Niedersächsischer Landtag  17. Wahlperiode Drucksache 17/3030 1 Antwort auf eine Kleine schriftliche Anfrage - Drucksache 17/2371 - Wortlaut der Anfrage der Abgeordneten Jan-Christoph Oetjen, Dr. Gero Hocker und Hermann Grupe (FDP), eingegangen am 18.11.2014 Niedersachsen - Pferdeland Nummer eins? Niedersachsen wird gern als Pferdeland Nummer eins bezeichnet. Das Pferd ist in Niedersachsen nicht nur schützenswertes Kulturgut, sondern auch ein ernstzunehmender Wirtschaftsfaktor. Laut der Deutschen Reiterlichen Vereinigung kommt auf drei Pferde ein Arbeitsplatz. Der Reitsportmarkt ist ein Wachstumsmarkt. In Niedersachsen betrifft dies nicht nur die Sparten Zucht und Verkauf, sondern auch angrenzende Branchen wie Futtermittelhersteller, Ausrüster und Dienstleister, aber auch das Baugewerbe oder den Tourismus. Viele Bundesländer haben das Potenzial der Pferde- wirtschaft bereits erkannt, so plant z. B. der Berliner Senat, durch die Wiederbelebung von Tradi- tionsturnieren und die Förderung des Breitensports die Bundeshauptstadt wieder zur Pferdemetro- pole auszubauen. Noch genießt Niedersachsen in der Pferdebranche einen guten Ruf und kann auf ansässiges pfer- debezogenes Wissen und Können setzen. Dennoch gab es in jüngster Vergangenheit Meldungen, wonach die Pferdewirtschaft und der Pferdesport in Niedersachsen zurückgehen. Danach sinkt die Zahl der Mitglieder von Reitvereinen in Niedersachsen stetig. Auch die Zahl der Pferdezüchter ist seit 2009 um ca. 30 % gesunken. Öffentlichkeitswirksamste Zeichen für diese Entwicklung sind die Beendigung von Reitsportveran- staltungen wie der German Classics in Hannover und des Dressurfestivals in Lingen. Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung: 1. Ist Niedersachsen aus Sicht der Landesregierung ein Pferdeland, und, wenn ja, warum? 2. Was tut die Landesregierung, damit Niedersachsen Pferdeland bleibt? 3. Wie viele Reitvereine gibt es in Niedersachsen, und wie hat sich ihre Zahl seit 2000 verändert (bitte nach Jahren aufschlüsseln)? 4. Wie viele Pensionsställe gibt es in Niedersachsen, und wie hat sich ihre Zahl seit 2000 verän- dert (bitte nach Jahren aufschlüsseln)? 5. Wie hat sich die Zahl der Neuanmeldungen in den Reitvereinen seit 2000 verändert? 6. Wenn sich die Zahl der Neuanmeldungen verringert hat, wie bewertet die Landesregierung das? 7. Welche Maßnahmen zur Förderung sieht die Landesregierung für die Reit-, Fahr- und Volti- giervereine vor? 8. Wie bewertet die Landesregierung die Absage des Dressurfestivals in Lingen? 9. Wie bewertet die Landesregierung die Bekanntgabe, die German Classics nicht mehr in Han- nover stattfinden zu lassen? 10. Was hat die Landesregierung getan, um diese Veranstaltungen zu erhalten? 11. Wie bewertet die Landesregierung die Bedeutung der Absage der beiden Traditionsturniere für die Nachwuchsgewinnung im Reitsport? 12. Inwieweit sieht die Landesregierung das Pferd als Wirtschaftsfaktor für das Land Niedersach- sen an, und woran macht sie das fest? Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3030 2 13. Wie hoch ist der Umsatz der Pferdewirtschaft in Niedersachsen, und wie hat er sich seit 2000 verändert (bitte nach Jahren und Sparten aufschlüsseln)? 14. Gibt es grenzüberschreitende Projekte zur Förderung des Pferdesports und der Pferdewirt- schaft, beispielsweise mit den Niederlanden oder dem Land Nordrhein-Westfalen? 15. Wie hat sich die Zahl der Bedeckungen pro Jahr in den Deckstationen des Niedersächsischen Landgestüts seit 2000 verändert (bitte nach Jahren und Deckstationen aufschlüsseln)? 16. Wie hoch ist der Umsatz des Niedersächsischen Landgestüts, und wie hat er sich seit 2000 verändert (bitte nach Jahren aufschlüsseln)? 17. Welche Berufsausbildungen kann man am Landgestüt Celle erhalten, und wie haben sich die Ausbildungszahlen seit 2000 verändert (bitte nach Ausbildungsberuf aufschlüsseln)? 18. Inwieweit ist der Erhalt des Masterstudienganges Pferdewissenschaften an der Uni Göttingen gesichert? 19. Inwieweit ist der Erhalt des Studienschwerpunkts Pferdemanagement an der Hochschule Os- nabrück gesichert? 20. Inwieweit ist die Ausbildung der Reitlehrer in Niedersachsen gesichert? 21. Welchen Wert hat das Pferd für die Tourismusbranche in Niedersachsen? 22. Wie fördert die Landesregierung den Reittourismus in Niedersachsen, und plant die Landes- regierung weitergehende Maßnahmen in diesem Bereich? 23. Wie bewertet die Landesregierung die Zukunft des Reittourismus in Niedersachsen? 24. Wie hoch waren die Übernachtungszahlen beim Reittourismus in Niedersachsen im vergan- genen Jahr, und wie haben sich diese Zahlen seit 2000 verändert (bitte nach Jahren sowie nach Bett+Box-Tourismus und klassischem Reittourismus aufschlüsseln)? 25. Wie viele Reiterhöfe und Reiterhotels gibt es in Niedersachsen, und wie hat sich deren Zahl seit 2000 verändert (bitte nach Jahren sowie nach Kreisen aufschlüsseln)? 26. Wie viele Wanderreitstationen gibt es in Niedersachsen? 27. Wie viele Kilometer Reitwege gibt es in Niedersachsen? 28. Wie hat sich das Reitwege- und Reittourennetz seit 2000 in den einzelnen Landkreisen entwi- ckelt (bitte nach Kreisen aufschlüsseln)? 29. Wie viele Berittführer gibt es in Niedersachsen? 30. Inwieweit ist die Ausbildung der Berittführer in Niedersachsen gesichert? 31. Wie viele Wanderreitführer gibt es in Niedersachsen? 32. Inwieweit ist die Ausbildung der Wanderreitführer in Niedersachsen gesichert? 33. Inwieweit fördert die Landesregierung diese Projekte und mit welchen Mitteln? 34. Inwieweit setzt sich die Landesregierung im Rahmen des NDR für eine bundesweite Bericht- erstattung über Pferdesportereignisse ein? 35. Inwieweit setzt sich die Landesregierung im Rahmen des VW-Konzerns für die Erhaltung des Sponsorings im Pferdesport ein? (An die Staatskanzlei übersandt am 24.11.2014) Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3030 3 Antwort der Landesregierung Niedersächsisches Ministerium Hannover, den 22.02.2015 für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz - 103.2-01425-114 - Die Kleine Anfrage beantworte ich namens der Landesregierung wie folgt: Zu 1: Niedersachsen ist nach wie vor das Pferdeland Nummer 1. Mit rund 197 000 registrierten Pferden liegt es zwar „nur“ auf Platz 2 bei den absoluten Tierzahlen, dennoch muss das Attribut „Nr. 1“ selbstverständlich qualitativ bewertet werden. So sind allein zehn der 37 in Deutschland anerkann- ten Pferdezüchtervereinigungen in Niedersachsen ansässig. Bei diesen waren 2013 gut 20 000 Zuchtpferde eingetragen, was ca. 35 % des bundesdeutschen Zuchtpferdbestandes entspricht und als Synonym für die große Qualität der Pferdezucht in Niedersachsen gewertet werden muss. Letz- teres drückt sich auch in der Weltrangliste der World Breeding Federation for Sporthorses aus, auf der niedersächsische Zuchtverbände wie der Hannoveraner Verband e. V. oder der Verband der Züchter des Oldenburger Pferdes e. V. sowohl in der Dressur als auch im Springsport und der Viel- seitigkeitsreiterei seit vielen Jahren zu den erfolgreichsten Verbänden weltweit zählen (z. B. aktuell Platz 2 bzw. 5 in der Weltrangliste Dressur). Zu 2: Die Landesregierung ist sich der Bedeutung als Pferdeland sehr bewusst und bringt dies in vielerlei Hinsicht zum Ausdruck. Dabei ist zunächst die Unterhaltung des Niedersächsischen Landgestüts Celle zu nennen, das nicht nur durch die Bereitstellung qualitativ hochwertiger Vatertiere richtung- weisende Akzente für eine erfolgreiche Pferdezucht setzt, sondern zugleich als wichtiger Werbeträ- ger für niedersächsische Pferde gilt und einen unschätzbaren Wert für die Pferdezucht Niedersach- sens darstellt. Insofern lässt die Landesregierung auch keinen Zweifel daran, auch künftig für den Erhalt des Landgestüts einzutreten. Eine ähnliche Zielrichtung verfolgt auch die wiederholte Förderung eines Messeauftritts, bei der sich niedersächsische Züchtervereinigungen und Organisationen gemeinsam unter einem Dach auf der weltgrößten Messe des Pferdesports - der Equitana in Essen - der Öffentlichkeit präsentieren und damit bislang ein sehr gutes Feedback in der medialen Berichterstattung erzielen konnten. Eine weitere wichtige Maßnahme, die sich erst auf den zweiten Blick erschließt, ist die Unterstüt- zung der Leistungsprüfungen. Pferdezucht kann nur dann erfolgreich sein, wenn verlässliche und umfangreiche Daten vorliegen, auf deren Basis züchterische Entscheidungen getroffen werden. Nur so kann es gelingen, qualitätsvolle Pferde zu züchten, die letztlich die Arbeitsplätze dauerhaft und nachhaltig auch in den strukturschwächeren Regionen, in denen viele Pferdezüchter beheima- tet sind, sichern. Aber auch die Fördermaßnahmen im Rahmen der ländlichen Entwicklung, der Regionalförderung oder der regionalen Strukturpolitik bieten entsprechende Ansätze für die Pferd- haltung. Darüber hinaus – gewährt das Land Niedersachsen sogenannte Zuchterhaltungsprämien für vom Aussterben be- drohte und in Niedersachsen beheimatete Pferderassen und – ermöglicht es Pferdehaltern, an der Ausweitung und Aufstockung von Agrarumweltmaßnahmen zu partizipieren. Abschließend wird auf ideelle Maßnahmen verwiesen, wie z. B. die Übernahme von Schirmherr- schaften pferdesportlicher Veranstaltungen oder deren Besuch durch Mitglieder der Landesregie- rung, die Nutzung von Gespannen aus dem Landgestüt bei öffentlichen Auftritten der Landesregie- rung u. a. m. Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3030 4 Zu 3: Die Zahl der Reitvereine ist in den vergangenen 15 Jahren von 907 auf 1 022 angestiegen, was ei- nem Zuwachs von 12,7 % bzw. 115 Vereinen entspricht. Den einzelnen Jahren zuzuordnende An- gaben sind Tabelle 1 zu entnehmen. Tabelle 1: Zahl der Reit- und Fahrvereine sowie deren Mitgliederzahlen seit 2000 (Stand jeweils 01.01. d. J., Quellen: Jahresberichte FN und Statistik LSB/LFV) Jahr Vereine Mitglieder 2000 907 133 757 2001 919 137 112 2002 944 138 393 2003 953 138 458 2004 960 139 740 2005 978 139 192 2006 998 139 684 2007 1 001 140 097 2008 1 006 139 795 2009 1 024 140 709 2010 1 006 135 782 2011 1 041 135 572 2012 1 047 133 824 2013 1 034 132 848 2014 1 022 129 549 Zu 4: Es gibt keine amtlichen Statistiken - weder auf Landes- noch auf Kreisebene -, die eine Beantwor- tung der gestellten Fragen ermöglichen. Zu 5: Die Zahl der 2014 in Reitvereinen organisierten Mitglieder hat gegenüber dem Jahr 2000 lediglich einen Rückgang von 3,35 % (4 208 Personen) erfahren. Dies entspricht einer jährlichen Verringe- rung von 0,24 %. Den einzelnen Jahren zuzuordnende Angaben sind Tabelle 1 zu entnehmen. Zu 6: Der Rückgang im Zeitraum 2000 bis 2014 in Höhe von insgesamt 3,35 % (4 208 Personen) stellt aus Sicht der Landesregierung keinen grundsätzlichen Anlass zur Besorgnis dar. Eine Betrachtung des Segments der Veränderungen von 2009 bis 2014 mit einem Minus von rund 10 000 Personen lässt jedoch aufmerksam werden. Da ähnliche Entwicklungen in diesem Zeitraum auch in anderen Sportarten zu beobachten sind, muss vermutet werden, dass neben allgemeinen Ursachen, wie z. B. dem demografischen Wandel, die Einführung des G8 hier einen erheblichen Einfluss gehabt hat. Insofern besteht die Hoffnung, dass die von der Landesregierung beschlossene Wiedereinfüh- rung des G9 auch für die Entwicklung des Reitsports positive Signale setzen wird. Zu 7: Nach dem Niedersächsischen Sportfördergesetz gewährt das Land dem Landessportbund (LSB) jährlich eine Finanzhilfe in Höhe von 31,5 Millionen Euro. Diese Mittel hat der LSB u. a. zur Förde- rung des Sports in den in ihm zusammengeschlossenen Sportvereinen und Sportverbänden einzu- setzen. Der Niedersächsische Reiterverband als Fachverband des Pferdesports im LSB erhält aus den Finanzhilfemitteln für seine Pferdesportverbände Hannover und Weser-Ems und die im LSB organisierten niedersächsischen Pferdesportvereine (Reit-, Fahr- und Voltigiervereine) ein jährli- ches Mittelkontingent. Bei der Mittelvergabe hat der LSB insbesondere die Mitgliederzahlen, die Vielfalt und die soziale Bedeutung des sportlichen Angebots sowie den Umfang der Tätigkeit der anerkannten Sportorganisationen zu berücksichtigen. Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3030 5 Zu 8 und 9: Sowohl das Dressurfestival in Lingen als auch die German Classics wurden aufgrund fehlender Sponsorengelder abgesagt. Potenzielle Geldgeber haben sich von beiden Turnieren distanziert, weil das Interesse renommierter Fernsehsender vermisst wurde. Die Landesregierung bedauert dies, weil beide Veranstaltungen mit einem internationalen und hochkarätigen Teilnehmerfeld auf- warten konnten und damit als wichtige Pferdesportveranstaltungen in Niedersachsens galten. Zu 10: Die Landesregierung hat in der Vergangenheit aus Gründen der Gleichbehandlung private (Pferde- sport-)Veranstaltungen nicht finanziell unterstützt und beabsichtigt nicht, von dieser Linie abzuwei- chen. Vor diesem Hintergrund hätte die Landesregierung auch davon Abstand genommen, sowohl das Dressurfestival in Lingen als auch die German Classics in Hannover mit Landesmitteln zu sponsern, wenn - wie nicht erfolgt - eine Bitte um Unterstützung an sie herangetragen worden wä- re. Zu 11: Die Nachwuchsgewinnung ist durch den Wegfall der beiden Veranstaltungen nicht gefährdet, weil diese auf der Grundlage der verbandlichen Leistungssportkonzepte zusammen mit Kreis- und Be- zirksfachverbänden und im Umfeld der etablierten Turniersport- und Ausbildungsbetriebe erfolgt. Die Zahl der Veranstaltungen und damit die Wettbewerbsmöglichkeiten für den Nachwuchs sind stabil und insgesamt nicht rückläufig. Zu 12: Laut einer Studie des Meinungsforschungsinstitutes ISPOS aus den Jahren 2001/2002 generieren drei bis vier Pferde einen Arbeitsplatz. Dies bedeutet, dass in Niedersachsen rund 50 000 Men- schen ihren Lebensunterhalt direkt oder indirekt durch Pferdezucht und Pferdesport verdienen, was für das Land zweifellos einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellt. Zu 13: Es gibt keine amtlichen Statistiken bzw. Auswertungen, die eine Beantwortung der gestellten Frage ermöglichen. Nach Schätzungen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung beträgt der Umsatz der Pferdwirtschaft in Deutschland bei einem Pferdebestand von 1,2 Millionen Tieren (Stat. Bundesamt Wiesbaden) mindestens 5 Milliarden Euro. Daraus lässt sich für Niedersachsen mit rund 195 000 Pferden (=16,25 %) ein Umsatz von mind. 825 Millionen Euro ableiten. Aufgrund der Tatsache, dass etwa 35 % aller deutschen Zuchttiere in Niedersachsen stehen, ist jedoch davon auszugehen, dass der Umsatz eher bei rund 1 Millarde liegen dürfte. Dies wird auch durch die hiesige Pferde- wirtschaft so kommuniziert. Zu 14: Im Rahmen eines 2014 initiierten Projektes mit der Bezeichnung „Wirtschaftsfaktor Pferd - Potenzi- ale und Entwicklungsperspektiven in der EUREGIO“ wurde die Eignung der deutsch-niederlän- dischen Grenzregion EUREGIO, welches das Osnabrücker Land, die Grafschaft Bentheim, südli- che Teile des Landkreises Emsland, das Münsterland, sowie die Niederländischen Regionen Twen- te und Achterhoek umfasst, als „Top Cluster Pferdewirtschaft“ analysiert. Hieraus entwickelte sich das aktuelle Projekt „Equine Crossborder Cluster“ mit dem Ziel, ein deutsch-niederländisches Netzwerk im Euregio-Gebiet zu gründen. Beide Projekte wurden bzw. werden von der Hochschule Osnabrück begleitet. International tätig ist auch der in Thedinghausen bei Verden ansässige Industrieverbund German Horse Industry, der mit seinen bundesweit ansässigen Mitgliedern und Gesellschaftern u. a. auch Projekte durchführt, die auf internationale Märkte abzielen. Grenzüberschreitend tätig ist ebenfalls das Netzwerk Pferdewissen, eine Kooperation zwischen verschiedenen deutschen Hochschulen bzw. Universitäten, der Berner Fachhochschule und der Hochschule Van Hall Larenstein (NL). Niedersachsen ist im Netzwerk mit der Georg-August-Uni- versität Göttingen sowie der Hochschule Osnabrück vertreten. Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3030 6 Darüber hinaus betreiben niedersächsische Zucht- und Sportorganisationen sowie das Landgestüt Celle verschiedene Kooperationen mit Organisationen und Einrichtungen außerhalb Niedersach- sens oder sind selbst auf den dortigen Märkten tätig. Beispielhaft sei hier die Kooperation des hie- sigen Landgestüts mit dem Landgestüt Warendorf, die Gründung von Tochterverbänden des Han- noveraner Verbandes oder des Oldenburger Verbandes im Ausland oder deren intensiven Han- delsbeziehungen nach Übersee genannt. Aus den vorstehenden Ausführungen wird deutlich, dass es eine Vielzahl von Aktivitäten gibt, die der Weiterentwicklung sowohl der niedersächsischen Pferdezucht als auch des damit untrennbar verbundenen Pferdesports dienlich sind und das Know-how im Pferdeland Niedersachsen hierbei maßgebliche Akzente setzt. Zu 15: Die Zahl der Bedeckungen hat sich von 6 976 im Jahr 2000 auf 4 466 Bedeckungen in 2014 redu- ziert. Eine genaue Aufschlüsselung nach Jahren und Stationen ist der als Anlage beiliegenden Ta- belle 2 zu entnehmen. Zu 16: Der Umsatz (Einnahmen) des Niedersächsischen Landgestüts Celle ist Tabelle 3 zu entnehmen. Frühere Aufzeichnungen sind nicht mehr verfügbar, da die gesetzlich vorgeschriebenen Aufbewah- rungsfristen lediglich einen Zeitraum von zehn Jahren umfassen. Tabelle 3: Gesamteinnahmen des Landgestüts Celle in den Jahren 2004 bis 2014 Jahr Einnahmen 2004 5 370 020,15 2005 5 508 661,17 2006 5 340 702,71 2007 4 683 704,31 2008 4 691 195,89 2009 3 986 649,71 2010 3 520 438,16 2011 4 485 422,00 2012 3 406 367,30 2013 3 223 358,32 2014 2 877 445,21 Zu 17: Das Landgestüt Celle bildet Pferdewirte mit den Ausbildungsschwerpunkten „Zucht“, „Haltung und Service“ sowie „Reiten“ aus. Seit dem Jahr 2000 liegt die Zahl der Ausbildungsplätze bei konstant 13. Um diese möglichst gleichmäßig auf beide Ausbildungsjahre zu verteilen, werden üblicherweise im jährlichen Wechsel jeweils sechs bzw. sieben Auszubildende eingestellt. Zu 18: An der Universität Göttingen wird der Masterstudiengang Pferdewissenschaften/M.Sc. angeboten. Nach leicht rückläufigen Anfängerzahlen zum Wintersemester 2012/2013 und 2013/2014 mit 13 bzw. 14 Einschreibungen haben sich zum Wintersemester 2014/2015 nach ersten Erhebungen 24 Studierende eingeschrieben. Es ist nicht geplant, das Studienangebot einzustellen. Zu 19: An der Hochschule Osnabrück wird der Studienschwerpunkt Pferdemanagement innerhalb des Ba- chelorstudiengangs Landwirtschaft/B.Sc. angeboten. Der Schwerpunkt wird pro Jahr von ca. 17 Studierenden gewählt. Es ist nicht geplant, das Studienangebot einzustellen. Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3030 7 Zu 20: Die Ausbildung der Amateur-Reitlehrer (Trainer Reiten A/B/C) ist über das Angebot der Landesreit- schule Hoya, der Landeslehrstätte Weser-Ems in Vechta und ergänzenden dezentralen Ausbil- dungsangeboten Trainer C/Trainer B sichergestellt. Gleiches gilt für die Ausbildung von Berufsreitlehrern (Pferdewirtschaftsmeister - Teilbereich Reit- ausbildung), welche durch entsprechende Fortbildungsangebote für die Pferdewirte der Fachrich- tung „Klassische Reitausbildung“ durch die Landwirtschaftskammer Niedersachsen gewährleistet wird. Zu 21: Eine Einschätzung der Bedeutung des Reittourismus in Niedersachsen hat die Landesregierung bereits in der Unterrichtung vom 08.05.2013 in der Drs. 17/155 zu dem Beschluss des Landtages vom 07.11.2012 zu Drs. 16/5389 vorgenommen. An dieser Bewertung hat sich nichts geändert. Der Reittourismus wird als „special interest“-Thema mit einem vergleichsweise geringen Marktvolumen angesehen. Folgerichtig gehört der Reittourismus nicht zu den intensiv beworbenen Urlaubsthemen des Reiselandes Niedersachsen. Niedersachsen erzielt aus Kundensicht eine gute Bewertung als Reiturlaubsziel. Maßgeblich dafür sind erfolgreiche touristische Angebote und eine Vielzahl hoch- professioneller und -qualitativer Reiterhöfe. Zu 22: Zu bestehenden Fördermöglichkeiten ist ebenfalls in der Unterrichtung vom 08.05.2013 in der Drs. 17/155 ausgeführt worden, dass im Rahmen der EU-Förderperioden 2000 bis 2006 und 2007 bis 2013 eine Förderung von reittouristischen Infrastrukturen möglich war. Im Rahmen der einzel- betrieblichen Investitionsförderung ist die Errichtung und Erweiterung von Reiterhöfen und Reitho- tels grundsätzlich förderfähig. Voraussetzung einer Förderung ist, dass die Qualitätskriterien der Hotelförderung erfüllt, ein tragfähiges Unternehmenskonzept und ein schlüssiger Businessplan vor- gelegt werden. Die Förderangebote des Landes sind allerdings in der abgelaufenen Förderperiode nicht in Anspruch genommen worden. Die Landesregierung beabsichtigt, auch im Rahmen der EU- Förderperiode 2014 bis 2020 vergleichbare Fördermöglichkeiten anzubieten. Soweit es um den Einsatz von EFRE-Mitteln geht, steht dies allerdings noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung des operationellen Programms durch die EU-Kommission. Zu 23: Es gibt eine gute Marktpositionierung Niedersachsens im Reittourismus. Es wird keine größere Ausweitung des Angebotes und damit auch kein signifikanter Zugewinn von Marktanteilen erwartet. Zu 24: Die vom Landesamt für Statistik Niedersachsen erhobene Statistik über die Beherbergung im Rei- severkehr unterscheidet nicht nach Reisemotiven und -arten, sondern erfasst die Zahl der Ankünfte und Übernachtungen. Die Frage ist daher nicht zu beantworten. Auch die Arbeitsgemeinschaft Ur- laub und Freizeit auf dem Lande e. V. konnte keine Aussage zu den auf das Angebot „Bett & Box“ entfallenden Übernachtungszahlen treffen. Vorbemerkung zu den Fragen 25 bis 28: Es gibt keine amtlichen Statistiken, weder auf Landes- noch auf der Kreisebene, die eine Beantwor- tung der gestellten Fragen ermöglichen. Eine Abfrage bei den Landkreisen hat nur in Teilbereichen Aussagen geliefert. Teilweise haben die regionalen Tourismusorganisationen die dort vorhandenen Daten geliefert. Die daraus insgesamt abzuleitenden Zahlen sind für die Landesregierung nicht nachprüfbar und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Eine vollständige Analyse des reit- touristischen Angebotes ist nur durch Beauftragung einer entsprechenden gutachterlichen Untersu- chung möglich. Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3030 8 Zu 25: Tabelle 4: Anzahl Reiterhöfe/Reithotels in einigen Landkreisen Niedersachsens Landkreis Anzahl Reiterhöfe/ Reithotels Celle 35 Cloppenburg 5 Goslar 5 Grafschaft Bentheim 19 Heidekreis 57 Lüchow-Dannenberg 9 Lüneburg 10 Schaumburg 9 Uelzen 20 Wesermarsch 28 Summe 197 Eine Entwicklung bezogen auf das Basisjahr 2000 lässt sich aus den vorliegenden Daten in Tabel- le 4 nicht beschreiben. Die Arbeitsgemeinschaft Urlaub und Freizeit auf dem Lande e. V. hat für das Jahr 2013 insgesamt 251 „Bett & Box“-Betriebe gemeldet, 2000 gab es 68 Betriebe. Die „Bett & Box“-Betriebe sind häufig in den Landkreiszahlen mit abgebildet. Zu 26: Die Landkreise haben insgesamt 60 Wanderreitstationen gemeldet. Zu 27: Die Landkreise haben insgesamt 1 172,5 km ausgeschilderte Reitwege gemeldet. Zu 28: Eine Entwicklung der Reitwege- und Reittourennetze in den Landkreisen bezogen auf das Basis- jahr 2000 lässt sich aus den Angaben der Landkreise nicht darstellen. Zu 29: In Niedersachsen wurden im Zeitraum 1980 bis 2013 insgesamt 925 FN-Berittführer (bundesweit: 12 080 Personen) ausgebildet. Weitere Personen wurden durch Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland (VFD) sowie die Deutsche Wanderreiter-Akademie geschult, auf Nieder- sachsen bezogene Zahlen liegen von diesen Organisationen jedoch nicht vor. Zu 30: Die Ausbildung der Berittführer kann in Niedersachsen ohne Probleme durch die der FN ange- schlossenen Pferdesport-Verbände Hannover und Weser-Ems e. V. sowie durch die VFD bewältigt werden. Allerdings macht die geringe Nachfrage in den letzten Jahren deutlich (seit 2009 Ausbil- dung von lediglich 29 FN-Berittführern), dass der Bedarf offenbar weitgehend gedeckt ist. Zu 31: Der FN-Wanderreitführer wurde bundesweit im Jahr 2000 eingeführt - bisher wurden bundesweit 146 FN-Wanderreitführer ausgebildet, in Niedersachsen bisher lediglich zwei. Die Schwerpunkte liegen hier - dem Bedarf entsprechend - in Bayern und Hessen. Zu 32: Die Ausbildung der Wanderreitführer kann auch bei deutlich höherer Nachfrage in Niedersachsen ohne Probleme durch die der FN angeschlossenen Pferdesport-Verbände Hannover und Weser- Ems e. V. sowie durch die VFD bewältigt werden. Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3030 9 Zu 33: Die FN-Ausbildungsgänge auf der Grundlage der DOSB-Vorgaben sind Teil des Lehrarbeits- Angebotes des Fachverbandes - hier des Niedersächsischen Reiterverbandes e. V. - und können daher aus Mitteln des LSB Niedersachsen über den Fachverband gefördert werden. Zu 34: Vor dem Hintergrund der garantierten Staatsfreiheit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist eine Einflussnahme der Landesregierung auf die Programmgestaltung des NDR grundsätzlich abzu- lehnen. Da der LSB ein Mitglied in den Rundfunkrat des NDR entsendet, wäre es den Pferdesport- organisationen möglich, über diesen Weg eine entsprechende Sensibilisierung der Programmge- stalter zu forcieren. Zu 35: Die Landesregierung hat weder über die Landesbeteiligung an der Volkswagen AG noch über die beiden Mandate im Aufsichtsrat der Volkswagen AG die Möglichkeit, Sponsoring-Aktivitäten des Konzerns unmittelbar zu beeinflussen. Die Entscheidungen über ein Sponsoring werden unterneh- mensintern getroffen. Im Bereich Pferdesport wurde zuletzt im Jahr 2012 eine entsprechende An- frage eines Veranstalters an die Staatskanzlei gerichtet, die zuständigkeitshalber an die Volkswa- gen AG weitergeleitet wurde. Erkenntnisse darüber, ob es letztlich zu einem Sponsoring kam, lie- gen hier nicht vor. Christian Meyer Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3030 10 Anlage Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3030 11 (Ausgegeben am 03.03.2015)