Niedersächsischer Landtag − 17. Wahlperiode Drucksache 17/8043 1 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort der Landesregierung - Drucksache 17/7853 - Wie viele Suizide gab es von Flüchtlingen in Niedersachsen? Anfrage der Abgeordneten Jan-Christoph Oetjen und Christian Grascha (FDP) an die Landesregierung , eingegangen am 06.04.2017, an die Staatskanzlei übersandt am 12.04.2017 Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport namens der Landesregierung vom 10.05.2017, gezeichnet Boris Pistorius Vorbemerkung der Abgeordneten Die Welt berichtet am 02.04.2017, dass sich die Zahl der versuchten Selbstmorde von Flüchtlingen in Bayern verdreifacht habe. Im Jahr 2016 hätten in Bayern 162 Flüchtlinge versucht, sich das Leben zu nehmen. Besonders hoch sei die Zahl dem Bericht zufolge bei Afghanen, so der Artikel weiter . Vorbemerkung der Landesregierung Für Niedersachsen liegen zu Suiziden und zu Suizidversuchen von Asylbewerberinnen und Asylbewerbern keine validen Daten vor. Weder im Zuständigkeitsbereich des Sozial- noch des Innenressorts werden hierzu Daten in Verbindung mit Herkunftsland und Aufenthaltsstatus erhoben. Suizidversuche betreffen die ärztliche Schweigepflicht, sofern in ihrer Folge eine ärztliche Behandlung erforderlich ist. Für Asylbegehrende, die nach Abschluss des Erstaufnahmeverfahrens auf die Städte und Gemeinden verteilt werden, sind nach dem Niedersächsischen Aufnahmegesetz die Landkreise, die Region Hannover, die kreisfreien Städte sowie die Landeshauptstadt Hannover und die Stadt Göttingen für die Durchführung des Asylbewerberleistungsgesetzes zuständig. Eine Abfrage bei diesen Kommunen führte zu dem Ergebnis, dass keine der Kleinen Anfrage entsprechenden Statistiken geführt werden. Darüber hinaus gab es keine vollständigen Rückmeldungen. Von den insgesamt 47 abgefragten Kommunen haben 30 geantwortet. Davon haben 17 Kommunen keine weiteren Angaben gemacht bzw. machen können. Auch die übrigen 13 Kommunen führen keine Statistik, haben aber die ihnen bekannt gewordenen Fälle benannt. Eine Differenz in der Anzahl der Suizidversuche zur Anzahl der betroffenen Asylbewerberinnen und Asylbewerber begründet sich in den mehrfach begangenen Suizidversuchen einer/eines oder mehrerer Asylbewerberinnen oder Asylbewerber. 1. Wie viele Selbstmordversuche gab es von Asylbewerbern seit 2013 in Niedersachsen (bitte nach Jahren und Herkunftsländern aufschlüsseln)? Nach den Meldungen der 13 Kommunen, die Angaben gemacht haben, stellen sich die Suizidversuche wie folgt dar: Neben den im Folgenden nach Jahren differenziert dargestellten Suizidversuchen wurden darüber hinaus 13 Suizidversuche ohne zeitliche Differenzierung gemeldet. Davon kamen die Betroffenen Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/8043 2 aus folgenden Herkunftsländern: Afghanistan, Libanon, Montenegro, Russische Föderation, Serbien , Sudan und Syrien. 