Niedersächsischer Landtag 17. Wahlperiode Drucksache 17/4657 1 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort der Landesregierung - Drucksache 17/4471 - „Kita und Grundschule unter einem Dach“ - Wie geht es weiter? Anfrage der Abgeordneten Gerda Hövel (CDU) an die Landesregierung, eingegangen am 20.10.2015, an die Staatskanzlei übersandt am 23.10.2015 Antwort des Niedersächsischen Kultusministeriums namens der Landesregierung vom 20.11.2015, gezeichnet In Vertretung Erika Huxhold Vorbemerkung der Abgeordneten Das von der schwarz-gelben Vorgängerregierung eingerichtete Modellprojekt „Kita und Grundschule unter einem Dach“ ist im August 2015 ausgelaufen. Für die Modellstandorte ist es derzeit fraglich , wie die bisherige Arbeit fortgeführt werden kann und soll. An den Standorten wurden praxistaugliche Bildungsansätze für eine gemeinsame, multiprofessionell angelegte Pädagogik im Übergang vom Kindergarten in die Grundschule entwickelt und erprobt. So richtete der Modellstandort Melle-Riemsloh eine Lernwerkstatt in Verbindung mit dem Schwerpunkt Sprachbildung und -förderung ein und verankerte die konzeptionelle Arbeit in der Lernwerkstatt im Alltag von Kindergarten und Grundschule. Dabei handelte es sich um ein offenes und subjektorientiertes Lernangebot, das kindgerecht und flexibel war und zugleich durch den multiprofessionell angelegten Unterricht einen Beitrag zur Inklusion leistete. Viele Pädagogen aus dem In- und Ausland hospitierten in der Lernwerkstatt „LeRie“ in Melle-Riemsloh. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hielten Vorträge u. a. bei Veranstaltungen des Landkreises Osnabrück und an Hochschulen und erstellten eine Info-Broschüre für Fachpädagogen. Vorbemerkung der Landesregierung Sowohl das Gesetz über Tageseinrichtungen für Kinder in Niedersachsen (§ 3 Abs. 5 KiTaG) als auch das Niedersächsische Schulgesetz (§ 6 Abs. 1 Satz 4 NSchG) verpflichten Kindergarten und Grundschule zur Zusammenarbeit. An einem gemeinsamen Bildungsverständnis orientiert, steht die Förderung der Persönlichkeit des Kindes als Akteur seiner Entwicklung im Rahmen tragfähiger sozialer Beziehungen im Mittelpunkt. Die Grundschule hat den Auftrag, an die vorschulischen Lernprozesse der Kinder anzuknüpfen und den schulischen Bildungsauftrag in pädagogisch angemessener Weise weiterzuführen. Eine multiprofessionell angelegte Pädagogik im Übergang vom Kindergarten in die Grundschule erfordert Bildungsansätze, die wechselseitig von Elementar- und Primarpädagogik angereichert werden. Seit über zehn Jahren unterstützt das Land sowohl Kindertageseinrichtungen als auch Grundschulen bei der Umsetzung dieses gesetzlichen Auftrags. Eine Konkretisierung des Auftrags für Kindertageseinrichtungen mündete 2005 in die Empfehlungen des „Orientierungsplans für Bildung und Erziehung im Elementarbereich niedersächsischer Tageseinrichtungen für Kinder“. Für die Grundschulen wurde eine Konkretisierung im Erlass „Die Arbeit in der Grundschule“ (RdErl. d. MK v. 01.08.2012, SVBl. S. 404, geändert durch RdErl. d. MK v. 01.09.2015, SVBl. S. 399) vorgenommen . Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/4657 2 Mit dem Modellvorhaben „Brückenjahr“ (Förderzeitraum 2007 bis 2011) hat das Land mehr als 570 Modellstandorte zur Förderung von Kindern im Übergang vom Kindergarten in die Grundschule unterstützt. Es entstanden landesweite Kooperationsstrukturen zwischen Kindertageseinrichtungen und Grundschulen und regionale Brückenjahrkonzepte auf örtlicher Ebene. Mit dem Modellvorhaben „Brückenjahr“ wurden rund ein Drittel aller Grundschulen und ein Viertel aller Kindertageseinrichtungen in Niedersachsen erreicht. Das Modellvorhaben „Kita und Grundschule unter einem Dach“ (Förderzeitraum 2012 bis 2015) war ein an das „Brückenjahr“ anknüpfender Baustein. Acht Modellstandorte haben gezielt Ansätze einer kindgerechten, anschlussfähigen und institutionsübergreifenden Bildungsprozessgestaltung für Kinder von null bis zehn Jahren erarbeitet und erprobt mit dem Ziel, praxistaugliche Ansätze als Handlungsempfehlungen allen Einrichtungen zur Verfügung zu stellen. 1. Ist das Modellprojekt „Kita und Grundschule unter einem Dach“ für die Landesregierung vollständig abgeschlossen, oder plant die Landesregierung eine Fortsetzung in der bisherigen oder in veränderter Form? Das Modellprojekt ist abgeschlossen. Die Landesregierung plant keine Fortsetzung des Vorhabens. 2. Garantiert die Landesregierung die nachhaltige Sicherung der Ergebnisse des Modellvorhabens anhand der gesammelten Erfahrungen, gegebenenfalls wie? Die Ergebnisse der acht Modellstandorte werden derzeit mit dem Ziel ausgewertet, Praxisempfehlungen zur gemeinsamen Bildungsbegleitung von Kindern im Übergang vom Elementar- in den Primarbereich zu veröffentlichen. 3. Wird das Kultusministerium, wie angekündigt, aus den Erfahrungen Handlungsempfehlungen für die Praxis entwickeln? Auf die Antwort zu Frage 2 wird verwiesen. 4. In welcher Form werden die Erfahrungen und Erkenntnisse des Meller Lernwerkstatt- Teams sowie der anderen Modellstandorte mit dieser Form der pädagogischen Arbeit an andere Schulen, Kitas und bei der Ausbildung von Pädagogen weitergegeben? Die Erfahrungen und Erkenntnisse der Modellstandorte „Kita und Grundschule unter einem Dach“, darunter auch die des Modellstandortes Melle-Riemsloh, sollten in erster Linie vor Ort in den lokalen Strukturen etabliert werden. Dies ist Aufgabe der am Modellvorhaben beteiligten Akteure, also der Kindertagesstätten und Grundschulen sowie ihrer Träger. Die beteiligten Einrichtungen hatten bereits mit ihrer Interessenbekundung in 2012 die Bereitschaft erklärt, als Multiplikatoren für den Transfer der Ergebnisse des Modellvorhabens zu wirken. Darüber hinaus wird das Land das seit 2004 erfolgreich etablierte Qualifizierungsangebot „Konsultationskitas in Niedersachsen“ mit dem Ansatz „Praxis berät Praxis“ erweitern, damit in Zukunft auch Konsultationsverbünde aus „Kita und Grundschule“ gute Praxis in den Transfer geben können . Dies bietet für engagierte und kooperationserfahrene Kitas und Grundschulen Chancen, gute Ansätze - z. B. die Arbeit in gemeinsamen Lernwerkstätten - zu vermitteln und so als Motor und Ideengeber für andere Kindertagesstätten und Grundschulen zu wirken. Sie können damit einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass die Bildungsbegleitung von Kindern im Übergang vom Elementar - in den Primarbereich in Niedersachsen weiter verzahnt wird. Perspektivisch können gute Ansätze zur Gestaltung durchgängiger Bildungswege an der Schnittstelle von Kita und Grundschule vor Ort auch mit Sprachbildungszentren und Bildungsregionen kooperieren . Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/4657 3 5. Wird die Landesregierung den Grundschulen zusätzliche Lehrerstunden zur Verfügung stellen, um die aus diesem Modellvorhaben gewonnenen Handlungsempfehlungen durch die Bildung von Netzwerken in weitere Institutionen tragen zu können? Das Modellvorhaben „Kita und Grundschule unter einem Dach“ umfasste eine maximale Laufzeit von drei Jahren und ist mit Ende des Schuljahres 2014/2015 ausgelaufen. Eine Verstetigung des Modells durch weitere Zurverfügungstellung von Ressourcen war und ist nicht vorgesehen. Ziel war und ist es, die Erfahrungen in Praxisempfehlungen zu bündeln und über Fort- und Weiterbildungsprogramme wie z. B. über den Qualifizierungsansatz „Praxis berät Praxis“ zu verbreiten. a) Wenn ja, wie viele Stunden werden zur Verfügung gestellt, und wie werden sie verteilt? Entfällt. b) Wenn nein, warum nicht? Auf die Antwort zu Frage 5 wird verwiesen. 6. Welche Möglichkeiten sieht die Landesregierung, den Modellstandort Melle-Riemsloh unter Zuweisung zusätzlicher Ressourcen zum Konsultationsort zu erklären? Auch der ehemalige Modellstandort Melle-Riemsloh kann sich an dem zukünftig erweiterten Qualifizierungsansatz „Praxis berät Praxis“ beteiligen. Diesbezüglich wird auf die Antwort zu Frage 4 verwiesen. 7. Warum haben die Modellstandorte bisher noch keine Informationen zum weiteren Vorgehen nach Ende der Modellphase erhalten, und wann ist mit genauen Auskünften zu rechnen? Die Modellstandorte sind vor Abschluss des Modellvorhabens über den Prozess der Erarbeitung von Praxisempfehlungen durch das Kultusministerium informiert worden. Im Rahmen von Workshops und Qualitätszirkeln sind die Möglichkeiten der lokalen Ergebnissicherung und des Transfers der Projektergebnisse erörtert worden. Auch über die Überlegungen, in Zukunft neben Konsultationskitas auch Konsultationsverbünde aus Kita und Grundschule in einem Programm „Praxis berät Praxis“ zu berücksichtigen, wurden sie bereits im November 2014 informiert. (Ausgegeben am 26.11.2015) Drucksache 17/4657 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortungmit Antwort der Landesregierung- Drucksache 17/4471 „Kita und Grundschule unter einem Dach“ - Wie geht es weiter? Anfrage der Abgeordneten Gerda Hövel (CDU) Antwort des Niedersächsischen Kultusministeriums