Niedersächsischer Landtag  17. Wahlperiode Drucksache 17/3091 1 Antwort auf eine Kleine schriftliche Anfrage - Drucksache 17/2279 - Wortlaut der Anfrage des Abgeordneten Frank Oesterhelweg (CDU), eingegangen am 30.10.2014 Die Douglasie - „Fremder Baum“ oder „Baum der Zukunft“? Die Welt am Sonntag, Ausgabe 42 vom 19. Oktober 2014, berichtet auf der Seite 6 unter der Über- schrift „Fremder Baum“ über die Douglasie und den politischen Umgang mit diesem Baum in Nie- dersachsen. Der Autor Ulrich Exner schreibt u. a. „dem grünen Landwirtschaftsminister Christian Meyer gilt die Douglasie als fieser Fremdling“, und: „Gefördert werden nur noch reinrassig deutsche Wälder.“ Weiter schreibt Exner: „Das klingt nicht nur diskriminierend, das ist es auch. Aus Sicht des Verbandes niedersächsischer Waldbesitzer zugleich ein willkürlicher Akt waldwirtschaftlicher Dummheit“. Laut Artikel sind sich der Verband der niedersächsischen Waldbesitzer ebenso wie die Fachleute der Niedersächsischen Landesforsten sicher, die Douglasie verbessere nachhaltig die Qualität der Böden, auf denen sie stehe, und sei eine „nicht zu vernachlässigende Option zur Anpassung der heimischen Wälder an den Klimawandel“. Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung: 1. An welchen Standorten und in welcher Größenordnung wächst die Douglasie in Niedersach- sens Wäldern? 2. Seit wann gibt es die Douglasie in Niedersachsens Wäldern? 3. Trifft es zu, dass die in Nordamerika heimische Douglasie vor der jüngsten Eiszeit auch in Eu- ropa und auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands zu Hause war? 4. Wie beurteilt die Landesregierung die wirtschaftliche Bedeutung bzw. das wirtschaftliche Po- tenzial der Douglasie? 5. Wie beurteilt die Landesregierung das ökologische Potenzial der Douglasie hinsichtlich Klima- stabilität und Standortverbesserung? 6. Welche wissenschaftliche Expertise führt dazu, dass die Landesregierung die Douglasie bzw. deren forstwirtschaftliche Förderung kategorisch ablehnt? 7. Inwieweit unterstützt die Landesregierung Forschungsvorhaben, um Potenzial und Auswir- kungen des Anbaus der Douglasie zu ermitteln? (An die Staatskanzlei übersandt am 04.11.2014) Antwort der Landesregierung Niedersächsisches Ministerium Hannover, den 16.02.2015 für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz - 406-04033-218/2 - Die Douglasie (Pseudotsuga menziesii L.) ist eine Baumart, die ihre natürliche Verbreitung mit einer großen standörtlichen Variationsbreite in Nordamerika hat. Sie wurde erstmalig 1828 in England angebaut und fand wenig später über eine Baumschule in Flottbeck bei Hamburg auch in Deutschland und Mitteleuropa in Parkanlagen und Gärten Verbrei- Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3091 2 tung. Von etwa 1880 an wurde die Douglasie auch im Waldbau eingesetzt. Seit dieser Zeit beschäf- tigt sich auch das forstwissenschaftliche Versuchswesen mit dieser Baumart. Wegen ihrer breiten Standortvariabilität, ihrer Wüchsigkeit und Ertragskraft sowie ihrer Fähigkeit zur Klimaanpassung besitzt die Douglasie in der Waldbewirtschaftung eine hohe Anerkennung. Auf der anderen Seite darf nicht verkannt werden, dass die Douglasie aufgrund ihrer hohen Stand- ortvariabilität und Wuchskraft - als aus der Sicht des Naturschutzes nicht heimische Baumart - auch Risiken mit sich bringt. Sie wird daher vom Naturschutz sehr kritisch gesehen, weil sie auf boden- sauren Waldstandorten als invasiv eingestuft werden kann, d. h. ihr Potenzial auf diesen Standor- ten, andere heimische Baumarten zu verdrängen, kann als hoch eingestuft werden. Es kommt also in diesem Zusammenhang hinsichtlich der Verwendung der Baumart Douglasie in Beziehung auf andere standortheimische Baumarten sehr darauf an, auf welchen Standortverhältnissen die Doug- lasie Verwendung findet. Zwischen den forstwissenschaftlichen und den naturschutzfachlichen Bewertungen zur Baumart Douglasie gibt es bisher unterschiedliche Auffassungen. Fachgespräche wurden und werden auf Länder- und Bundesebene weiterhin geführt. Dieses vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage namens der Landesregierung wie folgt: Zu 1: Vor allem im nordwestdeutschen Flachland auf mittleren, frischen bis mäßig frischen Standorten wächst die Baumart Douglasie. Nach den Ergebnissen der Bundeswaldinventur 3 aus 2012 hat die Douglasie einen Anteil von 2 % an der Gesamtwaldfläche in Niedersachsen. Zu 2: Seit den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts gibt es die Baumart Douglasie in Niedersachsens Wäldern. Zu 3: Nach den Ergebnissen von geowissenschaftlichen und vegetationskundlichen Untersuchungen gab es die heutige Baumart Douglasie vor der jüngsten Eiszeit nicht in Europa und auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Es ist danach wahrscheinlich, dass eine Baumart, die mit der heutigen Douglasie verwandt war, vor der jüngsten Eiszeit in Europa vorkam. Zu 4: Landesweit gesehen liegt die Baumart Douglasie nach den Ergebnissen der Bundeswaldinventur 3 (2012) hinsichtlich ihres wirtschaftlichen Potenzials und ihrer Bedeutung neben der Fichte an der Spitze. Da die Douglasie allerdings nur einen Flächenanteil von 2 % besitzt, relativiert sich ihre ab- solute Bedeutung. Danach ist von erheblicher Bedeutung, wie ein zukünftiger Douglasienanbau aufgrund der v. g. Fragestellungen und des partiell invasiven Potenzials dieser Baumart auf der Grundlage der Standortkartierung gesteuert werden kann. Zu 5: Die Baumart Douglasie besitzt eine breite Standortvariabilität und eine hohe Anpassung an Klima- veränderungen. Zu 6: Es gibt mehrere Untersuchungen hinsichtlich des invasiven Verhaltens der Baumart Douglasie vom Bundesamt für Naturschutz. Anlässlich eines Runden Tisches mit dem Thema „Douglasie - Eine in- vasive Art?!“ am 02.12.2014 hat die Landesregierung mit Experten aus dem Naturschutz, der Forstwissenschaft, dem Waldbesitz und der Holzwirtschaft über diese Frage gesprochen. Dabei konnte keine klare Einigung zwischen Naturschutz und Forstwirtschaft herbeigeführt werden. Die Landesregierung plant kein generelles Verbot des Douglasien-Anbaus. Von einer kategorischen Ablehnung kann also keine Rede sein. Lediglich die Frage inwieweit der Anbau von Douglasie staatlich subventioniert werden soll, wird vor dem Hintergrund der Bewertungen des Naturschutzes intensiv diskutiert. Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3091 3 Zu 7: Die Landesregierung unterstützt und fördert die Forschungsarbeit der Nordwestdeutschen Forstli- chen Versuchsanstalt hinsichtlich der zukünftigen Anpassung der niedersächsischen Wälder bei weiterer Klimaveränderung (Erwärmung und Trockenheit). Hierbei spielt in der zukünftigen Ver- wendung des heimischen Baumartenspektrums auch die nichtheimische Baumart Douglasie eine stabilisierende, aber keine führende Rolle. Christian Meyer (Ausgegeben am 10.03.2015) Drucksache 17/3091 Antwort auf eine Kleine schriftliche Anfrage - Drucksache 17/2279 - Wortlaut der Anfrage des Abgeordneten Frank Oesterhelweg (CDU), eingegangen am 30.10.2014 Die Douglasie - „Fremder Baum“ oder „Baum der Zukunft“? Antwort der Landesregierung