Niedersächsischer Landtag − 17. Wahlperiode Drucksache 17/8450 1 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort der Landesregierung - Drucksache 17/8392 - Ausbreitung von Hantaviren auch in Niedersachsen? Anfrage der Abgeordneten Sylvia Bruns, Almuth von Below-Neufeldt, Björn Försterling und Christian Dürr (FDP) an die Landesregierung, eingegangen am 29.06.2017, an die Staatskanzlei übersandt am 05.07.2017 Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung namens der Landesregierung vom 10.07.2017, gezeichnet In Vertretung Jörg Röhmann Vorbemerkung der Abgeordneten In Deutschland sind schon jetzt mehr als doppelt so viele Menschen an Hantaviren erkrankt wie im gesamten Jahr 2016. Das Hantavirus wird von Nagetieren übertragen, die das Virus über Kot und Urin ausscheiden. Bei Menschen verursacht der Erreger eine grippeähnliche Krankheit mit Symptomen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. In schweren Fällen kann es sogar zu einem vorübergehenden Nierenversagen kommen. Vor allem im Südwesten Deutschlands grassieren derzeit Infektionen mit dem Hantavirus. Seit Beginn des Jahres wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) allein in Baden-Württemberg 357 Fälle gemeldet, das Gesundheitsministerium des Bundeslandes hat sogar 464 Erkrankungen registriert. Vorbemerkung der Landesregierung Hantaviren gehören zur Gruppe der Bunyaviridae. Es gibt mehrere Serotypen. In Mittel- und Nordeuropa ist hauptsächlich das Puumala-Virus verbreitet, seltener der Serotyp Dobrova. In anderen Regionen Europas kommen auch die Serotypen Belgrad, Seoul und Hantaan vor. Vor allem Rötelmäuse, aber auch Brandmäuse oder Wanderratten stellen in Deutschland das Reservoir für das Puumala-Virus dar. Ein gehäuftes Auftreten von Hantavirus-Infektionen steht daher meist in Zusammenhang mit einer starken Vermehrung der Nagerpopulation. Die Ursache liegt in der regelmäßig im Abstand von zwei bis vier Jahren stattfindenden Buchenmast . Viele Mäuse überleben den darauffolgenden Winter aufgrund des sehr guten Nahrungsangebots . In der Region Osnabrück gibt es große Buchenwälder, eine durchseuchte Mäusepopulation und eine sensibilisierte Ärzteschaft. Daher liegt dort in diesem wie auch in den vergangenen Jahren der Schwerpunkt der Fälle in Niedersachsen. Der Landkreis Osnabrück hat nach Abstimmung mit dem NLGA bereits am 10.04.2017 eine Presseinformation veröffentlich und frühzeitig auf die in diesem Jahr zu erwartenden hohen Fallzahlen und Präventionsmaßnahmen hingewiesen. https://www.landkreis-osnabrueck.de/der-landkreis/pressestelle/pressemeldungen/38011-gesund heitsdienst-warnt-vor-hanta-erregern Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/8450 2 1. Wie hat sich die Zahl der Fälle in Niedersachsen im Vergleich zu den Jahren 2016 und 2015 verändert? Nach Infektionsschutzgesetz gemeldete Hantavirus- Erkrankungsfälle in Niedersachsen 2010 bis 2017 Jahr 01.01. bis 31.12. Davon 01.01. bis 05.07. 2010 123 73 2011 23 6 2012 143 89 2013 13 6 2014 67 25 2015 34 16 2016 54 19 2017 (69) (69 2. Worauf ist die Veränderung nach Ansicht der Landesregierung zurückzuführen? Siehe Vorbemerkung. 3. Welche Maßnahmen kann man ergreifen, um eine Ansteckung zu verhindern? Als besonders gefährdet gelten Berufsgruppen, die sich viel im Freien aufhalten - wie Jäger, Forstwirte , Land- und Waldarbeiter und Soldaten. Das erhöhte Erkrankungsrisiko, das man in aktuellen Untersuchungen insbesondere bei Hundebesitzern und Pilz- und Beerensammlern gefunden hat, liegt wahrscheinlich an dem vermehrten Aufenthalt dieser Gruppen in Waldgebieten. Ein erhöhtes Risiko besteht auch beim Reinigen lange ungenutzter und unbelüfteter Räume (wie z. B. Scheunen , Dachböden, Garagen, Lagerräume oder Werkstätten), in denen sich Mäuse oder Ratten aufhalten könnten. Zur Vorbeugung wird empfohlen, beim Reinigen dieser Räume ausreichend zu lüften und möglichst wenig Staub aufzuwirbeln bzw. mit feuchten Tüchern zu reinigen und sich anschließend gründlich die Hände zu waschen. Kommt es bei derartigen Tätigkeiten dennoch zu Staubentwicklungen, wird darüber hinaus das Tragen von Atemschutz (Feinstaubmaske FFP2, erhältlich im Baumarkt) empfohlen , insbesondere in Regionen mit hohen Fallzahlen. Mäuse, Ratten und deren Exkremente sollten , wenn nötig, nur mit Handschuhen angefasst werden. Das Landesgesundheitsamt stellt Informationen zu Hantavirus-Infektionen auf seiner Internetseite bereit und hat ein Merkblatt zu diesem Thema herausgegeben. Darüber hinaus ist ein ausführlicher Bericht zur Auswertung der intensivierten Surveillance der Jahre 2008 bis 2012 abrufbar: www.niga.niedersachsen.de > Infektionsschutz > Krankheitserreger/Krankheiten > Hantavirus- Infektionen (Ausgegeben am 18.07.2017) Drucksache 17/8450 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort der Landesregierung - Drucksache 17/8392 Ausbreitung von Hantaviren auch in Niedersachsen? Anfrage der Abgeordneten Sylvia Bruns, Almuth von Below-Neufeldt, Björn Försterling und Christian Dürr (FDP) Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung