Niedersächsischer Landtag  17. Wahlperiode Drucksache 17/3028 1 Antwort auf eine Kleine schriftliche Anfrage - Drucksache 17/2595 - Wortlaut der Anfrage der Abgeordneten Filiz Polat, Thomas Schremmer, Anja Piel, Elke Twesten und Belit Onay (Bündnis 90/Die Grünen), eingegangen am 09.12.2014 Bedeutung und Potenziale von Migrantenorganisationen im Land Niedersachsen Mit der zunehmenden Entwicklung Deutschlands zu einem Einwanderungsland hat sich in den letz- ten 15 Jahren auch der Blick auf Migrantenorganisationen gewandelt. Mehr und mehr werden sie in unserer Gesellschaft als potenzielle Brückenbauer bei Fragen zur Migration und Teilhabe angese- hen und stehen heutzutage in ihrer ganzen Bandbreite und Heterogenität in der öffentlichen Auf- merksamkeit. Migrantenorganisationen gewinnen bundesweit zunehmend den Status als verlässliche Kooperati- onspartner staatlicher Einrichtungen auf kommunaler wie auf Landes- und Bundesebene. Eine ob- jektive Bestandsaufnahme ergibt ein vielfältiges Bild: Migrantenorganisationen sind verschiedenar- tig strukturiert, sie sind in ihrem Engagement unterschiedlich ausgerichtet und mit ihren Aktivitäten unterschiedlich erfolgreich. Auch in ihrer Verankerung in den Herkunftsgruppen zeigen sie ein wei- tes Spektrum und weisen entsprechend große Unterschiede in Bezug auf die Mitgliederstärke auf. Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung: 1. Welche Potenziale zur Stärkung der gesellschaftlichen Teilhabe von Migrantinnen und Mig- ranten rechnet die Landesregierung dem Engagement und der Arbeit den niedersächsischen Migrantenorganisationen zu und setzt sie bei ihrer Arbeit zu Fragen zur Migration und Teilha- be ein? 2. Welche Kooperationen zwischen der Landesregierung und Migrantenorganisationen bestehen im Bundesland Niedersachsen bereits, und als wie erfolgreich werden sie bewertet? 3. Welche Herausforderungen und Möglichkeiten sieht die Landesregierung im Hinblick darauf, die Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen zu intensivieren? 4. Welche Angebote im Bereich der Partizipation und gesellschaftlichen Teilhabe werden von Migrantenorganisationen in Niedersachsen in eigener Regie vorgehalten? 5. Welchen Bedarf sieht die Landesregierung für Fortbildungsangebote, um die Arbeit der Mig- rantenorganisationen gegebenenfalls zu professionalisieren? Welche Fortbildungs- bzw. Qua- lifikationsangebote gibt es bereits für Multiplikatoren in Migrantenorganisationen, und welche Möglichkeiten sieht die Landesregierung, solche Angebote gegebenenfalls zu fördern? 6. Welchen Vernetzungsgrad haben die Migrantenorganisationen im Land Niedersachsen er- reicht, und sind öffentliche Stellen (kommunal und auf Landesebene) an solchen Netzwerken beteiligt? Welche Aktivitäten zur Vernetzung haben seitens der Landesregierung in der Ver- gangenheit stattgefunden? 7. Welche Unterschiede gibt es hinsichtlich der Herkunftsländer der Migrantinnen und Migranten im Hinblick auf den Grad und die Art der Aktivität in Migrantenorganisationen? Wie verhält es sich in diesem Zusammenhang mit der Partizipation von Frauen in Migrantenselbstorganisati- onen? 8. In welcher Organisationsform treten Migrantenorganisationen in der Regel auf? 9. Welche Rolle können diese Organisationen im Rahmen der Bemühungen um Bildungsintegra- tion spielen, insbesondere bei den Aufgaben der Sprachförderung und der Mehrsprachigkeit? Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3028 2 10. Welche Rolle können Migrantenorganisationen in Niedersachsen insbesondere bei der Er- leichterung des Zugangs zum Arbeitsmarkt für Migrantinnen und Migranten spielen? (An die Staatskanzlei übersandt am 17.12.2014) Antwort der Landesregierung Niedersächsisches Ministerium Hannover, den 24.02.2015 für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung - 301.21 - 01424/01 – 17/2595 - Die verbesserte Teilhabe und Teilnahme an der Gesellschaft von zugewanderten Menschen sowie Menschen, die bereits seit längerer Zeit in Niedersachsen wohnen und persönlich oder in ihrer Fa- milie Zuwanderungserfahrungen haben, ist ein wichtiges Ziel der Landesregierung. Die Landesregierung ist allerdings nicht alleiniger Akteur im Feld der Migration und Teilhabe. Der Bund (v. a. Bundesministerium des Innern, Bundesministerium für Arbeit und Soziales) mit seinen nachgeordneten Behörden (u. a. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) übernimmt seine ge- setzlichen Aufgaben und letztendlich sind es die Kommunen, die die Migration und Teilhabe um- setzen, da die tatsächlichen Kontakte vor Ort stattfinden. Eine wesentliche Rolle spielen dabei die Migrantenorganisationen. Sie vertreten die Interessen der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte gegenüber Politik und Gesellschaft und bauen die Brü- cken, die den Wandel der Politik und das Zusammenwachsen der Gesellschaft erst ermöglichen. Sie sind dabei keineswegs homogen. Pflege der Kulturen, sprachliche Eingliederung, gesellschaft- liche Partizipation, aber auch die Steuerung des begonnenen Wandels, Mitsprache in Politik- und Religionsangelegenheiten machen ihre Heterogenität aus. Nur wenige Migrantenorganisationen sind dabei landesweit tätig, nur wenige verstehen sich als Dachorganisationen, die die Interessen gegenüber Politik und Öffentlichkeit für eine Vielzahl von ethnischen Gruppen vertreten. Die Lan- desregierung arbeitet nur mit wenigen landesweit tätigen Migrantenorganisationen zusammen, die Projektarbeit vor Ort mit lokal arbeitenden Organisationen ist den kommunalen Behörden vorbehal- ten. Die Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Migrantenorganisationen zu unterstützen und sie auf dem Weg zu mehr Professionalität zu fördern. Unter Berücksichtigung der geschilderten Vo- raussetzungen konzentriert sich die Unterstützung auf die landesweit tätigen Migrantenorganisatio- nen mit dem Ziel, dass diese die unter ihren Dächern vereinigten kleinen Interessengruppen ent- sprechend „mitnehmen“. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage namens der Landesregierung wie folgt: Zu 1: Migrantenorganisationen leisten eine unverzichtbare Arbeit für unsere Gesellschaft. Sie sind integ- raler Bestandteil des gesellschaftlichen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Systems Nie- dersachsens. Als intermediäre Institutionen nehmen sie mit ihrer Arbeit eine Brückenfunktion zwi- schen Einwandernden, Eingewanderten und der Mehrheitsgesellschaft wahr und fördern damit de- ren Partizipation und Teilhabe. Im Übrigen wird auf die Antwort zu Frage 2 verwiesen. Zu 2: Für die Landesregierung ist eine Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen in Niedersachsen ein wichtiges Anliegen und wird mehr und mehr zur Selbstverständlichkeit. Wie in der Koalitions- vereinbarung 2013 bis 2018 im Kapitel „Weltoffenes Niedersachsen - Vielfalt und Teilhabe stärken“ im Handlungsfeld „Engagement und Beteiligung stärken und ausbauen“ dargestellt, will die Landesregierung die „Professionalisierung der Migranten(selbst)organisationen (MSO) unterstützen“. Dafür wurde im Haushalt 2014 erstmalig ein Betrag von 290 000 Euro für eine institutionelle Förderung zur Professionalisierung von landesweit tätigen Migrantenorganisationen eingestellt. Zum Zwecke Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3028 3 der Professionalisierung der in Niedersachsen tätigen Migrantenorganisationen erhalten landes- weit, multiethnisch und multikulturell agierende Migrantendachorganisationen eine institutionelle bzw. vergleichbare Förderung für ihre Geschäftsstellen- und Verbandsarbeit. Über die Förderung dieser landesweiten Dachverbände hinaus existieren anderweitige projekt- und themenbezogene Formen der Zusammenarbeit zwischen dem Land und verschiedenen Migrantenorganisationen. Migrantenorganisationen werden sukzessive in die bestehenden Beratungsgremien der Landesre- gierung, wie z. B. den Landesjugendhilfeausschuss, den Demografiebeirat, den Beirat für Migration und Teilhabe und die Fachkräfteinitiative einbezogen. Die Zusammenarbeit mit den Migrantenorganisationen in Niedersachsen ist als vertrauensvoll, ziel- führend und erfolgreich zu bewerten. Nachfolgend werden einzelne Kooperationen beispielhaft nä- her beschrieben: MigrantenElternNetzwerk Niedersachsen (MEN) Niedersachsen fördert das MigrantenElternNetzwerk Niedersachsen (MEN), das sich in Träger- schaft der Arbeitsgemeinschaft der Migrantinnen, Migranten und Flüchtlinge in Niedersachsen e. V. (AMFN) befindet. Bei diesem Netzwerk handelt es sich um den Zusammenschluss niedersächsi- scher Migrantenorganisationen, Initiativen und Vereine der Migrantencommunity sowie aktiver El- tern. Ziel des MEN ist es, die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen mit Zuwanderungs- geschichte zu verbessern, indem die Eltern unter Berücksichtigung ihrer mitgebrachten Kompeten- zen aktiviert, geschult und darin gestärkt werden, sich bewusst und sicher für die Schul- und Be- rufsbildung ihrer Kinder einzusetzen. Zugewanderte Eltern werden dabei auch zu einer verstärkten Partizipation in den Bildungsinstitutionen und zu mehr Engagement in den Gremien motiviert. Das MEN unterstützt die Vernetzung von Eltern mit Bildungs- und Erziehungseinrichtungen, Wirtschaft und Politik auf regionaler Ebene und agiert als Interessenvertretung und Bindeglied zwischen Eltern sowie Politik und Verwaltung auf Landesebene. Bund Türkisch-Europäischer UnternehmerInnen e. V. (BTEU) Mit dem Bund Türkisch-Europäischer UnternehmerInnen e. V. (BTEU) kooperiert die Landesregie- rung mit dem Ziel, Ausbildungsabbrüche von Auszubildenden mit Zuwanderungsgeschichte zu ver- hindern. Mit dem vom Land geförderten Modellprojekt „Mediationsservice Ausbildung Niedersachsen (MAN)“ soll Auszubildenden in problematischen Situationen helfend beiseite gestanden wer- den, die Probleme gemeinsam gelöst und der drohende Ausbildungsabbruch verhindert werden. Hierzu werden auch die Ausbilderinnen und Ausbilder, die Berufsschullehrerinnen und Berufsschul- lehrer sowie die Eltern der Jugendlichen eingebunden. BTEU ist eine migrantische Organisation, die sich u. a. im Rahmen von mehreren Projekten für den Zugang zum Arbeitsmarkt von Jugendli- chen mit Zuwanderungsgeschichte insbesondere in Zusammenarbeit mit kleineren und mittleren Unternehmen engagiert. Die bestehenden Netzwerkstrukturen und Erfahrungen sind hilfreich, Aus- bildungsbeteiligten in problematischen Situationen helfend beiseite zu stehen. BTEU unterstützt somit das Ziel der Landesregierung, die Abbruchquote in der dualen Ausbildung zu senken. Föderation türkischer Elternvereine in Niedersachsen e. V. (FöTEV-Nds.) Im Bereich interkulturelle Elternarbeit bestehen Kontakte zur Föderation türkischer Elternvereine in Niedersachsen e. V. (FöTEV-Nds.). FöTEV-Nds. ist ein Dachverband von Migrantinnen- und Mig- rantenvereinen und als solcher Ansprech- und Kooperationspartner für Ministerien, Kommunen, Schulbehörden, Institutionen und viele weitere Einrichtungen und Organisationen, die im Bereich Schule, Erziehung, Bildung und Beruf tätig sind. FöTEV-Nds. setzt sich landesweit für die Interes- sen der Eltern und Kinder mit Zuwanderungsgeschichte ein. Die hiesigen Kontakte beinhalten den gegenseitigen Austausch von Informationen sowie Beratungsgespräche zu Tätigkeitsschwerpunk- ten von FöTEV-Nds. Das Land fördert zudem das von FöTEV-Nds. entwickelte Projekt „Landesweiter Aufbau und Professionalisierung von Elternvereinen“ über die Richtlinie Migration, Teilhabe und Vielfalt. EFi - Elternarbeit, Frühe Hilfen und Migrationsfamilien Bei dem Landesprogramm „EFi - Elternarbeit, Frühe Hilfen und Migrationsfamilien“ (2011 bis 2014), über das das Land Niedersachsen die Zielgruppe der Migrationsfamilien erreicht und ihre Partizipa- tion und Teilhabe gefördert hat, standen zwei Ziele, die ineinander greifen, im Mittelpunkt: Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3028 4 a) die strukturelle, nachhaltige Vernetzung der für die Partizipation und Teilhabe, Elternarbeit und Frühe Hilfen relevanten Akteurinnen und Akteure sowie b) die Verbesserung der Zugänge für Migrationsfamilien zu Elternarbeit, Familienbildung und Frü- hen Hilfen. Entsprechend wurden vor Ort Institutionen und Einzelpersonen, die Erfahrungen aus der Zusam- menarbeit mit Migrationsfamilien mitbringen und/oder Anbieter von Frühen Hilfen, Elternarbeit und Familienbildung sind, in einem Netzwerk zusammengeführt. In diesem Netzwerk wurden konkrete Projekte und Maßnahmen entwickelt und abgestimmt, um die vorhandenen Angebote besser zu- gänglich zu machen und mit spezifischen Beratungs- und Unterstützungsleistungen Familien zu er- reichen, die bislang mit ihren besonderen Bedarfen noch nicht adäquat angesprochen werden konnten. Von den beteiligten Jugendhilfeträgern wurden im Netzwerk mit freien Trägern und deren Einrich- tungen und Diensten, Familienbüros und anderen kommunalen Einrichtungen sowie Migrantenver- einen und engagierten Einzelpersonen eine Vielzahl von Projekten und Maßnahmen umgesetzt. Laut Aussagen der Projektträger im Rahmen einer schriftlichen Befragung waren in den Netzwer- ken am häufigsten Familienbüros, Kindertagesstätten, Einrichtungen des Gesundheitswesens, die Kommunalverwaltungen, Bildungsträger, Migrationsberatungsstellen sowie Erziehungs- oder Integ- rationslotsen eingebunden. Einen besonderen Stellenwert hatte dabei die Einbindung von Perso- nen mit eigener Zuwanderungsgeschichte wie z. B. Integrationslotsinnen und -lotsen, Stadtteilmüt- ter und -väter, Elternbegleiterinnen und -begleiter sowie die Zusammenarbeit mit Migranten(selbst)- organisationen. Hierzu gibt es vor Ort vielfältige und sehr gelungene Kooperationen, die auch über die Projektlaufzeit hinaus weiterhin Bestand haben. Näheres erläutert das EFi- Handbuch zu Gelingensbedingungen und veranschaulicht der EFi-Film zur Kooperation mit Migranten(selbst)organisationen und Einzelpersonen mit eigener Zuwande- rungsgeschichte. Siehe: http://www.familien-mit-zukunft.de/index.cfm?uuid=52F50EB0E3653B0DD 55E07D84D85D903. Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (MS) lud im Dezember 2014 zu einer abschließenden EFi-Fachveranstaltung alle Akteurinnen und Akteure der EFi-Netzwerke mit deren Kooperationspartnerinnen und -partnern sowie alle Netzwerkkoordinatorinnen und -koordinatoren Früher Hilfen ein. Damit ist die Modellphase abgeschlossen. Mit den Ergebnissen des Projektes wird weiterhin gearbeitet. So wurden die durch EFI verbesserten Vernetzungs- und Kooperationszusammenhänge verschie- dener Hilfesysteme in bestehende Netzwerke und größtenteils auch in die Regelstrukturen der Kin- der- und Jugendhilfe integriert. Auch die Sensibilisierung der Projektträger dafür, Migrantenfamilien einen sehr niedrigschwelligen Zugang zu Angeboten zu eröffnen, ist ein nachhaltiger Ertrag des EFI-Konzeptes. Die Relevanz dieser Erträge besteht somit nicht nur für die an den EFI-Projekten teilnehmenden Familien mit Zuwanderungsbiografie, sondern lässt sich auch auf Handlungsansätze anderer An- gebote der Projektträger übertragen. Im weiteren Verlauf wird nun geprüft, ob die erarbeiteten Gelingensbedingungen der EFI-Projekte auch für Unterstützungsmaßnahmen für Flüchtlingsfamilien geeignet sind. Kooperationen des Landesjugendrings Niedersachsen Im Bereich der Jugendarbeit gibt es keine direkten Kooperationen zwischen der Landesregierung und Migrantenjugendselbstorganisationen (MJSO). Gleichwohl werden Kooperationen des Landes- jugendrings Niedersachsen mit den MJSO im Rahmen der bestehenden Förderprogramme „Gene- ration³“ und „neXTkultur“ gefördert. Diesbezüglich wird auf die Antwort zu Frage 5 verwiesen. Ethno-Medizinisches Zentrum e. V. (EMZ) Das Ethno-Medizinische Zentrum e. V. (EMZ) ist eine bundesweit einmalige Einrichtung zur Unter- stützung einer bürgernahen Gesundheitsversorgung von zugewanderten Mitbürgerinnen und Mit- Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3028 5 bürgern. Das EMZ bietet eine individuelle Beratung für Menschen mit eigener oder familiärer Zu- wanderungsgeschichte an und nimmt psychosoziale Integrations- und Betreuungsaufgaben wahr. Es unterstützt eine bürgernahe Gesundheitsversorgung der zugewanderten Mitbürgerinnen und Mitbürger in Gesundheitsämtern, Krankenhäusern und anderen Einrichtungen der Gesundheitsver- sorgung. Die Unterstützung besteht im Wesentlichen in der Vermittlung von Kommunikationshilfen und in der Sensibilisierung von im Gesundheitswesen Tätigen für migrationsbedingte besondere Problemlagen: – Sprachmittlerdienst für Gemeindedolmetscherinnen und Gemeindedolmetscher, – Vernetzung von Fragen in den Handlungsfeldern Migration und Teilhabe sowie Gesundheit, – Mediatorenschulung (u. a. im Gesundheitswesen). Ziel ist die verbesserte gesamtgesellschaftliche Partizipation und Teilhabe von Migrantinnen und Migranten. Die Teilhabe an den Angeboten des Gesundheitswesens stellt davon einen Aspekt dar. Ethnomedizin ist als Teil der Migrations- und Teilhabepolitik für ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger als sozialkompensatorische Maßnahme zu verstehen, um Defiziten in der gesundheitli- chen Versorgung der Migrantinnen und Migranten vorzubeugen bzw. entgegenzuwirken. Das EMZ wird vom MS institutionell gefördert. Besondere kooperative Zusammenarbeit des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (MWK) In allen aktuellen Zielvereinbarungen des MWK wurde als Ziel die Förderung kultureller Integration und Steigerung der Teilhabe von Mitbürgerinnen und Mitbürgern anderer kultureller Herkunft an Kulturangeboten vereinbart. Die Kulturverbände, Landschaften und Landschaftsverbände, die Staatstheater, die kommunalen Theater und die Landesmuseen sind dadurch zur Kooperation mit Migrantenverbänden angehalten. Seitens des MWK werden aus Mitteln der Regionalen Kulturförderung und der Soziokultur integrati- ve Projekte u. a. von Kulturvereinen anderer kultureller Herkunft gefördert. Am 25.02.2015 findet die Tagung „Zivilgesellschaftliches Engagement in transkulturellen Zeiten“ an der Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel statt. Diese hat zum Thema, wie die aktive Teilhabe von Men- schen anderer kultureller Herkunft gestärkt werden kann. Dazu wurden folgende Verbände einbe- zogen bzw. eingeladen: Arbeitsgemeinschaft Migranten, Migrantinnen und Flüchtlinge in Niedersachsen e. V., Stiftung Zent- rum für Türkeistudien und Integrationsforschung, Verband für interkulturelle Wohlfahrtspflege, Ty- pisch Deutsch e. V., Haus der Kulturen in Braunschweig, Niedersächsischer Flüchtlingsrat und Nie- dersächsischer Integrationsrat. Nachfolgend werden die Ergebnisse der Abfragen im nachgeordneten Bereich dargestellt: Niedersächsisches Landesmuseum Hannover Das Landesmuseum Hannover hat seit 2013 eine Integrationsbeauftragte aus den Reihen der Mu- seumspädagogik, arbeitet kontinuierlich an einem Integrationskonzept für das Museum und hat Kontakte zu folgenden Migrantenorganisationen aufgebaut: – Kargah - Verein für interkulturelle Kommunikation, Flüchtlings- und Migrationsarbeit in Hanno- ver e. V., – MiSO-Netzwerk Hannover e. V. (MigrantInnen Selbst Organisationen-Netzwerk), – Tibet-Zentrum Hannover Samten Dargye Ling e. V., – Deutsch-Indische Gesellschaft Hannover, – Chinesisches Zentrum Hannover e. V., – Deutsch-Japanischer Freundschaftskreis Hannover-Hiroshima-Yukokai e. V., – Islamisches Kulturzentrum Wolfsburg. Alle Organisationen zeigten sich sehr offen und interessiert an einer langfristig angelegten Zusam- menarbeit. Die Organisationen sind des Öfteren aktiv an Veranstaltungen des Landesmuseums be- Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3028 6 teiligt gewesen, etwa an Museumsfesten oder Großevents wie die Nacht der Museen. Das Tibet- Zentrum Hannover arbeitete an diversen Ausstellungsplanungen der Ethnologie mit. Informationen, Ausstellungs- und Veranstaltungshinweise werden über einen groß angelegten E-Mail-Verteiler an sehr viele Migrantenorganisationen verschickt. Darüber hinaus verschickt das Museum an einzelne Migrantenverbände zu jedem Museumsfest ein bestimmtes Kontingent an Freikarten. Niedersächsische Landesmuseen Braunschweig Die drei Landesmuseen in Braunschweig pflegen eine gute Zusammenarbeit mit Migrantenorgani- sationen. Sie verfügen weit überwiegend über positive Erfahrungen und entwickeln sie hinsichtlich des Umfangs und der Intensität weiter. – Staatliches Naturhistorisches Museum Das Museum arbeitet mit dem Haus der Kulturen in Braunschweig zusammen (Angebot und Bewerbung von Veranstaltungen speziell für Migrantinnen und Migranten, z. B. fremdsprachli- che Führungen). Die Zusammenarbeit gestaltet sich positiv und soll weiter ausgebaut werden. Außerdem soll die Werbung für entsprechende Veranstaltungen in 2015 auch direkt von den Fremdsprachenführern bei den entsprechenden Migrantenverbänden durchgeführt werden. – Herzog Anton Ulrich-Museum Durch Vermittlung des AWO-Migrationsbüros (Migrationsbüro der Arbeiterwohlfahrt) sowie des Migrationsbüros der Stadt Braunschweig bestehen Kooperationen mit vielen verschiedenen Migrantenorganisationen, z. B. der Deutsch-Italienischen Gesellschaft oder der Deutsch-Fran- zösischen Gesellschaft. Hieraus hat sich eine stete Zusammenarbeit mit dem Haus der Kultu- ren in Braunschweig ergeben: regelmäßiges Austragen gemeinsamer großer Veranstaltungen wie Sommerfest, Internationale Museumstage oder Führungen in der jeweiligen Landesspra- che. Mit gut organisierten Migrantenorganisationen ist die Zusammenarbeit als äußerst positiv zu bewerten. Die aktiven Mitglieder sind sehr motiviert und phantasievoll in der Gestaltung der Veranstaltungen. – Braunschweigisches Landesmuseum Das Braunschweigische Landesmuseum hat folgende Kooperationspartner zur Förderung von Migrantinnen und Migranten: Braunschweigische Landschaft e. V., Elisabethstift Jugendhilfe der Diakonie gGmbH, Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, Ostfalia Hochschule für an- gewandte Wissenschaften, Haus der Kulturen Braunschweig e. V. Das partizipative Projekt „Heimatkino“ mit Preisausschreiben und Filmvorführung im Kino unter Beteiligung des MWK erreichte große Anerkennung und öffentliche Sichtbarkeit der Arbeiten von und mit Migrantinnen und Migranten. – Rat der Muslime in Braunschweig, Hayri Aydin (Projekt „Museum der Religionen“) Es konnten bereits erste theoretische Ergebnisse zur Integration des Islam in einem zukünftigen Museum der Religionen erarbeitet werden. Zudem sind die Teilnahme und Mitwirkung an der Tagung „Geschichte, Museum, Religionen“ sowie fortlaufende Gespräche zur weiteren Zusam- menarbeit als Erfolg zu nennen. Zudem gibt es in Zusammenarbeit mit Braunschweigerinnen und Braunschweigern mit persi- scher, russischer und spanischer Zuwanderungsgeschichte öffentliche Führungen in der jewei- ligen Muttersprache der Beteiligten, mit deren Hilfe neue Zielgruppen erreicht werden können. Die quantitative Besucherzahl ist noch ausbaufähig. Niedersächsische Landesmuseen Oldenburg – Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg (LMNM) Das LMNM setzt Migrationsprojekte mit folgenden Einrichtungen um: – IBIS (Interkulturelle Arbeitsstelle für Forschung und Dokumentation), – Förderverein Internationales Fluchtmuseum, – Ökumenisches Zentrum Oldenburg sowie – Universität Oldenburg (Beauftragte für die Förderung von Migrantenkindern). Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3028 7 – Mit IBIS, dem Förderverein Fluchtmuseum und dem Ökumenischen Zentrum Oldenburg laufen die jeweiligen Projekte gut und effektiv. Ideen zu Kooperationen werden von dem Museum und von den Organisationen gemeinsam erarbeitet und erfolgreich aufgenommen. Die Zusammen- arbeit mit der Universität Oldenburg befindet sich noch in der Anfangsphase; die ersten Kontak- te sind jedoch vielversprechend. – Im Februar 2015 wird ein von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördertes Projekt „Ent- wicklung und Erprobung eines modellhaften Umweltbildungsprogramms für naturkundliche Mu- seen zur Bewertung von Lebensräumen und Natur unter besonderer Berücksichtigung kulturel- ler Integration und Inklusion“ beginnen, bei dem das Museum mit allen o. g. Partnern zusam- menarbeiten wird. – Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg Aktuell bestehen keine Kooperationen. Eine Zusammenarbeit mit der Stadt Oldenburg bei Mig- rationsprojekten ist jedoch in Planung. Dies betrifft die Bereiche „Bildung und Sprachförderung“ für Eltern mit ein- bis dreijährigen bzw. vier- bis sechsjährigen Kindern. Staatstheater Braunschweig Das Staatstheater Braunschweig ist Teil eines großen Netzwerkes, das bei der Themenwoche In- terkultur und darüber hinaus hervorragend mit folgenden Organisationen, Vereinen und Initiativen zu interkulturellen bzw. migrantischen Themen kooperiert: – Refugium Flüchtlingshilfe Braunschweig e. V., – KinderKulturKarawane, – Islamische Gemeinde Braunschweig, – Evangelische Gemeinde Braunschweig, – Deutsches Rotes Kreuz, – Flüchtlingshilfe der Caritas Braunschweig, – Projekt GLIBS (Gesund leben in Braunschweig) - das Projekt ist abgeschlossen und war ein Projekt verschiedener Träger, – Projekt Interkultureller Garten, – Flüchtlingsrat Niedersachsen, – Landesaufnahmebehörde Niedersachsen, Standort Braunschweig, – RAPflektion. Interkulturelles Musikprojekt, – LoewenHertz. Interkulturelles Musikprojekt der Stadt Braunschweig, – Centro Culturale Italiano, – i,Slam, – Alexander David Zentrum e. V., – Haus der Kulturen Braunschweig, – Fontäne e. V., – Büro für Migrationsfragen der Stadt Braunschweig, – AWO Braunschweig: Migrationsberatung, – Sprachlernklassen Braunschweig (HS Sophienstraße, HS/RS Heidberg, RS Sidonienstraße), – Zentrum Demokratische Bildung Wolfsburg (der Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Nieder- sachsen Ost gGmbH), – Volkshochschule Braunschweig, – Internationaler Kreis der Carl Friedrich Gauß Freunde e. V., – Stadtteilentwicklung Weststadt e. V., – Jugendzentrum Rotation. Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3028 8 Oldenburgisches Staatstheater Das Oldenburgische Staatstheater hat für die Eziden, die in Oldenburg eine der größten Gemein- den in Deutschland haben, im vergangenen Jahr ein Spendenkonzert veranstaltet, durch das gut 6 000 Euro vor Weihnachten übergeben werden konnten. Zu 3: Das Land fördert das zivilgesellschaftliche Engagement seiner Bürgerinnen und Bürger. Migranten- organisationen bilden einen wichtigen Bestandteil des Vereinslebens und der Organisationskultur Niedersachsens. Die Landesregierung sieht einen Schwerpunkt darin, den etablierten niedersäch- sischen Vereinen, Verbänden und Organisationen auf Augenhöhe zu begegnen und sie bei dem laufenden Prozess der interkulturellen Öffnung weiterhin zu unterstützen und wiederum etablierte und neue Migrantenorganisationen in die bestehenden Institutionsstrukturen aufzunehmen. Als Schwerpunkt dazu wird die Förderung der Teilhabe an den Angeboten des Gesundheitswesens gesehen. Ethnomedizin ist als Teil der Migrationspolitik für Mitbürgerinnen und Mitbürger mit aus- ländischen Wurzeln als sozialkompensatorische Maßnahme zu verstehen, um Defiziten in der ge- sundheitlichen Versorgung der Migrantinnen und Migranten vorzubeugen bzw. entgegenzuwirken. Zu 4: Die Landesförderungen im Rahmen der „Professionalisierung der Migrantenorganisationen“ ermög- licht den landesweit tätigen Migrantenorganisationen eine Unabhängigkeit, die zulässt, dass sie über Ehrenamtstätigkeit hinaus Angebote im Bereich der Partizipation und gesellschaftlichen Teil- habe in eigener Regie vorhalten können. Die Arbeitsgemeinschaft der Migrantinnen, Migranten und Flüchtlinge in Niedersachsen e. V. (AMFN) sowie der Niedersächsischen Integrationsrat (NIR) ha- ben dazu Stellung bezogen: Die AMFN benennt in diesem Rahmen folgende Tätigkeitsfelder: 1. Beratungstätigkeit und Dienstleistung Die AMFN bietet kontinuierlich Beratungen und Dienstleistungen zur Förderung und Vernetzung der Freiwilligenarbeit von Selbstorganisationen an. Diese Beratungen werden telefonisch, individu- ell oder als Gruppenberatung vor Ort im Büro in Hannover bzw. landesweit in den Vereinen durch- geführt. Zusätzlich zu dieser Beratungstätigkeit werden Informationen über das ehrenamtliche En- gagement sowie die entsprechenden Aktivitäten landesweit sowohl ins Netz gestellt als auch auf dem postalischen Weg an die Mitgliederorganisationen weitergeleitet. Auf diese Weise wird die vorhandene Informationslücke zwischen den Verbänden und Vereinen der Mehrheitsgesellschaft und den Migranten(selbst)organisationen verringert. 2. Professionalisierung durch Fortbildung Migranten(selbst)organisationen benötigen, ebenso wie Sport- und Kulturvereine der Mehrheitsbe- völkerung, für die Weiterentwicklung ihrer Arbeit eine ausreichende Unterstützung. Denn gerade die Vorstandsarbeit ist in der Regel mit einem erhöhten Zeitaufwand verbunden. So sind die rechtli- chen Vorgaben und die Verwaltungsarbeit zu beachten, der Austausch mit den Mitgliedern und die sonstigen Vereinsarbeiten je nach Vorstandsposition und die teilweise vorhandenen sprachlichen Barrieren. Um die ehrenamtlichen Tätigkeiten und Aktivitäten zu unterstützen und zu professionalisieren, bie- tet die AMFN im Rahmen der Förderung Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für ehren- amtlich tätige Migrantinnen und Migranten an. Die Qualifizierungen ermöglichen eine effektivere Arbeit. Sie werden sowohl durch Anwerbung von Drittmitteln (ESF, EU- und Bundesmittel etc.) als auch auf Basis der institutionellen Landesförde- rung organisiert und angeboten. Der Bedarf ist sehr hoch. Für 2015 liegen bereits Anfragen vor. 3. Öffentlichkeitsarbeit Internetpräsentation – Herausgabe von mehrsprachigen Flyern und Informationsmaterial, – Kontaktaufnahme zu Presse und Medien, Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3028 9 – Herausgabe eines Handbuches zum ehrenamtlichen Engagement von Migrantinnen, Migranten und Flüchtlingen in Niedersachsen, – Durchführung von Konferenzen und Seminaren. 4. Kooperation und Zusammenarbeit Es bestehen Vernetzungen mit den relevanten Akteuren des Freiwilligenengagements und der Mig- rations- und Integrationsarbeit. Durch diese Zusammenarbeit fördert die AMFN einerseits den Aus- tausch und den Dialog zwischen den unterschiedlichen Kulturkreisen, andererseits wird dadurch die interkulturelle Öffnung im Bereich des Ehrenamtes verstärkt (siehe auch Antwort zu Frage 6). 5. Vermittlung zwischen Mehrheiten und Minderheiten (interkulturelle Öffnung) durch Kooperati- onen und Zusammenarbeit 6. Planung und Durchführung von Seminaren und Konferenzen. Der NIR stellt seine Aktivitäten wie folgt dar: Die Delegierten im NIR sind in ihren Heimatkommunen und Gemeinden Mitglieder der Ausschüsse und Beiräte für Migration und Integration. Zumeist sind sie auch in MSO vor Ort aktiv. Die MSO or- ganisieren Veranstaltungen und beraten die zugewanderte Bevölkerung in vielen gesellschaftlich relevanten Bereichen. Dazu gehören Politik, Vereins- und Verbandsarbeit. Hier kommen insbeson- dere folgende Aufgaben zum Tragen: 1. Mitwirkung an kommunalen Entscheidungsprozessen (Einblick in laufende Ratsarbeit, Formu- lierung von Anträgen usw.) – Stadtentwicklung (Stadtleben, Wohnen), – Zusammenarbeit mit dem Jobcenter, der Polizei, dem Jugendamt und der Wirtschaft, – Veranstaltungen mit Vereinen und Verbänden, – Podiumsdiskussionen mit den Parteien, mit Vereinen und Verbänden, – Lesungen und Vorträge von Expertinnen und Experten, – Würdigungen zum Erlangen der deutschen Staatsbürgerschaft, – Ehrungen erfolgreicher Integrationsleistungen von Migrantinnen, Migranten und Einheimi- schen, – Ehrungen für besondere schulische, sportliche, wirtschaftliche und soziale Leistungen, – Aktionen gegen Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und rechte Gewalt. 