Niedersächsischer Landtag − 17. Wahlperiode Drucksache 17/6336 1 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort der Landesregierung - Drucksache 17/6115 - Rechte Straftaten in Niedersachsen im zweiten Quartal 2016 Anfrage der Abgeordneten Julia Willie Hamburg, Helge Limburg, Meta Janssen-Kucz, Filiz Polat und Belit Onay (GRÜNE) an die Landesregierung, eingegangen am 14.07.2016, an die Staatskanzlei übersandt am 22.07.2016 Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport namens der Landesregierung vom 15.08.2016, gezeichnet Boris Pistorius Vorbemerkung der Abgeordneten Am 12. Juni 2016 wurden zwei Geflüchtete auf dem Gelände einer Unterkunft in Lingen mit einem Luftgewehr beschossen. Die Betroffenen waren ein fünfjähriges Mädchen aus Mazedonien und ein 18-jähriger Syrer, die nach dem Angriff im Lingener Krankenhaus behandelt werden mussten. Als Tatverdächtiger konnte Moritz H. identifiziert werden. Der Mann ist schon des Öfteren im Zusammenhang mit Aktivitäten von Neonazis in Erscheinung getreten. Im Januar 2013 nahm er an einer NPD-Kundgebung auf dem Lingen teil. Später im Jahr 2013 beteiligte er sich am Bundestagswahlkampf der NPD. Nach Recherchen der Journalistin Andrea Röpke haben sich im Landkreis Uelzen Ende April mehr als 200 Rechtsextreme getroffen. Bei dem sogenannten Mai-Tanz waren auch Mitglieder der AfD und hochrangige Politiker der NPD anwesend (vgl. NDR-Bericht „Völkische Siedler : Rechtes Treffen in der Heide“, 12. Mai 2016). Dennoch kommen nicht alle Vorfälle und Geschehnisse ans Licht der Öffentlichkeit. Vorbemerkung der Landesregierung Nach einem Beschluss der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder (IMK) wurde bundesweit im Jahr 2001 ein einheitlicher Kriminalpolizeilicher Meldedienst - Politisch motivierte Kriminalität (KPMD-PMK) eingeführt, um eine bundeseinheitliche und differenzierte Auswertung und Lagedarstellung zu ermöglichen. Dem Phänomenbereich der Politisch motivierten Kriminalität -rechts- werden danach Straftaten zugeordnet , wenn in Würdigung der Umstände der Tat und/oder der Einstellung des Täters Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass sie nach verständiger Betrachtung einer „rechten“ Orientierung zuzurechnen sind. Dies trifft insbesondere auf Delikte zu, bei denen Bezüge zu völkischem Nationalismus , Rassismus, Sozialdarwinismus oder Nationalsozialismus ganz oder teilweise ursächlich für die Tatbegehung waren. Gemäß den KPMD-Richtlinien sind, um eine differenzierte, mehrdimensionale Auswertung und Lagedarstellung zu ermöglichen, zu einem Delikt alle zutreffenden Unterthemen und Oberbegriffe anzugeben (Mehrfachnennungen). Das Oberthema Hasskriminalität beinhaltet u. a. die Unterthemen rassistisch und fremdenfeindlich. Eine Addition beider Werte hätte ein statistisch falsches Ergebnis zur Folge. Niedersachsen gewährleistet hinsichtlich der Fallzahlen der Politisch motivierten Kriminalität aufgrund der vereinbarten Erfassungsvorgaben eine ständige Aktualität, auch für bereits zurückliegende Zeiträume. Ergebnisse aus Ermittlungsverfahren oder Gerichtsurteilen finden auch für vergangene Jahre Berücksichtigung in der Statistik. Dies führt dazu, dass Änderungen bzw. Nacherfas- Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/6336 2 sungen notwendig werden, welche die Vergleichbarkeit von Daten insbesondere in Abhängigkeit vom Erhebungszeitpunkt beeinflussen. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Anfrage auf Grundlage der Berichterstattung des Landeskriminalamtes Niedersachsen namens der Landesregierung wie folgt. 1. Wie viele rechte Straftaten wurden in Niedersachsen im zweiten Quartal 2016 jeweils polizeilich registriert (bitte auflisten nach Landkreisen/kreisfreien Städten)? Anzahl der polizeilich registrierten rechten Straftaten in Niedersachsen im zweiten Quartal 2016 (Stand: 29.07.2016): Landkreise/ Kreisfreie Städte Straftaten 2. Quartal 2016 Ammerland 9 Aurich 8 Celle 6 Cloppenburg 3 Cuxhaven 4 Diepholz 10 Emsland 12 Friesland 3 Gifhorn 3 Goslar 19 Göttingen 11 Grafschaft Bentheim 3 Hameln-Pyrmont 1 Hannover, Region (ohne Landeshauptstadt) 23 Harburg 7 Heidekreis 8 Helmstedt 2 Hildesheim 11 Holzminden 4 Leer 6 Lüchow-Dannenberg 2 Lüneburg 6 Nienburg (Weser) 3 Northeim 7 Oldenburg 4 Osnabrück 8 Osterode am Harz 1 Peine 1 Rotenburg (Wümme) 14 Schaumburg 5 Stade 12 Uelzen 2 Vechta 3 Verden 5 Wittmund 1 Wolfenbüttel 5 Braunschweig, Kreisfreie Stadt 65 Delmenhorst, Kreisfreie Stadt 4 Emden, Kreisfreie Stadt 10 Hannover, Landeshauptstadt 35 Oldenburg, Kreisfreie Stadt 12 Osnabrück, Kreisfreie Stadt 6 Salzgitter, Kreisfreie Stadt 9 Wilhelmshaven, Kreisfreie Stadt 16 Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/6336 3 Landkreise/ Kreisfreie Städte Straftaten 2. Quartal 2016 Wolfsburg, Kreisfreie Stadt 5 Gesamtergebnis 394 2. Wie viele der unter 1. genannten rechten Straftaten waren Gewaltdelikte? Anzahl der polizeilich bekannt gewordenen rechten Gewaltdelikte im zweiten Quartal 2016 (Stand: 29.07.2016): Landkreise/ Kreisfreie Städte Gewaltdelikte 2. Quartal 2016 Aurich 1 Diepholz 2 Emsland 4 Goslar 3 Göttingen 1 Hannover, Region (ohne Landeshauptstadt) 3 Heidekreis 1 Lüchow-Dannenberg 1 Rotenburg (Wümme) 1 Vechta 1 Braunschweig, Kreisfreie Stadt 7 Hannover, Landeshauptstadt 3 Osnabrück, Kreisfreie Stadt 1 Wolfsburg, Kreisfreie Stadt 2 Gesamtergebnis 31 3. Wie viele der unter 1. genannten rechten Straftaten hatten einen rassistischen (fremdenfeindlichen ) Hintergrund? Anzahl der polizeilich bekannt gewordenen rechten Straftaten mit rassistischem bzw. fremdenfeindlichem Hintergrund in Niedersachsen im zweiten Quartal 2016 (Stand: 29.07.2016): Landkreise/ Kreisfreie Städte 2. Quartal 2016 Fremdenfeindlichkeit Rassismus Ammerland 1 0 Aurich 4 0 Celle 1 0 Cloppenburg 1 0 Cuxhaven 1 0 Diepholz 4 1 Emsland 6 2 Gifhorn 1 0 Goslar 8 2 Göttingen 3 0 Grafschaft Bentheim 1 0 Hameln-Pyrmont 1 0 Hannover, Region (ohne Landeshauptstadt) 6 0 Harburg 3 0 Heidekreis 1 0 Hildesheim 3 3 Holzminden 3 0 Leer 4 0 Lüneburg 5 1 Nienburg (Weser) 1 0 Northeim 1 0 Osnabrück 4 0 Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/6336 4 Landkreise/ Kreisfreie Städte 2. Quartal 2016 Fremdenfeindlichkeit Rassismus Peine 1 0 Rotenburg (Wümme) 6 0 Schaumburg 1 0 Stade 4 0 Uelzen 1 2 Vechta 1 0 Verden 3 0 Braunschweig, Kreisfreie Stadt 18 5 Delmenhorst, Kreisfreie Stadt 3 0 Emden, Kreisfreie Stadt 4 0 Hannover, Landeshauptstadt 16 3 Oldenburg, Kreisfreie Stadt 7 1 Osnabrück, Kreisfreie Stadt 2 2 Salzgitter, Kreisfreie Stadt 3 0 Wilhelmshaven, Kreisfreie Stadt 3 0 Wolfsburg, Kreisfreie Stadt 3 1 Gesamtergebnis 139 23 4. Wie viele Tatverdächtige konnten zu den Straftaten ermittelt werden? Anzahl der Personen, gegen die ausweislich polizeilicher Statistiken im Zusammenhang mit den unter Frage 1 aufgelisteten Straftaten Ermittlungsverfahren eingeleitet wurden, in Niedersachsen im zweiten Quartal 2016 (Stand: 29.07.2016): Landkreise/ Kreisfreie Städte Ermittelte Personen 2. Quartal 2016 Aurich 4 Celle 3 Cuxhaven 1 Diepholz 4 Emsland 6 Goslar 5 Göttingen 4 Hannover, Region (ohne Landeshauptstadt) 2 Hildesheim 3 Holzminden 2 Lüneburg 3 Nienburg (Weser) 1 Northeim 1 Osnabrück 1 Osterode am Harz 2 Rotenburg (Wümme) 3 Stade 3 Uelzen 1 Vechta 1 Verden 1 Braunschweig, Kreisfreie Stadt 10 Emden, Kreisfreie Stadt 1 Hannover, Landeshauptstadt 9 Oldenburg, Kreisfreie Stadt 5 Osnabrück, Kreisfreie Stadt 2 Salzgitter, Kreisfreie Stadt 4 Wilhelmshaven, Kreisfreie Stadt 2 Wolfsburg, Kreisfreie Stadt 5 Gesamtergebnis 89 Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/6336 5 5. Zu wie vielen Verurteilungen kam es im Zuge der Ermittlungen? Aufgrund der kurzen Zeitspanne seit dem Verstreichen des zweiten Quartals sind die polizeilichen Ermittlungen sowie die justiziellen Verfahren noch nicht in jedem Fall abgeschlossen. Mitteilungen der Staatsanwaltschaften an die zuständige Polizeidienststelle über Verfahrenseinstellungen bzw. Verfahrensausgänge sind noch nicht vollständig im polizeilichen Vorgangsbearbeitungssystem eingepflegt . Auf Ebene der Justiz erfolgt keine statistische Erfassung rechtsextremistischer Straftaten, weshalb die justiziellen Statistiken diese nicht ausweisen. Es ist daher aus den Statistiken nicht ersichtlich, gegen wie viele Personen im Zusammenhang mit rechtsextremistischen Straftaten Ermittlungsverfahren eingeleitet sowie Hauptverfahren eröffnet worden sind und Verurteilungen erfolgten. Eine Erfassung der wegen rechtsextremistischer Straftaten eingeleiteten und beendeten Ermittlungsverfahren erfolgt bei den Staatsanwaltschaften, die das erhobene Zahlenmaterial jährlich dem Justizministerium mitteilen. Für das zweite Quartal 2016 liegen dem Justizministerium noch keine Zahlen vor. 6. In wie vielen Fällen wurde die Ermittlung eingestellt? Auf die Antwort zu Frage 5 wird verwiesen. (Ausgegeben am 23.08.2016) Drucksache 17/6336 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort der Landesregierung - Drucksache 17/6115 - Rechte Straftaten in Niedersachsen im zweiten Quartal 2016 Anfrage der Abgeordneten Julia Willie Hamburg, Helge Limburg, Meta Janssen-Kucz, Filiz Polat und Belit Onay (GRÜNE) Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport