein könnte. Dieses Jahr sei der Schädling erst Ende Juli aufgetreten und habe damit anders als in anderen Beerenobstkulturen den Großteil der Erdbeerernte verschont. Wie es im nächsten Jahr aussehe, sei jedoch witterungsabhängig und werde mit Sorge beobachtet, da massive wirt- schaftliche Folgen befürchtet werden. Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung: 1. Wie schätzt die Landesregierung die Bedrohung durch die Kirschessigfliege für das Land Nie- dersachsen ein, und mit welchen konkreten Problemen wird gerechnet? 2. Wie steht die Landesregierung zu den auf Bundesebene diskutierten „Notfallzulassungen“ für spezielle neue Pflanzenschutzmittel, und welche weiteren Maßnahmen erachtet die Landes- regierung als sinnvoll? 3. Welche Meinung hat die Landesregierung zum nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung der Kirschessigfliege durch die Bundesregierung? (An die Staatskanzlei übersandt am 11.12.2014) Antwort der Landesregierung Niedersächsisches Ministerium Hannover, den 27.01.2015 für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz - 103p-01425-1 - Nach dem ersten Auftreten der Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) im Jahr 2009 in der EU und der schnellen Verbreitung 2010 in Italien und Spanien wurde durch das Julius Kühn-Institut bereits Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/2936 2 2010 vor diesem Schädling gewarnt. Seit 2011 wird ein flächendeckendes Monitoring in Nieder- sachsen durchgeführt. Im Jahr 2011 konnte der Schaderreger in Niedersachsen nicht nachgewiesen werden. In den Jah- ren 2012 und 2013 wurden ab September Fliegen auf einem sehr geringen Niveau in den Fallen gefangen. Kulturschäden waren nicht zu beobachten. Im Jahr 2014 waren einzelne Tiere bereits im Juli in den Fallen zu finden, eine deutliche Zunahme aber erst ab Ende August zu verzeichnen. Zum ersten Mal waren ab Anfang September auch Schäden in Kulturen zu beobachten. In den al- lermeisten Fällen handelte es sich aufgrund der fortgeschrittenen Saison um die letzten Pflücken in Heidelbeeren, Himbeeren oder Brombeeren, die nicht mehr oder nur noch teilweise beerntet wer- den konnten. In vielen Fällen kam es erst nach Ernteende zu Befall, bzw. wurde der Befall erst nach der Ernte bemerkt. Nur in sehr vereinzelten Fällen kam es in Niedersachsen zu einem kom- pletten Kulturausfall. Hauptsächlich betroffen waren Beerenobstkulturen, ein Befall von Pflaumen und Erdbeeren ist in nur jeweils einem Fall bekannt. Dieses vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage namens der Landesregierung wie folgt: Zu 1: Die Gefährdung des niedersächsischen Obstanbaus durch die Kirschessigfliege wird als sehr ernst eingeschätzt. Sollte aufgrund eines weiteren milden Winters die vorhandene Population der Kirsch- essigfliege nicht reduziert werden, so muss mit einem stärkeren und früheren Auftreten der Fliegen im Jahr 2015 gerechnet werden. Neben den bereits in diesem Jahr betroffenen Kulturen, wären dann auch Kirschen und Erdbeeren sehr stark gefährdet. Zu 2: Die „Notfallzulassungen“ nach Artikel 53 VO (EG) 1107/2009 werden von der Landesregierung un- terstützt und als notwendig erachtet. Gleichzeitig wird für sinnvoll erachtet, auch reguläre Zulas- sungen für wirksame Pflanzenschutzmittel zu erhalten. Aufgrund der schnellen Generationsfolge der Kirschessigfliege ist eine Bekämpfung durch den al- leinigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln allerdings nicht nachhaltig, sondern kann nur als Bau- stein innerhalb einer Bekämpfungsstrategie funktionieren. Diese beinhaltet vor allem das frühzeitige Erkennen eines Befalls bzw. gefährdeter Bereiche und Kulturen innerhalb des Betriebes, die Durch- führung von Hygienemaßnahmen und physikalischer oder biotechnischer Maßnahmen, wie z. B. Einnetzen der Kulturen oder Massenfang. Der Verbraucherschutz muss beim Einsatz von Pflan- zenschutzmitteln gewährleistet sein. Nicht chemische Bekämpfungsmaßnahmen müssen vorrangig Anwendung finden. Zu 3: Da großer Forschungsbedarf über die Biologie und die Bekämpfung von D. suzukii besteht, wird der Nationale Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekämpfung der Kirschessigfliege als notwen- dig erachtet und unterstützt. Christian Meyer (Ausgegeben am 18.02.2015) Drucksache 17/2936 Antwort auf eine Kleine schriftliche Anfrage - Drucksache 17/2521 - Wortlaut der Anfrage der Abgeordneten Frank Oesterhelweg, Hans-Heinrich Ehlen, Hans-Joachim Deneke-Jöhrens, Ingrid Klopp, Helmut Dammann-Tamke und Lutz Winkelmann (CDU), eingegangen am 03.12.2014 Was unternimmt die Landesregierung, um Niedersachsens Obst- und Gemüsebauern die Angst vor der Kirschessigfliege zu nehmen? Antwort der Landesregierung