Niedersächsischer Landtag − 17. Wahlperiode Drucksache 17/8657 1 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort der Landesregierung - Drucksache 17/8616 - Ausbreitung des Buchsbaumzünslers in Niedersachsen Anfrage der Abgeordneten Dr. Gero Hocker, Hermann Grupe und Christian Grascha (FDP) an die Landesregierung, eingegangen am 22.08.2017, an die Staatskanzlei übersandt am 24.08.2017 Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz namens der Landesregierung vom 30.08.2017, gezeichnet Christian Meyer Vorbemerkung der Abgeordneten Der Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis) ist ein aus Ostasien stammender Kleinschmetterling aus der Familie der Crambidae, dessen Raupen Schäden durch Kahlfraß an Buchsbäumen verursachen können. Er breitet sich, von Süddeutschland kommend, immer weiter in Deutschland und den Niederlanden aus. 1. In welchen Landkreisen Niedersachsens hat sich der Buchsbaumzünsler besonders stark ausgebreitet? Der Buchsbaumzünsler wurde 2007 erstmals in Europa festgestellt (Weil und Kehl am Rhein, Baden -Württemberg). Die Einschleppung erfolgte wahrscheinlich durch Importe von Buchsbaum aus China im Jahr 2006. Von dort aus verbreitete sich der Falter in Deutschland (2017: Befall in 15 Bundesländern bekannt) und Europa (dokumentiertes Auftreten in 23 Ländern Europas). In Niedersachsen wurde erstmals 2008 ein Befall festgestellt (Erstauftreten vermutlich 2007, Salzbergen , südliches Emsland). Die Kenntnisse zur aktuellen Verbreitung des Buchbaumzünslers in Niedersachsen stellen sich wie folgt dar: - LK Emsland: Erstbefall 2008. Die Population erscheint etabliert. - LK Hannover: Erstbefall 2008. Die damals bekannte Population wurde getilgt. Weitere Meldungen erfolgten im Jahr 2017. Die Population des Buchsbaumzünslers erscheint etabliert. - LK Ammerland, Gemeinde Apen, Erstbefall spätestens 2013. Ausweitung des Befalls in die Gemeinden Edewecht seit 2015. - LK Cloppenburg: Im nördlichen Teil ist Befall bekannt. - Stadt Oldenburg: 2013 wurden Fraßschäden beobachtet, kein Nachweis der Tiere. Im Jahr 2017 wurde aus mehreren Regionen Niedersachsens neuer Befall bekannt: - Stadt Hannover (Herrenhäuser Gärten, denkmalgeschützter Park) - LK Ammerland, Gemeinden Rastede und Bad Zwischenahn - Städte Osnabrück, Emden und Delmenhorst Niedersächsischer Landtag – 17. Wahlperiode Drucksache 17/8657 2 Es handelt sich jeweils um lokales Auftreten, flächendeckendes Massenauftreten ist bisher nicht zu verzeichnen. Es gibt keine Erkenntnisse zur tatsächlichen Abundanz der Art in den genannten Landkreisen oder darüber hinaus. 2. Welche Auswirkungen hat die Ausbreitung des Buchsbaumzünslers auf die Gartenbauwirtschaft in Niedersachsen? Bisher sind durch das Auftreten des Buchsbaumzünslers innerhalb Niedersachsens kaum Auswirkungen auf die Gartenbauwirtschaft festzustellen. 3. Wie hat sich der Verkauf von Buchsbäumen in Niedersachsen seit der massenhaften Ausbreitung des Buchsbaumzünslers entwickelt, und wie prognostiziert die Landesregierung die weitere Entwicklung? Der Absatz von Buchsbaum ist rückläufig. Der Rückgang der Nachfrage ist allerdings überwiegend auf das Auftreten der pilzlichen Erkrankung „Buchsbaum-Blattfall“, verursacht durch Cylindrocladium buxicola (Hauptfruchtform: Calonectria pseudonaviculata und Calonectria henricotiae) zurückzuführen . Das erste Auftreten dieser Erkrankung ist für Niedersachsen und Deutschland für 2004 dokumentiert. Bei weiterer Verbreitung des Buchsbaumzünslers in Niedersachsen ist zu erwarten, dass die Nachfrage nach Buxus weiter nachlässt. Ähnliche Entwicklungen sind aus Süddeutschland bekannt. Dies wird eine Anpassung der Produktionszahlen nach sich ziehen. Es ist zu erwarten, dass sich der Buchsbaumzünsler landesweit etablieren kann. Ohne adäquate Bekämpfungsmaßnahmen sind die Bestände an Buchsbaum in Privatgärten und im öffentlichen Grün gefährdet. 4. Welche Maßnahmen sind gegen die Ausbreitung des Buchsbaumzünslers möglich? Die natürliche Ausbreitung des Buchsbaumzünslers (aktiver Flug, Windverfrachtung) kann nicht beeinflusst werden. Bei Auftreten sind lokal Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Im Rahmen des Integrierten Pflanzenschutzes stehen verschiedene Maßnahmen zur Verfügung: Vorbeugende Maßnahmen: 1. Zur Sortenempfindlichkeit liegen bisher nur Einzelbeobachtungen vor, die eine geringere Attraktivität bestimmter Sorten für den Falter denkbar erscheinen lassen. Versuche dazu laufen. 2. Abdecken mit Kulturschutznetzen. Bekämpfungsmaßnahmen: 3. Biotechnologisch: Mittels Pheromonfallen kann eine Befallsfeststellung erfolgen (Fang der männlichen Falter), um schließlich eine frühzeitige Bekämpfung der nächsten Raupengeneration zu ermöglichen. 4. Biologisch: Natürlich auftretende Gegenspieler oder eingesetzte Nützlinge sind bisher nicht effektiv . 5. Physikalisch: Mechanisches Entfernen: Absammeln per Hand und nachfolgendes Abtöten (Einfrieren, Übergießen mit sehr heißem Wasser). Abspülen mittels Hochdruckreiniger. 6. Chemisch: Die Anwendung der Indikation entsprechend zugelassener Insektizide ist sowohl im Privatgarten als auch im öffentlichen Grün zulässig. Hierbei ist die Applikationstechnik entscheidend , da die Wirkstoffe dorthin gelangen müssen, wo die Raupen fressen (vor allem im Inneren der Büsche). Die Behandlung sollte gezielt gegen möglichst junge Raupen gerichtet sein. (Ausgegeben am 30.08.2017) Drucksache 17/8657 Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort der Landesregierung - Drucksache 17/8616 - Ausbreitung des Buchsbaumzünslers in Niedersachsen Anfrage der Abgeordneten Dr. Gero Hocker, Hermann Grupe und Christian Grascha (FDP) Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau-cherschutz