Niedersächsischer Landtag − 17. Wahlperiode Drucksache 17/5735 1 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort der Landesregierung - Drucksache 17/5584 - Nutrias und Deichsicherheit Anfrage der Abgeordneten Dr. Gero Hocker und Christian Grascha (FDP) an die Landesregierung , eingegangen am 15.04.2016, an die Staatskanzlei übersandt am 20.04.2016 Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz namens der Landesregierung vom 09.05.2016, gezeichnet Christian Meyer Vorbemerkung der Abgeordneten Immer häufiger klagen Wasser- und Bodenverbände über Schäden durch Nutrias. Besonders betroffen sind hier oft Deiche und Böschungen, die von den Tieren unterhöhlt wurden. Allein der Kreisverband der Wasser- und Bodenverbände Lüchow-Dannenberg hat im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben rund 70 000 Euro für die Regulierung von Nutriaschäden ausgegeben. 1. Wie bewertet die Landesregierung die Gefahr für Deiche und Böschungen durch Nutrias? Die immer stärkere Ausbreitung der Nutria führt infolge der Wühltätigkeit dieser Tiere zu Sachschäden an Dämmen, Deichen und Böschungen. Auch wenn die Ausbreitung der Nutria möglicherweise zu einem Rückgang des Bisams führt, bringt dies keine Entspannung für die Gewährleistung des Wasserabflusses oder die Deichsicherheit, da die Nutria ebenfalls Schaden anrichtet. Bei gewidmeten Deichen ist durch die regelmäßig stattfindenden Deichschauen gemäß § 18 des Niedersächsischen Deichgesetzes (NDG) sowie die in § 5 NDG geregelte Deicherhaltung gewährleistet , dass Schäden erkannt und behoben werden. Analog gilt dies für die Regelungen zur Gewässerunterhaltung nach § 61 des Niedersächsischen Wassergesetzes und den in den jeweiligen Satzungen der zuständigen Unterhaltungsverbände geregelten Verbandschauen. 2. Wie viele Nutrias gibt es in Niedersachsen (wenn möglich nach Landkreisen aufschlüsseln )? Eine zahlenmäßige Erfassung der Nutriapopulation ist bisher nicht erfolgt. Anhand der Streckenergebnisse einschließlich Fallwild der vergangenen fünf Jagdjahre, gegliedert nach Landkreisen und kreisfreien Städten (siehe Antwort zu Frage 3), können allerdings Rückschlüsse auf die Ausbreitung und Entwicklung der Nutriapopulation gezogen werden. 3. Wie hat sich die Nutriapopulation in den vergangenen fünf Jahren entwickelt? Landkreis Jagdjahr 2011/2012 Jagdjahr 2012/2013 Jagdjahr 2013/2014 Jagdjahr 2014/2015 Jagdjahr 2015/2016 Ammerland 29 36 40 37 120 Aurich 0 0 2 2 7 Celle 48 113 134 237 573 Cloppenburg 376 484 470 613 1 388 Cuxhaven 1 1 6 0 7 Diepholz 0 0 1 4 4 Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/5735 2 Landkreis Jagdjahr 2011/2012 Jagdjahr 2012/2013 Jagdjahr 2013/2014 Jagdjahr 2014/2015 Jagdjahr 2015/2016 Emsland 2 279 2 415 1 986 3 360 3 527 Friesland 1 0 0 0 1 Gifhorn 166 188 387 511 754 Goslar 0 0 0 0 0 Göttingen 0 0 0 0 0 Grafschaft Bentheim 383 257 272 549 377 Hameln-Pyrmont 0 0 0 0 2 Harburg 0 0 0 0 0 Heidekreis 0 0 0 11 23 Helmstedt 0 0 30 40 118 Hildesheim 0 0 0 0 0 Holzminden 0 0 0 0 0 Leer 6 10 27 36 251 Lüchow-Dannenberg 301 337 336 417 520 Lüneburg 55 56 114 162 310 Nienburg 0 2 2 1 17 Northeim 0 0 0 0 0 Oldenburg 0 0 1 4 5 Osnabrück 193 538 409 773 976 Osterholz 2 0 1 10 56 Osterode am Harz 0 0 2 1 0 Peine 0 0 0 14 31 Rotenburg/Wümme 0 0 0 0 0 Schaumburg 0 0 0 1 1 Stade 2 0 0 2 7 Uelzen 203 66 163 215 385 Vechta 120 190 154 378 611 Verden 0 0 0 0 3 Wesermarsch 5 3 0 1 10 Wittmund 0 0 0 0 0 Wolfenbüttel 0 1 0 0 2 Region Hannover 0 2 16 93 75 Stadt Braunschweig 0 0 0 10 4 Stadt Delmenhorst 0 0 0 0 0 Stadt Emden 0 0 4 0 0 Stadt Oldenburg 0 0 0 0 0 Stadt Osnabrück 18 17 39 66 84 Stadt Salzgitter 1 1 0 0 0 Stadt Wilhelmshaven 0 0 0 0 0 Stadt Wolfsburg 42 62 24 53 138 Summe: 4 231 4 779 4 620 7 601 10 387 4. Welche Möglichkeiten sieht die Landesregierung, um ein weiteres Ansteigen der Nutriapopulation in Niedersachsen zu regulieren? Am 15.03.2016 hat im ML eine Informationsveranstaltung mit Erfahrungsaustausch zur Bejagung der Nutria mit Vertretern der Landesjägerschaft Niedersachsen, eines Gewässerunterhaltungsverbandes , der LWK Niedersachsen (Koordination der Bisambekämpfung) sowie MU (Wasserwirtschaft ) und ML (Jagd) stattgefunden. Im Ergebnis ist die landesweite Bejagung der Nutria deutlich zu intensivieren. Ein „Nutria-Merkblatt“ soll unter zentraler Beteiligung des Wasserverbandstages für Revierinhaberinnen /Revierinhaber und Jägerinnen/Jäger sowie ehrenamtliche Bisamfängerinnen/Bisamfänger erstellt werden, um den Unterhaltungsverbänden eine landesweit einheitliche Handlungsanweisung an die Hand zu geben. Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/5735 3 5. Wie viel Geld musste in den vergangenen drei Jahren für die Beseitigung von Nutriaschäden aufgewendet werden? Nach Stichproben ergeben vorsichtige Schätzungen der Deich- und Unterhaltungsverbände, dass die Schäden durch die in den letzten Jahren stark angestiegene Population des Nutria im Bereich der Wasserwirtschaft in den vergangenen drei Jahren ca. 680 000 Euro Aufwand verursacht haben. Nähere Informationen liegen im MU nicht vor. (Ausgegeben am 17.05.2016) Drucksache 17/5735 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort der Landesregierung - Drucksache 17/5584 Nutrias und Deichsicherheit Anfrage der Abgeordneten Dr. Gero Hocker und Christian Grascha (FDP) Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau-cherschutz