2013 Anzahl der Suizidversuche Anzahl der betroffenen Asylbewerberin /Asylbewerber Herkunftsländer 1 1 Afghanistan 1 1 Iran 4 4 Russische Föderation 6 6 Gesamt 2014 Anzahl der Suizidversuche Anzahl der betroffenen Asylbewerberin /Asylbewerber Herkunftsländer 1 1 Afghanistan 2 2 Iran 1 1 Serbien 2 2 Syrien 1 1 Libanon 1 1 Pakistan 8 8 Gesamt 2015 Anzahl der Suizidversuche Anzahl der betroffenen Asylbewerberin /Asylbewerber Herkunftsländer 3 3 Afghanistan 1 1 Algerien 1 1 Iran 1 1 Marokko 3 3 Mazedonien 1 1 Montenegro 1 1 Pakistan 3 3 Serbien 5 3 Syrien 19 17 Gesamt 2016 Anzahl der Suizidversuche Anzahl der betroffenen Asylbewerberin /Asylbewerber Herkunftsländer 10 10 Afghanistan 2 2 Albanien 1 1 Algerien 2 2 Elfenbeinküste 1 1 Eritrea 1 1 Georgien 1 1 Irak 8 8 Iran 1 1 Libanon 6 6 Montenegro 3 3 Serbien 3 3 Sudan 11 10 Syrien 50 49 Gesamt Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/8043 3 2017 Anzahl der Suizidversuche Anzahl der betroffenen Asylbewerberin /Asylbewerber Herkunftsländer 2 2 Afghanistan 2 2 Algerien 1 1 Elfenbeinküste 1 1 Georgien 1 1 Irak 1 1 Iran 1 1 Libanon 1 1 Marokko 1 1 Sudan 3 3 Syrien 14 14 Gesamt Aus der Landesaufnahmebehörde Niedersachen (LAB NI) wurden folgende Suizidversuche von Asylbewerbern gemeldet: 2015 Anzahl der Suizidversuche Herkunftsländer 2 Syrien 2 Afghanistan 4 Gesamt 2016 Anzahl der Suizidversuche Herkunftsländer 2 Marokko 1 Iran 1 Bosnien 4 Gesamt 2017 Anzahl der Suizidversuche Herkunftsländer 1 Albanien 1 Gesamt 2. Wie viele Selbstmorde gab es von Asylbewerbern seit 2013 in Niedersachsen (bitte nach Jahren und Herkunftsländern aufschlüsseln) Welche Motive lagen bei den jeweiligen Fällen vor? Die Suizide stellen sich nach den Meldungen der 13 Kommunen, die Angaben gemacht haben, wie folgt dar. Die Motive sind in diesen Fällen nicht bekannt. Jahre Anzahl der Suizide Herkunftsländer 2014 1 Iran 2016 1 Afghanistan 1 Eritrea 1 Somalia 2017 1 Sudan Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/8043 4 Aus der LAB NI wurde in dem gefragten Zeitraum ein Suizid eines Asylbewerbers aus der Elfenbeinküste im Jahr 2017 gemeldet. 3. Welche Motive lagen bei den jeweiligen Fällen vor? Sofern Gründe für die Suizidversuche gemäß der Frage 1 überhaupt bekannt waren, wurden am häufigsten „akute Psychosen, psychische Probleme, Depressionen, Tablettenmissbrauch und Drogensucht “ (15 Meldungen) genannt. Danach folgten „Entziehung der Abschiebung“ und „Konfliktsituation im Asylverfahren/abgelehnter Asylantrag“ mit jeweils sieben und „Familienkonflikte/häusliche Gewalt“, „Trennung oder Tod von Lebenspartnern, Eltern, Angehörige“ fünf Nennungen. Ebenfalls mit jeweils mit vier Nennungen wurden die „Durchsetzung höherer sozialer Leistungen“ und „drohende Abschiebung“ sowie „drohende Abschiebung in die Niederlande und andere EU-Staaten“ mit drei Nennungen angegeben. Darüber hinaus wurden „keine Möglichkeit des Familiennachzugs “ und „Perspektivlosigkeit“ jeweils zwei Mal genannt. Im Übrigen können zu der Motivlage der betroffenen Personen keine Auskünfte erteilt werden. (Ausgegeben am 12.05.2016) Drucksache 17/8043 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort der Landesregierung - Drucksache 17/7853 - Wie viele Suizide gab es von Flüchtlingen in Niedersachsen? Anfrage der Abgeordneten Jan-Christoph Oetjen und Christian Grascha (FDP) Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport