Niedersächsischer Landtag − 17. Wahlperiode Drucksache 17/6674 1 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort der Landesregierung - Drucksache 17/6460 - Stellenwert der interkulturellen Kommunikation in der niedersächsischen Lehrerausbildung und -weiterbildung Anfrage der Abgeordneten Christian Grascha und Björn Försterling (FDP) an die Landesregierung , eingegangen am 09.09.2016, an die Staatskanzlei übersandt am 15.09.2016 Antwort des Niedersächsischen Kultusministeriums namens der Landesregierung namens der Landesregierung vom 10.10.2016, gezeichnet In Vertretung Erika Huxhold Vorbemerkung der Abgeordneten An niedersächsischen Schulen werden in steigendem Maße Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Kulturkreisen unterrichtet. Der Anteil der Lehrkräfte mit Migrationshintergrund steigt hingegen weit weniger schnell. Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration hat gemeinsam mit der Mercator-Stiftung in einem aktuellen Bericht kritisiert, dass die Lehrkräfte in Deutschland auf die interkulturelle Kommunikation in der Schule nur unzureichend vorbereitet werden. Vorbemerkung der Landesregierung Die interkulturelle Kommunikation in Schulen ist durch die vermehrte Zuwanderung seit 2014 wieder stärker in den Fokus gerückt. Die Vorbereitung der Lehrkräfte auf diese Thematik in der Ausund Weiterbildung ist in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich ausgeprägt. Niedersachsen ist eines von fünf Bundesländern, das den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt systematisch in der Lehramtsausbildung verankert hat. In der erwähnten Studie der Mercator-Stiftung wird dies auch hervorgehoben. 1. Welchen Stellenwert hat die interkulturelle Kommunikation in der niedersächsischen Lehrerausbildung? Die Studierenden aller Lehrämter erwerben im Studium Basisqualifikationen in den Bereichen Heterogenität von Lerngruppen, Grundlagen der Förderdiagnostik und Inklusion, Deutsch als Zweit- und Bildungssprache, Berufsorientierung sowie interkultureller Kompetenz. Es ist ganz im Sinne der Verzahnung der beiden Phasen der Lehramtsausbildung, dass diese Basisqualifizierungen im Vorbereitungsdienst erweitert und vertieft werden. Die Basisqualifikationen orientieren sich an ländergemeinsamen Beschlüssen der KMK. Sie heben die Bedeutung des Umgangs mit Heterogenität und Vielfalt auch mit Blick auf interkulturelle Dimensionen an zentraler Stelle hervor, stehen aber zugleich im Zusammenhang mit interkulturellen Kompetenzen, die schon seit 2007 in der Nds. MasterVO-Lehr und seit 2010 in der APVO-Lehr für die erste und zweite Phase der Lehrerausbildung maßgeblich sind. Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/6674 2 2. Welchen Stellenwert hat die interkulturelle Kommunikation bei der Weiterbildung von Lehrkräften in Niedersachsen? Seit 2015 stehen allen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen in Niedersachsen flächendeckend 15 Sprachbildungszentren der Niedersächsischen Landesschulbehörde beratend und unterstützend zur Verfügung. Für jedes Sprachbildungszentrum agiert eine Vollzeitkoordinatorin oder ein Vollzeitkoordinator flankiert von zwei bis drei Sprachbildungsmoderatorinnen und Sprachbildungsmoderatoren . Die Inanspruchnahme der Sprachbildungszentren durch die Schulen erfolgt über das Onlineportal für Beratung und Unterstützung der Niedersächsischen Landesschulbehörde. Zusätzlich können über das Portal die Fachberatungen Interkulturelle Bildung bzw. Unterrichtsqualität sowie die Schulentwicklungsberatungen angefragt werden, zu deren Programm auch die Vermittlung der Interkulturellen Kommunikation gehört. Der Kreis dieser Multiplikatorinnen und Multiplikatoren wird fortwährend weiter qualifiziert. Schulleitungen und Funktionsträger werden vom Niedersächsischen Landesinstitut für Schulische Qualitätsentwicklung (NLQ) in ihrer Beratungs- und Führungskompetenz geschult, um eine adäquate Kommunikation mit Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrkräften verschiedener Kulturen zu ermöglichen und interkulturelles Lernen als wesentlichen Bestandteil der Schulentwicklung zu verankern. Für die Schulleitungen wurden bislang vier regionale Fachtage (in Lüneburg, Braunschweig, Bramsche , Vechta) zum Thema „Sprachförderung und Interkulturelle Schule“ durchgeführt; weitere Fachtage sind in Planung. Zudem werden seitens der Niedersächsischen Landesschulbehörde weitere Informationstage angeboten. Das NLQ bietet im Zusammenhang mit Interkultureller Kommunikation ein breitgefächertes Fortbildungsportfolio an, das den hohen Stellenwert der Interkulturellen Kommunikation bei der Weiterbildung von Lehrkräften in Niedersachsen reflektiert. In vierteljährlich stattfindenden landesweiten Tagungen des NLQ erhalten Lehrkräfte Basisqualifikationen in Deutsch als Zweitsprache und Interkultureller Kommunikation. Diese Basiskenntnisse werden durch regionale Angebote der Kompetenzzentren vertieft. Angesichts zunehmender multinationaler Lerngruppen wird ein interkulturelles Bewusstsein als notwendige Bedingung für eine moderne Unterrichtsentwicklung verstanden und entsprechend vermittelt. Inhaltlicher Schwerpunkt der aktuellen Fortbildungspraxis ist der sprachbildende Fachunterricht, der Lehrkräfte aller Fächer für sprachliche und kulturelle Belange der Schülerinnen und Schüler sensibilisieren soll. Zusätzlich bestehen Fortbildungsangebote zur Realisierung eines erweiterten Unterrichtsangebots in den wichtigsten zusätzlichen Erstsprachen der Schülerinnen und Schüler (Türkisch, Russisch, Polnisch, Arabisch). Diese Maßnahme hat die Förderung der Mehrsprachigkeit in Schulen zum Ziel und soll damit auch langfristig eine Interkulturelle Kommunikation sicherstellen. 3. Wie bereitet die Landesregierung Quer- und Seiteneinsteiger auf die erhöhten Anforderungen interkultureller Kommunikation an niedersächsischen Schulen vor? Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, die ihre Tätigkeit direkt im Schuldienst aufnehmen, werden an Studienseminaren qualifiziert. Die Qualifizierungsmaßnahmen umfassen die Teilnahme an Seminarveranstaltungen und orientieren sich damit auch an Kompetenzen, die sich auf interkulturelle Kommunikation beziehen. Diese sind in der APVO-Lehr seit 2010 verankert. Es wird dazu auf die Antwort zu Frage 1 verwiesen. Gleiches gilt für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, die den Weg über einen Vorbereitungsdienst gehen und analog zu Lehrkräften im Vorbereitungsdienst ausgebildet werden. (Ausgegeben am 17.10.2016) Drucksache 17/6674 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort der Landesregierung - Drucksache 17/6460 Stellenwert der interkulturellen Kommunikation in der niedersächsischen Lehrerausbildung und -weiterbildung Anfrage der Abgeordneten Christian Grascha und Björn Försterling (FDP) Antwort des Niedersächsischen Kultusministeriums