Niedersächsischer Landtag  17. Wahlperiode Drucksache 17/3240 1 Antwort auf eine Kleine schriftliche Anfrage - Drucksache 17/2872 - Wortlaut der Anfrage des Abgeordneten Burkhard Jasper (CDU), eingegangen am 04.02.2015 Wie wird der Bedarf an Berufsschullehrkräften im gewerblich-technischen Bereich in Nie- dersachsen gedeckt? Für die Gewinnung von Fachkräften ist eine hohe Qualität des schulischen Teils der dualen Berufs- ausbildung an den berufsbildenden Schulen von herausragender Bedeutung. Gerade für mittel- ständische Betriebe ist dies wichtig, damit sich die niedersächsische Wirtschaft durch qualifizierte Mitarbeiter im Wettbewerb behaupten kann. Seit einigen Jahren zeichnet sich aber ein Lehrerman- gel an den berufsbildenden Schulen vor allem im gewerblich-technischen Bereich in den Berufsfel- dern Elektrotechnik, Metalltechnik und Fahrzeugbau ab. Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung: 1. Was unternimmt die Landesregierung, um einem Berufsschullehrermangel im gewerblich- technischen Bereich entgegenzuwirken? 2. Gibt es für den genannten Bereich ausreichend Studienplätze für das Lehramt an berufsbil- denden Schulen in Niedersachsen? 3. Wie viele Lehrerstellen werden im gewerblich-technischen Bereich in den nächsten fünf Jah- ren an den berufsbildenden Schulen in Niedersachsen voraussichtlich zu besetzen sein? 4. Wie viele Studienplätze für das Lehramt an berufsbildenden Schulen bieten die niedersächsi- schen Hochschulen im gewerblich-technischen Bereich an? 5. Welche Platzkapazitäten stehen für diese angehenden Lehrkräfte an den niedersächsischen Studienseminaren für den Vorbereitungsdienst zur Verfügung? 6. Wie haben sich die Studierenden- und Absolventenzahlen für angehende BBS-Lehrkräfte in den genannten Berufsfeldern in den letzten zehn Jahren entwickelt? (An die Staatskanzlei übersandt am 10.02.2015) Antwort der Landesregierung Niedersächsisches Kultusministerium Hannover, den 23.03.2015 - 01-0 420/5-2872 - Die Versorgung der niedersächsischen Schulen - und damit auch der berufsbildenden Schulen - mit gut ausgebildeten Lehrkräften ist der Landesregierung ein zentrales Anliegen. Bundesweit besteht jedoch seit langem ein Nachfrageüberhang nach Lehrkräften mit der Befähigung für das Lehramt an berufsbildenden Schulen in den Fachrichtungen Metall-, Fahrzeug- und Elektrotechnik, der auch in Niedersachsen durch grundständig ausgebildete Lehrkräfte nicht zu decken ist. Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3240 2 Dies vorausgeschickt, beantworte ich namens der Landesregierung die Fragen im Einzelnen wie folgt: Zu 1: Neben der Möglichkeit einer direkten Einstellung von Fachakademikerinnen und Fachakademikern in den Schuldienst oder in den Vorbereitungsdienst für das Lehramt an berufsbildenden Schulen, der konzeptionellen Weiterentwicklung der grundständigen Ausbildung zum Lehramt an berufsbil- denden Schulen unter Berücksichtigung qualitativer und quantitativer Anforderungen, setzt die Landesregierung als Sofortmaßnahme zur Verbesserung der Lehrkräfteversorgung der berufsbil- denden Schulen in technischen Fachrichtungen auf eine berufsbegleitende Qualifizierung. Absol- ventinnen und Absolventen von einschlägigen Bachelorstudiengängen wird hier die Möglichkeit er- öffnet, berufsbegleitend die Lehrbefähigung für das Lehramt an berufsbildenden Schulen zu erwer- ben. Die Landesregierung hat durch attraktive Rahmenbedingungen ein Modell geschaffen, das umgehend eine deutliche Verbesserung der Unterrichtsversorgung in den Fächern des besonderen Bedarfs ermöglicht. Bereits vor Durchführung gezielter Werbemaßnahmen stößt das Programm landesweit in potenziellen Bewerberkreisen und auch bei den Schulleiterinnen und Schulleitern der berufsbildenden Schulen auf positive Resonanz. Zu 2: In den beruflichen Fachrichtungen Metall-, Fahrzeug- und Elektrotechnik stehen an den nieder- sächsischen Hochschulen für Studierende zum Erwerb der Lehrbefähigung für das Lehramt an be- rufsbildenden Schulen ausreichend Plätze zur Verfügung. Die vom Land vorgehaltenen Studienan- fängermöglichkeiten sind nicht ausgenutzt. Im Übrigen wird auf die Antworten zu den Fragen 4 und 6 verwiesen. Zu 3: Seit dem 01.01.2011 entscheiden die berufsbildenden Schulen (regionale Kompetenzzentren) ei- genverantwortlich unter Beachtung haushaltsrechtlicher Vorgaben über die zur Deckung des fach- richtungs- und fächerspezifischen Bedarfs notwendigen Stellenausschreibungen, um für die Quali- tätsentwicklung an der Schule Sorge zu tragen. Der für die beruflichen Fachrichtungen Metall-, Elektro- und Fahrzeugtechnik definierte Bedarf wird als hoch eingestuft. Dies entspricht dem Bun- destrend, der in der statistischen Veröffentlichung der Kultusministerkonferenz in der Dokumentati- on Nr. 201 (Juni 2013) zum Lehrereinstellungsbedarf und -angebot in der Bundesrepublik Deutsch- land - Modellrechnung 2012 bis 2025 - für die genannten Fachrichtungen ebenfalls als hoch einge- stuft wird. Aktuell wird davon ausgegangen, dass in den nächsten fünf Jahren in Niedersachsen durchschnitt- lich jährlich rund 430 Lehrkräfte über alle Fachrichtungen hinweg (Theorie- und Fachpraxis) aus dem aktiven Dienst ausscheiden, z. B. aufgrund des Erreichens der Altersgrenze. Der Eintritt in den Ruhestand ist mit den Regelungen in den §§ 35 und 36 des Niedersächsischen Beamtengesetzes variabel gestaltet, insofern stellt die genannte Zahl eine Orientierungsgröße dar, die zum Teil je- doch noch stark variieren kann. Eine Differenzierung nach Fachrichtung und Unterrichtsfach wird in diesem Zusammenhang nicht vorgenommen. Diesbezüglich ist ferner darauf hinzuweisen, dass sich die Ausschreibungsmöglichkeiten an einer Schule immer nach dem vorhandenen Bedarf der Schule und nicht nach der Zahl der ausscheiden- den Lehrkräfte richten. Die Wiederbesetzung einer frei werdenden Stelle - z. B. bei weniger zu bil- denden Klassen aufgrund sinkender Schülerzahlen - ist kein Automatismus. Hingegen kann die Ausschreibung einer Stelle auch ohne Pensionierung von Lehrkräften notwendig werden, z. B. wenn mehrere Lehrkräfte ihr Deputat reduzieren. Aufgrund dieser individuellen, allenfalls teilweise steuerbaren Einflussfaktoren sind detailliertere Angaben zum genauen künftigen Bedarf nicht mög- lich. Zu 4: An den niedersächsischen Hochschulen standen im Wintersemester 2014/2015 in den technischen beruflichen Fachrichtungen 58 Studienanfängermöglichkeiten auf Masterebene zur Verfügung, da- von 22 in Elektrotechnik und 36 in Metalltechnik. Ein Masterstudienangebot in Fahrzeugtechnik mit dem Ziel Lehramt an berufsbildenden Schulen wird in Niedersachsen nicht vorgehalten. Der Bedarf Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3240 3 wird bisher über Einstellungen von Fachakademikerinnen und Fachakademikern direkt in den Schuldienst oder in den Vorbereitungsdienst für das Lehramt an berufsbildenden Schulen gedeckt. Zu 5: Das Land hat zur Ausbildung der Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen an den Standorten Braun- schweig, Göttingen, Hannover, Hildesheim, Oldenburg, Osnabrück und Stade Studienseminare eingerichtet. Alle Studienseminare, mit Ausnahme des Seminars Göttingen, bieten die Ausbildung in Metalltechnik an. Elektrotechnik wird am Standort Braunschweig nicht angeboten. Die Ausbil- dung in Fahrzeugtechnik ist nur an den Standorten Hannover und Osnabrück vorgesehen. Durch entsprechende organisatorische Maßnahmen ist jedoch sichergestellt, dass ausreichend Personal für ein bedarfsgerechtes Ausbildungsangebot an den jeweiligen Standorten zur Verfügung steht. Sollte der Ausbildungsbedarf über die in der Verordnung über die beschränkte Zulassung zum Vor- bereitungsdienst für Lehrämter festgelegte Höchstgrenze von zwölf Auszubildenden pro Ausbilderin oder pro Ausbilder hinausgehen, können zusätzlich Mitwirkerinnen und Mitwirker für die Ausbildung bestellt werden. Für alle Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst für das Lehramt an berufsbildenden Schulen - auch für jene mit technischen Fachrichtungen - besteht so eine Ausbildungsplatzgarantie. Zu 6: Wegen der erfolgten Umstellung der Staatsexamensstudiengänge auf Bachelor-/Masterstrukturen beziehen sich die Angaben zu den Studierendenzahlen (Studienfälle) bis einschließlich WS 2006/ 2007 auf Studierende des Staatsexamensstudiengangs, ab dem WS 2007/2008 auch auf Studie- rende der Bachelor- und Masterstudiengänge mit dem Ziel Lehramt an berufsbildenden Schulen. Die Absolventenzahlen (Prüfungsfälle) sind bezogen auf die Abschlüsse „Erste Staatsprüfung für das Lehramt an berufsbildenden Schulen“ und „Master of Education“ für den Zeitraum 2004 bis 2013. Danach ergibt sich folgendes Bild: Studierendenzahlen (Studienfälle) Staatsexamen Lehramt an berufsbildenden Schulen bis ein- schließlich WS 2006/2007, danach auch Bachelor und Master Lehramt an berufsbildenden Schulen der Fachrichtungen Elektrotechnik und Metalltechnik WS 2004/ 2005 WS 2005/ 2006 WS 2006/ 2007 WS 2007/ 2008 WS 2008/ 2009 WS 2009/ 2010 WS 2010/ 2011 WS 2011/ 2012 WS 2012/ 2013 WS 2013/ 2014 E 37 42 58 61 37 36 43 60 55 65 M 105 102 110 118 82 84 97 113 131 150 Quelle: Hochschulen, ICE Niedersachsen Absolventenzahlen (Prüfungsfälle) Staatsexamen Lehramt an berufsbildenden Schulen/Master Lehramt an berufsbildenden Schulen der Fachrichtungen Elektrotechnik und Metalltechnik 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 E 2 5 3 1 13 6 9 4 7 8 M 16 9 9 6 19 18 13 13 14 10 Quelle: Statistische Landesämter, StLA Niedersachsen In Vertretung des Staatssekretärs Michael Markmann (Ausgegeben am 31.03.2015) Drucksache 17/3240 Antwort auf eine Kleine schriftliche Anfrage - Drucksache 17/2872 - Wortlaut der Anfrage des Abgeordneten Burkhard Jasper (CDU), eingegangen am 04.02.2015 Wie wird der Bedarf an Berufsschullehrkräften im gewerblich-technischen Bereich in Niedersachsen gedeckt? Antwort der Landesregierung