Niedersächsischer Landtag  17. Wahlperiode Drucksache 17/3375 1 Antwort auf eine Kleine schriftliche Anfrage - Drucksache 17/3206 - Wortlaut der Anfrage der Abgeordneten Björn Försterling, Almuth von Below-Neufeldt, Sylvia Bruns und Christian Dürr (FDP), eingegangen am 05.03.2015 Wie entwickelt sich die Unterrichtsversorgung im MINT-Bereich? Die Unterrichtsfächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sind unverzichtbar, um den Wohlstand langfristig zu sichern. Dennoch besteht in Niedersachsen ein großer Mangel an Lehrkräften in etlichen der Fächer, wie der Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der FDP- Fraktion (Drucksache 7/2372) zu entnehmen ist. Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung: 1. Wie viele Lehrkräfte mit Lehrbefähigung unterrichten derzeit in den MINT-Fächern an nieder- sächsischen Schulen? 2. Wie viele der heute tätigen Lehrkräfte mit Lehrbefähigung in den MINT-Fächern werden bis 2035 aus dem Schuldienst ausscheiden (bitte nach Jahren, Lehrbefähigungen und Fächern aufschlüsseln, ausgehend vom Regeleintrittsalter in den Ruhestand)? 3. Wie haben sich die Zahlen der Studienanfänger für das Lehramt in MINT-Fächern an nieder- sächsischen Universitäten in den letzten fünf Jahren absolut entwickelt? 4. Wie hoch ist der Anteil derjenigen, die das Lehramtsstudium im MINT-Bereich abbrechen? 5. Wie hoch ist der Anteil derjenigen Lehrkräfte in den MINT-Fächern, die in mindestens einem ihrer Fächer keinen Unterricht erteilen (bitte getrennt auflisten nach Fächern)? 6. Wie hoch ist die Bedarfsdeckungsquote in den MINT-Fächern im Schuljahr 2014/2015? 7. Welche Bedarfsdeckungsquote erwartet die Landesregierung für die MINT-Fächer in den ein- zelnen Schuljahren bis zum Schuljahr 2025/2026? (An die Staatskanzlei übersandt am 23.03.2015) Antwort der Landesregierung Niedersächsisches Kultusministerium Hannover, den 21.04.2015 - 01-0 420/5-3206 - Bundesweit ist ein Mangel an akademischem Nachwuchs in technisch-naturwissenschaftlichen Studiengängen zu verzeichnen. Dies führt in Niedersachsen dazu, dass nicht ausreichend Bewer- berinnen und Bewerber mit den Lehrbefähigungen für sogenannte Bedarfsfächer zur Verfügung stehen, um an allen Schulen in diesen Fächern den Bedarf vollständig abzudecken. Zu den soge- nannten Bedarfsfächern bzw. „Fächern des besonderen Bedarfs“ zählen für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen, Grund-, Haupt- und Realschulen sowie an Realschulen u. a. die Fächer Physik, Chemie und Technik. Bei dem Lehramt an Gymnasien sind dies u. a. die Fächer Mathematik, Chemie, Physik und Informatik. Aus diesem Grund wird seit Jahren aktiv an Schulen für ein Lehramtsstudium dieser Bedarfsfächer geworben. Um mittelfristig die fächerspezifische Unterrichtsversorgung zu verbessern, hat die Lan- desregierung bereits vor Jahren die Broschüre „Gute Lehrkräfte braucht das Land“ entworfen und Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3375 2 an alle Schulen mit einem Sekundarbereich II verschickt. Angehende Abiturientinnen und Abiturien- ten sollen auf die guten Berufsaussichten für Lehramtsbewerberinnen und Lehramtsbewerber mit bestimmten Unterrichtsfächern und Lehrämtern hingewiesen und dadurch motiviert werden, ein entsprechendes Studium aufzunehmen. Auch im Erlass „Einstellung von Lehrkräften an allgemeinbildenden Schulen zum 31.08.2015 und Unterrichtsversorgung zum Beginn des Schuljahres 2015/2016“ (RdErl. d. MK v. 24.03.2015, Veröf- fentlichung im SVBl. 05/2015 beabsichtigt) wird unter Punkt 3.2 ausdrücklich auf die Bedarfsfächer und die Fächer des besonderen Bedarfs an den einzelnen Schulformen verwiesen. Dort heißt es: In folgenden Fächern ist mit einem, gemessen am landesweiten fächerspezifischen Bedarf der Schulen, zu geringen Bewerberangebot zu rechnen: – Lehramt an Grund- und Hauptschulen, Grund-, Haupt- und Realschulen sowie an Realschulen: a) Bedarfsfächer: Englisch, Politik und Technik, b) Fächer mit besonderem Bedarf: Französisch, Physik, Chemie, Musik. – Lehramt an Gymnasien: a) Bedarfsfächer: Ev. Religion, Mathematik, Chemie, Spanisch, b) Fächer mit besonderem Bedarf: Latein, Kunst, Physik, Informatik. Bei der Festlegung der Anzahl der Ausschreibungen mit Bedarfsfächern ist die Anzahl der voraus- sichtlichen Bewerbungen zu berücksichtigen. Dies vorausgeschickt, beantworte ich namens der Landesregierung die Fragen im Einzelnen wie folgt: Zu 1: Der tatsächliche Unterrichtseinsatz wird im Rahmen der statistischen Erhebung zur Unterrichtsver- sorgung nicht erfasst. Zu 2: Bei der Einführung des Personalmanagement-Verfahrens (PMV) wurden nur die Lehrämter, aller- dings nicht die Prüfungsfächer der vorhandenen Lehrkräfte, d. h. ihre Lehrbefähigungsfächer, er- fasst. Erst nachdem auch die Daten der Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst erfasst wurden, werden die Prüfungsfächer bei der Erfassung in PMV eingegeben. Aus diesem Grund ist eine Auswertung aus PMV nicht aussagekräftig. Zu 3: Die Zahl der Studienanfängerinnen und Studienanfänger im Master of Education für die Lehrämter Grund-, Haupt- und Realschule sowie Gymnasien hat sich vom Wintersemester 2009/2010 bis zum Sommersemester 2014 positiv entwickelt. Ausweislich der beigefügten Anlage ist eine deutliche Steigerung der Zahlen erkennbar. Statistische Zahlen für den Folgezeitraum liegen noch nicht vor. Zu 4: Der Anteil derjenigen, die das Lehramtsstudium im MINT-Bereich abbrechen, wird vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur statistisch nicht erhoben. Zu 5: Auf die Antwort zu Frage 1 wird verwiesen. Zu 6: Für den Einsatz einer Lehrkraft in den einzelnen Fächern ist die jeweilige Schule eigenverantwort- lich zuständig. Das heißt, eine Schule kann eine Lehrkraft vorzugsweise in einem Bedarfsfach oder einem Fach des besonderen Bedarfs auch mit mehr als der Hälfte der Stunden in einem ihrer Lehr- befähigungsfächer einsetzen, sodass hier vonseiten des Kultusministeriums keine detaillierten Aussagen getroffen werden können. Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3375 3 Besteht beispielsweise an einer Schule für das Fach Physik ein Bedarf von 16 Stunden, so könnte, bei einem zielgerichteten Einsatz einer Lehrkraft in ihrem Lehrbefähigungsfach Physik, der Bedarf mit einer Lehrkraft abgedeckt werden. Im Übrigen wird der Begriff „Bedarfsdeckungsquote“ im Rahmen der Unterrichtserhebung nicht verwendet. Zu 7: Auf die Antwort zu Frage 6 wird verwiesen. In Vertretung des Staatssekretärs Michael Markmann Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3375 4 Anlage Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/3375 5 (Ausgegeben am 28.04.2015) Drucksache 17/3375 Antwort auf eine Kleine schriftliche Anfrage - Drucksache 17/3206 - Wortlaut der Anfrage der Abgeordneten Björn Försterling, Almuth von Below-Neufeldt, Sylvia Bruns und Christian Dürr (FDP), eingegangen am 05.03.2015 Wie entwickelt sich die Unterrichtsversorgung im MINT-Bereich? Antwort der Landesregierung Anlage