2. Bildung und Sprache: – Zusammenarbeit mit Kitas, Familienzentren, allgemeinbildenden Schulen und berufsbildenden Schulen, – Betreuungsquote in Kitas erhöhen unter Nutzung der freien Plätze, – Ausbildungs- und Berufsförderung, – „Lernen lernen“ und soziales Lernen, – Beratung, Unterstützung, Motivation der Familien, – Aufklärung über das Schulsystem, – Sprachförderung für Kinder, Jugendliche, Mütter und Väter, – Schreiben und Lesen lernen, – Betreuungsangebote der Kinder während der Sprachförderung für Eltern. 3. Kultur und Religionen: – Abend der Begegnung für alle am Thema Integration Beteiligten, – Begegnungen fördern, – Werte und Normen vermitteln, – Kulturelle Aspekte austauschen, – Interkultureller Dialog, Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3028 10 – Verschiedene Kulturen kennenlernen und nach außen präsentieren, – Kulturelle Veranstaltungen, – Gemeinsame Feste in den Kommunen, – Teilnahme an Sportveranstaltungen, – „Erzählcafe“, – Interkulturelle Studienreisen, – Öffnung von Kirchen, Moscheen, Synagogen und Tempeln, – Podiumsdiskussionen mit Kulturvereinen und religiösen Gemeinschaften, – Projekte weiterführen oder weiter unterstützen. 4. Soziales und besondere Bedarfsgruppen: – Kinder aus Familien, die Hilfe brauchen, unterstützen und helfen (Beratung, Weihnachtsfeier , Kinobesuche, Ausflüge usw.), – Förderung von Frauen, Familien und Seniorinnen und Senioren, – Gesundheitsförderung, – Unterstützung bei Antragsstellungen, – Mitarbeit in sozialen Projekten, – Unterstützung besonderer Bedarfsgruppen (Einwandererfamilien, Menschen ohne Bleibe- recht, Jugendgangs, Seniorinnen und Senioren usw.), – Soziale Dienste. Der NIR fördert somit auch die starke Vernetzung der Migrantenorganisationen in Niedersachsen (siehe auch Antwort zu Frage 6). In den Mitgliedertreffen (Netzwerktreffen finden drei Mal im Jahr über zwei Tage statt) kommt es zu einem sehr guten Austausch der Angebote und Erfahrungen. Bei diesen Treffen werden Schwer- punktthemen, die eine landesweite Bedeutung haben, festgelegt und gemeinsam mit den Kommu- nen und den Migrantenorganisationen erarbeitet. Folgende Themen wurden in den letzten Sitzun- gen erarbeitet: 1. Inklusion, Integration, Bildungserfolg von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte (Stellung- nahme des NIR in schriftlicher Form ist erhältlich), 2. Medizinische Versorgung von Flüchtlingen in Niedersachsen und Institutionalisierung eines Beirates für Fragen der Integration und Migration in dem Niedersächsischen Kommunalver- fassungsgesetz (Stellungnahmen werden gerade erarbeitet), 3. Chancengleichheit auf dem Ausbildungsmarkt für jugendliche Migrantinnen und Migranten als Thema für Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft (nächste Veranstaltung im März). Zu besonderen Themen werden Fachtagungen und Veranstaltungen unter Berücksichtigung der Aktualität organisiert und durchgeführt. Föderation türkischer Elternvereine in Niedersachsen e. V. (FöTEV-Nds.) FöTEV-Nds. berät, informiert und unterstützt seine Vereine und hilft bei Neugründungen von El- ternvereinen. Darüber hinaus vernetzt sich FöTEV-Nds. mit Organisationen und Institutionen im Kontext interkultureller Elternarbeit und nimmt aktiv an Veranstaltungen teil. FöTEV-Nds. wird ne- ben der reinen Netzwerk- und Vereinsarbeit auch von Eltern mit Zuwanderungsgeschichte und Schulen zu konkreten Problemstellungen angesprochen und wird hier beratend und vermittelnd tä- tig. Zu 5: Die aktive und gleichberechtigte Teilhabe von Migrantenorganisationen in Politik und Gesellschaft ist ein zentrales Ziel der niedersächsischen Migrations- und Teilhabepolitik. Um als Kooperations- partner mit anderen Akteuren und Institutionen auf Augenhöhe verbindlich zusammenzuarbeiten, gibt es aufseiten der Migrantenorganisationen einen Bedarf an passgenauen Weiterbildungsange- boten. Hier setzt ein durch das MS gefördertes Projekt mit dem Ziel an, die Migrantenorganisatio- Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3028 11 nen durch Qualifizierung und Begleitung zu stärken und sie im Sinne eines Organisationsentwick- lungsprozesses auf dem weiteren Weg in die Professionalisierung zu unterstützen. Das Projekt beginnt am 28.02.2015 mit einem Zielfindungsworkshop für die Migrantenorganisatio- nen zur gemeinsamen Entwicklung passgenauer Weiterbildung, die im Laufe des Jahres in sechs Ganztagesveranstaltungen angeboten wird. Den Weiterbildungen liegen die Aspekte Gender und Vielfalt zugrunde und sie beinhalten die Themenbereiche Vereinsrecht, Personalrecht, Finanzen, Controlling, Projektmanagement, Verwendungsnachweisführung, Akquise (Mitglieder, Finanzen), Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, interkulturelle Kompetenz, Gender Mainstreaming. Zur Nachhaltigkeit der Qualifizierung findet für die Migrantenorganisationen individuell begleitende Beratung statt und wird in einem gemeinsamen Abschlussworkshop reflektiert. Hier werden weitere Schritte zur Organisationsentwicklung ermittelt, dokumentiert und schriftlich in einem Evaluations- bericht festgehalten. Das Projekt ist für das Jahr 2015 ausgelegt. Das MS stellt dafür rund 55 000 Euro zur Verfügung. Für den Bereich der Jugendarbeit wird ebenfalls ein großer Bedarf an Fortbildung zur Professiona- lisierung gesehen. Eine Fortbildungsveranstaltung für MSO und Migrantenjugendselbstorganisatio- nen (MJSO) wird derzeit vorbereitet. Zudem unterstützt die Landesregierung seit Januar 2015 für fünf Jahre im Rahmen des Förderpro- gramms „Generation³ - Vielfalt - Beteiligung - Engagement in der Jugendarbeit“ (Richtlinie „Genera- tion³“) im Programmschwerpunkt „Vielfalt“ junge Migrantinnen und Migranten, sich in der Jugendarbeit zu engagieren. Unterstützt wird das Programm Generation³ durch das seit 2009 bestehende Modellprojekt „neXTkultur (Migration • Partizipation • Integration • Kooperation)“. Jugendverbände, kommunale Jugendringe, Jugendinitiativen und kommunale Jugendpflegen werden sensibilisiert für das Thema „Integration von jungen Menschen mit Migrationshintergrund in die Jugendarbeit“. Mig- rantenjugendselbstorganisationen werden bei der Professionalisierung unterstützt. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Stärkung der Erziehungskompetenz von Eltern mit Zuwande- rungsgeschichte. Zu diesem Thema bietet das MigrantenElternNetzwerk Niedersachsen Informati- onen und Beratung sowie Fort- und Weiterbildungsangebote für die Eltern an. In dem Rahmen werden zugewanderte Eltern darin bestärkt, sich in den Gremien der Bildungseinrichtungen zu en- gagieren. Für 2015 plant das MigrantenElternNetzwerk, Fortbildungen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren anzubieten. Ziel ist es, den Kreis der Fortbilderinnen und Fortbilder für die Elternin- formationsveranstaltungen zu erweitern. Die Verwirklichung von Chancengleichheit im Bildungssystem umfasst auch den erfolgreichen Übergang von der Schule in den Beruf. Im Rahmen des bundesweiten Transferprojekts „Bildungs- beauftragte für junge Menschen“ werden Vertreterinnen und Vertreter aus Migrantenorganisationen zu Bildungsbeauftragten für ihre Institution qualifiziert. Die Bildungsbeauftragten sollen den Zugang zur Zielgruppe der jungen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte für die regionalen Akteure im Bereich des Übergangs von der Schule in die Ausbildung und den Beruf verbessern, die Netzwerk- arbeit in diesem Feld voranbringen und auch selbst niedrigschwellige, gegebenenfalls mehrspra- chige Verweisberatung für die Jugendlichen und ihre Eltern durchführen. Ziel des bundesweiten Transferprojekts ist es, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in den Migrantenorganisationen für den Bereich Bildung zu qualifizieren und zu professionalisieren. Durch die Einbindung von Migran- tenorganisationen sollen die Bildungschancen der jungen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte verbessert werden. Das Projekt wird an den Standorten Delmenhorst und Hannover durchgeführt. Als Regionalkoordinatoren haben sich die Stadt Delmenhorst, Koordinierungsstelle für Migration und Teilhabe und die AMFN dem Projekt angeschlossen. Zu 6: Einerseits bietet das Land durch seine Portale Vernetzungsmöglichkeiten, die auch den Migranten- organisationen zur Verfügung stehen, andererseits haben die Migrantenorganisationen eigene Por- tale - insbesondere durch geförderte Projekte - geschaffen, die zu einem hohen Vernetzungsgrad führen. Zu den landeseigenen Portalen gehört die Kooperative Migrationsarbeit Niedersachsen (KMN). Hier sind in den Regionalverbünden Migrantenorganisationen vertreten und repräsentieren ihre Ak- Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3028 12 tivitäten im Bereich der Migration und Teilhabe. Die KMN steht allen Akteurinnen und Akteuren (Personen, Organisationen) dieses Themenfeldes offen und eine Beteiligung in den Regionalver- bünden ist grundsätzlich freiwillig. Das Land stärkt die KMN und ihr Netzwerk, nicht zuletzt aktuell durch die Koordinierungsstellen Migration und Teilhabe. Grundsätzlich sind Migrantenorganisationen landesweit sehr gut vernetzt. Die Kontakte entstehen durch Eigeninitiative, direkte Kontakte und gute Öffentlichkeitsarbeit, nicht zuletzt durch das Perso- nal aus den verschiedensten Herkunftsländern. Aus Sicht der Migrantenorganisationen können Netzwerke, sofern sie flexible Strukturen aufweisen, eine zentrale Bedeutung für Innovations- und Diffusionsprozesse besitzen. Von größter Wichtigkeit ist, dass soziale Netzwerke Sozialkapital zur Verfügung stellen. Netzwerke sind nützliche Sozialstrukturen in dem Sinne, dass sie den Rahmen sozialer Unterstützung zur Bewältigung von Problematiken schaffen. Bezogen auf die jeweiligen Themenfelder können Migrantinnen und Migranten innerhalb des Netzwerks ihre Ressourcen bün- deln und sich diese gegenseitig zur Verfügung stellen. Vernetzungen des NIR: Der NIR steht mit seinen Konzepten als Berater und Betreuer jeder Kommune zur Verfügung. Mit dem Beitritt der Kommune in den NIR erfolgt die Beratung durch einen Beirat. Zurzeit unterhält der NIR 15 Beiräte. Ziel ist es, die Anzahl der Beiräte in den nächsten Jahren auf 20 zu erhöhen. Das sich so kontinuierlich ausweitende landesweite Netzwerk stellt die Verknüpfungen zwischen den Kommunen einerseits und den Kommunen und den Migrantenorganisationen andererseits sicher. Das Netzwerk umfasst derzeit folgende Institutionen auf Landesebene sowie auf kommunaler Ebe- ne: – NIR (Vernetzung mit Landesbeauftragter für Migration und Teilhabe und kommunalen Integrationsbeauftragten ), – AMFN (Netzwerk der MO und MSO), – ADV Nord e. V. (Afrikanischer Dachverband Norddeutschland e. V.), – FöTEV-Nds. (Föderation türkischer Elternverein in Niedersachsen e. V.), – Ezidische Akademie e. V. (Unterstützung für Eziden weltweit), – MiSO Hannover (Vernetzung mit Internationaler Ausschuss der Landeshauptstadt Hannover), – Kargah e. V. (Interkulturelle Kommunikation, Flüchtlings- und Migrationsarbeit), – Vietnam-Zentrum Hannover e. V. (Förderung der Integration und Öffentlichkeitsarbeit), – Afghanisches Frauennetz (unterstützt afghanische Frauen), – MEN (MigrantenElternNetzwerk). Vernetzungen der AMFN: Die AMFN unterstützt und fördert die integrativen Ansätze von Selbstorganisationen von Migrantin- nen, Migranten und Flüchtlingen in Niedersachsen. Im Bundesland Niedersachsen existieren nach Aussage der AMFN mehr als 500 Organisationen - Vereine, Selbsthilfegruppen, Initiativen und Netzwerke -, welche die Interessen von Migrantinnen, Migranten und Flüchtlingen vertreten. Die meisten von ihnen befinden sich in Ballungsgebieten und Großstädten. Daneben gibt es eine Viel- zahl von freiwilligen Akteurinnen und Akteuren aus dem Kreis der Zugewanderten, deren Engage- ment weit über die organisierte Selbsthilfe hinausreicht und Bereiche wie Kulturarbeit, Betreu- ungstätigkeit und Partizipationshilfe umfasst. Durch ihr Freiwilligenengagement nehmen die Migran- tinnen, Migranten und Flüchtlinge eine aktive Rolle bei der Gestaltung des eigenen Lebens und der Gestaltung unseres Gemeinwesens wahr. AMFN arbeitet, vernetzt mit einer Vielzahl von Mitglieds- organisationen, auf kommunaler Ebene und Landesebene mit den Fachdiensten zusammen. So schafft das MigrantenElternNetzwerk Niedersachsen durch den Aufbau von landesweiten regio- nalen Strukturen Möglichkeiten für zugewanderte Eltern, sich zu organisieren. Seit Projektbeginn im Jahr 2011 wurden in Braunschweig, Oldenburg, Hannover, Peine, Göttingen, Lüneburg und Hildes- heim regionale Elternnetzwerke gegründet, die jeweils kommunal verankert sind, aus einer Vielzahl verschiedener Vereine und Initiativen bestehen und ebenfalls ihr ländliches Umfeld mit einbezie- hen. Für das Jahr 2015 ist die Gründung weiterer regionaler Netzwerke in Vorbereitung. Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3028 13 Zweimal jährlich findet im Rahmen des im Jahr 2012 gegründeten „Forum der Strategischen Partner “ ein Treffen mit den relevanten Landesministerien und den einschlägigen Institutionen aus dem Bildungs- und Schulbereich statt. Zu 7: Verlässliche Aussagen zu der Frage, „Welche Unterschiede gibt es hinsichtlich der Herkunftsländer der Migrantinnen und Migranten im Hinblick auf den Grad und die Art der Aktivität der Migrantenor- ganisationen?“ können vonseiten der Landesregierung nicht getroffen werden. Hierzu liegen der Landesregierung keine Erhebungen oder Untersuchungen vor. Beobachtbar ist lediglich, dass Mig- rantinnen und Migranten aus den Herkunftsländern Türkei und Iran, zum Teil auch aus den arabi- schen Ländern sowie aus dem subsaharischen Afrika, in Niedersachsen über feste, langjährige Verbandsstrukturen verfügen. Migrantenorganisationen aus dem romanischen Sprachraum sowie den Folgestaaten der Sowjetunion, den Folgestaaten der Bundesrepublik Jugoslawien und anderen Regionen sind dagegen weniger stark repräsentiert. Verlässliche Aussagen zu der Frage, „Wie verhält es sich in diesem Zusammenhang mit der Parti- zipation von Frauen in Migrantenselbstorganisationen?“ können vonseiten der Landesregierung ebenfalls nicht getroffen werden. Die Landesregierung sieht vor, mit geeigneten Bestimmungen in den Förderrichtlinien darauf einzuwirken, die Beteiligung von Frauen in den Migrantenorganisatio- nen zu fördern. Im Rahmenplan Geschlechtergerechtes Niedersachsen ist das Vorhaben „Profes- sionalisierung der Migrantenorganisationen“ verortet. Laut der AMFN sind die auf die Herkunftsländer bezogenen MSO vorwiegend im Rahmen ihrer Communities aktiv. Die Intensivität ihrer Arbeit und ihre Aktivitäten sind nicht abhängig von der Stärke und Zahl ihrer Communities, sondern hängen von ihren gesellschaftspolitischen und kultu- rellen Vorstellungen und Programmen ab. Es gibt auf das Herkunftsland bezogene Vereine, die sehr aktiv sind und sich in einem Prozess der interkulturellen Öffnung befinden. Dies ist aus Sicht der AMFN zu begrüßen und gesellschaftspoli- tisch notwendig. Nach Beobachtung der AMFN haben sich in den letzten Jahren die Migrantinnen organisatorisch entwickelt. Es entstanden einige Initiativen auf Landes- und Bundesebene. Die AMFN sieht hier ei- nen Handlungsbedarf, die Migrantinnenorganisationen bewusst zu fördern und intensiver zu unter- stützen. Daher bietet die AMFN speziell zur Förderung von Migrantinnen Vereinen und Initiativen Professionalisierungsangebote und Fortbildungen an. Dies förderte auch den Gründungsprozess einiger Migrantinnenorganisationen in Niedersachsen. AMFN sieht auch die Notwendigkeit der Un- terstützung von Migrantinnen in Leitungs- und Führungspositionen der Migrantenorganisationen und fördert dies. Nach Einschätzung des NIR treten in manchen Kulturkreisen Frauen und Männer gleichermaßen öffentlich auf, bei einigen wiederum bleiben Frauen lieber im Hintergrund, aber die Aktivitäten der Organisationen können ohne aktive Beteiligung der Frauen im Verein nicht laufen. Es ist eine Frage der Rollenverteilung im Verein. Den Vereinen geht es umso besser, je mehr Frauen sich an der Vereinsarbeit beteiligen. So gibt es auch Vereine, wie „Afghanisches Frauennetz“, deren Mitglieder ausschließlich Frauen sind. Laut Studien aber sind türkischstämmige Migrantinnen besonders auf der politischen Ebene stärker aktiv und besser vernetzt als andere. Nach außen sichtbar sind si- cherlich mehr Männer als Frauen aktiv, dies ist aber in der einheimischen Bevölkerung genauso. Im NIR wird bei der Besetzung von Positionen strikt auf eine paritätische Besetzung geachtet. Der NIR ist heterogen geprägt, es gibt keine dominierende Ethnie. Diese Einstellung wird vom NIR auch an die Kommunen und Migrationsorganisationen weitergegeben. Zu 8: Migrantenorganisationen treten in der Regel als nach dem Vereinsrecht eingetragene Vereine auf. Zu 9: Eltern tragen eine besonders große Mitverantwortung für die Zukunft ihrer Kinder. Familiäre Bil- dungsressourcen, sozioökonomische Faktoren und die Erziehung wirken sich in erheblichem Maße Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3028 14 auf den Bildungserfolg der Kinder aus. Gerade Schülerinnen und Schülern mit Zuwanderungsge- schichte aber fehlen die nötigen familiären Unterstützungsstrukturen häufig, z. B. weil ihre Eltern aufgrund mangelnden Systemwissens, fehlender eigener Bildungsressourcen oder unzureichender Deutschkenntnisse nicht in der Lage sind, sie in der erforderlichen Weise zu fördern 1 . Hier sind Migrantenorganisationen wichtige Vermittler. Sie sind besser als etablierte Bildungsträger in der Lage, die Eltern aus ihrer Community zu erreichen und gezielt zu informieren, denn sie gelten als vertrauenswürdige Kommunikatoren in ihren Netzwerken und können andere und erfolgreichere Zugangswege nutzen. Um die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen mit Zuwanderungs- geschichte zu verbessern und den Bedürfnissen von Familien mit Zuwanderungsgeschichte zu ent- sprechen, nutzen Migrantenorganisationen verschiedene methodische Ansätze interkultureller, ko- operativer Elternarbeit wie z. B. Seminare, Einsatz von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren oder Elterninformationsveranstaltungen. Durch Angebote interkultureller und kooperativer Elternarbeit können Migrantenorganisationen einen wertvollen Beitrag dazu leisten, die Bildungsressourcen von Familien mit Zuwanderungsgeschichte auszuschöpfen und zu erweitern. Zu 10: Migrantenorganisationen können bei der angestrebten Entwicklung hin zur Willkommensgesell- schaft helfen und Zuwandernden einen Rückhalt und eine Unterstützung in ihrer neuen Heimat bie- ten. Sie können diese in dem Prozess des Einfindens in die deutsche Gesellschaft unterstützen. Die Migrantenorganisationen bieten muttersprachliche Kontakte, Beratung und Informationen. Zu- wandernde sowie in Niedersachsen lebende Personen mit Zuwanderungsgeschichte profitieren bei ihrem Berufseinstieg oder der beruflichen Orientierung von den gegebenenfalls bestehenden Erfah- rungen, Hinweisen und Kontakten der Migrantenorganisationen. Cornelia Rundt 1 Siehe hierzu: Veröffentlichung des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration „Migrantenorganisationen in der kooperativen Elternarbeit“, 2014. (Ausgegeben am 03.03.2015)